Blues Pills + Support auf der Lady in Gold Tour 2016 am 08.10.2016 in Oberhausen

“Blues Pills + Support in Oberhausen“

Eventname: Blues Pills – Lady in Gold Tour 2016

Headliner: Blues Pills

Vorbands: Stray Train, Kadavar

Ort: Turbinenhalle Oberhausen

Datum: 08.10.2016

Genre: Blues Rock, Rock

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Danke, Bahn! – Wenn die öffentlichen Verkehrsmittel den Konzertbesuch „versauen“. Erst vor Kurzem habe ich die Platte Lady In Gold von Blues Pills in den Händen gehalten und ein kurzes Review darüber geschrieben. Die skandinavische Blues Rock-Band bringt uns authentisch und gutgelaunt den Sound der 60er und 70er näher und soll Berichten zufolge vor allem live der Knaller sein. Da mir die Scheibe schon sehr gut gefallen hat, wollte ich den Live-Qualitäten der Band um Sängerin Elin Larsson auf die Spur gehen.

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So mache ich mich, es ist der 08. Oktober, auf den Weg nach Oberhausen. Ich bin gern lieber früher da als später, denn auch von der Vorband Kadavar habe ich nur Gutes gehört. Ich nehme also einen Zug, der mich früh genug an der Turbinenhalle absetzen sollte. SOLLTE! Denn wie die liebe Deutsche Bahn so ist, verspätet sich mein Zug und ich schaffe es gerade so zum ersten Ton in den Fotograben. Hier angekommen, bin ich erst einmal verwirrt. Die Jungs, die da auf der Bühne stehen, sind zwar nett anzusehen und was sie da so machen, ist auch echt cool. Aber nach Kadavar sehen sie nicht aus. Ich lasse den Blick über die Bühne schweifen und stelle fest: Können Sie auch gar nicht. Das ist ja auch Stray Train – eine weitere Vorband, deren Teilnahme am Vorprogramm mir nicht bewusst war. Alles halb so wild, sind dennoch coole Socken da auf der Bühne. Die neuentdeckte Blues Rock-Band haut in die Saiten und macht ordentlich Stimmung. Leider dauert der Auftritt nicht wirklich lange und so komme ich dazu, meinen Weg zur Garderobe zu suchen, denn das habe ich vor lauter Verspätungs-Stress nicht mehr geschafft. Damit komme ich auch gleich zum allgemeinen Teil. Die Turbinenhalle ist eine coole Location und akustisch wie atmosphärisch ein kleines Juwel, doch an der Organisation und den Abläufen lässt sich noch das ein oder andere Stellschräubchen ziehen. Wer hier etwas trinken möchte oder nur seine Jacke loswerden will, der muss sich erst einmal „Wertbons“ zulegen. Die kosten 1 € das Stück und können natürlich nicht mehr zurückgegeben werden. Umständlicher und besucherunfreundlicher geht es quasi nicht mehr! Ich habe dieses Bonsystem bisher nur auf kleineren Volksfesten gesehen und mich schon immer gefragt, wer auf so eine blöde Idee gekommen ist. Als selbst in der Veranstaltungsbranche arbeitender Mensch, kann ich mir die Vorteile nicht wirklich vorstellen. Man will zwar die „vielen Kassen“ sparen, dennoch müssen am Ende Bons mit Geldscheinen gegengerechnet werden und Personal spart man auch nicht. Sollte dieses System irgendeinen organisatorischen Mehrwert haben, dann doch nur für den Veranstalter – nicht aber für den Besucher. Marken, die ich nicht „verbrauche“, kann ich nicht zurückgeben. Gut – darin liegt wahrscheinlich der Vorteil! Auch negativ muss ich die Preise für die Garderobe erwähnen. Diese schlägt mit 3 € (oder Wertbons) und 5 € Pfand für den Schließfachschlüssel zu Buche. Da ich aber keine Lust habe, meinen Mantel und Schal (immerhin haben wir Oktober und es ist kalt) rumzuschleppen, berappe ich den Wucherpreis. Eines steht fest: Trinken werde ich hier nichts!

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Der Ärger über die Preise ist irgendwann verflogen und ich begebe mich wieder Richtung Fotograben. Es wurde fleißig umgebaut und neben dem typischen Bandequipment wurden auch Ventilatoren aufgestellt. Das könnte interessant werden. Mir fällt auch gleich auf, dass das Schlagzeug unüblicherweise vorn in der Mitte der Bühne steht – allerdings ohne Mikrophon. Ein kleiner Freudensprung entflieht mir. Werden die Drummer doch meist in den hinteren, dunklen Bereich verfrachtet und somit sehr schlecht fotografierbar. Die Fotografen-Kollegen vor mit witzeln und ich höre einen Gesprächsfetzten „Du bist der einzige Fotograf, der nur zur Vorband zum Konzert kommt.“ und bin voller Vorfreude auf Kadavar. Noch während ich mir vorstelle wie die Band wohl so aussieht und ob sie „fotogen“ ist, treten sie auch schon auf die Bühne. Ich weiß gar nicht so recht wie ich es beschreiben soll. Stelle man sich vor, die Wikinger hätten damals schon eine Metalband gegründet: Dann wären Kadavar wohl eine ideale Besetzung gewesen. Wohlgemerkt: Rein optisch. Lange Mähnen, lange Bärte und einen Hauch von Grimmigkeit im Gesicht. Der Schlagzeuger ist definitiv die Rampensau und gibt so richtig Gas. Fliegende Haare, herrliche Fratzen – ja, das hat man gern vor der Linse. Als ich später die Bilder durchschaue, muss ich mehrmals grinsen. Erinnert er doch so ein bisschen an Animal von den Muppets. Doch genug über Aussehen und Erscheinung, auch musikalisch sind die Berliner der Knaller. Die Halle tobt und man vergisst schon fast, dass da eigentlich noch die Hauptband kommt. Kadavar verlassen unter heftigstem Applaus nach ca. 45 Minuten die Bühne und wieder wird wild auf der Stage umgebaut. Und zwar so lange, dass die gute aufgeheizte Stimmung im Saal nachlässt und die ersten Pfiffe ertönen.

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Nach geschlagenen 30 Minuten dann endlich: Blues Pills treten auf. Sängerin Elin versprüht sofort gute Laune und hüpft wild und energiegeladen herum – natürlich barfuß. Die kleine blonde Powerfrau mit der Stimme zum „Niederknien“ singt einwandfrei und so langsam bekomme ich eine Ahnung, was es mit der vielfach angepriesenen Livequalität auf sich hat. Die Band scheint in einer Zeitkapsel aus den 70ern zu uns gekommen zu sein. Optisch wie musikalisch ein echter Hingucker bzw. Hinhörer. Nach den ersten drei Liedern heißt es für mich leider nicht nur raus aus dem Fotograben, sondern auch raus aus dem Konzert. Durch die Verzögerung zwischen Kadavar und Blues Pills muss ich leider schon los, um meine letzte Bahn nach Düsseldorf zu bekommen. Sehr schade, aber ich werde die Tourdaten im Auge behalten und mir Blues Pills und auch Kadavar noch mal bei nächster Gelegenheit in Ruhe in Berlin ansehen.

Fazit: Blues Pills, Kadavar oder Stray Train sind in eurer Stadt? Hingehen! Sofort!