Vola Inmazes

Vola – Inmazes

“Inmazes amazes – große Melodien im Dialog mit komplexen Rhythmen”

Artist: Vola

Herkunft: Kopenhagen, Dänemark

Album: Inmazes

Spiellänge: 51:44 Minuten

Genre: Djent, Progressive/Experimental Metal

Release: 16.09.2016

Label: Mascot Records

Link: www.volaband.com

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Asger Mygind
Keyboard, Programming – Martin Werner
Bass – Nicolai Mogensen
Schlagzeug – Felix Ewert

Tracklist:

  1. The Same War
  2. Stray The Skies
  3. Starburn
  4. Owls
  5. Your Mind Is A Helpless Dreamer
  6. Emily
  7. Gutter Moon
  8. A Stare Without Eyes
  9. Feed The Creatures
  10. Inmazes

Vola Inmazes

Bereits im Februar 2015 hatten Vola das Album Inmazes in Eigenregie produziert und veröffentlicht. Das Mastering übernahm Jens Bogren, der u.a. den charakteristischen Sound diverser Alben von Devin Townsend, Vildhjarta, Leprous oder Soilwork zu verantworten hat. Mit derart Schub im Rücken ging es auf die Bühnen, u.a. auch beim Euroblast 2015 – und die Halle war trotz der frühen Uhrzeit proppevoll. Mascot Records wollten sich diese Perle wohl nicht entgehen lassen und haben das Album jetzt kurzerhand hochoffiziell und auf physischen Tonträgern re-released. Und sie haben gut daran getan, denn Vola sind in vielerlei Hinsicht ein Phänomen.

Das klingt ja wie ein Aufsitzrasenmäher!”, war die erste Reaktion eines (Musiker-)Freundes, als ich ihm die Platte vor einigen Monaten vorspielte. Und damit beschrieb er ziemlich gut den sehr eigenständigen verzerrten Gitarrensound der Band. Das Downtuning der Saiteninstrumente und ein harsches, metallisches, aber dennoch basslastiges Setting zeichnet den klanglichen Charakter der Platte aus. Porcupine Tree, Opeth und Devin Townsend nennt man als Einflüsse und besonders das Epische, große Melodien trotz offensichtlicher Härte und die feinen Spielereien von Letztgenanntem haben Vola sauber in ihr Repertoire übernommen und ihren Vorstellungen entsprechend angepasst. Ein bisschen Meshuggah darf ihnen auch klanglich angedichtet werden.

The Same War eröffnet die Platte mit einem Geräusch ähnlich einem Türknarzen. Und dann stoßen sie selbige auch schon auf in eine klanglich und rhythmisch unfassbar interessante Welt. Der Song enthält dann auch merkbar alle Bestandteile, die sich nahezu durch die gesamte Platte ziehen: Vertrackte Drum-Grooves, Keyboard/Synthies, rhythmisch irrwitzig akzentuierte Gitarrenriffs und epische Refrain-Melodien. Das Einzige, was hier für das westliche Ohr gerade ist, sind die Schläge auf den Crash-Becken.

Stray The Skies ist vielleicht DER Hit der Scheibe. Die Keyboards im Mittelpart erinnern vereinzelt an Soilworks As We Speak und der Refrain kommt ultra-geradlinig zum Beispiel im kompletten Gegensatz zum ersten Break nach dem Intro daher. Was den Hörer möglicherweise auch in der Strophe hektisch werden lässt, fangen Asger mit seinen straighten Vocals und der Refrain in Gänze wieder ab.

Starburn baut sich ruhig auf und lässt Asger in den Strophen viel Raum, um anschließend im Gesamtkomplott in eine der wenigen Growl-Phasen der Platte zu springen. Der hochmelodiöse polyrhythmische Refrain klingt für den ungeübten Hörer wie eine springende Schallplatte, behält aber seine Geradlinigkeit auch hier wieder durch die entspannten Vocals.

Owls eröffnet mit einem straighten Headbanger-Groove, durchläuft vertrackte Betonungen und gipfelt in einem Ambient-artigen Part voller zuckersüßer Pianomelodien. Auch das können Vola, ohne dabei kitschig zu klingen. Your Mind Is A Helpless Dreamer hat dann eingangs doch den Anklang von Frust und Unsortiertheit. Vola wären aber nicht Vola, würden sie nicht über simple, prägnante Keyboard-Melodien den Weg in die Harmonie zurückfinden.

Emily ist der Ausnahmesong des Werks. Herzschlagartige verhallte, reduzierte Drums und ein Synthieteppich mit dumpfem Bass stellen die Grundlage für Asgars ausnahmsweise eher zurückhaltenden Gesang. “Emily, he can’t reach you, he’s sleeping on islands now”, flüstert der Frontmann beinahe verhalten. Ballade oder Klagelied…die Antwort kann wohl am ehesten die Band selbst geben.

Gutter Moon ist vielleicht einer der geradlinigsten Songs und glänzt mit einem sauberen Duett-Gesang, bei dem mir noch unklar ist, ob hier Bassist Nicolai wie bei Live-Gigs die zweite Stimme beinahe falsettartig spendiert oder gar eine Gastsängerin unterstützt.

A Stare Without Eyes ordnet sich recht gut hinter Gutter Moon ein. Überschaubare Vertracktheit und klassische Songstrukturen machen den Song – abgesehen vom beinahe jazzigen Break – zu einer der gefälligeren Nummern ohne große Auffälligkeiten. Feed The Creatures ist der vorletzte Streich des Albums und wartet mit einer Dredg-ähnlichen, Ambient-lastigen Strophe auf, bevor der Drive für Bridge und Refrain wieder angezogen wird. Das Keyboard-Outro weist wieder klangliche Ähnlichkeiten zu alten Soilwork-Songs auf.

Mit siebeneinhalb Minuten ist der letzte Song und Titeltrack Inmazes die längste Nummer der Platte. Martin setzt am Keyboard auf Orgel-ähnliche Klänge, die nahe an der Dissonanz vorbeischrappen, wovon sich Asgar aber in seiner Melodieführung nicht beeindrucken lässt. Als nahezu einziger Song der Platte beinhaltet Inmazes ein Gitarrensolo, das einen satten Progmetal-/Progrock-Charakter besitzt. Im kaskadierenden, langgezogenen Outro werden die Akkorde auch ausnahmsweise mal auf der Eins gewechselt und die Betonungen begnügen sich mit radiotauglichen Abfolgen.

Auf der Vinyl-Version der Platte befinden sich zudem zwei Bonustracks:

  • Gutter Moon (October Session – bonus track)
  • Stray The Skies (October Session – bonus track)

Bisher wurden zu folgenden Songs Videos veröffentlicht:

Gutter Moon:

Stray The Skies

https://www.youtube.com/watch?v=MEbYE2btC_c

Fazit: Inmazes ist - ungeachtet der drei vorangegangene EPs - ein wirklich hörenswertes Debüt. Was die vier Herren aus Kopenhagen da handwerklich abliefern, ist herausragend. Ohne den Sinn für Melodie und Harmonie zu verlieren, arrangiert die Band progressive und charakterstarke Metalsongs, deren rhythmische Komplexität einem die Kinnlade runterklappen lassen. Man hat hier eine gekonnte Symbiose aus klassischen Harmonieaufbauten und teils Industrial-lastigen Klangwelten geschaffen, die zumindest mir bisher so nicht untergekommen sind. Ein prägnantes Maß polyrhythmischer Parts trifft auf unkomplizierte und markante Gesangslinien und formt so einen extrem eigenständigen Charakter. Man darf gespannt sein, wie und vor allem wann Vola diese Leistung fortführen.

Anspieltipps: Stray The Skies, Starburn, A Stare Without Eyes
Sebastian S.
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