10. Rock Bei Kurt Festival am 02.09.2023 in Dratum Rock City

Seit 30 Jahren Rock mit Herz

Festivalname: Rock Bei Kurt

Bands: God Is An Alien, Takeaways, Saint Nudes, Dicks’N’Dynamite, High-Proof, Varicose Vein, The Sunny Boys, Still Counting, Weissglut

Ort: Dratum-Ausbergen

Datum: 02.09.2023

Kosten: 32 € VK, 38 € AK

Genre: Rock, Punk

Besucher: ca. 1700 Besucher

Veranstalter: Rock Bei Kurt GbR

Link: www.rock-bei-kurt.de

Heute geht es für uns nach Dratum Rock City zum Rock Bei Kurt. Obwohl ich quasi um die Ecke wohne, sind wir heute das erste Mal auf dem in der Nähe von Melle-Gesmold stattfindenden Festival. Gegründet vor 30 Jahren als Gesellenparty, wird es heute bereits zum zehnten Mal zelebriert. 15 Orga-Mitglieder haben hier in den letzten Wochen und Monaten dafür gesorgt, dass es den Gästen an nichts fehlt. Schaut man sich auf dem Gelände um, sieht man, wie viel Herzblut hier investiert wurde. Es gibt diverse Sitzmöglichkeiten und von Bratwurst über Pizza und Gyros bis zur Eisbude ist die Verpflegung gesichert. Mehrere Bierstände stehen bereit, um den Durstigen Abhilfe zu verschaffen und insgesamt ist es einfach klein und gemütlich auf dieser Wiese hinterm Dorf. Wir werden freundlich in Empfang genommen, bekommen ein Programmheft und reichlich Infos zum Festival. Im Backstage steht eine große Tafel mit den Stagezeiten. Vom Zelt aus kann man direkt in den Bühnengraben laufen. Es sind nur kleine Dinge, aber wenn man als Fotograf oder Redakteur auf einem Festival ist, so ist man doch sehr dankbar, sich zwischendurch mal zurückziehen und sammeln zu können. Hier liegt das Level noch ein bisschen höher. Wir haben Zugang zu Kaltgetränken und Kaffee, überall stehen Süßigkeiten und Knabberzeug und im Laufe des Tages gibt es immer wieder ein wechselndes warmes Buffet mit köstlichem Kartoffelgratin, Schnitzeln, Heißwurst und und und. Alle Crewmitglieder sind superfreundlich und wir bekommen sogar noch eine Handvoll Sonnencreme gesponsert, denn obwohl nur mäßiges Wetter angesagt ist, knallt die Sonne am Nachmittag nahezu gnadenlos vom Himmel.

Der erste Slot beginnt gegen 13 Uhr. God Is An Alien kommen direkt hier aus Melle und spielen Old School Rock. Frontfrau Susanne Gorgs und ihre Jungs können zwar nicht ganz so viele Gäste von den Bierbuden vor die Bühne ziehen, aber zu dieser frühen Stunde will man ja auch erst mal ankommen und bei einem Kaltgetränk alte Bekannte begrüßen. Dabei sind der rockige Sound und die kraftvolle Stimme der Sängerin eine tolle Begleitung.

Kurz vor 14 Uhr geht es mit den Takeaways weiter. Kurzer Soundcheck und dann starten die vier Paderborner etwas nervös, aber souverän ihren ersten Auftritt auf großer Bühne. Das Publikum traut sich ein Stückchen näher. Inzwischen sind um die 100 Feierwütige vor Ort. Der punkige Garagerock der sehr jungen Band kommt gut an und als dem Basser eine Saite abfliegt, lassen sie sich nicht irritieren, sondern ziehen den Song einfach ohne Bass durch. Respekt! Es ist immer schön, wenn junge Menschen sich fürs Musikmachen entscheiden. Als Anmerkung am Rand sei gesagt, dass bei der Bühnenshow durchaus noch etwas Luft nach oben ist!

Nach einer guten halben Stunde ist auch schon der nächste Wechsel angesagt. Die Bühne wird für Saint Nudes freigegeben. Die Osnabrücker entern die Bühne mit Sonnenbrillen und einem in Mönchskutte gehüllten Frontmann, um mit uns ihre wilde Punkrock-Messe abzuhalten. Hier wird ein bisschen mehr Showeinlage geboten als bei den Vorgängern und schließlich kommen für einen Rap-Part noch drei zusätzliche Sänger auf die Bühne gesprungen.

Dicks’N’Dynamite – Rock Bei Kurt – 2023

Schlag auf Schlag geht es weiter. Als Nächstes sind Dicks’N’Dynamite am Start. Die ehemalige Coverband aus dem Osnabrücker Land hat grade ihr erstes Album in Eigenregie produziert. Auf der Bühne spielen sie eine gut gelaunte Mischung aus Rock ’n‘ Roll mit Metal-Einschlägen. Selbsternanntes Ziel ist es, zwar nicht die bestaussehendste Band zu sein, aber dafür die mit den meisten tanzenden Mädels im Publikum. Inzwischen hat sich deutlich mehr Volk versammelt und passend zu den augenzwinkernden Ansagen des Frontmanns baumeln am Ende natürlich BHs am Mikro. Gut inszenierte Show und da sie bereits mit Größen wie Danko Jones oder Motorjesus die Bühne geteilt haben, merkt man ihnen die Erfahrung auch einfach an. Wie ist es im Programmheft so schön angemerkt: „Sometimes out of rhythm – Never out of style!“

War anfänglich vor der Bühne doch noch die eine oder andere größere Matschfläche, hat die Sonne inzwischen ganze Arbeit geleistet und der Boden ist so trocken, dass die Ersten es sich einfach im Gras gemütlich machen.

High-Proof – Rock Bei Kurt – 2023

Dort bleiben sie aber nicht lange sitzen, denn jetzt kommt mit High-Proof die Heimatkapelle des Rock Bei Kurt. Die Coversongs von Volbeat, Ramones, Bloodhound Gang, Judas Priest, Bad Religion, Ärzten und Broilers, um nur einige zu nennen, sind so genial ausgewählt, dass jeder einzelne frenetisch abgefeiert wird. Noch dazu hat sich einer der Gitarristen einen Tattooärmel übergestreift und spielt bauchfrei und erfüllt auf sehr sympathische Art alle Klischees, die zu einer Rockband gehören. Gitarrist Nummer zwei ist dem Publikum bereits bekannt, denn er führt uns seit Beginn dieses Festivaltages als Moderator durchs Programm. Die Stimmung steigt immer weiter und wir sind beeindruckt, dass der routinierte Frontmann scheinbar einfach alles singen kann und das jeweils auf sehr hohem Level. Ein richtig guter Auftritt, der uns wirklich begeistert.

Nach diesem Feuerwerk hat die nachfolgende Band keinen leichten Stand. Doch Varicose Vein als weitere Lokalmatadore mit reichlich Bühnenerfahrung spielen routiniert ihr Repertoire aus Southern Rock und bekannten Rockstücken. Uns ist es etwas zu routiniert und in Teilen zu unspektakulär, es fehlt das gewisse Fünkchen „Besonderheit“.

The Sunny Boys – Rock Bei Kurt – 2023

Um 19 Uhr beginnen The Sunny Boys aus Italien, uns in ihren Bann zu ziehen. Die Italiener sprühen vor Energie, posen, springen, sind immer in Bewegung und mit bekannten Songs von Blink-182 und Green Day locken sie die Massen vor die Bühne. Ob I’ll Be There For You, Surfin USA oder ein Cover von den Spice Girls, hier werden Texte von Songs, die jeder kennt, auf ein Level gebracht, bei dem man sich nicht schämen muss mitzusingen. Mit drei Sängern an der Front kommt der Gesang kraftvoll daher und es macht wirklich Spaß, ihnen zuzusehen. Durch die relativ kurzen Songs arbeiten sie eine schier unendliche Setlist ab und sorgen dafür, dass das Publikum sein Workout für den heutigen Tag absolviert.

Die vorletzte Band des Abends sind Still Counting, eine Volbeat-Coverband aus Hessen. Der Bühnenstyle und die Outfits sind sehr angelehnt an das Original, was uns gut gefällt und die Jungs heizen voller Elan das Publikum auf. Ich störe mich etwas daran, dass man hier die Texte so gut verstehen kann, kaut Michael Poulsen sein Englisch doch immer so durch, dass man maximal die Refrains auf Anhieb erfasst. Doch das Publikum gibt ihnen Recht und auch wir haben unseren Spaß. Als dann noch bei Lola Montez alle Kinder auf die Bühne kommen dürfen und profimäßig mit abrocken, haben sie wohl alle Herzen gewonnen.

Weissglut – Rock Bei Kurt – 2023

Als letzten Act erwarten wir nun Großes. Weissglut als Rammstein Coverband haben es sich laut Programmheft zur Aufgabe gemacht, sowohl musikalisch als auch showtechnisch nahe am Original zu sein. Etwas verspätet geht es auf die Bühne und ich bin erst mal enttäuscht, wie unspektakulär die Bandmitglieder aussehen. Kein verschmierter Kaffeesatz im Gesicht, der Sänger trägt Bart und auch die Outfits sind zwar nett, aber keinesfalls als Rammstein zu identifizieren. Schaut man sich das Bandfoto an, so haben sie sich beim Shooting einiges mehr an Mühe gegeben als am heutigen Abend. Die ersten Songs laufen durch und ich finde die Songauswahl ebenfalls nicht die beste. Mit den bekannten Gassenhauern wie Du Hast, der erst an dritter Stelle kommt, hätte man zu so später Stunde sicher mehr das Publikum gebunden als mit Waidmansheil, Zeit oder Links 2-3-4. Die Bandmitglieder marschieren ganz toll und ab und zu gibt es ein paar Flammen, wir haben uns hier aber tatsächlich mehr Abriss erwartet. Okay, es gibt das obligatorische Laufband für den Keyboarder, aber das reißt es nun auch nicht raus. Immer wenn man denkt, jetzt geht es ab, passiert nichts. Von all dem Wahnsinn und der Action, die Lindemann und Co. auf der Bühne zelebrieren, ist hier nicht so viel zu sehen. Wir geben uns noch Du Riechst So Gut und machen uns dann mit etlichen anderen auf den Heimweg. Vielleicht kam der große Durchbruch nach hinten heraus und die Bühne wurde doch noch ordentlich abgefackelt, aber für uns war das nach so vielen wirklich guten Bands eher etwas spärlich oder unsere Erwartungen zu hoch gesteckt.

Zu sagen bleibt noch ein großes Lob an die 15 tapferen Recken, die hier alles so hervorragend organisiert haben und eine tolle und abwechslungsreiche Bandauswahl getroffen haben. Es war wohl nicht ganz so voll wie 2019, als sie mit 2000 Besuchern an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen sind, aber es war definitiv gut gefüllt und hat richtig Spaß gemacht. Nun hoffen wir auf ein weiteres Rock Bei Kurt und sagen vielen Dank!