Red Eleven – Collect Your Scars

“Hier hat man zu viel gewollt“

Artist: Red Eleven

Herkunft: Jyväskylä, Finnland

Album: Collect Your Scars

Spiellänge: 51:17 Minuten

Genre: Alternative Rock, Alternative Metal

Release: 18.03.2016

Label: Lifeforce Records

Link: https://www.facebook.com/redelevenband

Bandmitglieder:

Gesang – Tony Kaikkonen
Gitarre und Backgroundgesang – Teemu Liekkala
Gitarre – Tom Gardiner
Bassgitarre – Petteri Vaalimaa
Schlagzeug – Pasi Pasanen

Tracklist:

  1. I Follow
  2. Just A Game
  3. Different Kind
  4. Last Grain Of Sand
  5. Know Yourself
  6. Tainted Scene
  7. All Emotions At The Same Time
  8. And So I Took His Life
  9. The Mark
  10. Too Much To Ask
  11. Yarn Of Life

Red Eleven - Collect Your Scars

 

Die Geschichte der Band Red Eleven beginnt im Jahr 2009, damals nannte man sich noch Projekt Red Eleven, weil man noch nicht wusste, ob man mit den aufgenommenen Demosongs wirklich etwas erreichen könnte. Dann wurde aber alles auf eine Karte gesetzt, die bis dato noch nur aus zwei Mitgliedern bestehende Band wurde personell aufgestockt, und im Jahr 2013 dann das Debütalbum Idiot Factory veröffentlicht. Im September 2014 erschien das zweite Album Round II, dem ich allerdings nur 6,8/10 Punkten geben konnte. Da ich aber immer gespannt bin, ob und wie sich eine Band vielleicht doch noch entwickelt, habe ich mit auch das dritte Album Collect Your Scars, das am 18.03.2016 über Lifeforce Records veröffentlicht wird, zum Review gegriffen. Ob der Name des Albums hier Programm ist? Zumindest gibt es schon mal eine Änderung, mit Tom Gardiner hat die Band einen neuen Gitarristen am Start.

Gleich beim ersten Song I Follow stelle ich mir zunächst die Frage, warum unter den Bandmitgliedern kein Keyboardspieler genannt ist, dann das Instrument ist hier unüberhörbar, allerdings im positiven Sinne. Ein richtig tolles Stück Alternative Metal, das mich stellenweise an die alten Songs von Linkin Park denken lässt und meine Hoffnung hoch hält, dass dieses Album nun doch endlich die Wende zum Positiven bringt.

Ziemlich in Richtung Punkrock driftet Just A Game ab, zumindest bis zum Chorus. Der wird dann fast schon hymnisch und ist sehr eingängig. Auch hier wieder sehr gelungen der Mix zwischen dem tiefen Gesang von Teemu Liekkala und der sehr tollen Stimme von Tonny Kaikkonen. Bei Different Kind machen Red Eleven dann wieder einen kleinen Sidestep. Dieses Mal geht es in Richtung Muse mit einem leichten Touch von Alter Bridge. Sogar das sehr geile Gitarrensolo könnte von Letztgenannten stammen.

Sehr ruhig und nur mit Klavier startet Last Grain Of Sand, hier kriegt der Gesang von Tony Kaikkonen fast schon einen souligen Klang. Auch im weiteren Verlauf ändert sich am Tempo nicht viel, wobei ich noch nicht von einer Ballade sprechen würde. Auf jeden Fall ist der Song fast schon radiotauglich. Das ist Know Yourself eher nicht, der Song kommt teilweise sehr bombastisch mit dramatischem Keyboard und mit verfremdeten Stimmen daher, um gleich darauf in einen Limp Bizkit-artigen Rhythmus zu wechseln. Nicht wirklich meins, aber sechs Lieder kommen ja noch.

Beim folgenden Tainted Scene geht es wieder sehr ruhig los, dieses Mal allerdings mit Schlagzeug und Keyboard. Dann entwickelt sich dieser Song allerdings zu einem wahren Klangmonster und zu so etwas, wie meiner persönlichen Über-Powerballade, bei der es sogar Growls auf die Ohren gibt. Sehr, sehr gelungen! Bei All Emotions At The Same Time bin ich teilweise wieder bei den alten Werken von Linkin Park, aber Red Eleven haben anscheinend genug Erfahrung gesammelt, um noch spezielle finnische Zutaten in genau der richtigen Mischung in den großen Topf zuzugeben und ein richtig gutes Midtempo-Stück Alternative Metal daraus zu machen.

Eine weitere Ballade gibt es mit And So I Took His Life, dem längsten Stück des Albums, auf die Ohren. Auch wieder teilweise sehr bombastisch und mit einem krassen Ausbruch, der mich unsanft aus meinem Dämmerschlaf reisst. Zum Ende des Songs hin geht es dann sehr in Richtung Guns ’n‘ Roses. Und da Red Eleven ja die Abwechslung lieben, legt The Mark dann gleich mal wieder einen ordentlichen Zahn zu und geht wieder zurück zum richtig guten Alternative Rock.

Einen ganz und gar anderen Weg gehen Red Eleven bei Too Much To Ask, was leider schon wieder eine Ballade ist. Diese hier ist allerdings rein akustisch gehalten. Zum Schluss reissen Red Eleven es aber mit Yarn Of Life doch noch mal raus. Zum großen Teil schon fast aggressiv gehalten, fährt auch die Instrumentalfraktion noch mal alles auf, was aus den Instrumenten rauszuholen ist. Der Gesang erinnert mich an eine Mischung aus Dave Grohl und Kurt Cobain, auch der Stil driftet teilweise in den Grunge ab.

Fazit: Auch nach mehreren Hördurchläufen werde ich mit diesem Album und mit der Band Red Eleven nicht wirklich warm. Das Album ist zwar Gott sei Dank nicht so poppig, wie das Vorgängeralbum, aber die Band mischt hier Sachen zusammen, die für mich "too much" sind. Das ist dann nicht mehr nur abwechslungsreich sondern teilweise schon der musikalische und stilistische Overkill. Schade, denn die Band hat eigentlich alles, was es braucht: Zwei klasse Sänger und eine hervorragende Instrumentenfraktion. Aber beim Songwriting bzw. auch beim Zusammenstellen der Songs für das Album hapert es für mich immer noch.

Anspieltipps: I Follow, Just A Game, Tainted Scene und Yarn Of Life
Heike L.
7.5
Leser Bewertung3 Bewertungen
9.5
7.5