7. Black Nose Day – Festival am 10.11.2018 in der Festhalle in Renchen

                                              „Sechs Bands rocken für den guten Zweck!“

Eventname: 7. Black Nose Day – Festival 2018

Bands: Mystic Prophecy, Syrence, The Wrong Turn, Draconian Remains, Spectrus, Sweeping Death

Ort: Festhalle, Friedhofstr. 5, 77871 Renchen

Datum: 10.11.2018

Kosten: 20,- € VVK & AK (davon 5,- € in die Spendenkasse)

Genre: Progressive Metal, Thrash Metal, Heavy Metal, Modern Metal, Nu Metal, Crossover

Besucher: ca. 100-120

Veranstalter: Come Inn Renchen https://www.facebook.com/comeinn.renchen/ http://www.rockbar-renchen.de

Link: https://www.facebook.com/events/140565870150913/

Setlisten:


01. My Insanity
02. Death & Legacy
03. Horror Infernal
04. Melancholia
05. Blues Funeral
06. Stratus


01. Love
02. Forgivness
03. Stop
04. Say No
05. Children Of The Grave (Black Sabbath)
06. For You
07. Where Have You Been
08. Wise Man


01. When He Awakes
02. Back In Flames
03. Kingsfall
04. Hell & Highwater
05. Ascent Of The Fallen
06. Realmy Beyond
07. In Gods Name
08. Bloody Mary
09. The Hunt


01. Full Metal Jackass
02. Bullshit
03. The Wall (Pink Floyd)
04. For My Brothers
05. Incomplete Me
06. Blind White Eyes
07. Sunburn
08. Meant To Be
09. Getaway
10. Smug
11. Skills And Skulls


01. Freedom In Fire
02. Kings Of Speed
03. Fozzy`s Song
04. Addicted
05. Living On The Run
06. From Ashes
07. Hungry
08. Evil Force
09. Red Gold
10. Wild Time
11. Live Right Now


01. Intro
02. Kill The Beast
03. Savage Souls
04. To Hell And Back
05. We Kill You Die
06. Hate Black
07. Drum Solo
08. The Crucifix
09. Metal Brigade
10. Shadow On The Wall (Mike Oldfield / Roger Chapman)
11. Evil Empires
12. War Panzer
13. Ravenlord
14. Paranoid (Black Sabbath)
15. Outro

Wenn es in der Ortenau heißt, sechs Bands rocken für den guten Zweck, dann geht das Black Nose Day Festival in die nächste Runde. Bereits zum siebten Mal findet heute das Benefizfestival statt, das, wie schon in den letzten Jahren, vom Team der Metalkneipe Come Inn in Renchen auf die Beine gestellt wird. Gegen 16:30 Uhr treffe ich an der Festhalle ein, in der momentan noch der Soundcheck stattfindet. Nachdem im letzten Jahr hier Bonfire für den guten Zweck gerockt haben, konnte in diesem Jahr mit Mystic Prophecy auch wieder ein hochkarätiger Headliner für die schwarzen Nasen begeistert werden. Des Weiteren stehen Syrence, The Wrong Turn, Draconian Remains, Spectrus und Sweeping Death auf dem Programm, sodass einem geilen Abend nichts im Wege steht. Der Eintritt kostet 20,- €, wovon jeweils 5,- € in die Spendenkasse wandern. Wer darüber hinaus Gutes tun möchte, kann an der Kasse schwarze Nasen für 2,- € das Stück erwerben, oder auch einfach etwas in die aufgestellten Sammeldosen werfen. Der Erlös geht in diesem Jahr an den Spastiker Verein in Renchen. Ich bin zwar akkreditiert und brauche keinen Eintritt zahlen, aber einen Obolus für die Spendenkasse gibt es natürlich auch von mir.

Den Opener sollten eigentlich die brasilianischen Death Metaller Khrophus machen, die jedoch wegen Krankheit absagen mussten. So geht es dann um 17:00 Uhr mit Sweeping Death aus dem oberbayerischen Wildsteig los, die mit My Insanity von ihrer hochgelobten EP Astoria in ihr Set einsteigen. Obwohl bisher nur sehr wenige Leute den Weg in die Festhalle gefunden haben und die Wenigen eher verteilt an ein paar Stehtischen, oder an der Theke, herumstehen, geben die Bayern gleich Vollgas. Obwohl die Band sich selbst in die Schublade des Progressive Metal steckt, wird hier aber gleich zu Beginn klar, dass der Bandname Sweeping Death wohl kein Zufall ist. Die Ähnlichkeit des Bandnamens zum Metallica Klassiker Creeping Death macht hier durchaus Sinn, denn der US Speed- und Thrash Metal der Amis hatte ganz offenbar großen Einfluss auf die Songs. Obwohl die Retro Thrashwelle schon seit einiger Zeit abgeflaut ist, bringt das Genre immer wieder neue, interessante Bands hervor, wobei die Prog-Thrasher schon seit 2012 aktiv sind. Man kupfert nicht bei den großen amerikanischen Vorbildern ab, sondern ist eigenständig unterwegs und lässt viele moderne Elemente und auch klassischen Heavy Metal einfließen. Songs wie Death & Legacy und auch das anschließende mit angezogener Handbremse agierende Horror Infernal fressen sich auf Anhieb in den Gehörgängen fest und ich kann nicht nachvollziehen, warum die anwesenden Metalfreaks nicht vor an die Bühne kommen, oder wie man bei der Band zum Rauchen draußen stehen kann. Auf große Bühnenshow wird hier verzichtet und als Bühnendeko dienen nur zwei brennende Kerzen, doch mehr braucht es auch nicht. Zwar ist Frontmann Elias Witzigmann ab und zu anzusehen, dass es ihn ankotzt, hier nur vor einer Handvoll Leute zu spielen, aber so ist halt das Business und er macht das Beste daraus. Mal tobt der Frontmann sich im Klargesang aus, dann wieder im Kopfstimmen- und gutturalen Bereich. Auch bei Blues Funeral werden trotz des etwas irreführenden Titels metallische Töne angeschlagen. In einem gut gefüllten Club würden die Jungs definitiv die Hütte abreißen, hier vor den paar Leuten werden jedoch Perlen vor die Säue geworfen. Mit Stratus geht nach etwa 45 Minuten ein guter Auftritt zu Ende, mit dem die Bayern die Messlatte für alle nachfolgenden Bands sehr hoch legen. Definitiv eine Band, die ich in Zukunft im Auge behalten werde. Für die Jungs geht es im Anschluss gleich wieder auf die Autobahn, da sie heute Abend auch noch in Karlsruhe auf der Bühne stehen.

Die Umbaupause geht zügig vonstatten, dann ist es Zeit für Spectrus aus Brasiliens Hauptstadt Sào Paulo. Gegründet wurde die Band bereits 1985 und wurde in Brasilien zu den Großen des Genres gezählt. Hierzulande bekam die Truppe nie einen Fuß in die Tür, wahrscheinlich, weil es außer ein paar Demos nie irgendwelche Veröffentlichungen gab. Im Jahr 2001 löste die Band sich schließlich auf und erst nach der Wiederbelebung im Jahr 2012 wurden man auch in Europa auf sie aufmerksam. Die Brasilianer gerieten in die Schlagzeilen, weil sie mit Gisele Marie Rocha eine Gitarristin in ihren Reihen hatten, die zum Islam konvertiert war und ihren Niqab auch auf der Bühne trug. Nun ist besagte Gitarristin mittlerweile nicht mehr in der Band und die Brasilianer haben mit Mankind ein aktuelles Album am Start. Ganz klar geht es heute Abend darum, dieses Monstrum zu promoten, denn mit Love, Forgivness und Stop stammen gleich die ersten drei Brecher vom aktuellen Output. Soundtechnisch ist man ganz klar im Modern Thrash Metal und Groove Metal angesiedelt, jedoch werden viele verschiedene Elemente verwurstet. Dass hier die großen Sepultura zumindest teilweise Pate standen, ist sehr offensichtlich. Vor der Bühne ist allerdings auch jetzt nichts los und die meisten Leute stehen draußen vor der Halle. Ich kann der brachialen Walze auch nicht viel abgewinnen und bin nicht traurig, als ich nach gut 15 Minuten raus gerufen werde, um mein Auto umzuparken.

Als ich wieder reinkomme, ist der Spectrus Gig schon vorbei und der Umbau für Draconian Remains ist in vollem Gange. Die Balinger starten mit When He Awakes und als Erstes sticht Gitarrist Davin Wolfer ins Auge, dessen giftgrünes Arbeitsgerät perfekt auf den Bandschriftzug abgestimmt ist und fast in den Augen wehtut. Allerdings ist die Gitarre das Einzige, das wehtut, denn Songs wie die nachfolgenden Back In Flames und Kingsfall gehen straight nach vorne und machen richtig Spaß. Der Schwabenfünfer spielt lupenreinen, traditionellen Heavy Metal im Stil von Iron Maiden, Sinner und Judas Priest, wie man ihn gefühlt schon hunderttausend Mal gehört hat und dennoch kommen die Balinger frisch und ungeschliffen daher. Die Jungs haben den Metal nicht neu erfunden, aber wer klassischen Heavy Metal mag, der wird an Songs wie Hell & Highwater oder In Gods Name seinen Spaß haben. Die Songs laden zum Headbangen und Partymachen geradezu ein und wiederum ist es nicht nachvollziehbar, dass vor der Bühne völlig tote Hose ist. Vereinzelt stehen im Hintergrund ein paar Leute, aber Stimmung ist echt was anderes. Zwar zieht die Band um Frontmann Alexander Thalmaier tough ihr Ding durch, aber glückliche Gesichter sehen auch anders aus. Schnell wird noch etwas Eigenwerbung für das kommende Album und für das Merch gemacht und dann ist wohl jeder in der Band froh, dass mit The Hunt der Gig zu Ende geht.

Doch was kommt dann …? Schon während der Umbaupause turnen die ersten Vermummten auf der Bühne herum und beleuchtete Sensen werden aufgebaut. Mit Full Metal Jackass stürmen dann The Wrong Turn aus Korntal im Landkreis Stuttgart schreiend auf die Bühne. Ich bin etwas sprachlos, denn das Geschehen auf der Bühne kann ich nicht so ganz einordnen. Die Band selbst bezeichnet ihren Stil als Modern Metal, doch was ich da zu hören bekomme, ist weder Fisch noch Fleisch. Ein bisschen Hardcore, eine Prise Metal, etwas Rap, markante Riffs, ein zerrender Bass, treibende Drums, brachiale Screams im Wechsel mit Klargesang, Rap Vocals …, all das in den Betonmischer geworfen und wieder ausgekotzt erklärt das Geschehen auf der Bühne. Das Ganze hat dann etwas von Korn, Disturbed, Five Finger Death Punch, Slipknot, Linkin Park, Run DMC, Limp Bizkit …, natürlich nach dem kotzenden Betonmischer. Die beiden Sänger, die sich passenderweise The Butcher und Doc nennen, ergänzen sich mit cleanem Gesang und teils sehr heftigen und brachialen Screams perfekt. Die Gitarre vom vermummten Reaper ist dabei durchweg sehr prägnant und tragend. Ich kann mir vorstellen, dass in irgendwelchen Jugendzentren die Hardcore Kids völlig abdrehen und den Laden zerlegen, aber hier und heute zündet das Konzept der Band gar nicht. Deshalb passen die Ansagen von The Butcher auch so gar nicht zur Situation, z.B. zu Incomplete Me „Damit ihr nicht wegrennt, gibt es jetzt voll auf die Fresse!“. Wer soll wegrennen, wenn vor der Bühne ganze fünf Leute stehen und der Rest eher ungläubig staunend im Hintergrund der Halle steht. Die Show ist einstudiert bis ins letzte i-Tüpfelchen, was auch noch einmal deutlich wird, als man versucht eine Wall of Death anzuzetteln, was natürlich bei einer Handvoll Leuten zum Scheitern verurteilt ist. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass The Butcher ein ganz klares NEIN! zur Antwort bekommt, als er vor dem letzten Song Skills And Skulls fragt: „Wollt ihr noch einen?“.

Im Anschluss geht es glücklicherweise wieder etwas bodenständiger zur Sache, denn aus Weil der Stadt sind Syrence zum Black Nose Day angereist. Die fünfköpfige Band entert zu ihrer ersten offiziellen Single Freedom In Fire die Bühne und zeigt gleich mit dem ersten Song, wo der Hammer hängt. Eigene Old School Metal Songs der 80er Jahre im modernen Gewand sind angesagt und dieser Sound zieht nun auch endlich ein paar weitere Besucher von draußen herein. Die Truppe um Sänger Johnny Vox schafft es zwar auch nicht alle Besucher zu locken, aber immerhin die erste Reihe hat sich gefüllt. Mit den nachfolgenden Songs Kings Of Speed und Fozzy`s Song fühle ich mich glatt in meine Jugend zurückversetzt, als Bands wie Judas Priest und Accept bei mir rauf und runter liefen. Die beiden Gitarristen Oliver Schlosser und Julian Barkholz lassen ein wahres Feuerwerk los und markante Soli können durchaus begeistern. Auch Frontmann Johnny Vox ist gut drauf, hat ganz offensichtlich mächtig Spaß und posiert auch immer wieder vor der Kamera. Mit seiner Stimme braucht er sich auch nicht hinter Szenegrößen wie z.B. Tim Owens, Zach Slaughter, Hell Hofer oder auch Rob Halford verstecken. Nach dem freaky Chaos von The Wrong Turn ist es jetzt schön zu beobachten, wie auf der Bühne wieder wild gepost und gebangt wird. Selbst die Posings erinnern stark an frühe Scorpions oder Accept. Klar, Syrence haben den Metal auch nicht neu erfunden, aber machen Spaß und gehören mit zu den Highlights des Tages. Eine Stunde lang lassen die Jungs nichts anbrennen und begeistern mit Songs wie From Ashes, Evil Force und Wild Time, bevor sie sich endgültig mit Live Right Now verabschieden.

Dann wird es doch noch etwas voller in der Renchener Festhalle, denn der Auftritt des heutigen Headliners Mystic Prophecy steht kurz bevor. Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, warum Menschen ein Festival besuchen, dann aber während der ersten fünf Bands nur draußen vor der Tür herumstehen, vielleicht mal kurz drin Bier holen, dann aber letztendlich nur die Headlinershow anschauen. Zu einem kurzen Intro posen gewohntermaßen Bassistin Joey Roxx und Gitarrist Markus Pohl um die Wette, bevor dann Frontmann Roberto Liapakis auf die Bühne stürmt und die Band mit Kill The Beast vom 2013er-Album Killhammer gleich in die Vollen geht. Mittlerweile dürften sich etwa hundert Leute in der Halle aufhalten und zumindest in der ersten Reihe wird gebangt und die Haare geschüttelt. Ausnahmesänger R. D. Liapakis absolviert wieder ein beachtliches Laufpensum, während die Bad Grönenbacher mit Savage Souls und To Hell And Back sich den sprichwörtlichen Arsch abspielen. We Kill You Die eignet sich dann wieder perfekt dazu, das Publikum mit einzubeziehen, was aber hier auch nur bedingt funktioniert, sodass Herr Liapakis den Versuch schnell wieder aufgibt. Beim Drumsolo von Hanno Kerstan kann sich dann so mancher Kollege was abgucken und so werden die Ausbrüche dann auch mit ordentlichem Applaus honoriert. Metal Brigade wird natürlich abgefeiert und sorgt für viele fliegende Haare, aber auch das anschließende Mike Oldfield / Roger Chapman Cover Shadow On The Wall findet reichlich Beachtung. Das habe ich in der Vergangenheit zwar auch schon anders erlebt, aber die Metalheads der Ortenau haben heute etwas länger gebraucht, um warm zu werden. Am Ende kriegen die Power Thrasher aber eben jeden. Beim Inferno von Evil Empires wird noch einmal gebrettert, was die Instrumente hergeben. An Mystic Prophecy kommt derzeit kein Power Metaller vorbei! Das Ende in Form von Black Sabbath`s Paranoid kommt nach etwa 90 Minuten schneller als erwartet, denn die Bandhymne Mystic Prophecy hätte ich wenigstens noch erwartet, oder auch das mit einem endlos geilen Chorus ausgestattete In The Darkness wäre cool gewesen.

Vielen Dank an das Team vom Come Inn und an alle Bands für einen angenehmen Abend und sieben hart rockende Stunden. Zwar waren diesmal nicht so viele Besucher da wie im letzten Jahr, aber dennoch kann ein Spendenbetrag von 931,- € für den Spastiker Verein Renchen als Erfolg verbucht werden und vielleicht haben ja beim nächsten Mal ein paar Headbanger mehr Lust, diesen guten Zweck zu unterstützen.