Spectral Voice – Sparagmos

Ritueller Opferungssoundtrack aus Denver

Artist: Spectral Voice

Herkunft: USA

Album: Sparagmos

Spiellänge: 45:37 Minuten

Genre: Death Metal, Doom Metal

Release: 09.02.2024

Label: Dark Descent Records

Link: https://necroticdoom.com

Bandmitglieder:

Gesang und Schlagzeug – E. Wendler
Gitarre – P. Riedl
Gitarre – M. Kolontyrsky
Bassgitarre – J. Barrett

Tracklist:

1. Be Cadaver
2. Red Feasts Condensed Into One
3. Sinew Censer
4. Death’s Knell Rings In Eternity

Der Denver Clan rund um die Blood Incantation Bande meldet sich auch einmal wieder zu Wort.

Im Jahre 2012, ein Jahr nach der Gründung von Blood Incantaion, haben Paul, Morris und Jeff eine weitere Band ins Leben gerufen. Hinzu kam noch Drummer Eli (Black Curse) und so macht man sich langsam auf den Weg, Songs zu schreiben. Im Jahre 2015 erschien dann logischerweise eine Split mit Blood Incantation und 2017 das Debüt. Drei weitere Splits mit Vastum, Anhedonist und Undergang sowie ein Demo und eine Kompilation folgten und nun endlich das zweite Album.

Auch in Denver scheint es ganz tiefe Katakomben zu gehen und aus diesen kommt der Opener Be Cadaver geflossen. Ganz langsam und zähflüssig, böse und morbide. Das Tempo ist extrem langsam und immer wieder kommt der sehr tiefe Gesang durch, der sich dann derbe in diese Monotonie der Zerstörung einreiht. Ein markantes Gitarrenriff gesellt sich dazu und so modert man sich durch die Nacht. Sehr zermürbend und einprägsam, vor allem sehr intensiv. Immer weiter verfällt man diesen Tönen, bis dann nach circa sechs Minuten auf einmal eine Gitarre vorspielt. Schockt jetzt schon und der Song ist noch lange nicht zu Ende. Nun bewegt man sich im Midtempo, aber auch schleppend. Im Hintergrund hört man einen Schrei und dann holt man auf einmal den Blast Beat heraus. Alles sehr minimal, aber nur geil. Dieser höhlenartige Sound erledigt den Rest. Die Screams werden weiter verwendet, bis man dann das Tempo wieder runterfährt und kurze Zeit wieder komplett die dreckige Doomschiene fährt. Langsam, ganz langsam bewegt man sich auf den Abgrund zu und nimmt alles mit, was bis drei nicht aus dem modrigen Erdreich verschwunden ist. Die abgrundtiefen Vocals und diese sehr langsam vorgetragene Melodie, so möchte ich es mal nennen, sind absolut geil und nehmen einen sofort mit in die Dunkelheit. Geiler Song, der irgendwie gar nicht aufzuhören scheint und irgendwie möchte man es auch nicht. Dieses dunkle und melancholische Ende ist nur geil. Über zehn Minuten geht diese derbe Unterhaltung und man hat das Gefühl, dass jede Sekunde ihre Daseinsberechtigung hat.

Einige geile Tombschläge später geht die Vernichtung mit dem Song Red Feasts Condensed Into One weiter. Sofort wechselt man in einen feinen Blast Beat Part und holt zum Gemetzel aus, aber natürlich zieht man das nicht bis zum Ende durch. Wäre auch ein wenig heftig, denn der Song geht über zwölf Minuten. Nein, auch hier greift man zu einer kriechenden Attacke, die dann wieder diese modrige Atmosphäre erschafft. Das Ganze klingt sehr monolithisch. Die Gitarre flirrt zwischendurch mal herum, der screamige Gesang erklingt im Hintergrund und man fährt quasi alles herunter, um mit einzelnen Anschlägen eine derbe Stimmung zu erzeugen, die mit chorähnlichen Gesängen im Hintergrund verfeinert wird. Ehe man aber nun in Müdigkeit oder Depression verfällt, hat man sich überlegt, doch noch einmal den Knüppel herauszuholen. Genau zu richtigen Zeit, wie ich finde. Danach verfällt man wieder ins musikalische Wachkoma und schleicht und kriecht vor sich hin. Nach sechs Minuten hat man eigentlich das Gefühl, der Song wäre zu Ende, aber da hat der Wirt die Rechnung nicht mit Spectral Voice gemacht, denn die machen einfach so weiter. Perkussion und Trompeten (glaube ich) leiten den Übergang in den zweiten Teil des Songs ein. Schaurige Doomriffs werden zelebriert und dadurch eine rituelle Atmosphäre erschaffen. Puh, starker Tobak, wie ich finde. Da muss man schon geistig stabil für sein. Tempoverschärfung mit melodischem Riffing gibt es gratis dazu.

Sinew Censer ist dann der kürzeste Song, sofern man bei knappen acht Minuten von kurz sprechen kann. Die Gitarren klingen hier ein wenig sauberer und es wird von Anfang an geknüppelt. So mag ich es, da man danach wieder in einen bitterbösen Doom-Part wechselt. Dieser ist sehr stimmungsvoll und riecht nach Friedhof. Eine langsame Melodie wird zum Besten gegeben und natürlich ausgereizt. Geil. Die tiefen Vocals setzen dann ein und man zieht die Melodie weiter gnadenlos durch. Yeah, das macht Stimmung. Ein Trauermarsch setzt sich in Bewegung. Die Gitarre spielt dann vor und ein düsterer Midtempo-Part begleitet die Trauergemeinde zum Graveyard. Kaum ist man da, holt man die Schaufel heraus und gräbt mithilfe eines Blast Beats. Brett!

Death’s Knell Rings In Eternity geht dann auch wieder dreizehn Minuten und reiht sich nahtlos ein. Welch düsterer Beginn. Hier wird wieder gekrochen, aber so, dass einem nicht langweilig wird. Muss man erst einmal schaffen.

Sparagmos bezeichnet das Zerreißen eines lebenden Tieres oder Menschen als Form der Opferung im religiösen Ritual, insbesondere im Kult des Dionysos. Spectral Voices haben den perfekten Soundtrack dazu geschrieben.

Spectral Voice – Sparagmos
Fazit
Spectral Voice haben auf ihrem Zweitwerk eine sehr geile Mischung aus Death Metal, Doom Metal und Dunkelheit erschaffen. Diese kriechenden Parts, kombiniert mit eingestreuten Blast Beats, ganz tiefen Growls, angsteinflößenden Screams und atmosphärischen Zwischenparts, bringen einen definitiv dem eigenen Untergang ein Stück näher.

Anspieltipps: Be Cadaver und Sinew Censer
Michael E.
9.2
Leser Bewertung3 Bewertungen
6.2
9.2
Punkte