“Musikalisch sind diese Niederländer auch weltmeisterschaftstauglich“
Artist: Textures
Herkunft: Tilburg, Niederlande
Album: Phenotype
Spiellänge: 43:55 Minuten
Genre: Progressive Metal
Release: 05.02.2016
Label: Nuclear Blast Records
Link: https://www.facebook.com/textures und http://texturesband.com
Bandmitglieder:
Gesang – Daniël de Jongh
Gitarre – Bart Hennephof
Gitarre – Joe Tal
Bassgitarre – Remko Tielemans
Keyboard – Uri Dijk
Schlagzeug – Stef Broks
Tracklist:
- Oceans Collide
- New Horizons
- Shaping A Single Grain Of Sand
- Illuminate The Trail
- Meander
- Erosion
- The Fourth Prime
- Zman
- Timeless
Bereits seit über 10 Jahren ist die Band Textures aus den Niederlanden aktiv. Im Jahr 2004 wurde das Debütalbum Polars veröffentlicht, das die sechs Männer sofort in die oberste Liga des Progressive Metal katapultiert hat. Die nächsten beiden Alben Drawing Circles und Silhouettes folgten noch im Zwei-Jahres-Rhythmus, für das vierte und bislang letzte Album Dualism benötigte man schon etwas mehr Zeit, es erschien im Jahr 2011. Und nun also mit Phenotype, das am 05.02. über Nuclear Blast Records veröffentlicht wurde, der fünfte Streich. Bei diesem Album handelt es sich wiederum um den ersten Teil eines Diptychons. Der zweite Teil, der den Namen Genotype tragen und in einem Jahr erscheinen wird, enthält dann einen 45minütigen Konzepttrack, der die Ansätze von Phenotype aufnehmen, sie aber in einen anderen Zusammenhang stellen wird. Da darf man ja gespannt sein. Jetzt aber erst einmal zu Phenotype.
Sehr wüst geht es mit Oceans Collide los, da kollidiert wirklich alles miteinander. Technisch auf allerhöchstem Niveau, stilistisch fast schon im Hardcore angesiedelt. Sehr progressiv, soll sagen, da prasselt im Grunde ständig ein neuer Instrumenten-Brecher über einen nieder. Die einzige Konstante sind im Grunde die Shouts von Daniël de Jongh, die nur ab und zu mal von so etwas wie Klargesang abgelöst werden.
Die folgenden Songs New Horizons und Shaping A Single Grain Of Sand liefern dann beide sehr schöne melodiöse Parts, die mir bei Oceans Collide noch ein wenig gefehlt haben. Hier ist auch der Anteil an Klargesang etwas größer, was aber nicht heißt, dass Textures jetzt den Weichspüler beigegeben haben. Die teilweise sehr schrillen Gitarrentöne flirren weiterhin wie Pfeile aus den Boxen, die Bassgitarre liefert ein wummerndes Fundament, und ich würde auch bei diesen Songs gern mal Stef Broks beim Schlagzeugspielen zuschauen. Das ist schon beeindruckend.
Das erste wirkliche Highlight des Albums ist für mich aber der längste Track Illuminate The Trail. Mit welcher Selbstverständlichkeit Textures hier das Beste von einigen meiner Lieblingsbands dieses Genres aneinanderreihen, ist in meinen Ohren große Kunst. Eben noch habe ich TesseracT im Ohr, dann geht es groovend im Stile von Uneven Structure weiter, und Periphery schimmert ja auf dem gesamten Album sowieso immer wieder mal durch.
Da ich alles, was mit Schlagzeug und Percussion im allgemeinen zu tun hat, sowieso heiß und innig liebe, hätte das folgende Meander für mich gern auch noch länger sein können, denn hier gibt es eben nur Percussion auf die Ohren. Kommt live bestimmt richtig gut! Der Song fällt natürlich komplett aus dem Rahmen, leitet aber sehr schön zum folgenden Erosion über. Es klingt fast so, als ob die Gitarren den Rhythmus zunächst übernehmen, bevor es dann musikalisch wieder einen vor den Latz gibt, dieses Mal allerdings mit relativ vielen ruhigen Parts durchsetzt. Gesangstechnisch erinnert mich Daniël de Jongh hier in den Klargesang-Parts nicht zum ersten Mal an Daniel Tompkins (TesseracT).
Noch sehr ruhig fängt The Fourth Prime, der zweite Song mit über sieben Minuten Spielzeit, an. Was Textures hier dann allerdings an Progressivität reinpacken, ist eigentlich kaum noch zu überbieten. Teilweise klingt es, als ob alle Instrumente gegen den Gesang spielen, man findet nichts, woran man sich orientieren kann. Dann klingt es, als ob der Song wie ein alter Motor ins Stottern gerät, um gleich darauf laut aufzuheulen und Vollgas zu geben. Im sehr ruhig gehaltenen Zwischenteil wummert der Bass so herrlich aus den Boxen, im Hintergrund wabern fast schon bedrohlich die Gitarren und schleichen sich langsam wieder ein, das ist ein so komplett gespannter Bogen, dass ich fast die Luft anhalte, was da jetzt kommen mag. Und was kommt? Vollgas natürlich! 😀
Mit Zman gibt es dann das nächste Stück, was komplett aus der Reihe fällt. Sehr ruhig gehalten, gibt es hier nur ein sehr schönes Klavierspiel auf die Ohren. Im letzten Drittel klingt es fast so, als ob im Hintergrund eine Uhr tickt. Dafür spricht, dass der nächste, und letzte Track Timeless heißt. Hier nehmen zunächst die Gitarren das Klavierspiel auf, bevor sich hier dann mein absoluter Favorit dieses Albums herausschält. Sehr groovend, überwiegend mit Klargesang durchsetzt, teilweise gibt es natürlich auch Growls und Shouts auf die Ohren. Hardcoreelemente sucht man hier aber vergebens, alles sehr schön melodiös, was zeigt, dass Textures auch anders können, was definitiv für sie spricht. Ganz zum Schluss dann noch einmal ein schönes Klavierspiel, und ich drücke gleich die Repeat-Taste.