Bad Religion – 40 Years + 2 am 30.05.2022 im Schlachthof Wiesbaden

Punk (Rock) at it's best!

Headliner: Bad Religion 

Vorband: Slime 

Location: Schlachthof Wiesbaden 

Datum: 30.05.2022  

Zuschauer: 2.400 (ausverkauft)    

Setlist Bad Religion:

  1. Generator
  2. Recipe For Hate 
  3. New Dark Ages  
  4. Man With A Mission  
  5. Punk Rock Song  
  6. Los Angeles Is Burning  
  7. Struck A Nerve  
  8. Suffer  
  9. Come Join Us  
  10. End Of History 
  11. Fuck You  
  12. We’re Only Gonna Die  
  13. Dept. Of False Hope  
  14. Do What You Want  
  15. Modern Man  
  16. Slumber  
  17. Anesthesia  
  18. No Control  
  19. Atomic Garden  
  20. You  
  21. Infected  
  22. Sorrow  
  23. I Want To Conquer The World 
  24. 21st Century (Digital Boy)
    ——————–
  25. American Jesus
  26. Fuck Armageddon… This Is Hell 

Bad Religion und Time For Metal? Passt das zusammen? Die Frage habe ich mir vor etwas mehr als zweieinhalb Jahren gestellt, als die Punkrocker aus den USA ihre 40 Jahre Jubiläumstour angekündigt hatten. Mit Metal haben Bad Religion ja nun wirklich nichts am Hut. Aber der Blick in unser Newsarchiv ergibt das Ergebnis: Ja, wir haben schon über Bad Religion berichtet, also kann ich es wagen, eine Akkreditierung für die Tour zu beantragen, ohne Angst vor Schimpfe vom Chef.
Ich selbst bin im Jahre 1989 oder 90 auf die Band gestoßen. Als junger Metalhead saß ich während einer Wanderwoche spätabends am Lagerfeuer und hörte mit einem Jahrgangsälteren ein Metal Mixtape an, als plötzlich Bad Religion mit I Want To Conquer The World in mein Leben traten und meinen musikalischen Horizont erweiterten. Seitdem begleiten mich die Kalifornier mit ihren schnellen, melodischen Songs als Gegenpol zu meinen sonstigen (Thrash und Power Metal) Hörgewohnheiten. Letzten Dezember schließlich sorgten sie für einen oder gar den emotionalen Konzerthöhepunkt meines Lebens, als ich in Los Angeles im Palladium bei ihrem Auftritt mein erstes postcorona Konzert erleben durfte.

Nun stand also nicht die 40 Jahre, sondern die 40 + 2 Jahre Konzerttour durch Europa mit zahlreichen ausverkauften Terminen an.  

Als Support sind die deutschen Ur-Punker Slime mit an Bord, die sogar noch ein Jahr länger Bandgeschichte auf dem Buckel haben und noch viel weniger Metal sind als Bad Religion. Doch auch hier verraten das Newsarchiv und der Auftritt: Slime sind Time For Metal kompatibel. Die Hamburger mussten im Juli 2020 den Ausstieg ihres langjährigen Sängers Dirk Jora verkraften und präsentieren jetzt erstmals ihren neuen Sänger Tex Brasket der Öffentlichkeit, dessen Stimme die Band etwas rockiger wirken lässt. Seien es ältere Songs wie Schweineherbst, Sie Wollen Wieder Schießen oder Störtebecker, seien es neue Songs vom kommenden Album Zwei wie Bester Freund oder Komm Schon Klar, Slime sorgen in dem 45-minütigen Auftritt für ordentlich Stimmung und Bewegung vor der Bühne des Schlachthofs, der allerdings noch alles andere als ausverkauft wirkt. 

Nach knapp halbstündiger Umbauphase und zum Start von Bad Religion sieht das schon ganz anders in der Halle aus. Doch auch jetzt wirkt es im Innenbereich noch sehr luftig, während es am Rand, vor der Bühne und hinter dem Mischpult eng gedrängt zugeht. Offensichtlich will ein Großteil des Publikums das Konzert lieber entspannt von der Seite aus anschauen, als sich ins Getümmel zu stürzen, erreicht mit dieser seltsamen Verteilung im Grunde jedoch das Gegenteil.
Egal, denn jetzt folgen, mit erwartungsgemäß besserem Sound als bei der Vorband, 26 Hits am Stück. Beginnend mit Generator, Recipe For Hate und dem grandiosen New Dark Ages dirigiert der promovierte Evolutionsbiologe Greg Graffin gestenreich Band und Publikum durch das ca. 75 Minuten lange Programm, das einen Querschnitt der gesamten Karriere darstellt und fast jedes Album (13 von 17) berücksichtigt. Klar, Bad Religion Songs sind kurz und prägnant, 26 Songs in 75 Minuten muss man trotzdem erst mal hinbekommen, insbesondere in einem Alter, in dem anderen Bands so langsam, aber sicher Luft und Geschwindigkeit auszugehen scheint. Das liegt aber natürlich auch daran, dass man sich bzgl. Ansagen auf das Wesentliche beschränkt (weder Papst noch Metallica werden heute gedisst), und von Jamie Miller am Schlagzeug unbarmherzig angetrieben wird. Punk Rock Song wird mit deutschem Refrain dargeboten, You dem Publikum gewidmet, LA brennt weiterhin, Suffer, Sorrow und 21st Century (Digital Boy) dürfen natürlich nicht fehlen und auch meine oben genannte „Einstiegsdroge“ hat seinen Platz in der Setliste. Nach den zwei Zugaben American Jesus und Fuck Armageddon… This Is Hell sind allenthalben glückliche und zufriedene Gesichter zu sehen.
Gerne hätten es aber noch weitere zehn bis zwanzig Songs sein dürfen…

Insgesamt ein grandioser Abend mit zwei grandiosen Punk (Rock) Bands.

Nachtrag: Am nächsten Abend präsentieren Bad Religion, ebenfalls im Schlachthof, eine leicht veränderte Setlist. Leider schaffe ich es nicht, auch diesem Konzert beizuwohnen. Dafür bin ich zwei Tage später im Kölner Palladium am Start. Hier ist die Setlist identisch, das ebenfalls ausverkaufte Palladium aber um einiges zugepackter, aktiver, entsprechend schweißtreibender, aber auch mit etwas schlechterem Sound.