Søren Andersen am 28.05.2021 in der Bülows Kaserne, Fredericia (DK)

Dänemarks Gitarrengott endlich auf Guilty Pleasures Tour

Event: Guilty Pleasures Tour 2021

Artist: Søren Andersen

Support: Keinen

Datum: 28.05.2021

Genre: Rock, Hard Rock

Besucher: ca. 250

Ort: Bülows Kaserne, Fredericia, Dänemark

Kosten: 155 DKK im Vorverkauf, 200 DKK an der Abendkasse

Line-Up:

Gitarre – Søren Andersen
Bass – Michael Gersdorff Kristensen
Drums – Allan Tschicaja

Setliste:

1. Der Er Et Yndigt Land / City Of Angels
2. Agent Wells
3. The Kid / Guitar Solo
4. Satori
5. Skybar
6. Bad Weather
7. Beirut / Drum Solo
8. Bird Feeder / Bass Solo
9. 1983
10. Bipolar
Zugaben:
11. Deep Purple Medley
12. John Mogensen

Endlich wieder Konzerte, endlich wieder auf Tour!
Hä? Wie jetzt?
Ja, wir norddeutschen Schleswig-Holsteiner haben es gut. Die Nähe zu Dänemark macht Ein- und Ausreiseregularien einfach und ein Corona-Test ist schnell gemacht. In Dänemark ist vieles an Corona-Regeln schon gelockert und wir entschließen uns, Dänemarks Gitarrengott Søren Andersen einen Besuch abzustatten. Eigentlich wollten wir zum Tourauftakt nach Assens, ein Sportunfall machte mir jedoch einen Strich durch die Rechnung. So wurde es nun der Tourabschluss in Fredericia. Die Guilty Pleasures Tour hätte, wie kann es auch anders sein, schon im Februar und März des letzten Jahres mit der doppelten Anzahl Konzerten stattfinden sollen. Die Pandemie machte auch hier ganz viele Striche durch die Rechnungen. Das zur Tour gehörige Album (Rezension hier) ist ja bereits seit Oktober 2019 auf dem Markt.
So kam es dann auch, dass in Søren Andersens Geburtsstadt Fredericia die angedachte Location zu klein wurde. Das historische Tøihuset (zu deutsch „Kleiderhaus“) konnte die Personenzahl nicht mehr fassen, da es unter Corona-Bedingungen ein bestuhltes Konzert werden musste.
Da wir von der Verlegung nichts wussten, parken wir also dort erst einmal in der Nähe, bestellen uns im Havnegrillen Pølser, Øl und Softis. Entschuldigung… im Hafenimbiss Hot Dog, Bier und Softeis. Von Touristen, Maskenträgern, aber auch Musikfans weit und breit keine Spur. Das Tøihuset ist abgeschlossen, die Bedienungen im vorgelagerten Biergarten ratlos. Wir schlendern durch die Fußgängerzone und finden auch hier keinen Hinweis. Auch auf dem Amt ist nichts zu erfahren. Wir werden ungeduldig, es ist nur noch eine Stunde bis Konzertbeginn. Ein junger Däne rüttelt ebenso an der verschlossenen Tür. Er begibt sich mit seinem Handy auf Spurensuche und wird nach ein paar Minuten fündig.
Auch die neue Location ist ein ehemaliges Militärgebäude. Bülows Kaserne liegt etwa 1500 Meter vom Tøihuset entfernt direkt am Strand. Wir kommen punktgenau an. Die aufgebauten Stuhlreihen haben auf jedem fünften Platz einen Sperrvermerk. Corona-Abstände sehen bei uns anders aus.

Eine Supportband gibt es nicht. Pünktlich 20 Uhr geht das Licht aus und die Protagonisten betreten die Bühne. Michael Gersdorff Kristensen am Bass ist der unbekannteste von den dreien. Eigentlich Studiomusiker spielt er in kleineren Bands mit Namen Black Income und Superfuzz. Er hat auch auf den Aufnahmen zum Guilty Pleasures Album mitgewirkt. Allan Tschicaja dürften da schon viele kennen, sitzt er doch derzeit bei den Pretty Maids ebenso an den Drums. Als letztes natürlich Søren Andersen. Seine eigenen Projekte sind bei uns in Deutschland nicht allzu bekannt. Weder solo wie heute, noch als Electric Café hat er es über den Geheimtipp-Status herausgebracht. Als Gitarrist von Jesper Binzer, Marco Mendoza oder die Deep Purple Legende Glenn Hughes hat er es jedoch zur Bekanntheit gebracht. Aber auch mit seinem Medley Studios in Kopenhagen ist er derzeit sehr erfolgreich. Die letzten von ihm produzierten Alben wie Jesper Binzers Save Your Soul oder auch Heat Wave von den vier aufstrebenden Schwedinnen Thundermother landeten in den Charts.
Das Album Guilty Pleasures steht jedoch heute im Vordergrund. Es wird komplett und in der Reihenfolge performt. Hierbei bekommen natürlich alle drei auch ihre Soloparts. Zwischen den Stücken erzählt Søren Anekdoten, die er bei der Zusammenarbeit mit Marco Mendoza oder Glenn Hughes erlebt hat. Da mein Dänisch nicht sooo prickelnd ist, versuche ich gar nicht erst etwas davon hier wiedergeben zu wollen. Wir sind ja auch wegen der Musik da, und die ist begeisternd. Was die drei aus ihren jeweiligen Instrumenten herausholen, ist famos. Michael Gersdorff spielt seinen Bass in seinem Solo wie eine Gitarre, entlockt ihm Töne, die so sicher nicht im Sinne des Erfinders waren. Das über fünf Minuten dauernde Solo Allan Tschicaja sorgt für offene Münder im Publikum. Sørens Künste an der Gitarre sind ebenso immer wieder irre. Bei seiner Geschwindigkeit in den Fingern hätte ich nach kürzester Zeit einen Knoten darin…
Wie erwartet, ist nach den letzten Klängen von Bipolar Schluss. 94 Minuten feinster Unterhaltung sind zu Ende. Natürlich geht da noch etwas. Auch in Dänemark werden Zugaben gefordert und gegeben.
Während des Deep Purple Medleys springt Søren von der Bühne und spielt Highway Star dann auf den freien Corona-Stühlen stehend im Publikum.

Schnell noch zum Merch-Stand, bevor die Ordnungskräfte einen auffordern, den Saal zu verlassen. Der Talk mit den Gästen und Fans fällt leider aus. Wegen Corona verzichtet die Band auf das Bad in der Menge. So bleiben meine Setliste und die Vinyl leider unsigniert.
Um 22:15 Uhr sind wir schon wieder auf der leeren Autobahn. Meinem Fahrer ist das ganz recht und ich verschütte kein Øl in seinem Auto…