Xorsist – At The Somber Steps To Serenity

Old School Death Metal von jungen Stockholmern? Das funktioniert und fetzt!

Artist: Xorsist

Herkunft: Schweden

Album: At The Somber Steps To Serenity

Spiellänge: 41:47 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 06.10.2023

Label: Prosthetic Records

Link: https://xorsist.bandcamp.com/album/at-the-somber-steps-to-serenity

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Gustav Ryderfelt
Bassgitarre – Birk Castenmalm
Schlagzeug – Alphonse Bouquelon

Tracklist:

1. A Life In Vain
2. Carve It Out
3. Blessed By The Divine
4. Imitation
5. Coterie Of The Depraved
6. Banished To Obscurity
7. Distorted Shapes
8. Grace
9. Darkened Wings
10. At The Somber Steps To Serenity

Diese drei wilden Zeitgenossen sind aus Stockholm und dieses verpflichtet ja zu einiges, gar keine Frage. 21, 21 und 18 – da kann man nicht wirklich von Erfahrung sprechen, aber nach ihrer Gründung im Jahre 2020 haben sie ordentlich Gummi gegeben und 2022 ihr Debüt veröffentlicht. Ein Vertrag mit Prosthetic Records ist dabei herausgekommen und nun folgt Album Nummer zwei.

Klavierklänge lassen die Herzen der metallischen Romantiker zu Beginn des Albums höherschlagen. A Live In Vain ist sehr bedächtig, traurig und melancholisch. Mit 150 Sekunden ist es ein gelungenes Intro, welches mir persönlich aber zu lang ist. Allerdings bekommt man auch keinen Vorgeschmack auf das, was noch folgen wird.

Nach drei Sekunden hören und dem Genießen des HM2-Gitarrensounds weiß man aber, wohin diese Reise gehen wird. Carve It Out lässt in fünf Minuten keine Zweifel daran, dass hier der Death Metal gewinnen wird. Zu Beginn schleppt man sich durch die Stockholmer Landschaften, lässt dann den Bass vorspielen, die Becken betonen diese Aktion und dann gibt es Gummi im Sinne der alten Schule. Jawohl, das darf man durchaus so machen. Die Gitarren sägen ohne Ende und so treibt man davon. Ein wildes Solo darf nicht fehlen und weiter mit den Zitaten aus den Handbüchern von Dismember und Entombed. Dieses langgezogene Riff ist fett. Ich steh drauf. Sicherlich erfinden Xorsist das Rad nicht neu und die Musikrichtung schon einmal gar nicht, aber sie machen ihre Sache einfach nur geil. Der groovende und beinahe schon atmosphärische Part schockt ohne Ende. Es wird wieder Fahrt aufgenommen und ein weiteres Solo folgt. Der Drummer drückt und knattert sich das durch Gebälk, der Sänger screamt düster und kraftvoll und am Ende nimmt man das Tempo zugunsten eines langsamen Parts heraus, der dermaßen düster und morbide um die Ecke kommt, dass die Zombies freiwillig wieder in ihre Gräber verschwinden.

Vertracktes Schlagzeugspiel und Bassgetöse zu Beginn von Blessed By The Divine – und dann geht die typische schwedische Death Metal Walze los. Diese ist ja unaufhaltsam. Zweifacher Gesang und Tempovariationen bestimmen den Song und natürlich der fette Sound, der vom Bosspedal abhängig ist. Klaro, ist das hier alles Old School Death Metal der Stockholmer Schule, keine Frage und hier und da schreiben sie natürlich von Bands wie Entrails oder Lik ab, aber auch diese haben ja im Unterricht sehr gut aufgepasst und den Lernstoff verinnerlicht. So auch dieses dynamische Trio. Tempowechsel und Rhythmusänderungen stehen an der Tagesordnung. Ein echt gutes Händchen für das Songwriting muss man unterstellen und die Riffs sind genau solche, die meine Ohren brauchen. Der schon angesprochene fette Sound erledigt dann hier den Rest. Geil.

Auch Imitation ist so ein Brecher. Mit seiner im Midtempo treibenden Doublebass und dem Wikinger-Riffing erinnern sie ein wenig an Unleashed. Dann holen sie aber einen fetten Basspart heraus und wechseln die Richtung. Sehr geil. Die Gitarre spielt langsam vorweg, Growls erklingen, man bleibt in ruhigen Gewässern und schmettert ein langes Solo auf die Tanzfläche. Die Burschen wissen, was sie wollen, gar keine Frage. Kurzes Break, ab in die schnelle Uftata und Vollgas in typischer Dismember-Manier. Ja, das darf man so gestalten und wer seinen Kopf gerne zu schwedischen Tönen im Allgemeinen bewegt, ist hier genau richtig. Ich höre den Krams nun ja auch schon dreißig Jahre lang und bin absolut begeistert.

Und wer hätte gedacht, dass man mit Coterie Of The Depraved einen Stilwechsel betreiben wird? Keiner natürlich und ist natürlich auch nicht. Aber das Drumming ist hier hervorragend schnell, allerdings im old schooligen Sinne. Und immer diese Beckenklänge im Hintergrund. Geil. Dann ein wildes Gitarrensolo, welches der Kollege Drummer völlig vernichtet. Fetzt.

So geht es immer weiter und weiter. Banished To Obscurity zum Beispiel zeigt, wie abwechslungsreich man auch im old schooligen Death Metal schwedischer Natur sein kann. Ein langsamer und verträumter Anfang mit Flüstergesang. Schön bedrohlich und dann natürlich wieder Alarm. Diese abgehackten Riffs und das melodische Lead lassen jeden Freund der Neunziger die Schmerzen vergessen, die man sich im Alter erarbeitet hat.

Langsam und bedrohlich startet man bei At The Somber Steps Of Serenity. Dieses Riff, welches am Anfang eben schleppend vorgetragen wird, wird nach 90 Sekunden schneller wiedergegeben und dann später als richtiges und wichtiges Riff verwendet. Schön atmosphärisch und melodisch kommt dieses herüber. Natürlich alles im schwedischen Sinne, wer hätte das gedacht. Schnelle Uftatas gesellen sich dazu. Das Tempo wird mehrfach variiert und bringt somit eine gelungene Abwechslung mit sich. Nach ca. vier Minuten wechselt man in einen cleanen Part und verwendet natürlich wieder die Hauptriffs. Sehr episch und anmutig. Kurze Zeit später setzt die fetzige Gitarre ein und stört die Totenruhe. Darüber geile screamige Vocals, die Drums zocken langsam und es folgt ein melodisches Solo. Danach nimmt man dann wieder Fahrt auf und lässt die HM2-Freaks die Pommesgabel in die Luft schwingen. Yeah, so wie man es von den alten Helden schwedischer Fahrgewässer gewohnt ist. Noch einmal ein cleaner Moment. Sehr verträumt. Herrlich. Ein würdiger Abschluss und so knallt man einen geilen Song zum Ende heraus.

Und wieder heißt es einmal – Death Metal Victory!

Xorsist – At The Somber Steps To Serenity
Fazit
Wer wie ich vom schwedischen Death Metal der Stockholmer Schule nicht genug bekommen kann, der ist bei Xorsist genau richtig. Die Band selber kommt auch noch aus Stockholm. Was willst du mehr? Geile Riffs, sägenden Gitarren, HM2-Pedal, drückende und treibende Drums, fetziger Bass und geile Vocals bestimmen diese Vernichtung. Dabei geht man sehr abwechslungsreich im Rahmen der Möglichkeiten vor und zeigt ein gutes Händchen beim Songwriting. Und das in diesen jungen Jahren. Man darf gespannt sein, was da noch kommen wird. Aber bis dahin erst einmal At The Somber Steps To Serenity hören - es lohnt sich!

Anspieltipps; Carve It Out und At The Somber Steps To Serenity
Michael E.
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