The Hirsch Effekt – Eskapist Tour + Support: We`Ve Got Muscles – am 26.01.2018 im Vortex in Siegen

„The Hirsch Effekt – Eskapist Tour + Support: We`Ve Got Muscles – am 26.01.2018 im Vortex in Siegen“

Künstler: The Hirsch Effekt

Vorband(s): We`Ve Got Muscles

Ort: Vortex Surfer Musikclub, Auf den Hütten 4, 57076 Siegen

Datum: 26.01.2018

Kosten: 12,00 Euro VVK (plus Gebühren), 15 AK

Genre: Noise Rock, Post Rock, Indie Rock, Metal, Post Punk, Math Rock

Besucher: ca. 200

Veranstalter: Oktober Promotion

Link: http://www.vortex-surfer.de/nc/programm/event/article/the-hirsch-effekt-tba.html

Setlisten:

1. Faux Fur
2. Cock Güzel
3. Haellstroem
4. Kraken’s
5. Chasing Rabbits
6. Le Massacre
7. Pink Penguin

1. Lifnej
2. Agnosie
3. Cotard
4. Inukshuk
5. Ligaphob
6. Lentevelt
7. Laxamentum
8. Xenophotopia
9. Berceuse
10. Tardigrada
11. Mara
12. Athesie
13. Agitation

Heute steht die Wahnsinnsband von The Hirsch Effekt in Siegen im Vortex an. Ich habe sie bereits im letzten Jahr im BLA in Bonn gesehen. Man, was ging da der Punk ab. Ich habe es recht selten, dass ich eine Band zweimal innerhalb eines Jahres sehen muss. Dafür bin ich dann doch zu viel auf Konzerten unterwegs. Aber The Hirsch Effekt gehören eindeutig zu den Bands, die ich mir in kurzer Zeit mehrmals ansehen kann. Nein, eigentlich muss! Zumal es sich gerade um die Promo Tour vom neuen Album Eskapist handelt.
Also ab ins Auto und die rund einhundert Kilometer durch die Höhen des Westerwaldes bis ins Siegerland in Kauf gekommen. Kurz nach 20:00 Uhr angekommen. Es ist schon einiges los im Vortex. Am Merchstand treffe ich Schlagzeuger Moritz „Mr. Moe“ Schmidt und frage ihn, ob er weiß, wie der Ablauf heute ist. 21:00 Uhr We´Ve Got Muscles, um 22:15 Uhr sind The Hirsch Effekt dran. So, jetzt weiß ich schon mal das Timetable. Fast hätte ich vergessen, ihn nach der Setlist für den heutigen Abend zu fragen. Wenn Moritz schon mal da ist, wäre ja klasse, wenn ich die vorher bekommen könnte. Eine Setlist wird es auf der Bühne auch nicht geben. Deshalb schreibt er sie mir auf. Supernett! Vielen Dank nochmals Moritz!

Es hat sich richtig gut gefüllt heute Abend im Vortex. We’ve Got Muscles sind schon auf der Bühne und richten sich für ihren Gig. We’ve Got Muscles aus Köln sind drei Jungs in klassischer Besetzung: Schlagzeug, Bass und Gitarre. Noch nie was vorher von der Band gehört. Wieso weiß ich nicht, denn heute Abend begeistern sie das Publikum und mich doch sehr stark. Einigen Fans im Publikum sind We’ve Got Muscles bekannt, da sie bereits 2017 einen Gig im Vortex hatten und für heute Abend angefragt wurden. Ihre Mucke ist komplett instrumental und liegt irgendwo zwischen Hardrock mit leichten Krautrockausflügen und Atmosphärengeballer – also sogenannten Noise Rock. Ein richtig geiler Sound wird von Christian Noack (Gitarre), Henner Papies (Bass) und Thomas Gruner (Drums) hier aufgefahren. Richtig Klasse. Vorne auf der Bühne steht eine illuminierte Madonna, die dem Ganzen noch mal was Besonderes abringt. Das ist schon fast die einzige Illumination für die Band. Der Beleuchter meint es wirklich nicht gut mit den Jungs. Die meiste Zeit ihres Gigs stehen sie im Dunklen auf der Bühne und geben ihr Bestes. Selbst das Flehen von Henner Papies, er bräuchte etwas Licht, damit er vorne ein wenig sehen kann wo er hintritt, wird nicht erhört. Daher bewegen sie sich auch nicht allzu viel auf der Bühne, sondern lassen ihre Instrumente für sich sprechen. Im Gegensatz zum Beleuchter scheint der Soundmann einen guten Tag zu haben und hellwach zu sein, denn der Sound ist richtig gut. Sie spielen die vier Titel Faux Fur, Haellstroem, Kraken’s und Pink Penguin ihrer EP Haellstroem, die sie auch draußen am Merchstand als Vinyl liegen haben. Dazu gibt es mit Cock Güzel, Chasing Rabbits und Le Massacre drei weitere erstklassige Songs. Dieser instrumentelle Noiserock lebt von heraufziehenden epischen Melodien, die sich immer wieder in klangvollen Gewittern entladen. Die Drums und der Bass bilden den Klangteppich, auf dem sich Christian Noack in seinen Gitarrenexzessen entladen kann. Wirklich großartige Darbietung der drei Musiker am heutigen Abend. Die 10‘ Vinyl EP wird natürlich mitgenommen. Die Jungs legen sogar einen Downloadcode dabei.

Wie im Timetable geplant geht es dann weiter. Vor der Bühne wird es mächtig eng. Jetzt sind The Hirsch Effekt dran. Nach dem kurzen Umbau und der Pausenmusik flackert die Beleuchtung an den Drums von Moritz „Mr. Moe“ Schmidt auf. Wir hören als Intro den Simon and Garfunkel Hit Bridge Over Troubled Waters vom Band, der mit dem Text „I Will Ease Your Mind“ endet. Aber genau das passiert nicht. Jetzt wird uns von The Hirsch Effekt schwere Kost geboten, oder eben auch nicht. Die Musik von The Hirsch Effekt ist was für Fans, die Open Minded sind. Alle anderen werden sich daran schwertun. Ein Freund von mir sagte mal: Das ist die geilste Mucke überhaupt. Dann kam allerdings die Einschränkung: Aber das muss man mögen. Genauso ist es. Zu mir kann ich sagen: Ich bin Open Minded, The Hirsch Effekt machen die geilste Mucke überhaupt, und ja, ich mag diese Musik. Das geht aber nicht nur mir so. Das geht wohl auch den 200 anwesenden Fans so, denn die sind schlichtweg aus dem Häuschen und rasten vor der Bühne völlig aus. Nils Wittrock (Voices, Guitar), Ilja Lappin (Voices, Bass) und Moritz „Mr. Moe” Schmidt (Drums) tun das Ihrige dazu, dass es hier ein extrem geiler Abend wird. Der Bandname hat übrigens nichts mit dem Hirsch als Wild zu tun. Der Bandname bezieht sich auf die von der deutsch-jüdischen Ärztin Rahel Hirsch entdeckte Durchlässigkeit der Schleimhäute des Dünndarms, was als Hirsch Effekt nach ihr benannt wurde.

Der Musikstil von The Hirsch Effekt ist nicht einfach zu beschreiben und auf gar keinen Fall einzuordnen. Sich selbst bezeichneten The Hirsch Effekt einmal als „Indielectro-Post-Punk-Metal-DIY-Band“. Aus meiner Sicht ist dies aber zu eingeschränkt, da auch Elemente von Hardcore, Klassik, Death Metal, Jazz und Deutsch Pop zu hören sind. Und das nicht in den unterschiedlichen Songs, sondern sehr oft auch in einem einzigen Song. Der Hörer kann sich nie ausruhen, oder sein Hirn abschalten, er muss sich permanent auf irrsinnige Tempo-, Rhythmus- oder Stilwechsel gefasst machen. Er muss also wirklich Open Minded sein.
Das Licht ist ausgezeichnet. Die Drums und auch die Boxen sind schön illuminiert, wobei das Licht passend zur Musik auch irre Wechsel vollziehen muss. Also wirklich was für Augen und Ohren. Die drei Musiker auf der Bühne dauernd in Bewegung, dabei genauso wie ihre Musik mit teilweise wahnsinnigen Richtungsänderungen. Und ich sage bewusst alle drei Musiker. Denn Moritz „Mr. Moe” Schmidt ist auch in Bewegung, nicht nur mit den Armen. Seine Mimik ändert sich permanent. Und wieso nur an den Drums sitzen? Vieles geht auch im Stehen. Ganz große Show Moritz „Mr. Moe” Schmidt! Vier Songs vom neuen Album Eskapist schaffen es auf die Setlist, den Rest steuern Songs der drei Alben der Holon Trilogie bei. So, wie das Ganze hier von The Hirsch Effekt dargeboten wird, ist es wie Ekstase! Das Konzert fordert dich regelrecht. Konsumieren geht hier nicht. Du musst loslassen und in die Welt von The Hirsch Effekt eintauchen. Das geniale Konzert endet mit dem Song Mara. Nein, so einfach kommen The Hirsch Effekt hier nicht raus. Sie müssen noch zwei Zugaben liefern. Das machen sie dann auch bereitwillig mit den Songs Athesie und Agitation. Danach teilen sie den Fans mit, dass sie hier übernachten werden und man vorher mit ihnen noch was abfeiern kann. Als Outro gibt es dann wieder Bridge Over Troubled Waters. Gewaltig geflasht von den Eindrücken verlassen wir dann den Konzertraum und bewegen uns in Richtung Bar oder Vorhof. Die Jungs von The Hirsch Effekt tun das Gleiche und mischen sich unter die Fans. Am Merchstand noch Eskapist auf Vinyl mitgenommen und signieren lassen. Dazu haben sie mir einen Drumstick Moritz „Mr. Moe” Schmidt geschenkt. Vielen Dank!

Fazit: Die hundert Kilometer Anreise haben sich extrem gelohnt. The Hirsch Effekt haben das gebracht, was ich erwartet habe. Eine Reise durch das schwarze Loch mit einem Urknall. Nicht zu vergessen das Noise Trio We’ve Got Muscles. Mir vorher unbekannt, aber jetzt in allerbester Erinnerung. Ich kann jedem Interessierten nur empfehlen, sich diese Band auch mal anzuschauen und auf sich wirken zu lassen. Beide Bands werden bestimmt wieder auf meinem Ticker stehen.