Southside am 23.06. – 26.06.2017 in Neuhausen Ob Eck, Tuttlingen

„Southside am 23.06. – 26.06.2017 in Neuhausen Ob Eck, Tuttlingen“

Festivalname: Southside 2017

Bands: 257ERS, A Day To Remember, Ace Tee & KWAM.E, AFROB, Alex Mofa Gang, Alle Farben, Alt-J, Antilopen Gang, Archive, Axwell ^ Ingrosso, Barones, Bilderbuch, Blink – 182, Boy, Boys Noize, Callejon, Casper, Clueso, Counterfeit, Danko Jones, DASDING Radau & Rabatz Party, Dennisconcorde, Die Antwoord, Die Kassierer, Die Orsons, Digitalism Live, Disco Ensemble, Drunken Masters, Editors, Erik Cohen, Flogging Molly, Frank Turner & The Sleeping Souls, Frittenbude, Fritz Kalkbrenner, Future Islands, Gestört aber geil, Gloria, Gogol Bordello, Green Day, Haftbefehl, Halsey, Heisskalt, Highly Suspect, HO99O9, Imagine Dragons, Irie Revoltes, Jennifer Rostock, Jimmy Eat World, Joris, K.Flang, Kensington, Kodaline, Kontra K, Linkin  Park, Lorde, LP, Mando Diao, Maximo Park, Me Forst and the Gimmie Gimmes, Milky Chance, Modestep DJ Set, Montreal, Moose Blood, Nathaniel Ratelife & the Night Sweats, Neonschwarz, Nothing but Thieves, of Mice & Men, Ok Kid, Passenger, Pictures, Rampue, Rancid, Red Fang, RL Grime, Royal Blood, Schlachthofbronx, SDP, Seasick Steve, Skinny Lister, Smile and Burn, SSIO, SXTN, Tall Heights, The King Blues, The Smith Street Band, White Stage DJ Collective, Wolfmother, Xavier Rudd, You Me at Six

Ort: Neuhausen ob Eck (Tuttlingen) – Southside, Deutschland

Datum: 23,06. – 25.06.2017

Kosten: ab 210 € (3-Tage-Kombi-Ticket)

Genre: Rock, Alternative, Independent, Hip Hop,

Link: http://www.southside.de

Das Southside letztes Jahr ist wohl jedem Besucher leider mehr schlecht als gut im Gedächtnis geblieben: nach nur wenigen Bands bzw. kaum einem richtigen ersten Spieltag wurde das dreitägige Festival in Neuhausen ob Eck bei Tuttlingen aufgrund der schweren Wetterbedingungen abgebrochen. Dieses Jahr heißt es also: Neues Jahr, neues Glück! Oder doch wieder Pech?!

Anreise

Als (einigermaßen) umweltbewusster und sparsam denkender Mensch kann man sich bei dem Southside durchaus die Anreise mit der Bahn vorstellen, denn die Kosten sind bereits im Ticket mit drin, ebenso existieren extra Züge, so zumindest zwischen der Verbindung Karlsruhe und Tuttlingen. Mit vollem Rucksack, Campingstuhl und Zelt geht es nun also zum Bahnhof, doch schnell wird klar, dass die Anreise sich um einiges schwerer gestalten wird, als zunächst geplant. Nach zuerst angegebener Verspätung von 10, später dann 40 Minuten aufgrund einer Weichenstörung fällt der eigentliche Sonderzug für das Festival komplett aus, wodurch alle Besucher auf einen regulären Zug mit Umstieg wechseln müssen. Zunächst sehr ärgerlich für alle anderen Nutzer der Bahn, da so diese mehr als überfüllt ist, später bedeutet dieser Wechsel aber auch noch mehr Ärger für die Festivalbesucher. Denn der Anschlusszug in Immendingen weißt nicht einmal ansatzweise die Größe auf, um die kommenden Massen auch weiterzubringen und so muss ein Großteil auf einen weiteren Anschlusszug warten, um dann endlich in Tuttlingen anzukommen. Diese Probleme sind zwar nicht unbedingt Teil der Organisation des Veranstalters, dennoch hätte insbesondere der Anschlusszüge zum Austragungsort eine bessere Organisation gegen das Überstopfen der Züge helfen können.

Kaum verlässt man den Bahnhof und erspäht schon die Shuttle-Busse, die einem endlich zum Ziel bringen sollen, wird der ein oder andere Besucher noch einmal gestoppt: Polizeikontrolle! Was persönlich natürlich als nervig erscheint, aber die eindeutig verstärkte Kontrolle am Bahnhof ist durchaus sinnvoll und leuchtet insbesondere im Anbetracht der letzten Ereignisse bezüglich Terroranschlägen ein – und nach kurzem Beschnuppern der Rucksäcke geht es dann auch schon weiter. Shuttle-Busse gibt es mehr als genügend, hier hat die Organisation also alles richtig gemacht. Das Gelände des Southsides kann nun also endlich begrüßt werden.

Einlass

Ein schnelles Durchkommen oder eher langsames ist stets etwas abhängig von der Ankunftszeit, jedoch zeigen sich auch hier ein paar Probleme, die man eventuell hätte vermeiden können. Das Anbringen einer „Fast Line“ für alle mit etwas weniger Gepäck ist zwar ein netter Gedanke, dennoch müssen sich alle Besucher eines weiteren Eingangs mitsamt Kontrolle unterziehen, wodurch Wartezeiten von bis zu 4 Stunden in der Mittagszeit entstehen, was bei dem sonnigen Wetter für viele eine Herausforderung bedeutet. Dieses Anstauen hätte durch einen früheren Einlass oder mehrere Kontrollstellen wohl behoben werden können.

Das Gelände

Was beim Southside sich als sehr positiv erweist ist die Größe des Festivals selbst. Denn das Gelände ist nicht zu riesig und dennoch stehen hier die Zelte nicht so knapp beieinander, dass manch einer Platzangst kriegen könnte – es erscheint ausreichend Platz vorhanden zu sein und von jedem Zeltlager kann man auf guten, befestigten Wegen das Festival-Gelände erreichen. Nach einer etwas langen und holprigen Fahrt kommt man nun also zufrieden Donnerstagsabends an und das Festival kann nun endlich losgehen.

 

Donnerstag Freitag Samstag Sonntag
Smile And Burn Counterfeit

 

HO9909 Nothing But Thieves
Moose Blood Flogging Molly Heisskalt
  Jennifer Rostock Greenday Jimmy Eat World
  You Me At Six Imagine Dragons Royal Blood
  Of Mice & Men A Day To Remember
  Callejon Blink-182
    Linkin Park

 

Donnerstag

Der Donnerstag selbst zählt offiziell noch nicht gezwungenermaßen als Spieltag und dennoch geben sich einige wenige Acts die Ehre, das Festival zu eröffnen.

Unter diesen Acts befindet sich auch die deutsche Punkrock Gruppe Smile And Burn, welche, passend zu ihrem Bandnamen, sich grinsend und laut auf der White Stage präsentiert und offensichtlich nichts daran auszusetzen hat, dass sie das Festival eröffnen und dabei noch nicht alle ins Zelt gefunden haben. Die Laune ist, wie Punkmusik es braucht: gut und bereit zum Ausrasten. Das Publikum, die Meisten wohl noch unvertraut mit der Band, feiert die Songs und lässt sich der Musik hingeben.

Freitag

Mit Freitag ist nun endlich der erste Spieltag von Dreien angebrochen. Und da man es vor Freude kaum abwarten kann, erscheint die Tatsache, dass die erste Band des Tages erst um 16 Uhr anfängt, leicht spät – aber gut, so nutzt man halt die Zeit für das Rahmenprogramm und Camping, welches schließlich beim Festival auch dazugehört.

Um 16 Uhr geht es dann endlich los mit Counterfeit. Die englischen Punkrocker haben erst dieses Jahr ihr Debütalbum veröffentlicht – die Tatsache, dass sie bereits auf der Hauptstage vor recht vielen Besuchern spielen könnte auf jeden Fall schon einmal für die Band sprechen. Die gelieferte Mischung aus Punk und Alternative Rock kommt beim Publikum mehr als gut an: es wird getanzt, gemosht und der Kopf geschwungen. Counterfeit versteht es, sich nicht für Rock oder Metal oder Punk zu entscheiden, sondern platziert sich mit ihren Songs irgendwo in der Mitte und liefert dadurch ein unterhaltsames und fetziges Programm ab. Interessantes Wissen nebenbei: dem ein oder anderem könnte der Frontmann der Band bekannt vorkommen. Dabei handelt es sich nämlich um Jamie Campbell Bower, englischer Schauspieler und bekannt durch Filme wie Chroniken der Unterwelt, Twilight oder auch Harry Potter.

Danach geht es direkt mit Moose Blood weiter. Die englische Emo-Band war zuletzt als Support von A Day To Remember in Deutschland zu sehen und scheint vielen Fans doch noch in guter Erinnerung geblieben zu sein. Das Publikum lauscht, schwingt den Körper leicht zur Musik – moshen oder gar headbangen ist undenkbar, dafür ist Moose Blood dann doch zu ruhig, manch einem vielleicht eine Spur zu ruhig. Insgesamt wirkt das Set nett, schafft es jedoch nicht, den Zuschauer komplett zu fesseln.

Gefesselt sein kann man dann wieder bei Jennifer Rostock. Mit ihren deutschen Texten, denen es an Bedeutung nicht mangelt, schart sie eine große Menge Fans um sich: Die Sängerin weiß es, mitsamt ihrer Band die Bühne zu rocken, politische Aussagen zu treffen, ohne dabei das Publikum zu überreizen und dabei auch noch ein geiles Metal-Feature mit Nico War zu präsentieren, welches wohl jeden Fan von Screamo überzeugen kann.

Danach geht es wenig später zurück ins Zelt, um sich wieder mit Engländern zu beschäftigen: dieses Mal mit You Me at Six. Die Band, welche sich irgendwo zwischen Rock, Pop und Punk bewegt, haben erst vor einiger Zeit mit Night People ein neues Album veröffentlicht. Und während vieler dieser Songs zum Besten gegeben werden, so dürfen auch Klassiker wie z.B. Bite my Tongue nicht fehlen – welcher auch live ohne Oli Sykes wunderbar funktioniert und das Publikum zum Ausrasten bringt. Bei Take On The World werden dann die Lichter bzw. Feuerzeuge ausgepackt und einige Tränen vergossen – so wie das halt ist bei vielseitiger Musik.

Für Fans im Bereich Metalcore bedeuten wohl die beiden nächsten Bands gute Versorgung: Of Mice & Men rocken und zerreißen das Zelt. Die Band versteht es auch ohne Austin am Mikro, ihre Songs zum Besten zu geben, einen niemals endenden Pit zu kreieren und den Rest des Publikums durch Headbangen ins Schwitzen zu bringen. Und wer dann noch nach Mitternacht etwas Energie übrig hat, kann diese bei Callejon loswerden. Auch hier gibt es genug Bewegungseifrige, jedoch auch einige Fans, die sich eher in eine Ecke hocken und die Musik so genießen – zu lange und anstrengend war dann doch der erste Tag, der mit einer guten Portion Metal zu Ende geht.

 

Samstag

Beim Blick auf die Bands, welche einem den Samstag vergnügen sollen, ist man als Rock- und Metal Fan leider nur zu Teilen bedient – vielleicht ist man aber auch von Festivals wie dem Summer Breeze, welches fast lediglich Bands in diesem Genre aufführt, verwöhnt. Und so schaut man sich eben auch mal Künstler an, welche man unter anderen Umständen wohl eher nicht sehen würde.

So z.B. auch HO9909, die einen seltsamen Mix aus Punk und Reggae zu präsentieren scheinen. Das Duo macht dem kleinem Publikum Laune – auch wenn es etwas Bereitschaft bedarf, sich auf die doch etwas komische Musik einzulassen.

Besonders interessant am Samstag gestaltet sich natürlich auch der Headliner. Nachdem man sich bei Flogging Molly schon einmal etwas warm gemosht hat, kann dies auch bei Green Day fortgesetzt werden. Die durchaus sehr lange Show beinhaltet sowohl Klassiker für die Menge als auch Songs aus dem letzten Album – dem Publikum gefällts, es wird getanzt, gelacht und der Platz vor der Bühne scheint von Beginn an keinen Menschen mehr aufnehmen zu können vor lauter Fülle. Und obwohl Green Day es schafft. dass Publikum zu berühren, existiert doch an kleinen Stellen und Momenten dem Wunsch nach etwas mehr Präsenz der Band bzw. stärker Bedeutung der Lieder. Dies könnte mit der Länge des Sets zusammenhängen und die Frage, ob Green Day nun überzeugen konnte oder nicht, spaltet am Ende viele Besucher nach dem Konzert in eine lange Diskussion. Doch bevor das eigentliche Ende kommt, passiert noch etwas Unwillkommenes: plötzlich wird alles um die Bühne herum und diese natürlich auch dunkel. Nach ein paar Anspielversuchen seitens der Band wird den Zuschauern schnell klar: Stromausfall. Wenige Minuten haart das Publikum noch aus, bevor schließlich das offizielle Ende eingeläutet wird, da der Fehler wohl doch nicht so schnell behoben werden kann. Für Green Day-Hardcore-Fans vermutlich ein sehr tragischer Moment, dennoch gehen die meisten Zuschauer nach einem eh schon zweistündigem Set recht zufrieden vom Konzert weg.

Nach Mitternacht schafft es dann noch Imagine Dragons auf der Blue Stage von ihrem Können zu überzeugen. Der Mix aus Indie und Rock, welcher normalerweise eher im Radio auf Gleichgültigkeit stoßt, kann live eine ganz andere Wirkung entfalten und plötzlich erscheint eine Band, die man bisher als gewöhnlich und langweilig gesehen hat, in einem ganz anderem Licht. Die Songs machen Spaß, sind voller Effekte und dennoch Gefühl, sodass man an einigen Stellen gar zu Tränen gerührt ist. Imagine Dragons verabschieden den Samstag mit einer wahren Glanzleistung. Danach huscht man auch eher schnell ins Bett, denn der Kopf weiß: Am Sonntag steht doch noch so Einiges an….

 

Sonntag

Der letzte Spieltag bedeutet nicht automatisch bereits Endspurthefühle, ganz im Gegenteil. Es wird eher von einer Band zur anderen gewechselt und kaum eine Atempause dabei eingelegt. Zu gut ist auch immer noch die Stimmung und das Wetter, welches das Festival über die kompletten drei Tage nicht im Stich gelassen hat.

Mittags geht es also dann schon los mit Nothing But Thieves. Die Alternative Rock Band aus England präsentiert sich sowohl auf der Bühne in schwarz als auch musikalisch stilsicher und versteht es, harte Gitarren mit weichem Gesang zu verbinden und dabei eine rockige Atmosphäre, perfekt für den ganzen Tag, den Zuschauern zuzuspielen.

Wer Fans von Gefühl und dennoch Energie ist, flüchtet danach am besten direkt ins Zelt: die deutsche Band aus Stuttgart Heisskalt weiß nämlich genau diese beiden Komponenten zu verbinden. Mit ihren fast ausschließlich deutschen Texten gehen sie dem Zuschauer unter die Haut, kratzen dabei nicht an oberflächigen Themen, sondern scheinen alles und jeden in Frage zu stellen. Das Publikum kommt aus der Bewegung nicht mehr hinaus: egal ob Mosh oder Circle Pit, zu keiner Sekunde steht hier jemand still. Ebenso auffällig ist wohl auch der Publikum-Mix: ob junge Mädchen oder ältere Männer, hier ist jeder Willkommen und fühlt sich verstanden. Diese doch eigentliche kleine Band schafft es, was selbst die Großen wie Green Day nicht immer können: mit wirklich jedem Song zu überzeugen und zu berühren.

Mit Jimmy Eat World und Royal Blood kann man sich nach dieser aufwühlenden Show eine kleine Verschnaufpause gönnen. Jimmy Eat World liefern ein sehr sanftes, aber schönes Set ab, welches zum ersten Mal bereits den Nostalgiefaktor während des Festivals aktiviert und man nun doch schon etwas das Ende der wunderschönen drei Tage fühlen kann. Das Rocker-Duo um Royal Blood haut zwar ordentlich auf die Trommel, doch auch mit Hilfe des Lichtergerüsts im Hintergrund schaffen die Beiden es nicht ganz zu überzeugen. Zu eintönig erscheint das Set, auch wenn ein paar Songs im Kopf hängen bleiben.

Vor dem eigentlichen Headliner des Abends kommt ein Doppelpack an Punk Rock, welches schon sehr lange auf der Wunschliste ganz oben stand: A Day To Remember und Blink-182 geben sich die Ehre. A Day To Remember versteht es wie keine andere Band Metal Screams und Punk zu mischen, lieben es, die Zuschauer mit Luftballons oder Merchandise zu bewerfen und rufen auch trotz Crowdsurf-Verbot zu eben genau diesem auf. Die Band macht Spaß und der Mix aus alten Klassikern wie If It Means A Lot to You und neuen Song wie Paranoia scheint das Publikum mehr als glücklich zu machen.

Mit ordentlich Punk geht es dann, wenn auch etwas älter besetzt, mit Blink-182 weiter. Das Trio liefert ihr Set zwar mit weniger Interaktion als ihre Vorspieler ab, präsentieren sich aber dafür dennoch in bester Laune und mit coolen Videos im Hintergrund. Das Bühnenbild schreit einem förmlich Punk entgegen und die Songs verbreitet diese Laune nur noch mehr. Lediglich etwas mehr Zugang zum Publikum hätte man sich wünschen können.

Und nach diesem regelrechten Punk-Fest heißt es nun erst einmal warten, warten, warten. Denn zwischen Blink-182 und dem Headliner des Abends existiert eine doch recht lange Pause, doch kaum ein Besucher im vorderen Bereich scheint gewillt wegzugehen. Und nach etwas mehr als einer Stunde ist es dann soweit: Linkin Park betritt die Bühne! Die Band, welche sich in Urzeiten im Nu Metal bewegte, musste mit ihrem letzten Album, welches mehr oder weniger gute Pop Songs aufzuweisen hatte, sehr viel Kritik einstecken und stand allgemein sehr im Fokus und der Diskussion. Das Set dann auch mit Talking To Myself anzufangen scheint direkt eine Nachricht zu sein: Die Band steht zu ihren Songs und wird nicht ihr neues Album verstecken, nur weil es eventuell negative Reaktionen hervorrufen könnte.

In ihrem zweistündigen Set liefert Linkin Park sowohl neue Songs, als auch mehr als genug alte Klassiker, welche sich vor allem in der zweiten Hälfte ansiedeln und selbst bekannte und geliebte Songs aus den mittleren Alben scheinen das Set komplett aufeinander abzustimmen. Über den Auftritt selbst scheint jeder eine ganz andere Meinung zu pflegen: es gibt unzufriedene Stimmen, welche gar fluchtartig das Konzert wieder verlassen haben und solche, die mehr als nur eine gute Zeit hatten.

Als mein persönlich erstes Live Konzert von Linkin Park schaffen es die Amerikaner meiner Meinung jedoch, trotz der neuen und eher schwächeren Songs auf ganzer Linie zu überzeugen. Es wird nicht einfach jeder Song nur rauf und runter gespielt, das Set ist beschmückt mit Zwischenparts, Remixen und Akustikversionen, welche alle zum Besten gegeben werden. Genre? Nun, dass lässt sich bei dieser Band nicht zuordnen und genauso sollte es auch sein: Linkin Park bewegt sich von Pop, zu Metal zu Rock zu Balladen zu Electro und lässt dabei keinen Stein auf dem anderen stehen oder auch nur einen Zuschauer unberührt. One More Light oder auch die Piano Version von Crawling bedeuten nicht nur Tränen für viele Fans, sondern ganz nahe Momente mit Sänger und Frontmann Chester, welche die ruhigeren Songs nutzt, um die Interaktion und die Nähe mit den Fans zu suchen. Klassiker wie Numb oder auch das Remember The Name-Intro während Waiting For The End bringt die Meute zum Ausrasten. In The End darf dann sogar vom Publikum komplett alleine angefangen werden, bis die Band freudestrahlend nach ein paar Zeilen einspringt.

Linkin Park beweisen, dass sie nicht nur genau wissen, was sie tun, sondern auch, dass sie komplett hinter ihrer Musik und hinter jeglichem Wandel, den diese Band mitgemacht hat, stehen, sowie ihre Fans. Besonders an dem Live Set der Amerikaner ist dabei definitiv die vielen Abwandlungen und Versionen, die man sonst so nicht erwarten würde und die das Erlebnis nur noch besser machen. Und selbst die in der Tat etwas gewöhnungsbedürftigen neuen Songs entfalten live noch einmal eine ganz neue, andere Wirkung und scheinen mit dem Southside-Publikum zu funktionieren. Eine große Pyro-Show oder Zugabe gibt es nicht, dennoch hat Linkin Park ersteres dabei auch gar nicht nötig. Mit ihrem Auftritt geht dann das Southside auch mit dem persönlichen Highlight zu Ende.

 

Fazit zum Festival

Was 2016 total in die Hose ging, funktionierte dieses Jahr ohne Verschnaufpause: Das Wetter verlief komplett ohne Regen oder sonstige unschöne Dinge und präsentierte sich von bester Seite für ein Festival.

Und obwohl das Southside eigentlich nicht sich zu sehr mit Bands im Bereich Rock und Metal beschäftigt, lohnt es sich dennoch, dass Line-Up im Auge zu behalten, da der Mix aus Alternative, Punk, Pop und Rock quasi für jeden Musikliebhaber was bereit hält und mit Bands wie A Day To Remember oder auch Callejon dann doch einige Überraschungen auf Lager hat. Organisatorisch zeigt sich das Southside durchaus solide, jedoch hätte man hinsichtlich der Trinkwasserstellen definitiv mehr auf dem Gelände aufstellen müssen, da keine Taschen auf dem Gelände erlaubt waren. Die Trinkwasserstelle war meist zu überfüllt um dort innerhalb von ein paar Minuten Wasser zu bekommen und so zeigte sich dies teilweise als Qual, insbesondere durch das heiße Wetter.

Trotz des Stromausfalls während Greenday verlief das Festival ohne große Probleme oder Verzögerungen und jeder Fan von Künstlern oder Bands etwas abseits vom reinstem Pop sollte stets ein Auge für das Southside offen halten, denn das Festival ist größentechnisch perfekt, macht Spaß und gibt einem (fast) alles, was das Herz begehrt.