The Green River Burial – Separate & Coalesce

 

“Ambivalenz und Potential“

Artist: The Green River Burial

Herkunft: Deutschland

Album: Separate & Coalesce

Spiellänge: 40:55 Minuten

Genre: Hardcore / Beatdown

Release: 02.11.2012

Label: Bastartized Recordings

Link: http://www.facebook.com/thegreenriverburial

Klingt wie: The Ghost Inside, Deez Nuts, Knuckledust und Stray From The Path

Bandmitglieder:

Gesang – Mert Ü.
Gitarre – Moritz S.
Bassgitarre – Philipp S.
Schlagzeug – Tom B.

Tracklist:

  1. Cold Sweat
  2. No Tomorrow, No Regrets
  3. Colossus
  4. Loose Lips
  5. The Big Rip
  6. Bullsharks
  7. Sink Ships
  8. Matriarch/Utopia
  9. L´Étranger
  10. The I Am
  11. Reinvent The Real
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Hmm…ich muss sagen, dass ich lange keine CD mehr vor mir hatte, die mich auf Anhieb so ambivalent gestimmt hat. The Green River Burial machen es dem Zuhörer wirklich nicht gerade leicht. Separate & Coalesce strotzt zum Einen vor Ideen, die mal mehr, mal weniger gut umgesetzt sind – zum Anderen leider Gottes aber auch vor Riffs und Strukturen, die man in dieser Art nun wirklich gefühlte Millionen Mal gehört hat.

Dabei hätte das junge Quartett aus Frankfurt am Main deutlich mehr aus ihrem Debüt herausholen können, wie manche Ansätze deutlich erkennen lassen. Der Sound und die Produktion sind absolut zeitgemäß, sind schön transparent und drücken ein gutes Pfund aus den Boxen. Songs wie zum Beispiel No Tomorrow, No Regrets zeigen, dass sich die Band durchaus im melodischen Uptempo-Spiel versteht und, besonders für das so sehr mit Ideenlosigkeit geplagte Genre des Hardcores, sehr nett ausgefeilte Riffs und auch moderne Elemente wie dezente Bassbooms und djentig angehauchte Breakdowns glaubwürdig mit einflechten kann.

Colossus zum Beispiel schiebt eine ordentliche Dampfwalze aus den Boxen – hier zeigt sich, dass The Green River Burial auch durchaus grooven können wie die Sau. Jedoch zeigt dieser Song gleich ab dem ersten Two-Step Part auch recht deutlich, warum ich so ambivalent reagiere. Diesen Part könnte man aus irgendeinem x-beliebigen Hardcore-Song herauskopieren oder ersetzen – man würde es wohl kaum merken. Und dann, ungefähr zwei Minuten später im selben Song, glänzen sie wieder mit sehr eigenständigen Ideen und guten Einfällen, hier besonders die frischen Melodien in den Gitarrenleads. Ja, da möchte man ob der vertanen Chance doch ein wenig verzweifeln.

Vor allem dann, wenn der Vierer in einem Song wie The Big Rip zeigt, dass man dieses Level an Ideenreichtum auch durchaus einen ganzen Song lang gut halten kann. Gerade noch gefreut, muss man an Bullsharks schon wieder das genau Gegenteil bemängeln. Auch hier wieder 08/15 Riffs, absolut austauschbar und ohne eigenes Gesicht – einzig und allein der Uptempo-Part weiß zu gefallen. In diese Schiene fallen auch Songs wie Reinvent The Real, hier ganz besonders schlimm die Deutschrap–Passage im hinteren Drittel und die eingespielten Zitate.

Fazit: Eines fällt mir trotz aller Ambivalenz doch deutlich auf: Die Band glänzt dann, wenn sie sich in melodischeren, schnelleren oder auch moderneren Teilen des Genres Hardcore bewegt und lässt ganz deutlich nach, wenn es beatdownlastig wird. Vielleicht sollte man bei The Green River Burial in Zukunft mehr auf die vorgenannten, positiven Bereiche setzen, und gute Ideen, wie zum Beispiel auch das Instrumental Sink Ships, weiter kultivieren und ausbauen – denn hier hat die Band wirklich schon gute Ansätze, kann sich damit sicherlich eine eigene Identität aufbauen und nicht, wie soviele andere Bands heutzutage, in der Flut des momentanen Outputs sang- und klanglos untergehen. Auch sollte man nicht versuchen, jeden momentan angesagten Trend mit hineinzupressen, wie zum Beispiel die Verwendung von Elektro- und Dubstep–Elementen. Sollten The Green River Burial sich auf das besinnen können, was sie ohnehin gut können und darin ihre Identität finden, so darf man gespannt sein, was hier noch kommen mag. Anspieltipps: No Tomorrow, No Regrets, The Big Rip, Loose Lips, The I Am
Kai R.
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