Crescendium – Within

Düster, atmosphärisch!

Artist: Crescendium

Herkunft: Hannover/Göttingen

Album: Within

Spiellänge: 36:54 Minuten

Genre: Mystic Metal

Release: 11.11.2023

Label: Eigenproduktion

Links: https://www.facebook.com/Crescendium/
https://www.instagram.com/crescendium_official/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Elena Cor Tauri
Gitarre – Nikke
Bass – Phil
Schlagzeug – Flo

Tracklist:

  1. Wingless
  2. Aurinko
  3. Dead Air
  4. Path
  5. 80
  6. Kafkaesque
  7. DYR
  8. Wings

Crescendium, gegründet 2018, veröffentlichten am 11.11.2023 ihr erstes Album. Die Musik um Songwriterin Elena ist dabei düster, mystisch und eine Mischung aus Death und Black Metal. Lyrisch werden hier psychische Störungen verarbeitet, was ein schönes rundes Konzept verspricht.

Interessenten konnten dabei schon vorab die beiden Singles Aurinko und Dead Air als Auskopplung hören. (Kleiner Fun Fact: bei dem Performance-Video Dead Air handelt es sich um Livematerial vom diesjährigen Gig auf der 30666 Metalstage vom 21.06.2023.)

Dabei spiegeln die beiden Songs das Album schon sehr gut wider und versprechen viel, sogar sehr viel Abwechslung. Ob es zu viel davon gibt oder genau richtig ist, wird sich zeigen. Nun aber mal ins Album.

Mystisch, düster und eine Mischung aus Death/Black Metal wurde versprochen. Check, kann so unterschrieben werden. Gleich der Opener Aurinko (Wingless ist ein Atmo-Intro) wechselt dabei von einem groovigen Midtempo-Einstieg, rüber in ein Blastbeat-Gebolze, um dann, ehe man sich versieht, in einen Clean-Mittelteil zu schliddern. Wie konnte das denn passieren? Mit strukturiertem Songwriting!

Denn das zieht sich durch das komplette Album: Es werden immer wieder recht wilde Parts auf kuriose Art und Weise miteinander verknüpft, ohne dabei erzwungen zu klingen. Im Gegenteil, der Fluss der Lieder ist eher organisch und fühlt sich natürlich an. So werden in einem Song unterschiedliche Stimmungen erzeugt.

Nehmen wir als Beispiel den zweiten Song Dead Air, der im Introteil musikalisch ein „Dschungel-Flair“ erzeugt, um dann im Refrain in ein Children Of Bodom lastiges Riff zu wechseln, auf den melodischer Gesang gelegt wird. Diese beiden Bilder wechseln dabei und werden durch unterschiedliche Stilmittel miteinander verknüpft (Halleffekte auf Gitarren, längere Drumwirbel in Zwischenparts etc.).

Und so wild geht es das ganze Album weiter: Hier mal wieder ein COB Riff, da mal ein Gangshout und melodischer Gesang wechselt sich mit den fiesen Screams von Elena ab.
Vor allem Spaß machen die Effekte bei der Produktion: Hall und Delay Effekte auf den Vocals erzeugen und unterstützen die nötige Stimmung. Das Gleiche gilt für die Gitarren, die sehr viel Liebe abbekommen haben. So ist ein Rechts/Links-Wechsel auf den Boxen zwar irgendwie kalter Kaffee, funktioniert hier aber unfassbar gut und leitet, vor allem bei Vorspielern von Parts, ungezwungen ein.

Als Aufnahme funktioniert das alles, doch handelt es sich hierbei absolut nicht um Easy Listening: So vertrackt die Songs sind, wird beim Hören eine hohe Aufmerksamkeit vorausgesetzt. Also nichts, was man beim Autofahren hören sollte. Hier und da wäre ein repetitiver, eingängigerer Part für Zuhörer gut, um sich besser in der Platte orientieren zu können. Denn: Ja, es klingt abgedroschen, aber hier wird wirklich viel gemixt und ausprobiert. Auf der einen Seite sorgt das für viel Abwechslung, doch auf der anderen Seite wirkt das auch so, als wenn Cresecendium ihren finalen Stil noch nicht gefunden haben.

Und zu final muss leider noch eine Sache zum Sound erwähnt werden. Alle Tracks auf der Platte klingen ein bisschen unterschiedlich. Im Kontext des Albums, also beim Durchhören, fällt das nicht so sehr ins Gewicht. Doch skippt man von Song zu Song, kann man feststellen, dass der eine Track mal mehr Höhen (F60.80) im Mix abbekommen hat, während ein anderer im Vergleich dann etwas dumpfer klingt (Aurinko). Das ist ein bisschen schade, da gerade der Sound ein Bindeglied zwischen allen Songs darstellen sollte. So wirkt alles ein bisschen voneinander losgelöst.

Soll das jetzt bis hier als Abschreckung oder Warnung gesehen werden? Nein, denn wenn man genau hinhört, wird hier jeder was finden, was einem gefällt.

Crescendium – Within
Fazit
Wer auf Abwechslung steht, muss hier ein Ohr riskieren. Davon gibt es mehr als genug, und der Spagat zwischen Death und Black Metal ist ziemlich interessant. Die Inspiration von Children Of Bodom bei einigen Songs ist ziemlich offensichtlich. Doch schaffen es Crescendium keine bloße Kopie zu sein und verpacken alles in eigene Ideen. Der Stil hingegen ist noch ein bisschen wild und es fehlt so was wie ein roter Faden. Mein Interesse haben die Vier auf jeden Fall geweckt, und ich bin mal gespannt, wo die Entwicklung hingeht. Hört euch den Song Kafkaesque an, der funktioniert für mich mit am besten und ist durch die Anfangsmelodie sehr spannend aufgebaut.

Anspieltipps: Aurinko, Dead Air und Kafkaesque
Christian 'Lommer' W.
7.4
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