Erik Cohen – Weisses Rauschen

“Weißes Rauschen soll gegen Tinnitus helfen – das hier nicht“

Artist: Erik Cohen

Herkunft: Kiel, Deutschland

Album: Weisses Rauschen

Spiellänge: 45:12 Minuten

Genre: Rock

Release: 15.01.2016

Label: RYL NKR Recordings / Rough Trade

Link: https://www.facebook.com/erikcohenofficial

Tracklist:

  1. Hier Ist Nicht Hollywood
  2. Deine Dämonen
  3. Nur Ein Herzschlag
  4. Schattenland
  5. Regen
  6. Totenspinnengeist
  7. Neues Blut
  8. Der Heilige Gral
  9. Tapete
  10. Das Gute Gefühl

Erik Cohen - Weisses Rauschen

Bislang kannte ich zugegebenermaßen nur einen Sänger mit Nachnamen Cohen, und das ist Leonard Cohen. Dann gibt es da noch Marc Cohn, ebenfalls ein Sänger, dessen Nachname zwar ähnlich klingt, dem allerdings ein „e“ fehlt. Ob irgendwelche verwandtschaftlichen Verhältnisse zwischen Erik und Leonard bestehen, weiß ich nicht, die Musik von Erik Cohen ist eine andere als die von Leonard. Gemein ist ihnen, dass sie es lieben, sämtliche Möglichkeiten ihrer Muttersprache auszuschöpfen. Die Texte von Leonard Cohen verstehe ich allerdings, obwohl er in Englisch singt, und es gibt auch mehr Informationen über ihn zu finden, als über Erik Cohen. Vor seiner Zeit als Solokünstler ist er mit der Band Smoke Blow unterwegs gewesen und vielleicht auch immer noch unterwegs. Neue Alben soll es von Smoke Blow wohl nicht mehr geben, also jetzt mit Weisses Rauschen das zweite Soloalbum des Mannes aus dem hohen Norden Deutschlands.

Auf seiner Facebook-Seite gibt Erik Cohen als Genre „Doompop / Rock“ an, was ja schon mal neugierig macht. Allerdings sind auf dem Album keine Songs vertreten, die irgendwie nach Doom klingen, zumindest nicht in meinen Ohren. Die ebenfalls von Erik Cohen geposteten Querverweise zu den einzelnen Songs des Albums kann ich allerdings nicht nutzen, da ich keins der genannten Alben jemals komplett gehört habe 😀 Aber für diejenigen, die damit etwas anfangen können: Genannt werden u. a. The Sister Of Mercy mit dem Album First And Last And Always, Lana Del Rey mit Born To Die, Smashing Pumpkins mit Siamese Dream, Life Of Agony mit River Runs Red und Danzig mit Danzig II – Lucifuge.

Nicht in der Liste der genannten Querverweise steht das Album Silberblick von Joachim Witt, das im Jahr 1980 erschien, und auf dem auch der Titel Goldener Reiter verewigt ist. Mich erinnert Hier Ist Nicht Hollywood allerdings mächtig an diesen einen großen Hit aus der Neue Deutsche Welle-Phase, wobei der Song von Erik Cohen nicht so abgehackt daherkommt. Das ist übrigens das erste Mal, dass ich einen Song von einem Album, dass ich zum Review vorliegen habe, bei einem meiner Stammradiosender höre. Normalerweise gibt es dort die sich täglich wiederholenden Playlisten von allem, was in den deutschen Singlecharts vertreten ist.

Stilistisch festgelegt ist Erik Cohen definitiv nicht. So kommen mir Deine Dämonen und Schattenland vor, als wenn die melancholischsten aller New Wave-Songs aus den 1980ern in die Gegenwart teleportiert wurden, wohingegen Nur Ein Herzschlag klingt, wie ein fröhlich auf Pop getrimmter Countrysong. Der Song Regen wabert in einem undefinierbaren Genremix aus den Boxen und ist bei mir genauso schnell aus dem Hirn raus, wie das folgende Totenspinnengeist (welch ein Titel!). Bei Neues Blut kriegt Erik Cohen dann gesangliche Unterstützung von einem Mädel, dessen Namen ich genau so wenig herausbekommen habe, wie die Namen der anderen beteiligten Musiker. Ist aber auch vernachlässigbar. Die Bluesrock-Keule packt Erik Cohen mit Der Heilige Gral aus, aber über die hier im Hintergrund wabernde Hammondorgel sage ich jetzt mal nichts. Vollkommen spaßbefreiten Rock gibt es mit Tapete (hier muss ich irgendwie an die grässlichen Wandverkleidungen aus meiner Kinderzeit denken). Mit Das Gute Gefühl, bei dem es dann noch einmal die Hammondorgel auf die Ohren gibt, was die Sache aber auch nicht mehr verschlimmern kann, ist es dann endlich geschafft.

Fazit: Der Albumtitel Weisses Rauschen passt für mich sehr gut, denn die Texte der hier veröffentlichten zehn Songs erschließen sich mir in etwa genau so wenig, wie die Erklärungen und Formeln zum gleichen Thema, nämlich Weißes Rauschen, auf Wikipedia. Den Satz des Künstlers "wächst bei jedem Hören" kann ich so überhaupt nicht unterschreiben, im Gegenteil. Um überhaupt ein Wort für dieses Review schreiben zu können, musste ich mir das Album mehrmals anhören, und jeder Hördurchlauf wurde zur größeren Tortur.

Anspieltipps: eigentlich nichts, aber der Song Hier Ist Nicht Hollywood ist ganz nett gemacht
Heike L.
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