RaptvrE, Phobiatic und Steorrah am 02.02.2019 in der Halle am Rhein, Köln

“RaptvrE, Phobiatic und Steorrah am 02.02.2019 in der Halle am Rhein, Köln“

Bands: RaptvrE, Phobiatic, Steorrah

Ort: Die Halle am Rhein, Köln

Datum: 02.02.2019

Kosten: 7,50€ VK, 10,00€ AK

Genre: Blackened Death Metal, Crossover, Death Metal, Technical Death Metal, Progressive Death Metal

Besucher: ca. 50 Besucher

Link: https://www.facebook.com/events/362087864354855/

 

Eigentlich hatte ich für diesen Samstag den Besuch einer anderen Show geplant, aber für Die Halle am Rhein wurde ein Fotograf gesucht. Da ich Phobiatic und Steorrah schon mehrmals live erleben durfte und daher weiss, was für geile Shows die Männer immer wieder abliefern, sprach das schon mal für Köln. Und wenn Kirill, der bei den grandiosen Ayahuasca ja schon sehr aktiv ist, eine neue Band am Start hat, kann die eigentlich nur genauso abgedreht sein. Also alles Gründe, die für Köln sprechen, und so geht es also auf die Dauerbaustelle A3 zu einer störungsfreien und sehr entspannten Hinfahrt. Dass ich dann direkt nach meiner Ankunft auch noch gleich auf Kirill treffe, der mich vor Einlass in die Halle lässt, ist dann schon mal das erste Highlight des Abends, auch wenn es in der Halle nicht wesentlich wärmer ist als draußen. Aber bei sehr netten Gesprächen mit den Männern von Phobiatic und Steorrah vergeht die Zeit bis zum Einlass dann doch sehr schnell.

Ihren ersten Auftritt hat heute die Band RaptvrE, die im Moment auch fleißig am Debütalbum werkelt. Aus der Taufe gehoben wurde RaptvrE bereits Anfang vergangenen Jahres von Gitarrist/Sänger Kirill (Pripjat, Ayahuasca) und Bassist Stefan (Shitshifter, Nvrvd). Im Gegensatz zu den bereits erwähnten Ayahuasca sind RaptvrE im Grunde minimalistisch besetzt. Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug, das war’s. Wenn aber die Männer an Gitarre und Schlagzeug auch bei Ayahuasca rumwirbeln und am Mikro und am Bass genauso verrückte Typen stehen, kann man sich ansatzweise denken, was jetzt auf der Bühne abgeht. Sänger Thorn hat sich dann auch gleich mal das Gesicht mit Corpsepaint verziert, aber auch ohne das hätte ich wohl die ersten Minuten fast vergessen zu fotografieren. Eine vollkommen abgedrehte Mischung aus Black Metal, Death Metal, Technical Death Metal, Progressive Death Metal… tbc 😀 Genauso, wie Ayahuasca, lassen sich auch RaptvrE nicht in eine Schublade pressen, sondern haben sich aus dem großen Apotherschrank der Musik bedient und aus den Behältnissen viele homöopathische Dosen zu einem Gesamtkunstwerk zusammengemischt. So bin sicherlich nicht nur ich nach dieser fulminanten Show zum Einstieg gespannt, was da noch kommt.

Raptvre @ Halle am Rhein 2019 02 02

Die Band Phobiatic gibt es tatsächlich schon seit dem Jahr 2008, ich hatte sie im Juni 2017 bei einer Show in Krefeld zum ersten Mal live erlebt. Schon damals wusste ich gar nicht, wer mich mehr beeindruckt. Sind es die Flitzefinger Robert an der Gitarre und Christian am Bass, ist es Drummer Kai, der die Wortschöpfung „Death Metal Geknüppel“ im wahrsten Sinne mit Leben erfüllt und dabei immer so unangestrengt aussieht, oder ist es Fronter Sebastian, der so unsagbar fiese Growls raushaut. Auf eine EP und drei Alben können Phobiatic verweisen, und wenn sie dann in der Setliste von alten auf die neuen Songs vom selbstbetitelten Album aus 2017 wechseln, hört man direkt, dass sie, sofern man das beim Death Metal überhaupt sagen kann, etwas „feinfühliger“ geworden sind. Da wird nicht mehr einfach nur rumgeballert, sondern die Melodik rückt etwas mehr in den Vordergrund, ohne gleich als Melodic Death Metal abgestempelt werden zu können. Nicht nur Phobiatic können mit ihrer Show zufrieden sein, auch die Besucher sind es, und so verabschiedet sich Sebastian zufrieden mit einem letzten „Prost Köln“.

Phobiatic @ Halle am Rhein 2019 02 02

Auch Steorrah sind schon ziemlich lange aktiv, genauer gesagt, seit über zehn Jahren. Genau wie Phobiatic haben sie mittlerweile drei Alben veröffentlicht. Das letzte, The Altstadt Abyss, das im vergangenen November rausgehauen wurde, hat einhellig nur begeisterte Kritiken eingefahren. Das ist aber auch kein Wunder, denn hier haben Steorrah wirklich alles reingepackt, was in Progressive Death Metal reinzupacken ist. Auch vor kleinen jazzigen Sequenzen wird nicht zurückgeschreckt, und manchmal ist man sogar versucht zu tanzen. Das soll nun nicht heissen, dass Steorrah leichte Kost servieren, im Gegenteil. Die Songs sind lang, zehn Minuten sind keine Seltenheit, sie fordern den Hörer heraus, wollen, dass man sich mit ihnen beschäftigt. Das haben einige der anwesenden Fans auch hinlänglich getan, neben mir steht ein junger Mann, der sein „Luftschlagzeug“ genauso auf den Takt beherrscht, wie Christian an den Drums bei Steorrah. Sehr beeindruckend! Beeindruckend auch hier die Arbeit an den Instrumenten, denn neben den technischen Fertigkeiten kommen hier ja noch die teils wahnwitzigen Rhythmus- und Tempowechsel dazu, die im völligen Einklang von den vier Männern präsentiert werden. Wegen des Anwohnerschutzes muss die Show eigentlich um 22 Uhr beendet sein, Steorrah sind um 21:54 Uhr durch. Die vehement geforderte Zugabe passt aber ziemlich genau noch rein. Der Titeltrack von The Altstadt Abyss ist zwar auch noch mal knapp 10 Minuten lang, aber drauf gesch…! So verklingt dann also der allerletzte Ton des Abends, und auch Steorrah dürfen sich über lauten Applaus freuen.

Steorrah @ Halle am Rhein 2019 02 02

Das war dann also wieder mal eine dieser von mir immer wieder so gern besuchten Underground-Shows, die mit ungefähr 50 Gästen dann fast schon gut besucht war. Wieder einmal frage ich mich, warum nicht mehr Metalheads zu diesen Shows gehen. Die Bands, die dort spielen, stehen meiner Meinung nach den etablierten in kaum einem Punkt nach. Natürlich gibt es keine riesigen Bühnen, keine fulminante Bühnenshow inklusive kreiselnder Drummer oder fliegender Sänger, kein Flutlicht oder gar eine Lasershow. Hier geht es vorrangig um die Musik, und dem Death Metal ist es egal, ob da Suffocation oder eben Phobiatic auf der Bühne stehen. Das sollte es den Fans eigentlich auch sein, denn die Bands im Underground geben genau so ihr Bestes, wie die großen Bands. Hier im Underground ist es aber zum einen schon mal günstiger (wo gibt es schon ein Bundle aus drei CDs + Shirt für 35€, von den Eintrittspreisen jetzt mal gar nicht zu reden?), sehr familiär und sehr fanfreundlich. Die Bandmitglieder sieht man meistens von Einlass bis Verabschiedung immer irgendwo in der location, da entwickeln sich aus vielen Gesprächen und Treffen teilweise auch Freundschaften. Und last but not least auch die kleinen Clubs, von denen es ja leider immer weniger gibt, freuen sich über jede Unterstützung. Also, einfach mal hingehen! Im besten Fall entdeckt Ihr geile Bands, im schlechtesten Fall schmeckt dann hoffentlich wenigstens das Kaltgetränk.