Unearth + Support am 29.06.2023 im Musikbunker in Aachen

Hell In Ear-Tour

Headliner: Unearth

Vorbands: Horizis, Spiritworld

Ort: Musikbunker, Aachen

Datum: 29.06.2023

Kosten: 24 € VVK

Genre: Metalcore, Hardcore, Death Metal

Besucher: ca. 250 Besucher

Link: https://mubu.ac/event/unearth/#

Es gibt so Bands, die ich schon immer höre, jedoch nicht aktiv verfolge. Gerade wenn es sich um ein Genre handelt, in dem viele Bands wildern, ist es in den letzten Jahren für mich echt schwer geworden, vielen Bands zu folgen. Ein Grund wird auch sein, dass ich nicht aktiv bei Facebook unterwegs bin, doch das ist eine ganz andere Geschichte. Die Band Unearth gehört zu den Genrevertretern, die ich gerade zu dem Zeitpunkt kennengelernt habe, als Platten wie The Oncoming Storm für meinen Geschmack noch viel zu hart gewesen sind. Doch die Produktionshandschrift von Adam Dutkiewicz (nicht bei den aktuellen Releases) leitete mich immer wieder zu den Herren aus Massachusetts. Und auch, dass Ken Susi und Buz Mcgrath an den Saiten einen speziellen Sound produziert haben, war für mich immer ein Garant für gute Songs. Jedoch waren bisher alle Konzerte, die ich von Unearth miterleben durfte, immer viel zu wenig besucht (zuletzt 2019 auf dem Summer Breeze Open Air – Bericht: hier). Was ich bei der Liveperformance nie wirklich verstehen wollte. So sind Unearth noch immer (auch 25 Jahre nach Bandgründung) ein Geheimtipp, wenn es um knüppeldicken Metalcore geht.

Also war ich schon ein wenig gehypt, als die befreundete Band Horizis vermeldete, dass sie als Support für die Corer aus den USA im Aachener Musikbunker spielen würden. Um nicht zu spät zu kommen, mache ich mich gegen 17:30 Uhr auf den Weg in die Studentenstadt Aachen. Auf dem Weg, wie soll es anders sein, natürlich noch ein wenig Stau mitgenommen, bin ich mit ein wenig Parkplatzsuchen doch noch pünktlich um 18:50 Uhr vor dem Bunker angekommen. Doch da sich vor der Location eine Traube an Menschen bildet, stellt sich mir die Frage, ob 80 % der Gäste Raucher sind oder ob sich der Einlass verzögert. Zweites soll sich mit ungefähr 20 Minuten Wartezeit dann bestätigen – „Unearth wären gerade erst eingetroffen“, heißt es. Aber gut, wir sind ja nicht auf der Flucht und wenn man schon auf Tour ist, dann kann zwischen Flensburg und Emden (das sind die Stopps, zwischen denen die Band von gestern auf morgen unterwegs sein wird) sicher einiges schiefgehen.

Nach einem guten Soundcheck, welchem vor der Türe des Konzertraumes gelauscht werden kann, geht es für die wartende Metalmeute dann in den Keller. Bei angemessenen Bierpreisen und guter Stimmung starten die Lokalmatadoren Horizis mit ihrem ca. 30 Minuten langen Set. Während sich ein paar Gäste des Abends vor der Bühne versammeln und mit den Takten mitwippen, bringen die selbstbetitelten „Nerd-Metaller“ ein ordentliches Brett auf die Bühne. Da ich die Truppe um Teamkollegin Martha W. bereits persönlich kenne, fällt es mir nicht schwer, den einen oder anderen Song mitzuträllern. Doch dabei bin ich leider relativ alleine hier im Musikbunker. Denn auch wenn der Saal ca. 50 % seiner Fülle erreicht hat, ist mehr als ein respektables Headbangen zur wirklich guten Performance nicht drin. Eigentlich schade, denn die Spielfreude (und das würde ich auch ohne Befangenheit sagen) ist den Aachenern klar anzusehen. Doch vielleicht liegt es auch am Sound, der heute Abend klar gegen die Band zu spielen scheint. So warnt mich nicht nur einmal meine Smartwatch, dass die Lautstärke gefährlich über die 105 dB rutscht und der Gesang zum Teil unter den Instrumenten zu verschwinden neigt. Bei Songs wie Heroes Of Time, Total Party Kill und Sleepwalking merkt man, dass Horizis geprobt haben. Jeder (hörbare) Ton sitzt am rechten Platz und es tut mir echt ein wenig leid, dass der Sound ein wenig die Stimmung drückt, die man eigentlich von der Bühne aus performt bekommt. Denn mit Ohrenpfeifen (trotz Gehörschutz) – und das ist wirklich nicht mein erstes Konzert – muss ich mich fragen, ob das wirklich Spaß macht, was ich da höre. Naja, Horizis können jedenfalls nichts dafür, denn nebst aufblasbaren Säbeln und nerdigem W20-Würfel unternimmt man alles, um das Publikum zu unterhalten.

Nach einer kurzen Pause an der frischen Luft und einer zweiten Supportband (Spiritworld), ist es nun so weit und die aus den fernen USA angereisten Unearth steigen auf die Bretter, die der Musikbunker für sie reserviert hat. Im Konzertsaal sind nun doch noch mal mehr Fans vorzufinden als noch beim Supportact und mit guter Stimmung und einem weiteren Erfrischungsgetränk geht es wieder vor die Bühne.

Womit, wenn nicht mit My Will Be Done, starten die um Fronter Travor Phipps formierten Musiker ihren Gig. Gerade weil die Herren im Mai mit The Wretched; The Ruinous (Review: hier) ein neues Release auf den Markt gehauen haben, bin ich gespannt, was die heutige Setliste zu bieten hat. In erster Linie hält man sich an das Set aus der Hell On Earth Tour (Konzertbericht: hier), welche im April 2023 in Deutschland an zehn Standorten einen Halt gemacht hatte. Doch ist sichtbar, dass die Band absolut abgeklärt ihr Programm durchzieht. So ist trotz des aktuellen Stresspegels (ich meine, die aktuelle Tour hat so gut wie keinen Tag Pause), alles absolut da, wo es hingehört. Natürlich spielt man den Namensgeber des aktuellen Release The Wreched; The Ruinous, lässt die Single Mother Betrayel von den Fans lautstark mitgrölen und als sich vor der kleinen Bühne ein Moshpit auftut, wird der Musikbunker, trotz nicht ausverkauftem Haus doch relativ eng – das nenne ich eine intime Atmosphäre *lach*. Doch egal wie ich es umschreibe, ein Problem habe ich mit dem Konzert – es ist einfach viel zu laut. Nennt mich spießig oder nennt mich alt, doch wenn ich bei ca. 111 dB den Saal verlasse, um am nächsten Tag noch normal meine Mitmenschen verstehen zu können, dann ist das nicht mehr lustig. So verpasse ich locker 5-6 Songs und fahre ein wenig geknickt nach Hause.

Als Fazit kann ich sagen, dass Unearth und die Vorband Horizis ein ordentliches Programm geliefert haben und dass sicher ein Großteil des Publikums mit dem Konzert zufrieden sein dürfte. Doch ich mache klar eine Wette, dass 80 % der Gäste am nächsten Morgen noch mit einem Nachhall im Ohr aufgewacht sind und das ist nicht, wie ich persönlich 2023 ein Konzert erleben möchte. Wer auch immer das Mischpult auf Manowar +1 eingestellt hat, hat mir auch jeden Fall den Abend nicht wirklich versüßt.