Unchained Horizon – Fallen Kingdom

Hymnischer Metal aus Wilhelmshaven

Artist: Unchained Horizon

Herkunft: Deutschland

Album: Fallen Kingdom

Spiellänge: 39:27 Minuten

Genre: Heavy Metal

Release: 30.09.2022

Label: Pure Steel Records

Link: https://www.unchained-horizon.com/

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Sascha Heese
Gitarre – André Hanzen
Gitarre – Christian Kriesch
Bass und Backing Vocals – Andreas Bauer
Schlagzeug – Arne Meinerts

Tracklist:

  1. Warriors Speech
  2. Stranger
  3. Beneath The Ice
  4. Lost Words
  5. The Marksman
  6. Through The Storm
  7. Fallen Kingdom
  8. Beast Within
  9. Bridge To Nowhere

Unchained Horizon ist eine Band aus Wilhelmshaven (liebevoll Schlicktown genannt), die sich dem klassischen Heavy Metal verschrieben hat, da aber epische Elemente und viel Melodie einbaut. 2009 gegründet, haben sie bereits einige EPs und Singles veröffentlicht und im Jahre 2018 mit Last Man Standing ihren ersten Full Length Silberling auf den Markt gebracht. Inzwischen sind sie bei Pure Steel Records unter Vertrag und da erscheint Ende des Monats Falling Kingdom. Im Großen und Ganzen bleiben sie ihrer Linie treu und spielen britisch angehauchten Heavy Metal im Stile von Maiden oder Priest. Dazu gesellen sich auch andere Einflüsse wie Classic- oder auch 70er-Jahre Rock.

Nach Warriors Speech am Anfang der Scheibe geht es direkt schnell los. Stranger kommt mit fettem Gitarrensound und ausdrucksstarkem Gesang aus den Boxen. Schon mal ein Auftakt nach Maß. Das Intro auf der Akustischen bei Benetah The Ice weckt Assoziationen. Auch der einsetzende Gesang lässt das Gefühl nicht schwinden, sondern verstärkt es. Das hätte auch auf einer der Eisernen Jungfrauen Scheiben Platz gefunden. Da ich die ja nun ganz gut finde, sagt mir die Ähnlichkeit zu, wobei nicht abgekupfert wird, sondern auch eigene Stilelemente zu finden sind. Lost Words beginnt verhalten, um sich dann zu einem reinen Instrumentalstück zu entwickeln. Die Gitarrenfraktion ist weit vorne und zeigt, was sie draufhat. Natürlich darf dabei die Rhythmusarbeit nicht auf der Strecke bleiben und auch da wird gute Arbeit von Andreas Bauer am Bass und Arne Meinerts an den Drums geleistet. Zusätzlich hat die Scheibe den abschließenden Mix und das Mastering in den Audiostahl Studios erhalten, was sicherlich einen hohen Anteil am guten Klang des Longplayers haben dürfte.

Gibt’s beim nächsten Song The Marksman vielleicht eine Überraschung? Zunächst nicht. Der Anfang setzt auf Bewährtes und im weiteren Verlauf setzt sich das Erfolgsrezept der ersten Songs durch. Dann doch noch eine neue Facette. Der Background Gesang ist tief und ein Kontrast zu Sascha Heese. Dazu gesellen sich dann rockigere Elemente, die den Wohlfühlbereich des NWOBHM verlassen und sich auch gut in der Classic Rock Szene gemacht hätten. Zum Schluss wird es wieder 80er-Jahre metalmäßig und der Kreis schließt sich. Gekonnt und gefällig. Da die Truppe in Wilhelmshaven beheimatet ist, darf natürlich ein Song übers Meer nicht fehlen. Through The Storm beginnt, fast passend, mit einem Meeresrauschen, wenn auch eher nicht nach Sturm klingend, Möwen, die im Hintergrund kreischen, und sofort fühlt man sich ans Wasser versetzt. Der beruhigende Anfang wird durch einen fetten Rhythmus abgelöst, auf dem sich eine gute Melodie entwickelt. Der Refrain lädt zum Mitsingen vor der Bühne ein, während der Bass in die Magengegend geht. Mit gut sechs Minuten Spielzeit ist es einer der längsten Tracks des Albums und wird schnell zu meinem Favoriten. Wie in den anderen Texten wird hier auf Storytelling gesetzt. Diesmal geht es um das raue, durch einen Sturm Segeln gen Norden, um hier neue Hoffnung zu schöpfen und die Unbill der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Das kann natürlich super auf die heutige Zeit projiziert werden. Diese Art von Song könnte sich vielleicht zu einem Markenzeichen entwickeln. Längere Tracks mit viel Melodie, Rhythmus und Power. Den hätte ich noch ’ne Weile ertragen.

Next Song ist der Titeltrack, der sich etwas anders darstellt. Mit angezogener Handbremse geht es durch den Song. Zunächst dominiert der Gesang und die Instrumentalisierung steht dezent im Hintergrund, um sich dann doch noch durchzusetzen. Ein Break stört zunächst etwas, gehört aber zur Dramaturgie des Tracks, der sich zum Ende hin doch noch als eine Einheit präsentiert. Bevor Bridge To Nowhere das Album nach knapp vierzig Minuten beschließt, kommt mit Beast Within noch mal ein an Iron Maiden erinnerndes Stück. Die Ähnlichkeiten sind in vielen Passagen deutlich auszumachen und ich vermute mal, auch so gewollt. Der kraftvolle Gesang von Sascha hat glücklicherweise an vielen Stellen Eigenständigkeit. Melodie und Gitarrenarbeit sind gut abgestimmt und auch dies dürfte sich live als hervorragende Reputation auswirken. Bridge To Nowhere ist eher rockiger gehalten. Der britische Heavy Metal klingt zwar durch, aber die Rockanteile überwiegen. Leider erscheint mir das gesamte Stück etwas schwammiger. Es ist nicht so punktiert und klar, wie die vorangegangenen Stücke.

Unchained Horizon – Fallen Kingdom
Fazit
Wer sagt denn, dass es an der Nordseeküste nicht auch gute Rockbands gibt? Ein Beweis dafür sind Unchained Horizon, die mit ihrer aktuellen Platte punkten dürften. Hier paart sich Melodie mit epischen Klängen und gerade in den Longtracks beweisen die Fünf ein glückliches Händchen. Die Nähe zum NWOBHM ist nicht von der Hand zu weisen, aber das muss ja nicht schlecht sein. So schaffen sie es, eine Brücke über 30 Jahre zu bauen und klingen so, wie man sich 80er-Jahre Metal in modernem heutigen Stil vorstellt. Ich bin gespannt, wie sich Unchained Horizon weiterentwickeln werden. Das hier ist zumindest sehr vielversprechend.

Anspieltipps: Through The Storm, Stranger und The Marksman
Kay L.
9
Leser Bewertung16 Bewertungen
9.3
9
Punkte