Artist: Alitor
Herkunft: Inđija, Srem, Serbien
Album: II
Genre: Progressive Thrash Metal
Spiellänge: 41:23 Minuten
Release: 27.11.2020 Vinyl
Label: Ragnarök Records (CD), Doc Gator Records (Vinyl)
Link: https://www.alitor.net/band
Bandmitglieder
Bass, Gesang – Marko Todorović
Schlagzeug – Stefan Đurić
Gitarre – Jovan Šijan
Gitarre (Recording) – Igor Marinić
Gitarre – Aleksandar Stevanović
Tracklist:
- The Tempest Within
- Present Tense
- Homo Ignoramus
- Fall.Ing
- Euphoria
- Consecration
- The Warm Wind
- Some Sort Of Truce
II von Alitor ist die zweite Thrash Veröffentlichung in diesem Monat des kleinen Schweizer Labels Doc Gator Records. Am gleichen Tag wird auch das neue Album Powers That Be der Kanadier Wreck Defy veröffentlicht (hier kommt ihr zum Review). Hatte das Label im Sommer noch die bulgarischen Thrasher Mosh-Pit Justice im Programm, geht man nun ins Nachbarland Serbien.
Mit der Veröffentlichung von II von Alitor geht Doc Gator Records eine Kooperation mit dem Deutschen Label Ragnarök Records ein, welches die neueste Scheibe von Alitor zeitgleich auf CD herausbringt. Doc Gator Records veröffentlicht II in den Farben Green, Dark Red und Silver Black Marbled. Wie immer nur in extrem kleinen Auflagen über das Label erhältlich. Also, kurz vor Weihnachten dann schnell zuschlagen. Denn: wenn weg, dann weg! Und bei Alitor lohnt sich der Kauf besonders, soviel schon mal vorweg!
Also wagen wir uns mal an serbischen Thrash Metal heran. Ich muss gestehen, es ist auch für mich das erste Review einer serbischen Metalband. Der Opener The Tempest Within beginnt in epischer Breite sehr melodiös und verkündet eine Offenbarung. Die lässt nicht lange auf sich warten. Thrash Hämmer prasseln auf den Hörer ein. Ein auffällig sauberes und technisch geschicktes Gitarrenspiel setzt ein. Die Gitarren vollziehen Läufe in alle Richtungen. Der Gesang dazu passt, denn da wird ohne stimmliche Kapriolen einfach herausposaunt. Nach dem ersten Track The Tempest Within steht für mich fest: Da kann jetzt ruhig mehr kommen!
Massiv sind wir in der Gegenwart angekommen. Absolute Klasse auch der zweite Track Present Tense. Der schwingt den Hammer von der ersten Sekunde an. Zu den Thrash Attacken immer wieder diese geile Gitarren. Man merkt, dass die Serben in der Gegenwart des Thrash Metals angekommen sind und die technischere Spielart dieses Genres beherrschen. Trommelfeuer aus allen Rohren, während die Gitarren in den feindlichen Linien aufräumen.
Homo Ignoramus beginnt mit akustischer Gitarre, fast verträumt und wehmütig. Dies über eine Minute lang, bis die anderen Instrumente diesem Track einen schweren Schlag versetzen. Eine düstere Atmosphäre beherrscht ab sofort die Szenerie. Die Thrash Metal Maschinerie setzt ein und die Szenerie wird immer brutaler. Die Serben verstehen es vorzüglich, neben technischen Spielereien auch eine Menge Brutalität in den Song zu bringen.
Fall.Ing bringt göttliche Gitarren und sehr melodische Akzente. Das beinahe selbstverliebte Gitarrenspiel wird bis zum „geht nicht mehr“ ausgereizt. Da muss man aufpassen, dass man es nicht übertreibt. Keine Angst, das macht man nicht, die Jungs wissen genau, wann damit Schluss sein muss. Der Song endet plötzlich und unversehens mit akustischem Gitarrenspiel, was ihn nochmals aufwertet.
Die akustische Gitarre wird mit hinüber in Euphoria gerettet. Wohltuende beruhigende Gitarrenklänge. Eine Symphonie für die Ohren. Der Thrash Metal ist gegangen, wir befinden uns in einem klassischen Gitarrenspiel, welches ca. vier Minuten andauert, bevor die akustische Gitarre durch eine Stromgitarre ersetzt wird und der reine instrumentale Track noch einmal auftrumpft. Trotzdem immer noch weit weg vom Thrash Metal.
Die Thrash Metal Weihe erhalten wir beim folgenden Consecration. Mein Gott, diese Gitarren! Man versteht es, die Gitarren einfach laufen zu lassen und das technisch perfekte Spiel in den thrashigen Background einzubetten. Zudem offenbaren sich sehr melodische Parts, die die Ohren umschmeicheln…
The Warm Wind mit Luka Matković (Space Eater) als Gast ist kurz vor Ende des Albums eher ein laues Lüftchen. Obwohl immer noch sehr gut performt, kommt in den Song eine etwas andere Richtung hinein und der Song unterscheidet sich doch erheblich von den anderen Tracks. Ich persönlich würde ihn als thrashigen Power Metal Song bezeichnen, der nicht so authentisch wie die restlichen Songs in meine Ohren dringt.
Dafür sind Alitor mit Some Sort Of Truce unversehens zurück. Obwohl der Titel übersetzt so was wie eine Art von Waffenstillstand vermitteln soll, ist dem in der musikalischen Umsetzung überhaupt nicht so. Der Song ist eher ein Kampf bis aufs Thrash Messers Schneide mit allen bereits vorher gezeigten technischen Raffinessen. Also kein Waffenstillstand, nichts für Pazifisten!