Bands: Amenra, E-L-R, Ylva
Ort: Kulturtempel Oberhausen, Mülheimer Straße 24, 46049 Oberhausen
Datum: 22.11.2019
Kosten: 20 € VVK, 25 € AK
Genre: Post Sludge, Post Doom, Noise, Drone, Post Metal
Besucher: 700
Veranstalter: Kulturtempel Oberhausen
Link: https://www.facebook.com/events/672704686528892/
Setlisten
Amenra
1. Boden
2. Plus Près De Toi
3. Razoreater
4. A Solitary Reign
5. Thurifer
6. Terziele
7. Am Kreuz
8. Diaken
E-L-R
1. Glancing Limbs
2. Ambrosia
3. Black
4. Lunar Nights
5. The Wild Shore
Ylva
1. Metadata
2. Hunting Room
3. Lapse
4. A
5. The Fall (with Colin H. van Eeckhout on guest vocals)
Heute geht es für mich das erste Mal nach Oberhausen in den Kulttempel! Da freue ich mich ganz besonders drauf, denn das kann nur ein Abend der Extraklasse werden. Drei mir persönlich bekannte Band aus dem Post Sludge, Post Doom Bereich spielen ganz besonders auf. Amenra, E-L-R und Ylva. Amenra und E-L-R habe ich bereits im Februar dieses Jahres in Wiesbaden zusammen mit Lingua Ignota gesehen. Dieses Konzert hat einfach geflasht.
Heute gesellen sich Ylva zu Amenra und E-L-R. Zu Ylva habe ich den Bezug, dass ich ihre letzte Platte rezensiert habe (hier geht es zum Review). Damals habe ich noch gesagt, wenn diese Australier mal in Deutschland sind, dann muss ich mir die auch unbedingt live anschauen. Heute ist es also so weit.
Dieses Mal begleiten mich Josef und seine Freundin. Der arme Josef wollte eigentlich in Wiesbaden schon dabei sein und fiel krankheitsbedingt aus. Dafür sprang dort Rene ein. Dem hat es damals so gut gefallen mit Amenra und E-L-R, dass er heute zusammen mit seiner Freundin nach Oberhausen kommt.
Eigentlich früh genug losgefahren, kommen wir nach ellenlangen Staus und fast 200 km endlich in Oberhausen an. Schnell einen Parkplatz gefunden und ab zur Location. Wir folgen einer Menge Metaller, die unterwegs sind. Vor dem Eingang erkennen wir jedoch, dass wir uns den falschen Leuten angeschlossen haben. Denn wir sind direkt vor der Turbinenhalle nebenan. Dort spielen heute Abend Mayhem. Kann mal passieren, wenn man das erste Mal in Oberhausen ist. Mayhem wären ja auch eine Option gewesen. Ist aber nicht, die müssen sich bei uns hinter Amenra, E-L-R und Ylva hinten anstellen.
Also rein in den Kulttempel. Am Eingang hat alles reibungslos geklappt. Das Ding ist rappelvoll (habe ich nicht anders erwartet), obwohl direkt gegenüber Mayhem spielen. Wir schieben uns nicht durch die Menge, die da vor uns ist und bereits Ylva lauscht, die bereits begonnen haben. Wir gehen hoch auf die Empore. Da ist es angenehm und man kann alles richtig gut sehen.
Ylva sind, wie bereits erwähnt, schon am Spielen. Eine krasse Atmosphäre auf der Bühne. Das Quartett aus Australien ist zwischen großen, senkrecht stehenden Neonröhren aufgebaut und schafft mit seinem Post Sludge / Doom Metal eine klasse Performance. Den ersten Song Metadata vom Album Meta haben wir leider verpasst. The Hunting Room ist der erste Song, den wir mitbekommen und genießen können. Ylva, die kleine Wölfin, so die Bedeutung des Bandnamens, ist in ihrem Jagdrevier. Ihr Jagdrevier liegt eindeutig im Post Sludge Metal. Hier kann sie sich wundervoll austoben und Beute machen. Ihre Beutezüge (Songs) sind lang, sehr lang. Da muss sie sich in den einzelnen Songs auch einmal ein wenig ausruhen, bevor sie sich wieder auf die Jagd begibt und zuschlägt. Der Sound ist sehr gut und endlich erlebe ich Ylva live.
Wir sind begeistert, denn das ist wirklich ein grandioser Einstieg in den heutigen Abend. Die Songs sind bis auf den Vorletzten alle vom Album Meta. Der längste Song des Albums ist The Fall und steht heute am Ende des Gigs von Ylva. Der Song hält einige Richtungswechsel parat und eine große Überraschung! Die Überraschung ist, dass sich an den Vocals Colin H. van Eeckhout von Amenra beteiligt und auf der Bühne steht. Ylva die kleine Wölfin schlägt zu und reißt ihr Beutetier. Wahnsinn!!!
In der Umbauphase kurz mal runter und Rene und seine Freundin begrüßt. Leider haben wir heute Abend viel zu wenig Zeit, um zu quatschen. Am Merchstand von Amenra begrüße ich auch Philippe, den wohl besten Mercher überhaupt, den ich bereits in Wiesbaden kennengelernt habe.
Auf der Bühne legen die drei Bandmitglieder von E-L-R selbst Hand an und richten alles. Viele Kerzen und Gestecke dort oben schaffen eine ganz besondere Atmosphäre. Bassistin I.R. habe ich bereits am Merchstand begrüßt und bitte sie, mir das Album Mænad auf Vinyl wegzulegen. Sie sagt mir, dass man davon genug dabei habe. Also hole ich es später ab und lasse es mir von ihnen signieren.
Weiter geht es mit E-L-R. Erst letztes Jahr gegründet, dürfte das Berner Ambient Doom Drone Trio nach der letzten gemeinsamen Tour mit Amenra in aller Munde sein. Ich freue mich einfach, sie hier in Oberhausen wiederzusehen. Und sie haben gegenüber Wiesbaden im Februar nochmals ein Schippchen draufgelegt. Da hatten sie mir bereits gesagt, dass ein Album ansteht. Das ist jetzt mit Mænad auch fertiggestellt.
Wieder ist es richtig schwierig, von E-L-R Bilder zu machen. In Wiesbaden war kaum Licht da. Heute in Oberhausen herrscht ein sehr grelles Rot vor, mit abwechselnden Flashs. Wieder passend für eine Ambient Doom / Post Metal Band. Bereits bei den ersten Klängen zeigen sich die Fans total begeistert. Ich frage mich wirklich, wie man es in so kurzer Zeit schaffen kann, so gut und professionell zu wirken! Die Songs sind natürlich fast alle vom ersten und bisher einzigen Album Mænad. Glimbing Limbs und The Wild Shore waren ja schon auf der limitierten Kassette auf Splendor & Sedation (direkt natürlich in Wiesbaden damals mitgenommen) vorhanden.
Die Bühne hier in Oberhausen ist richtig groß und breit. Gitarristin S.M. steht links und auf sie fallen ab und zu ein paar Strahler. Man kann einen Blick auf ihre Gesichtszüge erhaschen und sieht, wie sie dort verträumt steht. Ganz rechts steht Bassistin I.R in einem sehr dunklen Rot. Von ihr kann man kaum einen Gesichtsausdruck erhaschen. Drummer M.K. sitzt hinter den beiden Mädels komplett in einem roten Nichts, oder wie soll ich es sagen. Ihn sieht man echt nicht und da ist nur ein Wall aus tiefem Rot.
Im Hintergrund läuft ein Video ab, welches eine Ode an die Natur darstellt. Zwei jungen Damen tanzen mit Fackeln in Hexen Manier. Die Musik ist richtig atmosphärisch und raumfüllend und hält den richtigen Spannungsbogen bis hin zum Zerbersten. Großartig – die beiden jungen Damen singen zu ihren Instrumentaleinlagen. Ich kann es nur noch einmal sagen: E-L-R muss man unbedingt einmal gesehen haben. Sehr beeindruckend das gesamte Ensemble an Musik, Musiker und Video. E-L-R haben heute Abend gewaltig beeindruckt! Nicht nur ich bin begeistert, das merkt man auch am abschließenden Applaus!
Brachial-dynamisch und nuanciert-berührend zugleich, das ist Amenra. Sänger Colin H. van Eeckhout haben wir eben ja bereits beim letzten Song zusammen mit Ylva erleben dürfen. Kumpel Josef ist erfreut, Amenra endlich live sehen und hören zu dürfen, denn dass er zuletzt in Wiesbaden krankheitsbedingt ausgefallen ist, hat ihn doch stark geschmerzt.
Amenra haben mittlerweile bereits 20!!! Jahre auf dem Buckel und sechs Studioalben, die alle mit Mass I bis Mass VI durchnummeriert sind. Mass VI, das aktuelle Werk, stammt auch bereits von Ende 2017. Es gilt in der Szene schlichtweg als Meisterwerk. Da haben sich Amenra sage und schreibe fünf Jahre zwischen Mass V und Mass VI Zeit gelassen. Zwei Jahre seit Mass VI bis zum heutigen Tage sind bereits vergangen. Da erwarten die Fans natürlich bald wieder etwas Neues.
Von Mass VI sind Plus Près De Toi und Diaken auf der Setlist, also über 20 Minuten! Den Rest steuern Songs der Vorgängeralben bei. Die Setlist ist ähnlich der vorangegangenen Tour. Das macht aber nichts, denn an diesen Songs mit der dazugehörigen Performance kann man sich gar nicht satthören. Live entfalten die Songs ihr komplettes Potenzial. Post Sludge, verzweifelt und düster. Spannung pur, welche durch den Film in Hintergrund während des Konzertes noch einmal ein Stück mehr zur Geltung kommt.
Amenra kann man aufgrund ihrer Performance überhaupt nicht satthaben. Im Gegenteil: Amenra machen süchtig. Clean Voices wechseln mit Harsh Voices. Die Performance des Quintetts aus Belgien ist so, wie man sie kennt, also sehr oft den Fans den Rücken zugewendet. Hier tut sich insbesondere Sänger Colin H. van Eeckhout hervor, der die allermeiste Zeit mit dem Rücken den Fans zugewendet performt. Auf der großen Bühne hier in Oberhausen kommt das noch einmal besonders rüber. Und wirklich, ab und an kann man auch einen Anblick von Colin H. van Eeckhout erhaschen. Manchmal, aber wirklich nur spärlich, wendet er sich dem Publikum zu und man kann sein Konterfei erhaschen.
Amenra spielen in einer eigenen Welt. Die Musik und Performance von Amenra vereint sehr vieles: Sie ist unglaublich intensiv, dynamisch, schleppend, schwer, brutal, und schön.
Schön ist dann auch genau der Begriff, der den Abend beendet. Am Merchstand nehme ich mir noch die Mænad Vinyl von E-L-R mit und lasse sie mir signieren. Übrigens wird in Kürze noch ein Interview mit E-L-R hier in Time For Metal erscheinen!
Die Jungs von Ylva treffe ich auch noch und wir unterhalten uns noch nett. Die Vinyl wandert natürlich auch in meinen Besitz.
Fazit:
Ein ganz besonderer Abend im Kulttempel in Oberhausen. Wieder ein Must-Have Konzert erlebt, welche seinen Weg auf meiner ewigen Bestenliste finden wird (dürften in diesem Jahr bereits so an die 80 gewesen sein). Top Abend mit Top Bands in einer Top Location!!! Schade, dass Oberhausen so weit von mir entfernt ist!