Chaosbay Bastard Club Osnabrück

Chaosbay am 16.02.2023 im Bastard Club Osnabrück

Ordentlich Krach im schönsten Keller von Osnabrück

Event: 2222 Tour

Band: Chaosbay

Vorband: Aphyxion

Ort: Bastard Club Osnabrück

Datum: 16.02.2023

Zuschauer: ca. 150

Genre: Progressive Rock

Link: www.chaosbay.com www.aphyxion.dk www.bastardclub.de

Chaosbay Bastard Club Osnabrück

Seit ich vor 1,5 Jahren zurückgekehrt in den Landkreis Osnabrück bin, hat sich der Bastard Club zu einer meiner Lieblingskonzertlocations entwickelt. Oben das „Mutti’s“ eine gemütliche Raucherkneipe ohne viel Schnickschnack, aber mit Flair und ganz viel zum Schauen: Endlose Konzertplakate zieren die Wände und erinnern an tolle Veranstaltungen. Außerdem gibt es im Kneipenbereich eine Bühne für kleinere Gigs. Unten im Kellergewölbe finden die größeren Konzerte statt. Es ist irgendwie urig und vielleicht einfach passend abgeranzt. Ich fühle mich dort jedenfalls immer pudelwohl. Heute machen wir uns wieder mal auf den Weg nach Osnabrück, um Chaosbay unter die Lupe zu nehmen. Die vierköpfige Band aus Berlin gründete sich 2012 und präsentiert Progressive Metalcore.

Schlag 20 Uhr beginnen die Bässe der Vorgruppe Aphyxion zu wummern und die fünf Dänen, die seit 2007 zusammen Melodic Death Metal zelebrieren, kommen auf die Bühne. Vom Outfit wirken sie fast brav in ihren einfachen, schlichten Shirts, belehren uns aber direkt eines Besseren. Von den ersten Tönen an liefern sie einfach nur ab. Der Keller bebt unter unseren Füßen und diese gewaltige Stimme, die aus dem doch eher kleinen Sänger Michael Vahl herauskommt, versetzt uns erst mal in Staunen. Die Mischung aus herrlichem Krach und melodischen Akzenten holt uns vom ersten Moment an richtig ab. Manchmal denke ich in Richtung Electric Callboy, dann doch wieder Five Finger Death Punch. Irgendwie passte das alles einfach. Das geht dem restlichen Publikum wohl ähnlich, denn die Band wird ordentlich abgefeiert. Man merkt den Jungs an, dass sie ein eingespieltes Team sind und wenn man mit 14 Jahren seine erste Band gründet und es schafft, diese über 15 Jahre zu erhalten, dann zeigt das wohl auch, dass man am selben Strang zieht. Uns kommt eine unglaubliche Spielfreude entgegen und irgendwie auch eine große Dankbarkeit, dass sie so begeistert empfangen werden. Nach gut 45 Minuten lautem, schnellem Death Metal mit Growleinlagen, die einfach passen, weil sie nicht zu viel und nicht zu wenig sind und mit schön abwechslungsreichen Songs hinterlässt die Vorband ein gut aufgeheiztes, glückliches Publikum.

Um kurz nach 21 Uhr kommen dann Chaosbay auf die Bühne. Mein erster Gedanke: ein Jurastudent, ein Metalhead und ein Schwiegermutterliebling im Hawaiihemd, jetzt bin ich mal gespannt. 😀 Nach einigen Überlegungen komme ich zu dem Schluss, dass es der Sänger von Kraftklub ist, an den der Frontmann mich erinnert. Der Sound geht gut los, ähnelt im Groben der Vorgruppe und wir freuen uns auf das, was da kommen soll. Tatsächlich sind die Jungs musikalisch wirklich richtig gut und wissen genau, was sie da mit ihren Instrumenten tun. Inzwischen habe ich auch den Schlagzeuger genauer unter die Lupe genommen und der trommelt sich tatsächlich die Seele aus dem Leib. Wenn einer an diesem Tag sein Workout absolviert hat, dann er. Das Publikum feiert die Band frenetisch, viele sind textsicher und offensichtlich nicht zum ersten Mal auf einem Chaosbay-Konzert. Mich reißt es leider nicht so wirklich mit. Der Sound dröhnt jedesmal so toll los und immer, wenn man denkt: Jetzt haut der Sänger aber gleich mal richtig einen raus … ja dann wird komplett entschleunigt und es mutiert zu einem Singsang mit Tüdelüt. Wie geht sowas? Von wirklichem Death Metal Growl innerhalb von Sekunden fast zum Discofox-Pop-Gedöns? Also, ich hab ehrlich versucht, mich darauf einzulassen, und ich mag es, wenn Bands abwechslungsreich sind und Genres mischen, aber hier werde ich nicht wirklich warm. Mich frustriert es irgendwie, dass man immer wieder so rausgerissen und ausgebremst wird, wenn man grade dachte, jetzt geht’s ab. Sänger Jan Listing hat eine ziemliche Range von hohen Tönen bis zum Growl, aber mir ist es zu viel heller Klargesang im dunklen Keller. Meine Begleitung ist auch nur so semi-begeistert, aber der Großteil des Publikums gibt den Jungs auf der Bühne recht, dass es auch für diese Art Genre-Misch-Masch begeisterungsfähige Anhänger gibt. Sehr positiv fällt uns der sehr gute Sound im gesamten Keller auf. Das ist deutlich besser als bei einigen anderen Konzerten, die wir hier schon gesehen haben. Der Abend endet so gegen 23 Uhr und ich fahre trotzdem zufrieden und mit einer CD von Aphyxion im Gepäck gen Heimat.