Terra Atlantica – A City Once Divine

Kann Power Metal aus dem hohen Norden überzeugen?

Artist: Terra Atlantica

Herkunft: Ahrensburg, Deutschland

Album: A City Once Divine

Spiellänge: 53:57 Minuten, plus 20 Minuten Brandungsgeräusch

Genre: Power Metal

Release: 17.11.2017

Label:  Recordjet (Soulfood)

Link: https://terra-atlantica.de/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Bass, Piano – Tristan Harders
Gitarre, Bachground Gesang – Mike Termann
Gesang – Katharina Stahl
Schlagzeug, Background Gesang– Nico Hauschildt

Gäste:

Gesang – Mikael Holst bei The Avenging Narwhal
Trompete- Josie Moer bei The Avenging Narwhal
Violine – Linny Johnson bei Shadows Of Tomorrow

Tracklist:

  1. Whispering Waves
  2. Atlantica
  3. The Avenging Narwhal
  4. To The Bottom Of The Sea
  5. Descendants
  6. A City Once Divine
  7. Shadows Of Tomorrow
  8. Sails In The Night
  9. Poseidon’s Wrath
  10. When Walls Will Fall
  11. (Brandung)

So kann es gehen. Da geht man zu einem kleinen Festival fast vor der Haustür und dann spielt da eine Band, die einen sofort fesselt. So geschehen vor ein paar Tagen beim Autumn Blast in Kiel (hier könnt ihr den Bericht dazu lesen). Als Co-Headliner fungieren Terra Atlantica, von denen ich bis dato nichts gehört hatte. Auf der Bühne liefern sie ein Power Metal Fest ab und können auf der ganzen Linie überzeugen. Da bleibt es dann natürlich nicht aus, sich damit näher zu beschäftigen. Im Dezember 2014 gegründet, liefern sie nach drei Jahren ihre erste CD A City Once Divine ab. Durch den tollen Auftritt animiert, bekomme ich eine Demo ihres Albums und freue mich darauf die zu hören und meinen Eindruck davon zu vermitteln. Schlagzeuger Nico Hauschildt und Sänger Tristan Harders waren beide bereits bei anderen Combos beschäftigt, haben dann aber beschlossen ihr eigenes Ding zu machen. Die restlichen Mitstreiter kamen nach und nach dazu. Allerdings ist die heutige Formation etwas anders als die Gründungstruppe.

Das soll erst mal egal sein. Kümmern wir uns um die Musik. Es beginnt mit Whispering Waves. Das Intro versetzt einen an einen Strand mit leichtem Wellenrauschen. Dazu gesellen sich einige epische Anklänge, die zunächst in eine andere Richtung lenken. Fast nahtlos geht es dann mit Atlantica weiter. Ab da wird dann schnell klar, dass es keinen Abklatsch von Alestorm gibt. Die eingängige Hookline bleibt gleich im Ohr und das soll sie ja auch. Dazu kommt der gute Einsatz der Gitarre und das macht das Stück zum guten Opener. Das kann mal so bleiben. Aber etwas stutze ich doch und bin mir noch nicht so sicher, ob das am Song liegt oder ob sich das fortsetzt. Es fehlt der Produktion an Druck. Im unteren Bereich könnten mehr Bässe wummern und auch die Gesangsstimme ertönt etwas dünn. Vielleicht gibt sich das im Verlaufe der nächsten Tracks. Schauen wir mal am Ende.

The Avenging Narwhal macht schnell weiter. Rasantes Gitarrenspiel, schnelle Drums, ein guter Refrain. Viel mehr braucht es schon fast gar nicht, um einen geilen Power Metal Song zu liefern. Tristan hätte etwas mehr in den Vordergrund gemischt werden können, denn singen kann er ja. Die leicht integrierten Trompeten- und Synthesizerklänge geben dem Track eine gute Dynamik. To The Bottom Of The Sea fängt maritim mit einem Schifferklavier an. Die erwartete Tiefe erreicht der Song dann aber nicht. Der Refrain enttäuscht leicht. Da waren die beiden vorhergehenden Songs besser mit ausgestattet. Mike Termann darf dann noch zeigen, dass er nicht nur auf der Bühne gute Soli kann, sondern auch auf Platte. Das eingesetzte Piano ist noch eine willkommene Abwechslung. Descendants beginnt wieder schneller. Was aber auch an dieser Stelle auffällt, ist, dass Tristan stimmlich etwas untergeht. Der chorale Refrain entschädigt dafür aber. Auch die hier mit eingesetzten Synthipassagen passen gut. Die in der Songmitte eingestreuten Sprachfetzen irritieren erst, aber stören auch nicht. Dann kommt der Titeltrack. Auch hier wieder eine gute Mischung von Gitarre und orchestralen Einflüssen. Das passt gut zusammen und ich würde dies in einem Fantasy Epos auf der Leinwand als Soundtrack unterbringen. Shadows Of Tomorrow beginnt mit einem ruhigen Piano. Da kommt auch Tristan besser rüber. Diese fast schon melancholische Midtempo Nummer liefert einen schönen, kitschigen Refrain, der mit heroischem Chorgesang untermalt wird. Das sind doch Halbballaden, die der geneigte Power Metaller hören will. Das ist überzeugend.

Das letzte Drittel beginnt mit Sails In The Night. Das ist mit knapp vier Minuten das kürzeste Stück auf der CD. Ansonsten sind alle Tracks, bis auf den Opener, über fünf Minuten lang. Der Song bietet keine allzu großen Überraschungen. Er passt zu den Vorhergegangenen, wobei mir hier das Rhythmusriff und das eingebettete Solo mit am besten gefallen. Poseidon’s Wrath kommt da wieder mit all den Zutaten, die das Werk so interessant machen. Große Melodie, Mischung aus heroischen Choruspassagen, Synth/Gitarrenwände, dazu dann auch eingebettete gute Growls, die auch an anderer Stelle eingesetzt hätten werden können. Das gibt dem Song einen leichten Black Metal Anstrich. Dadurch bekommt die Produktion auch mehr Druck. Denn, das ist schon mal festzustellen, daran fehlt es überall. Die Platte ist zu hell und zu glatt abgemischt. Ansonsten gefällt mir Poseidon’s Wrath sehr gut. Ab und an erinnert es mich an Freedom Call oder auch Orden Ogan. Das wird dann im abschließenden When Walls Will Fall noch mal ausgelebt. Das Stück ist mit knapp über zehn Minuten das längste auf der CD. Die Band zieht noch mal alle Register. Leider ist der an vielen Stellen dünne Gesang schwierig zu verstehen. Der an und für sich gute Song kann aber musikalisch überzeugen. In der Mitte werden dann Flöten und akustische Gitarre mit eingespielt. Es wird danach dann ruhiger und das gibt dem Track etwas Pathetisches. Die orchesterartigen Einschübe passen ebenfalls. So wird dieses lange Stück insgesamt spannend gehalten. Das abschließende zwanzigminütige Outro mit Wellenrauschen ist überflüssig.

Fazit
Fazit: Für Freunde von gutem Power Metal ist das ein zu beachtendes Erstwerk. Viele gute Songs, die zu gefallen wissen und dem Genreliebhaber alles das geben, was er mag. Für Freunde der härteren Gangart dürfte es zu viel Epos sein. Es ist schwierig auf dem schon großen Markt des Power Metal unterzukommen und sich auch noch zu behaupten, aber die Chancen sind gegeben. Bei konsequenter Verfolgung der Linie mit eigenen Merkmalen, die durchaus da sind, sollte das machbar sein. Leider hapert es an einigen Stellen an Tiefe und Wumms und auch der oftmals zu dünne und zu weit im Hintergrund befindliche Gesang sollten überarbeitet werden. Der Produktion fehlen Dampf und Druck. Mal sehen, wie es weitergeht. Fans von Deutschem Power Metal dürfte es aber gefallen. Wegen der Produktion gibt es auch nur 8,5 Punkte.

Anspieltipps: Atlantica, The Avenging Narwhal, Shadows Of Tomorrow
Kay L.
8.5
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9.5
8.5
Punkte