Rhapsody, The 20th Anniversary Farewell Tour 2018, Gruenspan, Hamburg am 02.03.2018

“Nostalgisches Zusammentreffen der erfolgreichsten Rhapsody Phase!“

Eventname: Rhapsody, 20th Anniversary Farewell Tour 2018

Headliner: Rhapsody

Vorbands: Scarlet Aura, Beast In Black

Ort:  Gruenspan, Hamburg

Datum: 02.03.2018

Kosten: € 28,00 VVK,  € 32,00 AK

Genre: Power Metal, Symphonic Metal, Neoklassischer Metal

Besucher: 670

Veranstalter: Contra Promotions

Link: https://www.contrapromotion.com/

https://www.rhapsodyoffire.com/

http://www.beastinblack.com/

https://scarletaura.net/

Setlisten:

  1. Immortal In Your Eyes
  2. The Beast Within Me
  3. My Own Nightmare
  4. Yor’re Not Alone
  5. Zombie
  6. Colour Blind

  1. Beast In Black
  2. Blood Of A Lion
  3. The Fifth Angel
  4. Eternal Fire
  5. Crazy, Mad, Insane
  6. Blind And Frozen
  7. End Of The World

  1. In Tenebris
  2. Dawn Of Victory
  3. Wisdom Of The Kings
  4. The Village Of Dwarves
  5. Power Of The Dragonflame
  6. Beyond The Gates Of Infinity
  7. Knightrider Of Doom
  8. Wings Of Destiny
  9. Riding The Winds Of Eternity
  10. Symphony Of Enchanted Lands
  11. Land Of Immortals
  12. The Wizard’s Last Rhymes
  13. Time To Say Goodbye (Con Te Partio)
  14. Holy Thunderforce

Encore

  1. Rain Of A Thousand Flames
  2. Lamento Eroico
  3. Emerald Sword

Der heutige Abend steht im Zeichen des guten alten Power Metal. Auf Ihrer 20th Anniversary Farewell Tour gastieren Rhapsody im Hamburger Gruenspan. Sie treten nochmals im klassischen Line-Up auf und das dürfte die letzte Tour in dieser Konstellation sein. Mit von der Partie sind die Rumänen Scarlet Aura und die Finnen Beast In Black. Der Einlass ist heute bereits um 18.00 Uhr, damit alle drei Bands ihren Auftritt ordentlich absolvieren können. Wir kommen problemlos in die Halle, die schon recht gut gefüllt ist. Schon am Eingang hören wir bereits die ersten metallischen Klänge von Scarlet Aura.

Ich schaffe es noch in den Graben und kann für zwei Songs ein paar Bilder schießen. Frontfrau Aura Danciulescu hat zu unserer Freude eine ordentliche Stimme und ihre drei männlichen Begleiter liefern ebenfalls eine beachtliche Leistung ab. Der Auftritt ist gelungen und so merkt man den Musikern aus Bukarest die Spielfreude an. Da ist nichts langweilig runtergespielt, sondern sie haben Spaß und werden ihrer Rolle als Support mehr als gerecht. So gibt es nicht nur freundlichen Beifall, sondern ehrlich gemeinten, ausgiebigen Applaus. Der Auftritt ist relativ kurz. Fünf eigene Songs, die meisten vom letzten Album Memories und das Cover Zombie von den Cranberries können aber voll überzeugen. Gitarrist Mihai Thor Danciulescu ist neben der Frontfrau der treibende Motor. Seine Gitarrenarbeit kann sich durchaus hören lassen und zeichnet sich ebenfalls als Komponist aus. Durch die Reichweite der Tour sollte sich der Bekanntheitsgrad der jungen Truppe signifikant steigern.

Nach der kurzen Umbaupause entern Beast In Black die Bühne. Wir haben sie ja bereits im Dezember als Vorband von Beyond The Black gesehen und waren von der schieren Spielfreude und der unbändigen Power begeistert. Auch das Album Berserker hat super Kritiken eingefahren und so sind sie für den Emma Award für das beste Metal Album nominiert. Die werden ihren Weg machen und das ist Anton Kabanen und seinen Mitstreitern zu gönnen. Sie legen mit dem Song Beast In Black los und von der ersten Sekunde ist Power da. Sänger Yannis Papadopoulus hat die Zuschauer gleich auf seiner Seite. Auch der zweite Gitarrist Kasperi Heikkinen sorgt mit seinen Flitzefingern bei den schnellen Nummern für den nötigen Speed. Heute erleben wir dann auch den neuen Drummer Atte Palokangas. Der sitzt hinter seiner Schießbude und grinst wie ein Honigkuchenpferd. Das kraftvolle Spiel gibt die richtige Dynamik und wird von Bassist Mate Molnar ergänzt. Sie konnten sich bereits eine große Anhängerschar erspielen und sind für mich wieder die Gewinner des Abends. Songs wie Blood Of A Lion oder auch Eternal Fire animieren zum Mitsingen und sind einfach geballte Power Tracks. Schön anzusehen, dass alle drei Griffbrettnutzer bei Crazy, Mad, Insane eine Augenmaske mit eben den drei Worten in LED-Schrift aufgesetzt haben. Leider ist auch hier nach sieben Songs Schluss. Ich hätte gern noch mehr gehört und gesehen.

Nachdem die Bühne für Rhapsody bereitet ist, fangen diese um 20:30 Uhr an. Das besondere an dieser Tour ist, dass sich hier neben der aktuellen Luca Turillis Rhapsody Besetzung auch ehemalige Wegbegleiter eingefunden haben. Das sind Sänger Fabio Lione und Drummer Alex Holzwarth. Keyboarder und Gründungsmitglied Alex Staropoli hat nicht zugesagt, da er lieber an neuer Musik für Rhapsody On Fire arbeitet. Schade. Das Grünspan ist nicht ganz ausverkauft aber trotzdem drängen sich viele nach vorn, um sich dieses von 2004 bis 2011 erfolgreiche Bündnis anzusehen. Auch der Balkon ist gut gefüllt und somit eine tolle Kulisse für die fünf Italiener. Mit dem Intro In Tenebris geht es los, danach gleich weiter mit Dawn Of Victory vom gleichnamigen 2000er-Album. Auf der Facebook Seite war angekündigt, dass das gesamte Symphony Of Enchanted Lands Album gespielt wird und so kommt dann auch sogleich Wisdom Of The Kings. Sänger Fabio Lione brilliert am Mikro und weiß die Fans gleich in seinen Bann zu ziehen. Sein gesangliches Spektrum ist sehr hoch ausgeprägt und so kann er nicht nur Power Metal, sondern auch mit einem guten Bariton aufweisen, den er noch an anderer Stelle eindrucksvoll präsentieren wird. Die beiden Gitarristen Luca Turilli und Dominique Leurquin fallen durch gute Soli auf. Was zunächst komisch aussieht, ist die sehr hoch geschnallte Capelli Gitarre bei Luca und auch seine schlangenhaften Bewegungen muten zunächst befremdlich an. Allerdings ist er ein Meister seines Faches und das hört man hier deutlich. Auch Dominique Leurquin beherrscht die Kunst des Spielens, wirkt aber lockerer. Es schließen sich die Songs The Village Of Dwarves und Power Of The Dragonflame an. Auffallend ist das immer noch gute musikalische Verständnis füreinander und das daraus resultierende positive Gesamtergebnis. Gewohnt druckvoll hämmert Alex Holzwarth auf seine Felle. Er hat scheinbar viele Anhänger, denn die Alex, Alex Rufe hallen durch den Saal. Schade, dass er regulär in keiner Band mehr spielt, aber er ist noch jung und da kann sich immer etwas ergeben. Am Bass liefert Patrice Guers eine mehr als solide Leistung ab. Das tief sitzende Käppi lässt sein Gesicht meist im Halbdunkel, außer er tritt an den Bühnenrand, um eine mächtige Basslinie rauszuhauen. Das macht ihm dann sichtlich Spaß und damit überzeugt er alle.

Vom Enchanted Lands Album folgt jetzt Beyond The Gates Of Infinity, welches bisher noch nicht auf der Bühne live gespielt wurde. Nur zu dieser Tour haben sie sich für diesen Track entschieden. Das hat sich gelohnt, auch wenn ich das musikalisch nicht mehr so auf der Pfanne habe. Die Präsenz der Stücke ist in den letzten zwanzig Jahren doch etwas verloren gegangen. Alle CDs der Emerald Sword Saga und auch der folgenden Rhapsody Of Fire Ära stehen in meinem Regal und erfreuten sich damals einer hohen Beliebtheit und rotierten ausufernd im Player. Zu meiner Schande ist der Erkennungswert heute eher mäßig. Trotzdem ein denkwürdiger Abend, da ich bisher Rhapsody noch nie gesehen hatte. Es folgen Nightrider Of Doom und Wings Of Destiny. Gerade bei Letzterem sind die Zuschauer textsicher und gehen voll ab. Es schließen sich zwei weitere Titel des Enchanted Lands Silberlings an. Dabei darf Alex Holzwarth dann ein fulminantes Drum Solo von sich geben und das macht er außerordentlich unterhaltsam. Langsam nähern wir uns dem Ende. Da ich die Setlist gesehen habe, weiß ich, dass nach The Wizards Last Rhymes eine Soloeinlage von Patrice Guers am Bass kommt. Das muss man mal gesehen haben, was der da auf seinem Bass anstellt. Da werden nicht nur einfach die vier Seiten angeschlagen, sondern ein virtuoses Fingerspiel entlockt dem Instrument unglaubliche Töne. Hier zeigt ein Meister seines Faches die hohe Kunst eines Bassisten auf diesem oftmals unterschätzten Instrument. Absolut sehens- und hörenswert. Meisterlich eben. Danach lässt Fabio Lione seinem Talent freien Lauf. Nur mit leichtem Orchesterplayback intoniert er Time To Say Goodbye von Andrea Boccelli im Alleingang und zeigt, dass er auch gut Opern singen könnte. Zunächst dachte ich an ein Vollplayback, das habe ich dann aber schnell revidiert. Es folgt noch Holy Thunderforce, bevor sich die Truppe verabschiedet. Aber es fehlt ja zumindest noch der Kracher Emerald Sword.

Und so kommen sie nach kurzer Pause und lauten Rhapsody Rufen zurück und bringen drei weitere Titel. Rain Of Thousand Flames, das italienische Stück Lamento Eroico und das von allen sehnlichst erwartete Emerald Sword. Da wird der gesamte Saal nochmals richtig munter und intoniert lauthals den Refrain. „For the king for the land for the mountain for the green valleys where dragons fly for the glory the power to win the black lord I will search for the emerald sword”. Ein mitgebrachtes Plastikschwert wird auf die Bühne gereicht und Fabio nutzt das Zeichen. Dann ist endgültig Ende. Natürlich darf das Verteilen von Sticks, Plektren und Abklatschen nicht fehlen. Zufriedene Gäste bleiben zurück und unterhalten sich noch über diesen Auftritt. Schnell werden wir aber rausgekehrt, damit im Gruenspan sauber gemacht werden kann. Im Foyer drängen sich noch viele um Beast In Black, die sich für Autogramme, Bilder und ein paar Worte eingefunden haben. Auch Scarlet Aura sind komplett da und promoten sich und ihre Alben. Das ist der Weg, um heute noch zusätzliche wichtige Einnahmen zu generieren. Die Fans sollten das nutzen und bekommen dafür auch noch schöne Bilder und signierte Exemplare. Nicht der Stream finanziert den Künstler. Nur so kann es gehen, dazu gehört aber natürlich auch, dass die Musik gut und gefällig ist. Ein Autogramm der gesamten Rhapsody Besetzung wäre schon cool gewesen, aber ob die Italiener noch rauskommen werden, ist unklar. Deshalb machen wir uns vom Acker. Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass in der Setlist einige der Enchanted Lands Songs fehlen. Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Angekündigt war das gesamte Album zu spielen. Somit war aber Platz für andere Klassiker.

Fazit: Klassisches Line-Up des Headliners sorgt für ein zukünftig kaum noch erlebbares Konzertereignis. Es ist eine Farewell Tour und somit wird diese Konstellation nicht mehr auftreten. Also für Liebhaber dieser Formation mehr als nur lohnenswert. Dazu ein finnischer Support, der, das dürfte außer Frage stehen, seinen Weg machen wird. Nicht mehr lange und Beast In Black sind selbst Headliner einer Tour. Es bedarf nur noch ein paar weiterer Alben und Songs. Und auch noch eine hier relativ unbekannte Band, die aber erfrischend spielte und ihre Sache gut gemacht hat. Ein schönes Package für einen guten Abend.