Blackening – Delusion

Debütalbum mit Atmosphäre und Durchschlagskraft

Artist: Blackening

Herkunft: Köln, Deutschland

Album: Delusion

Spiellänge: 47:00 Minuten

Genre: Groove Metal

Release: 20.12.2020

Label: Eigenproduktion

Link: https://www.facebook.com/blackeningeatfuk

Bandmitglieder:

Gesang – Marco Heyberg
Gitarre – Michael Plümper
Gitarre – Tim Herbrandt
Bassgitarre – Raphael Kalinowski
Schlagzeug – Johannes Meyer zum Wischen

Tracklist:

  1. Intro
  2. Minotaur
  3. Traumatized
  4. Awakening
  5. Three Eyed God
  6. Escaping Hell
  7. Burn
  8. Endless Fall
  9. Drought
  10. Harvester

Beim Stichwort Groove Metal denke ich zuerst an das Meisterwerk Chaos A.D. der brasilianischen Legende Sepultura. Mit Brasilien haben die fünf Kölner von Blackening höchstens den Karneval gemeinsam. Musikalische Einflüsse und der Bandname entstammen allerdings nicht den exotischen Klängen Sepulturas, sondern dem Machine Head Album The Blackening. An dieser Stelle ist es erst mal genug mit dem Namedropping, denn Blackening haben durchaus einen eigenen Stil, der sich nicht hinter großen Namen verstecken muss. Seit 2014 machen die Jungs die Bühnen im Großraum NRW unsicher und sind jetzt bereit, mit ihrem Debütalbum Delusion durchzustarten. Schon Mitte 2019 gab es eine erste digitale Kostprobe zu einigen Songs der Truppe, die leider aufgrund der Produktion eher nach Kartonagenfabrik als nach Stahlwerk klingen. In Eigenregie wurden die vorliegenden Songs zum Glück noch in eine amtliche Soundkulisse verwandelt. Ab dem 20.12.2020 ist Delusion als Digipack und auf den gängigen Streamingplattformen erhältlich.

Bevor es zu den Songs von Delusion geht, fällt mir erst mal das faszinierende und gleichzeitig verstörende Coverartwork des deutschen Künstlers Michael Hutter auf. Der unheilvolle Beginn heißt schlicht Intro und bietet schon mal die perfekte Plattform, um im rotgefärbten Nebel stilecht die Bühne zu betreten. Kaum habe ich die ersten zwei Minuten verträumt, nimmt mich der Minotaur auf die Hörner. Die Drums ballern, die ersten Riffs schleichen sich an und der verzerrte Bass wird von einem lang gezogenen Schrei untermalt. Der Gesang von Marco Heyberg stünde auch einer Death Metal Band gut zu Gesicht, driftet allerdings nicht in unverständliches Gegrunze ab. Das Gitarrenduo hat definitiv eine Vorliebe für progressivere Metalgenres und zeigt sein Können gerne, ohne dabei die Songstruktur zu zerstören – guter Einstieg! Traumatized groovt gut los und jetzt zeigt Sänger Marco seine Flexibilität mit vereinzelten cleanen Vocals, was das Geschehen etwas auflockert. Auch wenn die Produktion wie oben erwähnt unglaublich stark ist, stoßen mir wie so häufig die klinischen Doublebass-Passagen auf. Keine Angst Jungs, das bemängele ich auch des Öfteren bei Major-Produktionen. Der nächste Song Awakening wurde passend zum besinnlichen Nikolausfest als erste Single nebst Video veröffentlicht. Schon nach dem ersten Hören fräst sich mir das Hauptriff durch die Schädeldecke. Die komplexe Songstruktur wird mit elektronischen Flächensounds unterlegt und durch ruhigere Parts unterbrochen. Durch die starke Melodie des wiederkehrenden Riffs bleibt der Song im Ohr und ist damit eine gute Wahl für die erste Auskopplung des Debüts. Während die letzten Klänge von Awakening laufen, betritt der Three Eyed God das Podium und verkündet mit schnellem Riffing und Blastbeats den Untergang: „Eyelids cut, two mouths shut, forehead hole, he is sacred and divine.“

Mit Escaping Hell schaffe ich es noch gerade dem Untergang zu entkommen. Technisch anspruchsvoll wechselt die Band zwischen Thrash Metal Raserei und Stakkato-Riffs. Burn startet mit einer Melodie, die auch im Repertoire von Slayer gut aufgehoben wäre. In gewohnt groovender Manier gehts weiter, trotz der genialen Melodie ist mir der Song insgesamt zu zerfahren. Besser läuft Endless Fall mit seinen Nackenmuskel strapazierenden Breakdowns rein und sorgt für eine bedrohliche Stimmung. Drought fungiert als kurze Einleitung zum knapp zehnminütigen Epos, das gleichzeitig den Schlusspunkt auf Delusion setzt. Der Harvester erntet keinen Mais, so viel kann ich euch verraten: „For though we are his children, he scatters the seeds of throes. To harvest broken souls, which shall serve him in eternity.“ Akustische Klänge vermitteln ein Gefühl von träumerischer Sicherheit, bevor massive Gitarren die geistige Mauer zum Einsturz bringen. Abgrundtiefe Growls und Death Metal Griffbrettattacken fallen mich an wie eine wilde Bestie. Die fetten Riffs werden immer wieder durch atmosphärische Parts und klare Gesangsharmonien unterbrochen. Perfekter Abschluss eines starken Debüts.

Blackening – Delusion
Fazit
Die Kölner liefern ein unglaublich starkes Debüt ab. Zugegeben, einige Songs sind etwas sperrig und brauchen den einen oder anderen Durchlauf, um zu zünden. Als Proghead macht mir diese Tatsache nichts aus und ich drücke gerne auf Repeat. Für meinen Geschmack sind die Jungs den richtigen Weg gegangen und haben erst mal Bühnenerfahrung gesammelt, um dann Material aufzunehmen. Bands, die den umgekehrten Weg gehen, wirken auf ihrem Erstlingswerk oft etwas unfertig. Nicht so Blackening, die ihren Mix aus Groove Metal, Thrash/Death Metal und progressiven Klängen auf technisch hohem Niveau und top produziert unters Volk bringen. Freunde, hier sind Könner am Werk, die immer wieder das richtige Gespür für Melodien und Atmosphäre beweisen. Die Band befindet sich aktuell schon im Songwriting-Prozess zum zweiten Album. Derweil freue ich mich schon darauf, die Songs von Delusion live um die Ohren geprügelt zu bekommen.

Anspieltipps: Minotaur, Awakening und Harvester
Florian W.
8.5
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