Chemicide – Common Sense

Thrashige Attacken aus Costa Rica

Artist: Chemicide

Herkunft: Costa Rica

Album: Common Sense

Spiellänge: 34:44 Minuten

Genre: Thrash Metal

Release: 15.02.2022

Label: Eigenproduktion

Link: https://chemicide.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Frankie
Gesang und Bassgitarre – Palo
Gitarre – Sebastian Quiros
Schlagzeug – Luis Fer

Tracklist:

  1. Self-Destruct
  2. Lunar Eternity
  3. Common Sense
  4. Barred Existence
  5. False Democracy
  6. Color Blind
  7. Strike As One
  8. Disposable

So richtige Exoten-Länder, also aus dem Blickwinkel eines Metallers gesehen, gibt es ja eigentlich gar nicht mehr richtig, aber Costa Rica würde ich jetzt erst einmal dazuzählen. Natürlich gibt es einige Kapellen wie Pazuzu, Betrayal, Repulsive Death, Advent Of Bedlam oder Cryptum.
Chemicide, die wohl einen Narren an dem Neongrün gefressen haben, existieren seit dem Jahre 2008. Eigentlich schon seit dem Jahre 2006, aber zwei Jahre waren sie mit den Namen Conqueror unterwegs. Ein Demo wurde in der Zeit veröffentlicht. 2011 folgte eine EP. So richtig zügig ging es nicht vorwärts. Aber nach dem Debüt im Jahre 2015 wurde es besser und nun ist man beim vierten Album angekommen. Vorab gab es dem Jahr 2021, wie mittlerweile üblich und im digitalen Zeitalter wohl auch nötig, zwei Singles. Diese beiden Songs haben es aber nicht auf das Album geschafft bzw. wurden nicht erneut verwendet. Das ist mal etwas Neues und durchaus lobenswert.

Früher konnte man zumindest noch bis drei vorzählen, bevor der Sturm ausgebrochen ist, aber das ist hier auch schon nicht mehr möglich. Kurze Trommelwirbel und ab auf das Gaspedal. Der Thrashhammer regiert von der ersten Sekunde an und Self-Destruct geht absolut fett ins Ohr. Schnelles Riffing, schnelles Drumming und thrashiger Scream Gesang. Hier sind alle Zutaten vorhanden, die man braucht. Nach einer wilden und stürmigen Anfangsphase baut man ein Break ein und groovt ganz im Sinne von Slayer. Sehr geil. Ein geiles Solo folgt. Ja, das hat Hand und Fuß, da kommt einfach Stimmung auf. Die neongrünen Freunde wissen, was sie wollen und können dieses auch umsetzen. Danach wird natürlich wieder gethrasht, aber dieses Mal nur, bis der Notarzt kommt, denn um wieder wegzugehen, bleibt keine Zeit. Der Song ist dann relativ schnell zu Ende.

Den fetten Groove holen sie dann zu Beginn von Lunar Eternity heraus. Ausklingen lassen, Vorspieler auspacken und die Thrashkeule schwingen. So muss das sein. Ein Rezept, welches seit 40 Jahren bei den Metalapotheken dieser Welt eingelöst wurde und noch immer Bestand hat. Nach einem Solo geht es weiter straight forward und man baut geschickt einen Refrainpart mit ein, um dann wieder Fahrt aufzunehmen. Das Songwriting macht richtig Laune, die Stimme ist geil und man hat einfach Bock auf mehr. Live wird dieses Material unheimlich knallen, da bin ich mir ganz sicher. Auch hier baut man wieder einen Slayer-lastigen Part mit ein. Es gibt dann wieder Vorspieler, die Gitarre heult auf und es folgt ein Solo. Der Drummer wirbelt die ganze Zeit herum und baut immensen Druck auf. Noch einmal Slayer aus Costa Rica grüßen lassen und dann geht man auch in Rente. Aber nur kurz.

Denn der Namensgeber wartet schon als Nächstes. Common Sense haut gefühlt noch einen oben drauf, besonders was die Aggressionsschiene betrifft. Geiles Riffing und hier bewegt man sich auf dem spielerischen Sektor schon fast ein wenig technisch zu Beginn, dann aber holt man wieder den Groove heraus und lässt diesen ordentlich regieren. Man erwischt sich die ganze Zeit dabei, wie sich der Kopf rauf und runter bewegt. Der Fuß steht auch nicht wirklich still. Der Groove geht zu Ende und es wird ruhig. Aber natürlich nur ganz kurz. Die Vorspieler zerstören die Stille und es wird wieder volle Attacke gefahren. Man hört des Öfteren „Open Your Eyes “ und ab geht es. Wie geschrieben, hier zeigt man sich durchaus auch mal von einer verspielten Seite. Kommt sehr gut.

Der Bass darf die Zerstörung bei Barred Existence einleiten und hier groovt man sich auch wieder den Wolf. Langsam schreitet man voran und fügt auch einige tiefe Vocals hinzu. Der Part ist zwar ganz geil, zieht sich aber absolut in die Länge. Man bringt ein wenig Abwechslung vom Riffing her in die Geschichte, das Grundtempo bleibt aber gleich. Das Solo ist aber dann wieder ganz geil. Eine richtige Tempoverschärfung hätte ich schon geil gefunden.

Aber dafür hat man denn ja Songs wie False Democracy. Hier wird von der ersten Sekunde an gethrasht. Geil. Das Tempo wird nur kurz mal rausgenommen, damit der Sänger was reinschreien kann und dann geht es einfach weiter. Immer auf die 12. So muss das. Schockt total. Nach zwei Minuten stoppt man dieses Unterfangen, ein Basspart erklingt, es folgt ein kurzes Intermezzo im Midtempo und dann gibt es wieder etwas auf die Glocke. Herrlich. Thrash Metal in Reinkultur. Natürlich mit einen Refrainpart, den man sofort mitbölken kann. So etwas kommt besonders live immer geil.

Diese knappen 35 Minuten machen einfach nur Spaß und dürften jeden Thrasher der alten Schule erfreuen, zumal auch noch einige Crossover-Momente hinzukommen. Wer gerne mosht, ist hier auch willkommen.

Costa Rica wird aufgrund seiner Neutralität auch als Schweiz Zentralamerikas bezeichnet, aber von dieser Neutralität spürt man hier nicht viel. Dieses Quartett hält sich nicht raus und will bei den Thrash Metallern groß mitspielen. Ob dieses gelingt, weiß ich nicht, aber das Material hier ist echt ziemlich geil. Natürlich hat man das irgendwie schon alles gehört, keine Frage. Das Riffing ist nicht neu, aber das Zuhören macht einfach nur Spaß. Und das ist doch das, was zählt.

Chemicide – Common Sense
Fazit
Chemicide aus Costa Rica machen hier sehr, sehr viel richtig. Hie regiert der Thrashhammer. Schnelle Riffs, druckvolles Drumming, Screams, Gangshouts und einige Growls haben mich echt überzeugt. Die Spielfreude hört man an allen Ecken und Kanten und das Songwriting kann sich sehen lassen. Man bietet dem geneigten Zuhörer nicht viel Neues, aber das thrashige Rad dreht sich in die richtige Richtung. Mal Hochgeschwindigkeit, mal Groove. Die Mischung macht es aus und diese ist gelungen. Old School Thrash mit Einflüssen von Slayer, Exodus und Kreator.

Anspieltipps: Self-Destruct und False Democracy
Michael E.
8.7
Leser Bewertung1 Bewertung
9.1
8.7
Punkte