Stray From The Path & Support am 17.10.17 in der Kranhalle in München

“Volle Kanne auf die 12“

Eventname: Only Death Is Real European & UK Tour

Headliner: Stray From The Path

Vorband: Obey The Brave, Capsize, Renounced

Ort:
Kranhalle (Feierwerk), München

Datum: 17.10.2017

Kosten: 18,00 € VK, 20 € Abendkasse

Genres: Hardcore, Metalcore

Besucher: ca. 100

Veranstalter: Feierwerk e.V.

Link:http://www.feierwerk.de/konzert-kulturprogramm/detail/2017-10-17-18682/

Was gibt es Schöneres, als sich abends so richtig zu verausgaben? Gelegenheit gab es dazu am 17.10. in der Kranhalle in München, denn da wartete ein Line-Up, welches es in sich hatte. Die Hardcore Band Stray From The Path, die mit Only Death Is Real erst vor Kurzem ihr neues Album veröffentlicht hat, kam nun eben unter diesem Namen auf große Tour durch Europa und hatte zusätzliches (hartes) Gepäck mit dabei. Als Unterstützung schlossen sich Obey The Brave, Capsize und Renounced dem Spektakel an. Und als Münchener weiß man, dass die Kranhalle nicht unbedingt viel Platz bietet, womit eine enge, schwitzige Schlacht bereits zu Beginn unausweichlich scheint.

Unter der Woche sind Konzerte immer gut, um einen langen, harten Arbeitstag ausklingen zu lassen. Und so schmarieren die meisten Konzertbesucher sehr entspannt und manche teilweise noch mit Rucksäcken bepackt zum Eingang der Kranhalle. Die Halle, welche in der Realität eigentlich ein eher kleiner Raum mit Bühne ist, liegt hinter einer Bar, wodurch geschickt zwei Aufenthaltsorte entstehen. Und so verbringen die meisten Besucher die Zeit bis zum Start an eben genau dieser Bar oder an dem Merchandise Stand, der so gut bestückt ist wie schon lange nicht mehr gesehen. Nicht nur haben wohl alle vier Bands Merch dabei, sondern auch die vielen, verschiedenen Designs der einzelnen Bands lassen staunen. Eine halbe Stunde nach Einlass geht es dann aber auch schon los und ein wenig Soundcheck genügt, um die bereits recht hohe Anzahl an Menschen (für die Kranhalle zumindest hoch) zur Bühne zu locken.

Die erste Band des Abends kommt aus der UK und nennt sich Renounced. Angesiedelt im Hardcore, wie auch jede andere Band an diesem Abend, könnten sie als Opener wohl nicht passender sein. Präsentieren sie sich doch musikalisch hart, jedoch nicht auf einer zu krassen Ebene, womit ihr Hardcore das Publikum quasi Willkommen heißt, ohne ihnen dabei direkt die Faust…äjhm, natürlich die Musik ins Gesicht zu schlagen. Das Publikum selbst scheint dies auch zu brauchen, wirkt noch recht passiv, auch wenn sich einige vor der Bühne bereits zum ausgelassenen Violent Dance hinreißen lassen. Dennoch ist dies für einen Opener nicht unüblich und die Gesichter scheinen zufrieden. Der Höhepunkt im Auftritt ist dann aber dennoch das Feature mit Capsize Frontmann Daniel Wand, welcher stimmlich gut zu Renounced passt, dabei aber auch einen gewissen Flavour Metalcore hinzufügt. Reounced könnten sich vor allem in der Hardcore Szene durchaus entwickeln, scheint die Band selber doch noch recht jung. Ihr Sound kann jedenfalls überzeugen.

Speaking of Metalcore und Daniel Wand: Die zweite Band des Abends Capsize ist dann auch schon bestückt mit dem eben erwähnten Herrn Wand am Mikro und einer ordentlichen Portion Hardcore, welcher sich mit Metalcore Elementen bestückt sieht – wahrlich nicht ungewöhnlich diese beiden Genres zu vermischen, dennoch schaffen es Capsize, dabei einen sehr einzigartigen Sound zu kreieren. Die aus San Diego stammende Band steht vor allem für Ehrlichkeit, singt über Depression, Wut und fasziniert dabei mit unglaublicher Selbstreflexion. Ihre Riffs sind düster und schnell, während vor allem Zwischenparts atmosphärisch den Raum erfüllen und dabei wahrlich jeden Zuschauer in Bewegung versetzen. Diese zeigen sich auch deutlich aktiver als noch bei Renounced, wenn auch nicht die eigentlich erwartete Aktivität herrscht – eventuell könnten hierfür auch die durchaus mehr als nur vorhandenen Metalcore Elemente verantwortlich sein, die ein wenig den Energierausch der Besucher zügeln. Doch zeigen sich Capsize unglaublich stark, da sie trotz einer geringeren Energie in der Musik dennoch eine unglaubliche Präsenz und Atmosphäre auf der Bühne schaffen.

Spätestens während Capsize hat sich der Raum der Kranhalle wahrlich mehr als gut gefüllt – was aber auch teilweise daran liegt, dass vor allem die vordere Mitte großzügig frei gehalten wird für wütige Crowdkiller. Man kann sich darüber allerdings nicht wirklich beklagen, schließlich ist dies einfach stets Teil eines Hardcore Konzertes. Dass sich dennoch immer wieder einige Zuschauer lautstark beschweren, bleibt wohl leider auch nicht aus. Dass sich aber selbst die Security direkt nach dem ersten Song einmischen möchte, scheint doch mehr als übertrieben und allgemein hat man hier wohl einen sehr peniblen Menschen als Security des Abends ausgewählt.  Hier muss man auch noch einmal ein Lob an Capsize richten, da sie dem Security sofort ein Zeichen geben, dass sich die Zuschauer durchaus im Rahmen ihrer Show verhalten und keine Warnung ausgesprochen werden muss. Wie schnell etwas zwischen Security und Zuschauer eskalieren kann, sah man ja deutlich vor weniger Zeit bei einem Neck Deep Konzert in UK.

Mit der dritten Band des Abends sind quasi die Headliner erreicht – zumindest wenn es nach dem Publikum geht. Der Raum ist jedenfalls voll und komplett in Bewegung ab dem ersten Ton von Obey The Brave. Die kanadische Hardcore/Metal-Band, welche aus ehemaligen Mitgliedern von Despised Icon und Blind Witness besteht, konnte recht schnell unzählige Fans für sich gewinnen und wieso das der Fall ist, bemerkt man sofort: Musikalisch liefern sie einen Hardcore, der sich komplett aus der Masse hervorhebt, dabei aber fast noch energischer wirkt und einfach auf dem Punkt ist, was seine musikalische als auch textliche Umsetzung angeht. Auch die Bühnenpräsenz stimmt bei Obey The Brave, die sich ganz offensichtlich auf das Publikum überträgt, welches sich an Energie nun keineswegs zurückhält. Und auch wenn ihr letztes Album mit 2014 schon um einiges zurückliegt, so scheinen Obey The Brave als Act relevanter denn je. Vor allem die Mitte des Raumes präsentiert sich textsicher und würde wohl am liebsten auf die Bühne springen – was sie dann auch gelegentlich tun. Und eigentlich bleibt nach so einer Band kaum noch Energie übrig, jedoch ist die Spitze des Eisberges noch nicht erreicht.

Denn mit Stray From The Path gibt es dann volle Kanne auf die 12 – zumindest für all die, die sich nicht aus dem mittleren Bereich entfernen lassen wollen. Mit ihrem neuem Album im Gepäck könnte die Motivation der Band und auch der Fans nicht größer sein, die Energie stärker und das Erlebnis, welches am Ende dabei herauskommt, einfach nur grandios. Die Band aus New York spielt ein gut bestücktes Set von alten Songs sowie neuen, bei denen aber auch hier das Publikum bereits genau weiß, wie die Texte gehen und auch gerne mal selbst das Mikro in die Hand nimmt. Zwischendrin glänzen Stray From The Path mit Aussagen über Rassismus und Werte, für welche die Band einsteht. Eine Tatsache, welche zu einem guten Hardcore Konzert einfach dazugehört und auch definitiv von den Fans und Besuchern begrüßt wird. Pünktlich um 11 endet dann auch das Konzert, nachdem noch ein Song zusätzlich zur Zugabe zum Besten gegeben wird.

Ein Abend, wie er härter nicht sein könnte: 4 energiereiche Hardcore-Bands, die sich alle unterscheiden und dennoch ihr Genre gemeinsam haben. Die unterschiedlichen Einflüsse und Varianten sind deutlich, machen Spaß und insbesondere im kleineren Rahmen, den die Kranhalle bietet, erlebt man solche Konzerte am Besten. Stray From The Path haben hier definitiv eine wahnsinnige und spaßige Tour erschaffen, welche die Aussage „Only Death Is Real“ wohl für immer im Gedächtnis verankert.