Horn im Interview

Artist: Stefan Horn

Genre: Grindcore / Technical Death Metal

Label: –

Link: http://www.excrementory.de und http://www.tooncraft.de

singt / sang unter anderem bei:

Jack Slater (bis 2011)
Excrementory Grindfuckers (seit 2011)

Time For Metal / Maddin:
Kaffeejunkie, Käsebrotvernichter, Meister des unkonventionellen Humors und der gutturalen Gesangskunst – Horn! Tach auch und danke, dass du dir die Zeit nimmst und uns ein paar Fragen beantwortest. Geht’s dir gut?

Horn:
Blendend! Bin zwar teilweise etwas müde und geschlaucht, weil ich den gesamten Dezember super viel für meinen Tooncraft XMAS 2011 Adventskalender arbeiten muss, d.h. wenig Schlaf und mein Biorhythmus hat sich schon mal in die Winterpause verabschiedet, aber ich hab es mir ja selber so ausgesucht. Ich wusste vorher, dass es anstrengend werden würde, aber ich fühle mich gut dabei, ich bin produktiv, kreativ und das Projekt hilft mir enorm dabei an alte Zeiten anzuschließen was Arbeitsflow und Denkweise angeht. Von daher: alles bestens!

Time For Metal / Maddin:
Kaffee, dein Grundnahrungsmittel: schwarz oder mit Milch?

Horn:
Milch, kein Zucker. Ich trink so viel Kaffee am Tag, wenn ich den schwarz trinken würde, dann aber gute Nacht Magenschleimwände! Manchmal mag ich einen guten Kaffee auch schwarz, um den Geschmack nicht zu verfälschen, aber der Standard „Ich hab Durst, ich brauch nen Kaffee!“-Kaffee hat Milch oder Milchschaum drinnen. Apropos, brb…

Time For Metal / Maddin:
Wie sieht’s mit Idolen aus? Gibt’s da welche und falls ja, wen?

Horn:
Wirkliche Idole hab ich nicht, aber natürlich gibt es Menschen, die ich wegen bestimmten Eigenschaften schätze. Im künstlerischen Bereich sind das vor allem Leute die ihr eigenes Ding durchziehen, egal was die Umwelt oder die Industrie dazu sagt – die lieber ihre eigene Vision verwirklichen und nicht einem Trend hinterherlaufen nur um auf Nummer sicher zu gehen.
Da fallen mir zum Beispiel die beiden Filmemacher David Lynch (Lost Highway, Mulholland Drive) und Gaspar Noé (Irréversible, Enter the Void) ein. Beide sind in alle Arbeitsschritte ihres Filmschaffens höchst involviert und das merkt man dem fertigen Produkt auch an, ehrliche, fantastische, persönliche Arbeiten! Da wird keine Standardware kreiert, sondern eigene Ideen und Vorstellungen zum Leben erweckt – große Kunst!
Das beeindruckt mich und ich versuche diese Ehrlichkeit sich Selbst gegenüber in meine eigene Musik und „Kunst“ ebenfalls einzubringen.

Time For Metal / Maddin:
Deine musikalische Laufbahn bezieht sich ja bekannter weise auf mehr als nur eine Band. Neben ein paar eigenen Kreationen für dein vergangenes Flash-Toon-Projekt Ballz, was wohl einigen noch ein Begriff sein wird, sangst du auch schon bei so einigen Bands und unter anderen auch bei Jack Slater. Vor kurzem gaben Jack Slater bekannt, dass es nichts mehr von ihnen zu hören geben wird. Was waren die Gründe hierfür?

Horn:
Alte Floskel, aber man sollte halt aufhören, wenn es am Schönsten ist. Jack Slater hat 16 Jahre lang durchaus erfolgreich existiert, doch zu Letzt war die Luft einfach raus. Die Motivation nach vorne war bei keinem in der Band mehr vorhanden und dann ist es eben besser eine Schlussstrich drunter zu setzen.
Man hätte ohne Probleme noch ein paar Jahre so weiter machen können, aber ohne Antrieb setzt einfach eine Stagnation ein, die ich für Jack Slater nicht wollte, dafür ist mir die Band zu wichtig, als das ich sie jetzt schleichend verschwinden sehen möchte.
Die Band hat mich einen großen Teil meines Lebens begleitet und mich als Mensch auch beeinflusst, wir haben hunderte von Konzerten zusammen gespielt, tolle Leute getroffen und dabei ewig viele coole, seltsame, skurrile und unvergessliche Momente erlebt, doch nun war es einfach an der Zeit, Jack Slater gehen zu lassen – wie ich glaube der richtige Schritt für alle Beteiligten.

Time For Metal / Maddin:
Seit ewigen Jahren schon dümpelt hier auf meinem Rechner der Zeitungsartikel vom 07.01.2003 rum, in dem Jack Slater als „Bonns ekligste Band“ betitelt wird. Wie steht – bzw. wie habt ihr hierzu gestanden?

Horn:
Haha, entrümpel mal deine Festplatte, Junge!zwinkern Das war im Zusammenhang mit irgendeinem Amoklauf, da meinten die Hansel vom Express diese eklige lokale Band mit den ekligen Texten wegen eines Interviews zum Thema anrufen zu müssen. Der Artikel war natürlich vollkommener Dünnschiss und nichts was in dem Artikel steht hab ich jemals so gesagt, aber „Bonns ekligste Band“ war ne tolle Headline für uns, von daher haben wir uns darüber gefreut und uns schlapp gelacht über diesen Schwachsinn.

Time For Metal / Maddin:
Margarine?

Horn:
Fjedn! Lätta mit Joghurt! Om nom nom!

Time For Metal / Maddin:
Seit dem Januar 2011 singst du nun bei den Excrementory Grindfuckers, zu denen man ja hin und wieder mal irgendwo liest: „Ist eh das Gleiche „. Was meinst du hierzu?

Horn:
Ja, so ist das eben. Wenn du einmal in einer bestimmten Schublade gelandet bist, dann ist es sehr schwer dort wieder raus zukommen, da kann dir wahrscheinlich jeder Künstler ein Lied von singen.
Viele Menschen verstehen irgendwie nicht, dass sich Künstler und Bands ebenso entwickeln wie der eigene Charakter auch. Ich bin heute nicht der gleiche Mensch der ich vor 10 Jahren war und die Grindfuckers sind heute eben auch nicht mehr die gleiche Band die sie vor 10 Jahren waren.
Ich kann Skeptikern nur empfehlen mit offenen Ohren das letzte Album „Headliner der Herzen“ (2010) oder das 2012 erscheinende fünfte Album anzuhören, dann werden sie zwischen dem Spaß und Unsinn, für die die Grindfuckers bekannt sind, entdecken, dass da talentierte Musiker am Werk sind, die mit viel Hingabe und Liebe zum Detail ihre Ideen umsetzen.
Aber wir können uns nicht beschweren, wir haben dieses Jahr mit unglaublichen Gigs auf dem Summer Breeze, Wacken, Brutal Aussault, etc. eine hammer Live Saison hingelegt und bewiesen, dass man auch als selbstständige Band ohne Label, die sich aus Überzeugung um alles selbst kümmert (Stichwort „Idole“zwinkern ) die Massen bewegen und vor tausenden Leuten auf der Bühne stehen kann.
Unsere Fans wissen, was sie von uns erwarten können: eine Stunde Power, Energie, Spaß, Stimmung und geile Mukke. Und genau das bieten wir den Leuten und dafür lieben sie uns. Läuft!

Time For Metal / Maddin:
Neben weihnachtlichen Gassenhauern wie Flummi, das Reh *räusper* findet sich bei Youtube auch ein sehr schönes Video zum Song Taschengeld rund um die nahezu idyllische Zugfahrt Rheine – Minden. Wie kommt man auf so ein Meisterwerk?

Horn:
Lol, du bist aber leicht zu begeistern, hör ma!zwinkern Ich hatte den Abend davor mit Jack Slater irgendwo im Norden ein Konzert und musste dann am nächsten Tag mit dem Zug nach Hannover um mit den Grindfuckers zu proben. Ich hatte meine Kamera dabei, mir war langweilig, dann passiert so was schon mal. Mehr gibt es darüber eigentlich nicht zu erzählengrosses Lachen

Time For Metal / Maddin:
Was ist in der nächsten Zeit musikalisch von dir und den Grindfuckers zu erwarten? Gibt’s bald live was auf die Ohren?

Horn:
Aber na klar! Wer glaubt geiler als 2011 kann es für die Grindfuckers nicht mehr laufen, sorry, ich muss euch enttäuschen! Wir arbeiten gerade parallel an einer „Worst of Grindfuckers“ Scheibe, mit einem schönen Überblick über die letzten 10 Jahre Bandgeschichte und dann an unserem fünften Studioalbum, für beides ist ein Release für 2012 angepeilt.
Konzerttechnisch haben wir im Moment Winterpause und auch wenn dieses Jahr live schon der Hammer war, 2012 wird noch mal alles toppen. Die besten Konzerte sind noch nicht offiziell, da darf ich noch nichts verraten, aber ich freue mich besonders auf ein cooles kleines Wochenende in Österreich in Wien und Graz im Mai, unser erstes Konzert in Rumänien auf dem Ostfest im Juni und alle drei Extremefests in Deutschland, Schweiz und Österreich im Juli.
Unser Drummer Christus ist bei uns für das Booking zuständig und er hat noch mehr tolle Dinge für 2012 in seinem voluminösen Sack, be prepared! Das wird er Hammer!

Time For Metal / Maddin:
Generell sind Grindfuckers-Texte ja eher humoristisch angehaucht, was zu dir wohl mehr als gut passen dürfte. Hier bleibt mir persönlich gerade nichts anderes übrig als auch mal eben dein neues Projekt Tooncraft anzusprechen. Wie in „guten alten Zeiten“ produzierst du hier Toons rund um essenzielle Themen wie Kaffee, Margarine uvm. Wie kam es dazu, dass du nach all den Jahren wieder so ein Projekt aufgenommen hast?

Horn:
Ich wollte es noch mal wissen. Es hat die letzten 6 Jahre immer wieder an mir genagt, dass ich damals aus bekannten Gründen einfach aufgehört habe. Ich habe mich öfters darüber geärgert, dass ich damals nicht einfach gesagt habe „Jetzt erst recht!“ und einfach weiter gemacht habe.
Das Internet ist heute eine ganz andere Landschaft als damals. Heute dominieren Seiten wie facebook und YouTube das Geschehen, Seiten die es damals noch gar nicht gab. Wenn ich mir vorstelle ich wäre zu den Anfängen von YouTube etc. aktiv gewesen und hätte damals ihr Potential erkannt, dann würde ich heute wahrscheinlich dieses Interview nicht in einer Mietwohnung in Köln Kalk tippen, sondern neben Jessica Alba am Pool liegen, hehezwinkern
Die letzten 6 Jahre kann ich nicht ändern, aber wie die Zukunft aussieht liegt in meiner Hand. Im Internet ticken die Uhren schneller, wir leben in anderen Zeiten heute, ich war mir am Anfang nicht sicher, ob es heute noch Bedarf gibt an meinem Humor und an kruden Flashcartoons, aber die ersten Reaktion von den Leuten sind meist sehr positiv und fast schon überschwänglich, was sehr cool ist.
Tooncraft steht gerade erst am Anfang, Plan war es den XMAS 2011 Kalender zu machen und dann die Situation zu bewerten: Macht es Sinn? Hab ich Bock drauf? Kann ich mir damit wieder was aufbauen? Was sind die Perspektiven? Geh ich das Risiko ein? Wichtige Fragen, denn ich würde gerne mehr Zeit in Tooncraft investieren, als ein Hobby das zulassen würde.
Ich habe ein gutes Gefühl bei dem ganzen Projekt, es macht Spaß sich mal wieder auf diese Art kreativ auszutoben. Wir werden sehen wo die Reise noch hingeht, ich bin sehr gespannt und guter Dinge!

Time For Metal / Maddin:
Auch der Weihnachtskalender sorgt für Aufsehen. Jeden Tag ein Toon bzw. zumindest etwas, auf das man sich freuen kann. Am 01.12.2011 gab’s hier einen Song von dir, den ich persönlich nicht nur lustig, sondern tatsächlich gut fand. Rap, jedoch mit typischem, gutturalem Gegrunze deinerseits und einem Text, der… naja… zumindest ist ein Text vorhandenglücklich Kannst du dir vorstellen in Zukunft noch mehr in dieser Richtung zu machen?

Horn:
Klar! Allein schon wegen den kleinen, pickeligen Internettrollen, die so etwas Scheiße finden, haha. Ich habe durchaus vor immer mal wieder auch andere Sachen abseits von Cartoons zu machen, vielleicht auch mal wieder einen HipHop Track, wenn ich Bock drauf hab, who knows?
Ich will mich nicht auf ein Format begrenzen und mir die Frage stellen müssen „Hm, kann ich das machen?“, die Aussage muss immer sein „Ich hab ne Idee, ich hab Bock drauf, ich mach es!“. Tooncraft ist mein Spielplatz für alles, was mir so im Kopf herumschwirrt, da sollen und müssen auch skurrile und andersartige Ideen ihren Platz haben.
Ich lege dabei nicht so sehr wert darauf, dass jeder jedes Video von mir gut findet. Jeder hat einen anderen Geschmack und kein Künstler dieser Welt wird von 100% für gut befunden. Selbst der erfolgreichste Sänger der Welt hat ein ebenso großes Heer an Leuten gegenüber, die ihn Scheiße finden. So ist es, so wird es immer bleiben, von daher muss man sich da keine Gedanken drüber machen.
Manche Leute mögen fast alles was ich mache, manche nur ganze bestimmte Sachen und das ist auch gut so. Polarisieren ist mir immer schon wichtig gewesen, in der Musik genauso wie bei Tooncraft. Es ist mir lieber, dass mir einer sagt „Alter, geil! Der Hammer!“ und der andere „Was für nen Scheiß!“, als wenn beide sagen „Joar, is ganz nett.“ Mit nett kann ich nichts anfangen.

Time For Metal / Maddin:
Was für einen Stellenwert nimmt die Musik in deinem Leben ein?

Horn:
Die Antwort wird jetzt nicht groß überraschen, aber natürlich hat die Musik einen sehr hohen Stellenwert für mich, sowohl aktiv wie auch passiv. Ich habe immer Musik um mich herum, wenn ich nach Hause komme wird als erstes Musik angemacht und man wird mich nie in der Bahn ohne Kopfhörer sitzen sehen.
Aktiv sollte mit teilweise zwei Bands parallel auch klar sein. Ich hab jetzt nicht gezählt, wie viele Konzerte ich dieses Jahr gespielt habe, aber z.B. den gesamten Sommer war ich kaum zu Hause, bin immer nur Sonntag Abends zurück gekommen, hab gepennt, Wäsche gewaschen, Sachen erledigt und bin dann wieder los zum nächsten Festival. Die Grindfuckers kommen zusätzlich noch aus Hannover, d.h. ich muss jedes mal wenn wir proben 300km hin- und wieder zurückfahren. Das kann man nicht über so viele Jahre machen, wenn es einem nicht sehr wichtig ist.
Aber wenn man dann auf der Bühne steht und dir 10000 Leuten entgegen brüllen, dann weiß man wofür sich die Mühe lohnt, denn das Gefühl ist mit nichts zu vergleichen. Musik machen und hören macht mich glücklich. Mir würde was fehlen, wenn es anders wäre.

Time For Metal / Maddin:
Alles klar soweit! Besten Dank für deine Zeit und Antworten. Wenn du mal in der Nähe bist (meine Adresse schreib ich hier jetzt bestimmt nicht ins Interview), komm doch mal auf ’nen Kaffee, Käsebrot oder so rum. Würde mich freuen! Ich wünsch dir weiterhin viel Erfolg mit denExcrementory GrindfuckersTooncraft und sonst allem, was so in Zukunft ansteht.
Ähm.. Noch irgendwelche letzten Worte an unsere Leser? Liebeserklärungen? Irgendwas?

Horn:
Danke für das Interview, euch viel Glück mit eurem Webzine! Falls jemand bis hier unten gelesen haben sollte, danke auch an dich für dein Interesse! Ich schreib hier jetzt noch die üblichen super duper wichtigen Links hin, damit jeder weiß, wo er jetzt als nächstes drauf klicken muss, jaha!
Wenn dir jetzt eher nach Grindfuckers ist, die findest du unter www.excrementory.de oder auch auf facebook und so! Wenn du lieber wissen willst, was dieses Tooncraft sein soll, von dem ich da quatsche, dann schaust du hier: http://www.tooncraft.de, aber das ist im Moment eher ein Platzhalter, alle Videos findest du auf meinem YouTube Channel unterhttp://www.youtube.com/tooncraft! Und wenn dir das dann immer noch nicht genug ist, facebook gibt’s auch, du wirst die Adresse niemals erraten! http://www.facebook.com/tooncraft! Crazy, wa!
In diesem Sinne, schöne Weihnachtszeit noch, guten Rutsch usw. blablabla, vielleicht sieht man sich 2012 auf irgendeinem Grindfuckers Gig irgendwo auf dieser Welt, knorke wärs!
Ich bin Lama!