Werner – Das Rennen, Hartenholm 30.08.2018- 02.09.2018

„Gelungene Neuauflage des Werner Renens von 1988!“

Eventname: Werner – Das Rennen 2018

Bands: Niedeckens BAP, Fury In The Slaughterhouse, Santiano, Otto und die Friesenjungs, Roger Chapman, Torfrock, Doro, Stahlzeit, Hämatom, Extrabreit, Russkaja, Daniel Wirtz, Rose Tattoo, Knorkator, Kornfield, Flogging Molly, Waltons, Mambo Kurt, Bar-B-Q, Heavysaurus, Heart Of Stones, Quo, Stanfour, Bruuce, Fischer-Z, D-A-D, Lotto King Karl,  Dr. Freelgood, Big Country, Wohnraumhelden, Uli John Roth, Beyond The Black, Tanzwut, Mr. Hurley und die Pulveraffen, Ohrenfeindt, Björn Paulsen, John Diva & The Rockets Of Love, Cliff Barnes & The Fear Of Winning, Cab Trouble, Serum 114, Blaas of Glory, Bröselmaschine, Torpus & The Art Directors, Bannkreis, Hannes Wendt Band, Da Rocka & Da Waitler, The Linewalkers, Illegal 2001, Die Kassenpatienten, Hannes Bauers Orchester Gnadenlos, Zöller und Konsorten, The Rockit Bäähm, The New Roses, Skyline, FroTee Slips, Coverment, Tears for Beers, Nerd School, Drunken Swallow, Dirt A Gogo, Dead Shepherd, Die Muskelschweine, Jeden Tag Sylvester, Antiheld, Stinger, Feuerwehrmusikzug Hartenholm

Ort: Flugplatz Hartenholm, Schleswig-Holstein

Datum: 30.8. – 2. 9.2018

Kosten:  Festivalticket 149 €, Camping 30 € pro Fahrzeug, Wohnmobile und Campingwagen 40 €

Genre: Heavy Metal, Hard Rock, Thrash Metal, Folk Rock, Fun Metal, Neue Deutsche Härte, Viking Metal, Rock, Folk Rock, Punk Rock, Pop Musik

Besucher: ca. 35.000

Veranstalter: ICS

Link: https://www.werner-rennen.de/dasrennen/

Das Muss Kesseln dachten sich die Macher der Neuauflage des legendären Rennens zwischen Kneipier Holger „Holgi“ Henze und Comiczeichner Rödger „Brösel“ Feldmann. Da sich das Desaster von 1988 nicht wiederholen sollte, wurde mit der ICS das gesamte Know How der erfahrenen Wacken Veranstalter gewonnen, die sich professionell um das gesamte Geschehen kümmern. Holger Hübner hat die Organisation unter seine Fittiche genommen und nach vielen Verhandlungen konnte, wie bereits vor 30 Jahren, der Flugplatz Hartenholm erneut zum Austragungsort bekannt gegeben werden. Die vielen Hürden wurden gemeinsam gemeistert, unter anderem hatten Anwohner, gebrandmarkt von den damaligen Ereignissen, Klagen eingereicht. Letztendlich konnte aber mit einigen Auflagen das Fest stattfinden.

Und so begann der immense logistische Aufwand, ein Festival rund um das eigentliche Rennen aufzubauen, da es ja nicht ausschließlich um die 10 Sekunden Rennfahrt der beiden Kontrahenten gehen soll. Klar ist das der Grund für das Fest, zudem wurden viele zusätzliche Motorsportereignisse wie z.B. Moto Cross, Drag Race und Farm Pulling eingebunden und sollen für zusätzliche Attraktionen sorgen. Für das Rahmenprogramm konnten viele Bands gewonnen werden, die bereits 1988 dabei waren und auch weitere Künstler und Top Acts lassen es sich nicht nehmen und treten hier auf. Auf einige komme ich im Verlaufe des Berichtes noch zu sprechen. Aber der Reihe nach.

Donnerstag

Die Anreise wurde von vielen bereits am Mittwoch absolviert und so sind schon viele Besucher mit Wohnmobilen, Campingwagen oder auch mit Zelten angereist. Sie werden, je nach gebuchter Kategorie, entweder auf die Camps Breite Masse, Schüsselcamp, meine Scholle, Biotop, Holgi Fan Camp, oder das Gas-Wasser-Scheiße-Camp verteilt. Das verläuft nicht immer ganz reibungslos, da an der einen oder anderen Stelle falsch belegt wird. Die Hauptanreise erfolgt dann am Donnerstag, und schnell sind die Straßen um Hartenholm dicht. Es wird auf eine Zufahrt durch den Segeberger Staatsforst gesetzt und so brauchen nicht nur wir geschlagene fünf Stunden, bis das Zeltlager erreicht wird. Da es die ganze Zeit regnet, überlegen wir kurzfristig das geplante Zelten aufzugeben und die 40 km zwischenzufahren. Aber wir halten durch. Dadurch verpassen wir, wie viele andere, die ersten Auftritte von Bands. Bereits ab 14:30 Uhr werden auf der Dezibel Bühne und im Waamlöt Zelt Konzerte angeboten. Auf der Hauptbühne Kesseldrom spielen um 14:30 Uhr Illegal 2001 und danach die Kneipenterroristen. Das verpassen wir leider genauso wie Wingenfelder, Lotto King Karl und, was besonders schmerzt, The New Roses. Hilft aber nix, erst mal aufbauen und dann auf den Weg zur Bändchenausgabe machen. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil und so sind wir zunächst mal falsch. Richtig geleitet schaffen wir es dann nach einer Stunde Wartezeit, unsere Pressezulassungen zu erhalten und sind gegen 22:00 Uhr endlich auf dem Infield. Das reicht, um einen ersten Eindruck des Areals zu bekommen und auch noch den Rest von D.A.D zu sehen. Jasper Binzer und seine Dänen liefern eine ordentliche Show ab und der Platz vor dem Kesseldrom ist gut gefüllt. Bassist Stig Pedersen verzichtet noch immer auf zwei Saiten am Bass, da diese überflüssig sind. Natürlich darf Sleeping My Day Away nicht fehlen und wird neben anderen Klassikern gefeiert. In der Zwischenzeit schauen wir uns nach den kulinarischen Köstlichkeiten um.

Das Speisenangebot erstreckt sich, wie bei Festivals so üblich, durch alle gängigen Varianten. Besonders finde ich aber den veganen Hot Dog Stand, der fast direkt neben einem Fleischspieß Stand steht. Getränkemäßig wird natürlich auf Bölkstoff gesetzt und das kommt bekanntlich aus Flensburg. Über die Wege, bis das besondere Bier nun letztendlich da gelandet ist, wo es mal begann, in Flensburg, kann an bekannten Stellen nachgeschlagen werden. Die Preise sind Voll Normaal und die Becher nett bedruckt. Für die Jungs und Mädels, die den etwas härteren Stoff brauchen, sind auch hier renommierte Firmen z.b. mit einem Hirsch im Logo als Lieferanten auszumachen.

Aber zurück zu den Bühnen. Zur späteren Stunde treten auf der Waamlöt Bühne noch Mr.Hurley Und Die Pulveraffen, Tanzwut und Knorkator auf. Über deren Auftritte kann ich nicht viel sagen, da wir uns das nicht mehr reingezogen haben. Aber da diese Bands alle auf diversen anderen Festivals im Laufe des Jahres waren, sind die Auftritte, bis auf die Länge, nicht anders zu bewerten. Auf dem Rückweg zum Zeltplatz kommen wir noch an der Bühne Dezibel vorbei, und erleben den Auftritt von Bon Scott. Der AC/DC Cover kommt gut an und die ganze Aufmachung vor den Bühnen erinnert doch stark an den Beer Garden mit seiner Bühne in Wacken. Klar wurden die Bänke, Tische und Schirme von da hier hertransportiert, da sich das ja bereits bewährt hat. Das Stehenbleiben hat sich gelohnt. Bon Scott sind zu recht eine der besten Coverbands. Die danach noch spielenden Kassenpatienten schenken wir uns. Der Rückweg zum Zeltplatz wird begleitet durch die feiernden Camper. Überall, gerade kurz nach dem Infield, in Holgis Fan Camp wird gefeiert, getrunken, gesungen und gelacht. Viele unterschiedliche Musik Genres prasseln auf uns nieder und so sind wir doch recht froh, weitab gelandet zu sein. Da ist es definitiv ruhiger. Wir stehen zwar in unmittelbarer Nähe zu einem der leisen Stromgeneratoren, die für die weit sichtbare Beleuchtung der Campgrounds verantwortlich sind und für Tageshelle sorgt. Aber nach einigen Pils hört und sieht man nachts nichts mehr. Wir sind gespannt auf den folgenden Tag, denn da sehen wir das gesamte Ausmaß bei Tageslicht.

Freitag

Sanft geweckt durch den Dixi Reinigungstruck, geht es nach einem Kaffee und Milchbrötchen mit Nutella zum Infield. Da es sich nicht nur um ein Musikfestival handelt, die Mukke ist natürlich nicht unwichtig, sondern um ein Motorsportspektakel, sind viele Biker hier. Unterschiedliche Kutten verschiedenster MCs oder auch reine Bikerfreunde sind überall zu sehen. Entsprechend viel sind mit ihren Moppeds hier und so fahren auf dem gesamten Areal die unterschiedlichsten Schüsseln rum und auch die Jüngsten sind dabei. Das gesamte Fest ist familienfreundlich gestaltet und nicht wenige der damaligen Rebellen sind heute mit Kind und Kegel hier. Darauf wird auch von der Seite des Veranstalters her reagiert. So hat RSH eine eigens dafür geschaffene Kinderbetreuung eingerichtet. Aber es ist auch so spannend für den Nachwuchs. Überall Moppeds, Veranstaltungen wie Mofa Weitwurf oder eben die Rennen. Das begeistert die Kleinen. Zunächst wollen wir dann mal an die Rennstrecken. Das ist auch bedingt möglich. Man kann durch die Absperrgitter sehen, aber durch die Entfernung und die vielen Zaungäste ist ein Verfolgen der Rennen kaum möglich. Es wurden zwar Tribünen aufgestellt, aber dafür muss ein separates Band erworben werden. Wir von der Presse haben keins. Eine Option wäre noch mit der jeweiligen Rennleitung zu sprechen, um dann ggf. in ausgewiesene Bereiche zu gelangen. So entfällt eine Berichterstattung über die Rennen. Da könnte ggf. über eine andere Lösung nachgedacht werden.

Kümmern wir uns um die Musik. Da viele nicht metallische Bands auftreten, haben wir uns auf die größeren beschränkt oder auf die, mit einem härteren Hintergrund. Zunächst sind Extrabreit auf der Hauptbühne Kesseldrom und die lassen Die Neue Deutsche Welle aufleben. Hurra, Hurra, Die Schule Brennt, Polizei und Flieger Grüß Mir Die Sonne tönen über das Gelände. Nicht wenige lassen sich zurück in die Achtziger versetzen und feiern zu den nostalgischen Klängen. Wir sehen uns nicht alles an, sind aber zu Hämatom, die auch hier auftreten, pünktlich zurück. Gewohnt maskiert stehen die vier Jungs auf der Bühne und versorgen die bereits Anwesenden mit goiler Mucke. Leider ist nur eine 45-minütige Spielzeit vorgesehen. Die wird aber genutzt und so gibt’s Songs wie Zeit Für Neue Hymnen, Mein Leben – Meine Regeln oder Feuerwasser. Zur frühen Stunde schon recht ordentlich. Danach wechseln wir ins Waamlöt Zelt, in dem Heavysaurus den Kids Heavy Metal näher bringen wollen. Somit ist der Anteil an ohrgeschützten Kindern recht hoch. Die in Dinokostümen verkleideten Musiker erfreuen dann auch mit lustigen Songs die Anwesenden. Zufällig haben wir Christof Leim gesehen, der an der Gitarre ordentlich verkleidet mitmischt. Auch die anderen Maskierten dürften keine unbekannten Musiker sein. Uns reichen ein paar Lieder und wir sind pünktlich zum Ohrenfeindt Konzert zurück. Den Hamburgern beschert ihre Bekanntheit ein gut gefülltes Zelt. Es wird natürlich auf das heute erscheinende Album Tanz Nackt hingewiesen, aus dem auch der eine oder andere Song der Vollgasrocker aus St. Pauli stammt.

Nun ist musikalisch kurz Pause und erst zu Otto Und Seine Friesenjungs finden wir uns wieder ein. Der liefert, wie bereits in Wacken, ein ordentliches Programm, beim dem der erwartete Klamauk nicht zu kurz kommt. Ich Bin Ein Friesenjung, im Original der Englishman In New York, eröffnet das Feuerwerk an umgewandelten Songs. Natürlich ist das nicht jedermanns Musik, aber der Platz vor der Bühne ist voll und der vor kurzem siebzig gewordene Otto wird gefeiert. Ob die Ausziehen!, Ausziehen! Rufe dann auch wirklich umgesetzt werden müssen, ist in dem Alter eher zweifelhaft.

Wir verlassen den guten Otto und gehen zu Maschines Late Night Show. Diese hat er ja bereits in Wacken erfolgreich getestet, und heute hat er die Jungs von Hämatom zu Gast. Die nehmen ihm auch relativ schnell das Zepter, äh, die Jägermeister Glocke aus der Hand und der Einfüller des kostenfreien Hörnerwhiskeys kommt mit dem Ein- und Ausschenken kaum nach. Das ist alles sehr kurzweilig und auch eine willkommene Abwechslung zu dem eher überlaufenem Infield. Wir bleiben nicht bis zum Ende, da wir zumindest für die ersten drei Songs zu Fury In The Slaughterhouse wollen. Die eigentlich schon aufgelöste Truppe spielt immer mal wieder gut besuchte Konzerte. So wird es vor der Kesseldrom Bühne richtig voll. Klar, wollen alle Radio Orchid und Won’t Forget These Days hören und das bekommen sie dann auch.

Kurz vor Ende gehen wir bereits zurück ins Zelt, in dem Stahlzeit nun ihren Slot bekommen haben. Eigentlich hatten sie einen späteren Auftritt, aber der wurde mit Russkaja getauscht. Warum aber Stahlzeit ihre Rammstein Tribute Show im Zelt und nicht auf der Hauptbühne präsentieren, erschließt sich nicht ganz. Immerhin werden hier Pyros und Feuerwerfer eingesetzt und das ist ja in einem Zelt nicht ganz ohne. Aber egal. Feuerwehr ist ausreichend vor Ort und überwacht mit Argusaugen die Flammen. Gewohnt mit Ramm4 geht es los. Die Stunde Spielzeit ist dann gefüllt mit einigen der besten Rammstein Songs. Mein Herz Brennt, Haifisch, Du Hast, um nur einige zu nennen, lassen fast keinen Wunsch offen. Die mit original Requisiten gebotene Show ist leider viel zu schnell vorbei. Leider ist nach einer Stunde Schluss und der Umbau für die gleich auftretenden Russkaja kann beginnen. Da wir unseren guten Platz nicht aufgeben wollen, verpassen wir Flogging Molly, die auf der Hauptbühne den Tagesabschluss liefern.

Die letzte Band des Tages sind die bereits angekündigten Russkaja, die mit ihren Polkabeats nochmals für ein gut besuchtes Zelt sorgen. Georgij Makazaria trifft den Geschmack der Anwesenden. Hello Japan eröffnet standesgemäß das bunte Treiben auf der Bühne. Viele warten auf den Traktor, bei dem sich wieder alles um eine Mitte im Publikum bewegt. Das ist Gute-Laune-Musik und die hübsche Mia Nova sorgt mit ihrer Violine für den folkloristischen Einschlag. Auch die Gebrüder  Gutternigg mit Potete und Trompete sorgen für das gute Feeling. Russkaja sind ein Garant für rasante Rhythmen und ausgedehnte Spielfreude.

Auf Dezibel treten im Laufe des Abends noch Stinger und Skyline auf, die ebenfalls ihre Anhängerschaft haben. Gerade Skyline erfreuen sich großer Beliebtheit. Coversongs wie Stargazer, Crazy Train, Balls To The Wall oder Highway Star werden gern angenommen und sorgen für ausgelassene Stimmung.

Der Rückweg zurück gestaltet sich wieder zu einem Vorbeimarsch an feiernden Gruppen, die lautstark die unterschiedlichsten Musikstile laufen lassen.

Samstag

Bereits mittags wollen wir Jennifer Haben und ihre verbliebenen Mitstreiter sehen. Beyond The Black haben den ersten Slot des Tages auf der Hauptbühne, die noch nicht so dicht umlagert ist. Trotzdem lassen sie es sich nicht nehmen und legen ordentlich los. Man kann sagen, was man will, in den letzten zwei Jahren hat sich Jennifer zu einer guten Frontfrau entwickelt und übersieht souverän die doch überschaubaren Zuschauer. Das dritte Album Herat Of The Hurricane ist gestern erschienen und auch daraus wird der eine oder andere Song gespielt. Ansonsten darf natürlich Lost In Forever und Love Me Forever nicht fehlen. Für die Mittagszeit ein passabler Auftritt. Es geht dann auch auf dieser Bühne weiter mit Betontod. Da wir uns im Vorfeld bereits überlegt hatten, was wir sehen wollen, verzichten wir auf weitere Bands im Waamlöt Zelt und auf der kleineren Dezibel Bühne. Betontod starten gewohnt stark mit La Familia. Die Punkrocker aus Rheinberg präsentieren ohne Schnörkel und Klimbim eine Dreiviertelstunde ordentliche Losgehmusik. Oliver Meister versteht es, den Geist des Werner Rennes aufzunehmen und bringt das gut rüber.

Nach dem Umbau sind Fischer-Z dran. John Watts Stimme macht den Sound so unverwechselbar und somit ist es kein Wunder, dass viele sich das Set nicht entgehen lassen. Die Anwesenden werden dann auch mit den Klassikern Marlies, Limbo, Bataillons Of Strangers und In England belohnt. Leider auch hier nur 45 Minuten, aber es sind halt viele Bands da. Durch die leichte Verschiebung der Anfangszeit bekommen wir noch die Anfänge von Rose Tattoo mit. Sänger Gary „Angry“ Anderson setzt sein Organ gleich gekonnt bei One Of The Boys ein. Der Auftritt variiert nicht viel von dem beim Wacken Open Air oder der Kieler Woche dieses Jahres. Klar werden Rock’n’Roll Outlaw, The Butcher and Fast Eddy geliefert und auch Nice Boys darf nicht fehlen. Die Australier ziehen ihren Striemel durch und scheren sich nicht um modernere Strömungen. Man mag sie oder auch nicht.

Nun wechseln wir zügig ins Waamlöt Zelt, um die Alpenrocker Tuxedoo um Christoph Kiebe zu erleben. Leider sind die Jungs hierzulande nicht so bekannt, denn das Zelt ist nur mäßig gefüllt. Ich stehe zunächst als einziger Fotograf im Graben und habe freie Bahn. Das ist nicht so einfach, denn hier ist viel Bewegung auf der Bühne. Der selbst ernannte Alpencore soll der Welt nahegebracht werden und so treten sie auch zünftig mit Lederhosen und diesmal schwarzen Hemden auf. Instrumental wird auf viel Percussions gesetzt. Mit dabei auch große Kuhglocken, die mit Baseballschlägern zum Klingen gebracht werden. Diese Mischung aus Hardcore, Metal, Thrash oder auch mal folkloristischen Anleihen macht Spaß, strengt aber auch immens an. So sind die Jungs nach ihrem Auftritt regelmäßig erschöpft, da sie voller Energie und mit vollem Körpereinsatz ihre Musik präsentieren. Da uns das gefällt, bleiben wir auch bis zum Schluss. Nach dem Auftritt haben wir noch kurz die Möglichkeit mit Christoph zu reden. Der ist sichtlich kaputt aber auch happy.

Nun ein Kontrastprogramm. Bülent Ceylan tritt auf der großen Bühne auf. Der selbst ernannte Metal Comedian kann einen gut gefüllten Platz verbuchen und zieht vom Leder. Ob das hier so her passt, kann jeder für sich entscheiden. Da wir zur Pressekonferenz von Brösel und Holgi wollen, die diesmal mit den Fahrzeugen auf der Rennstrecke stattfindet, gehen wir zeitig. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Dezibel Bühne vorbei. Da beginnen jetzt Serum 114 mit ihrem Auftritt und das nutzen wir für ein paar Bilder und Eindrücke. Da die anschließende Pressekonferenz sich hinzieht, verpassen wir fast die gute Doro.

Danach sind dann Niedeckens BAP auf dem Kesseldrom zu sehen. Wolfgang Niedecken erinnert sich noch an das Festival vor 30 Jahren, denn auch da haben BAP gespielt. Somit passen die in kölscher Mundart singenden Musiker hierher. Nostalgie pur, die nur morgen noch von Roger Chapman getoppt werden kann. Der Auftritt von BAP profitiert natürlich auch von der inzwischen eingesetzten Dunkelheit und so ist die Bühne in hübsches Licht getaucht. Uns treibt es zu Uli Jon Roth, der im Zelt seine Fingerfertigkeit unter Beweis stellt. Die lange graue Mähne wird von den Ventilatoren fotogen nach hinten geweht und mit geschlossenen Augen spielt er seine Stücke. Natürlich ist alles auf ihn abgestimmt, obwohl er auch gute Musiker um sich versammelt hat. Eigene Stücke werden mir Scorpions Klassikern gemischt. Das erfreut viele der hier doch eher älteren Gäste, die ihn noch als aktives Mitglied der eben erwähnten Scorpions kennen. Nach diesem Auftritt ist für uns Schluss.

Sonntag

Die Nacht war frisch und so geht es nach einem Kaffee und dem obligatorischen Milchbrötchen ans Aufräumen. Bis auf das Zelt bauen wir alles ab und sehen, dass bereits viele abreisen. Nun ja, wenn man die Autokennzeichen betrachtet, haben die auch noch einen langen Weg vor sich. Für uns geht es zumindest musikalisch erst um 14:00 Uhr los, denn da sollen Victor Smolskis Almanac auftreten. Da wir mit dem Abbau schnell fertig sind, gehen wir schon frühzeitig los und shoppen noch etwas. Dann geht’s schon mal in den Pressebereich, da wir dort die Einweisung erhalten, wie das mit dem Rennen und uns Pressefuzzis gehen soll. Nachdem wir da informiert, und uns für den Zieleinlauf gemeldet haben, geht es rüber zu Alamanac. Eigentlich wollen wir vorher noch mal bei Kaiser Franz Josef reinluschern, aber die haben aus Krankheitsgründen absagen müssen.

Victor Smolski, seines Zeichens der Kopf von Almanac, präsentiert stolz seinen gewonnenen Pokal. Den hat er bekommen, weil er ja nicht nur mit seiner Band hier ist, sondern auch mit seinem Rennteam. Neben der Musikkarriere teilt er seinen Hang zum Motorsport und fährt Rennen. So auch hier. Das war schon mal erfolgreich und dieser Erfolg soll sich jetzt fortsetzen. Mit dem neuen Sänger Patrick Sühl klappt das auf der Bühne ebenfalls und er kann die großartigen Songs aus den Alben Kingslayer und Tsar super rüberbringen. Hail To The King, Losing My Mind und Hands Are Tied sind nur einige der gespielten Titel. Victors Spielfreude lässt keine Wünsche offen und der gesamte Auftritt ist für uns mit einer der besten des Festivals.

Für uns Metaller ist die Auswahl hier ja eh nicht so groß, aber es gab bisher den einen oder anderen guten Auftritt. Nun müssen wir aber auch schon los, denn bereits anderthalb Stunden vor dem Highlight des Tages, nein des Festivals, müssen wir zur Rennstrecke geführt werden. Hier angekommen werden wir in die vorgesehenen Media Boxen an der Strecke gesteckt. Das alles hat schon so leicht was von einer Schafherde, die von den Hunden richtig geleitet werden. Das Medieninteresse ist natürlich riesig und so sind auch TV-Sender vor Ort, die das Rennen auch live übertragen. So tummeln sich schon beachtlich viele Pressevertreter um die Strecke. Kurz vor dem Start drehen die beiden Kontrahenten nochmals eine Runde um den Flugplatz und werden bejubelt. Die Sympathien gehen eindeutig in Brösels Richtung.

Tja, und dann kommt der große Moment. Beide Fahrzeuge stehen am Start, der auch schnell und problemlos vonstattengeht. Die Horex führt ab Start und kann sich einen Vorsprung erfahren. Da nur gute 200 Meter gefahren werden, kann die Horex ihre Beschleunigung gut nutzen. Der Porsche kommt aber auf den letzten Metern näher und näher, schafft es aber nicht Brösel zu schlagen. Der verdiente Sieg ist sein und das ist eine Leistung, die nicht nur ihm gebührt, sondern auch dem dazugehörigen Mechanikerteam, das in vielen Stunden die Horex modifiziert hat. So muss Brösel eigentlich nur noch Gas geben und einmal, ohne Kupplung zu ziehen, schalten. Dadurch wird der Fauxpas von vor 30 Jahren eliminiert. Bereits auf der vor ein paar Tage stattgefundenen ersten Pressekonferenz wurde über die technischen Umrüstungen geplaudert. Am Zielauslauf steht neben den Frauen der beiden Fahrer auch Ölfuß, der sichtlich gerührt ist.

Nach dem Sieg und den ganzen Glückwünschen geht es zum Schmähturm. Hier wird der Verlierer mit Katzenkacke beworfen, so will es die Wette. Diesmal haben sich beide im Vorfeld geeinigt und der Gewinner geht mit auf den Turm und gemeinsam wird die Schmach ertragen. Das ist sportlich. Und so steht Holgi einträchtig neben Brösel, als aus der Katzenkackekanone die undefinierbare Mischung auf beide gegossen wird. Danach geht es zur Siegerehrung, die von Matze Knop moderiert wird. Pokale werden verteilt, und beide dementieren ein weiteres Rennen nicht. Immerhin steht es eins zu eins. Die illustren Gäste wie Connie Reimann, Big Harry oder Sabrina, bekannt aus Film und Fernsehen gehören mit dazu und so darf dann noch ordentlich geknipst werden. Damit ist das Spektakel zu Ende.

Auf den anschließenden LKW Sprung und die restlichen Programmpunkte verzichten wir zugunsten der Abreise. Die gestaltet sich trotz der Verkehrswarnungen vergleichsweise human. Somit können wir weder über Roger Chapman noch Santiano oder Jon Divas Auftritte etwas sagen.

Fazit:

Was für ein Fazit ziehe ich hier nun? Es gibt, wie bei fast jeder Sache Licht und Schatten. Meiner Meinung nach sind vier Tage zu lang. Drei hätten gereicht und der Sonntag als reiner Abreisetag wäre optimal gewesen. Die musikalische Mischung ist für dieses Fest o.k. gewesen, für mich aber zu wenig Metal. Aber da es ja ein Motorsportfest mit Musik war, ist das o.k. so. Organisatorisch darf gern nachgebessert werden. Soll auch über die Rennen berichtet werden, braucht die Presse Zugang zu den Rennstrecken. Auch scheint nach vier Tagen beim Einlass nicht klar gewesen zu sein, dass Pressebändchen plus Foto Erlaubnis die Mitnahme der Kamera rechtfertigt. Ansonsten ist das Sicherheitskonzept aber aufgegangen. Wünschenswert wären auch weitere Duschmöglichkeiten auf den weiter entfernt liegenden Plätzen gewesen. Die Beleuchtung der Plätze nachts ist o.k., aber tagsüber könnte da eingespart werden. Abschalten zugunsten der Umwelt. Ansonsten, wie auch in Wacken, gutes, freundliches und hilfsbereites Personal, das fast alles möglich gemacht hat.

Für euch von Time For Metal unterwegs: Maren Jansen und Kay Ledderer