Ruhrpott Metal Meeting 2018 vom 07.12.2018 – 08.12.2018 in der Turbinenhalle, Oberhausen

„Wieder bebt der Pott – Ruhrpott Metal Meeting 2018“

Eventname: Ruhrpott Metal Meeting 2018

Bands: Pripjat, Suicidal Angels, Death Angel, Sodom, Exodus, Venom, Motorjesus, Baest, Skalmöld, Angelus Apatrida, Tankard, Lacuna Coil, D-A-D, Dark Tranquility, Alestorm und Children Of Bodom

Ort: Turbinenhalle, Im Lipperfeld 23, 46047 Oberhausen

Datum: 07.12.2018 – 08.12.2018

Tickets: Freitag 42,90 €, Samstag 53,90 €, Kombiticket 81,40 €

Genre: Thrash Metal, Death Metal, Black Metal, Heavy Metal, Metal

Veranstalter: Continental Concerts & Management GmbH

Link: https://www.ruhrpott-metal-meeting.de/

Freitag

Als wir um 18:00 Uhr die Turbinenhalle betreten, sind Pripjat schon auf der Bühne und heizen der Menge ordentlich ein. Alles deutet schon darauf hin, dass es ein erfolgreicher Festivalabend werden wird, denn bereits nach 10 Minuten Performance setzt sich die Masse vor der Bühne in Bewegung und agiert mit den noch jungen Musikern bereits wie ein eingespieltes Team. Die Suicidal Angels müssen sich ordentlich ins Zeug legen, um das Niveau zu halten, doch meistern sie diese Aufgabe mit Bravour. Es gibt den ersten Circle Pit des Festivals, die Stimmung kocht weiter hoch und man sieht den Jungs an, dass sie jede Sekunde auf der Bühne voll auskosten. Die Amerikaner von Death Angel liefern ebenfalls eine herausragende Show ab und lassen keinen Knick in die Stimmungskurve kommen. Ihnen merkt man allerdings, verglichen mit der ersten Band, mehr Professionalität an. Mit einer emotionalen Ansprache gegen Ende ihres Auftritts bedanken die sich bei den Fans und lassen keine Zweifel aufkommen, dass sie bei allem, was sie dort tun, den Spaß ihres Lebens haben.

Mittlerweile ist es 20:30 Uhr und Sodom – mein Sorgenkind des Abends – betreten die Bühne. Onkel Tom selbst genießt die gute Laune der ersten Reihen und zeigt sich so gut, wie lange nicht mehr, dennoch fällt auf, dass dort nicht viele Sodom-Fans der ersten Stunde stehen. Nach Aufforderung der Band treten nun auch die ersten Crowdsurfer auf den Plan und baden in der Menge. Nachdem die letzten Töne verklungen sind, sehe ich zweierlei Gesichter in der Halle. Auf der einen Seite gut gelaunte, meist jüngere Fans, die hier eine solide Show ihrer Idole genießen durften, auf der anderen Seite aber auch ältere Fans, denen anzumerken ist, dass sie eher enttäuscht sind, da sie eine andere Qualität gewohnt sind. Eine Dame findet sehr direkte Worte: „Das waren nicht mehr Sodom – für mich war es eine gute Sodom-Coverband.“ Dieser Auftritt hinterlässt die Besucher etwas zwiespältig. Den Bay Area Thrashern von Exodus fällt eine schwere Position zu. Nach vier guten Bands, die die Massen in Bewegung brachten, brauchen die ersten Metalheads eine kurze Verschnaufpause, um für den großen Headliner des Abends fit zu sein. Dennoch schaffen es die Jungs ein paar respektable Circle- und Moshpits zu initiieren und die Stimmung nicht in ein Tief fallen zu lassen. Um 23:00 Uhr ist es endlich so weit! Venom betreten die Bühne! Fast 40 Jahre stehen die Engländer nun schon auf der Bühne und trotzdem wirken sie keine Sekunde gelangweilt. Diese Leidenschaft ist einfach nur ansteckend und bringt nahezu alle Gäste dazu, ihre letzten Kräfte zu mobilisieren, um noch mal ordentlich die Sau raus zu lassen. Mit Pyrotechnik und Bühnenpräsenz ziehen die metallischen Multitalente alle in ihren Bann und spielen sich durch eine nicht zu verachtende Bandhistorie. Wenn das Wort Headliner hier nicht greift, weiß ich auch nicht mehr weiter!

Samstag

Als ich es endlich schaffe gegen 17:30 Uhr vor die Ruhrpott Stage zu treten, verklingen gerade die letzten Töne von Skalmölds Gleipnir und die gute Laune der sechs Isländer steckt mich sofort an. Obwohl nicht mal seit zehn Jahren auf der Bühne, haben alle Mitglieder eine außerordentlich positive Bühnenpräsenz und spielen nicht für, sondern mit dem Publikum. Auch die zwei Gastmusiker, Einar Thor Johannsson an der Gitarre und Helga Ragnarsdottir am Keyboard, finden ihren Platz auf der Bühne, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Dies könnte wohl aber auch daran liegen, dass Skalmöld den Begriff der Metalfamilie sehr genau nehmen, denn drei der sechs Personen auf der Bühne sind Geschwister, wie die Band mir selbst später erklärt. So spielen sie einen Song nach dem anderen voller Energie und Spaß in die Halle, welche sich langsam zu füllen beginnt, hinein. Besonders fällt mir ins Auge, wie viele Fans die Texte mitsingen können, welche in einer Sprache geschrieben sind, die gerade mal 300.000 Muttersprachler vorweisen kann. Wenn das nicht für die Fähigkeiten der Band und deren Nähe zum Publikum spricht, bin ich überfragt. Nach viel zu kurzen 45 Minuten verabschiedet sich die Truppe aus dem hohen Norden und übergibt die eingeheizte Meute in die Hände von Tankard. Währenddessen bearbeiten die Spanier von Angulus Apatrida bereits die Bretter der Flöz Stage in der Nebenhalle ebenfalls für kurze 45 Minuten. Mit schnellem Sound und ohne große Schnörkel spielen die Spanier soliden Thrash Metal und unterhalten die Masse vor der kleineren Bühne besser, als einige bekannte Bands des Vortages. Um 18:35 Uhr führen Tankard das Programm auf der Ruhrpott Stage mit gewohnt spaßiger Haltung weiter fort. Wer jetzt aber nur an Saufmusik denkt, hat weit gefehlt. In den Pausen zwischen den einzelnen Tracks redet Frontmann Gerre seinen Fans immer wieder, über Themen wie Antifaschismus und Antirassismus, ins Gewissen und bezieht somit eine klare Haltung im Weltgeschehen. Hier findet er allerdings den perfekten Mittelweg, diese Veranstaltung nicht zu einer Lehrstunde verkommen zu lassen und bittet unter anderem eine junge Dame zum Engtanz auf die Bühne. Unter großem Jubel der Fans drehen die Zwei so ihre Runden, bis es mit den härteren Tönen – und somit im klassischen Programm – weitergeht. Auf der Flöz Stage geht es derzeit weitaus melodischer zu, denn die Alternative Metaller von Lacuna Coil sind nun an der Reihe. Die Italiener bieten eine ruhige aber mit Andrea Ferro und Cristina Scabbia als gesangliches Duo interessante Show. Emotional und von viel Leidenschaft geprägt führt das Quintett durch den Abend, bis es um 19:40 Uhr für Dark Tranquillity Platz machen muss. Mit immenser Verspätung betreten die Schweden um 20:30 Uhr endlich die Flöz Stage. Nach kurzer Entschuldigung an die Fans beginnt die Truppe um Mikael Stanne mit einer Show, für die sich noch eine weitere Stunde des Wartens gelohnt hätte. Über Bildschirme hinter der Band vermitteln sie zu den Songs passende Videoeffekte, woraus ein wundervolles Gesamtkonstrukt entsteht, welches den Fans die dominanten Themen der Schweden, wie Tod, Erinnerung und Verzweiflung fühlbar nahe bringt. Man kann die Augen kaum von der Bühne wenden und weiß fast schon nicht mehr, wo man hinschauen soll, um nichts zu verpassen. Hiermit endet der Abend auf der Flöz Stage adäquat und spielt den Ball zu den selbst ernannten True Scottish Pirate Metallern von Alestorm. Um 21:15 Uhr sticht die Crew um Frontman Christopher Bowes auf der Ruhrpott Stage in See. Nach nunmehr zehn Jahren und fünf Alben haben die Piraten genug Material geschaffen, um die aufgeheizte Masse vor der Bühne bei Laune zu halten. Jeder Song wird von den Fans mitgesungen und die Stimmung steigt auf den Höhepunkt, als von der Band mit „Kill the Duck!“ gefordert wird, das übergroße Quietscheentchen, welches zuvor noch fröhlich über die Hände der Fans tanzte, zu Boden zu bringen. Als zum Taio Cruz Cover Hangover auch noch Gastmusiker auf die Bühne kommen, ist es um die Fans geschehen. Kaum jemand scheint den Text nicht zu kennen – was aber auch daran liegen könnte, dass es sich bei dem Track für Viele um den Soundtrack des nächsten Morgens handeln wird. Nach über einer Stunde bei über 100%, dürfen die Jungs in ihren wohlverdienten Feierabend gehen und die Bühne für den Headliner räumen. Als es pünktlich um 23:00 Uhr dunkel wird vor der Ruhrpott Stage, steigen meine Erwartungen ins Unermessliche, bis Children Of Bodom den ersten Ton anspielen. Mit einer beeindruckenden Bandgeschichte von 25 Jahren haben die Finnen musikalisch einiges abzudecken, was ihnen in Perfektion gelingt. Während die ersten Klassiker der Band gespielt werden, wird die Bühnenbeleuchtung passend zum Albumcover verändert und taucht somit die Szenerie in eine individuelle Stimmung. Frontman Alexi Laiho wirkt wieder deutlich aktiver und energetischer als bei anderen Auftritten in der näheren Vergangenheit, spielt seine Rolle auf der Bühne aber mit wesentlich mehr Ernsthaftigkeit als die Vorgängerband. Die Finnen legen nach wie vor ihr Hauptaugenmerk auf soliden Melodic Death Metal, der für sich sprechen soll und kein großes Beiwerk von Nöten hat. Auf gewohnt hohem Niveau spielt der Headliner des Abends eine Show, welche man als abgerundet und in sich vollkommen stimmig bezeichnen kann, und beendet somit das vierte Ruhrpott Metal Meeting, wie es dem Festival gebührt.