Seraphic Entombment – Sickness Particles Gleam

Verzweifelte Klänge aus den tiefen Höhlen Alabamas

Artist: Seraphic Entombment

Herkunft: USA

Album: Sickness Particles Gleam

Spiellänge: 54:30 Minuten

Genre: Death Metal, Doom Metal

Release: 13.10.2023

Label: Everlasting Spew Records

Link: https://everlastingspewrecords.bandcamp.com

Bandmitglieder:

Gesang und Schlagzeug – CM
Gitarre – CB
Gitarre – JB
Bassgitarre – RS

Tracklist:

1. Vault Of Vision
2. Angel’s Entrail
3. Carried By Claws
4. Writhing Lungs
5. Quivering Majesty

Seit dem Jahre 2017 ballert dieses Quartett herum, in dieser Konstellation seit dem Jahre 2019. 2019 erschien dann auch gleich ein Demo und danach hörte man erst einmal nichts mehr von der Band Seraphic Entombment. Ob es nun an der Pandemie lag oder weil drei der vier Mitglieder auch noch bei der Band Ectovoid sind, kann ich nicht sagen. Spielt ja auch keine Rolle. Einen Deal mit Everlasting Spew Records konnte man ergattern und nun hauen sie uns ihr Debüt um die Ohren.

Ein ziemlich langes Intro in Form einer Geräuschkulisse gibt es zu Beginn von Vault Of Vision zu hören. Nach 70 Sekunden, und so lange war es dann doch nicht, geht es los. Ganz langsames Riff, nur wenig Anschläge und dazu natürlich auch ganz langsames Drumming. Doom halt. Dreckiger Sound und im Hintergrund erklingt ein düsterer, kranker Schrei. So geht es erst einmal los. Erinnert mich an My Dying Bride. Die kommen mir persönlich als erste in den Sinn. Nach 3:30 Minuten gibt es ein Argh und man wechselt ins langsame Midtempo. Recht groovig. Die Vocals werden eher geschrien als gegrowlt und sind nur von kurzer Dauer. Diese nehmen dann aber auch Fahrt auf. Das Tempo bleibt im Midtempo und nun hört man den Misch aus Death Metal und Doom heraus. Ich mag es, aber mir sind die Songs immer zu lang. Auch der Opener geht über zwölf Minuten. Einige Parts drücken halt wirklich und können überzeugen, werden aber zu lang gespielt, wie ich finde. Ein grundsätzliches Problem von mir in Bezug auf diese Musikrichtung. Dann geht man wieder ganz in den Keller und doomt sich einen ab. Kriechend geht man zu Werke, als würde man nicht fortkommen wollen. Muss man auch erst einmal so spielen. Screams und Growls ertönen nun, das Tempo bleibt aber natürlich langsam. Komischerweise ziehen einen die Parts in ihren Bann. Der nachfolgende hat dann auch ein melodisches Element dabei, welches schön düster und gefährlich klingt. Die Gitarre spielt dann vor und nun könnte man meinen, es würde zum Angriff geblasen, aber dem ist nicht so. Man erhöht zwar das Tempo, aber echt nur geringfügig. Der Part fetzt dennoch und somit klingt der Song gar nicht so lang wie erwartet. Coole Idee ist die Doppelung des Gesangsparts und die langsame Melodie, die da einhergeht.

Auch das zehnminütige Stück Angel’s Entrail fängt langsam, zäh und breiig an. Das Tempo geht ins langsame Midtempo, die Growls erklingen im Hintergrund und fügen diesen düsteren Beigeschmack hinzu. Eine melodische Gitarre erklingt und bösartige Screams erfolgen. Man bleibt aber gediegen und braut ein bösartiges Getränk zusammen. Man wird noch langsamer, baut schon einen beinahe hypnotischen Gitarrenpart auf und galoppiert vor sich hin. Alles sehr minimalistisch, aber einprägsam und vor allem dunkel. Diese düstere Atmosphäre ist es, glaube ich, was die Band bezwecken möchte. Durch das langsame Tempo und die halbmelodischen Parts erzeugt man eine melancholische Grundstimmung. Immer wieder erfolgen Screams, die das Ganze so richtig böse machen. Wie beim Opener finde ich, dass es sitzt und positiv krankhaft ist, aber meines Erachtens wieder viel zu lang. Dann nimmt man das Tempo wieder ganz heraus und verwendet qualvolle Screams, die mit Growls kombiniert werden. Die Gitarre zaubert vorweg. Die Drums hauen mal ein wenig schneller drauf und nun habe ich gehofft, dass die Hölle ausbricht, aber dem ist nicht so. Das nachfolgende Riffing ist aber geil und man agiert nun auch wieder im Midtempo und erzeugt dadurch sehr viel schwarze Energie und Power. So treiben die dunklen Seelen der Protagonisten vorwärts und hinterlassen ein kleines Loch im musikalischen Herzen des Zuhörers. Dann reicht es den Protagonisten aber auch wieder mit der Geschwindigkeit und man geht noch einmal sehr ruhig und sinnig zu Werke. Am Ende gibt es noch eine Soundcollage, die das bösartige Treiben beendet.

Diese beiden Songs spiegeln das Grundgerüst und die Herangehensweise der Band gut wider. Kaum verlässt man die Grundstrukturen bzw. die Grundeinstellungen. Interessant sind auch die Vocals, die mehr oder weniger nur als brutale Unterstützung dienen und platziert eingesetzt werden, ohne, glaube ich zumindest, wirklich Texte zu präsentieren. Sie dienen mehr zur Vereinheitlichung der Dunkelheit. Klingt alles sehr düster und morbide und sicherlich nichts für moshpitfreundliche Zeitgenossen. Das Tempo bleibt aber überwiegend im doomigen Sektor und flüchtet sich ab und zu ins Midtempo. Hier und da erhöht man die Schlagzahl auch, so wie beim Song Quivering Majesty, aber das ist eher die Ausnahme. Die epischen und teilweise kakofonischen Elemente können auch etwas. Wer auf Disma, Cruciamentim, Swallowed und Autopsy abfährt, sollte hier einmal reinhören. Die Produktion ist natürlich dreckig, düster und ein wenig höhlenartig.

Seraphic Entombment – Sickness Particles Gleam
Fazit
Eine bösartige, melancholische und morbide Grundstimmung ballern uns diese Burschen aus Alabama um die Ohren. Eine langsame, aber effektive Mischung aus Doom und Death Metal. Fünf Songs in knappen 55 Minuten sprechen eine eindeutige Sprache. Bis auf die Songlänge gefällt mir das Ganze eigentlich ganz gut. Freunde des deathigen Dooms sollten unbedingt ein Ohr, oder am besten beide Ohren riskieren.

Anspieltipps: Angel's Entrail und Quivering Majesty
Michael E.
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