Cytotoxin – Biographyte

Kernschmelze im Anmarsch

Artist: Cytotoxin

Herkunft: Chemnitz, Sachsen

Album: Biographyte

Spiellänge: 47:45 Minuten

Genre: Technical Death Metal

Release: 11.04.2025

Label: Unique Leaders

Link: https://www.cytotoxin.de

Bandmitglieder:

Gesang – Grimo
Gitarre – Jason
Gitarre – Fonzo
Bassgitarre – VT
Schlagzeug – Maximilian Panzer

Tracklist:

  1. Hope Terminator
  2. Condemnesia
  3. Behind Armored Doors
  4. Biographyte
  5. Deadzone Desert
  6. The Everslave
  7. Eventless Horizon
  8. Bulloverdozed
  9. Transition Of The Staring Dead
  10. Revelation
  11. From Bitter Rivers

Die Brennstäbe glühen heiß, genau so heiß wie die neue und mittlerweile fünfte Platte von Cytotoxin! Die letzte Platte Nuklearth, erschienen 2020, war schon ein Riesenerfolg der Chemnitzer. Nun legen die fünf mit Biographyte nach.

Laut den eigenen Making-of-Videos sind die Songs 2023 fertiggestellt und aufgenommen worden. Auch wenn vieles beim Alten geblieben ist (so wurde die atomare Essenz wieder im Kohlekeller in Form gegossen), haben Cytotoxin mit Panzer einen neuen Drummer zu verbuchen, der den langjährigen Schlagzeuger Stocki ersetzt. Panzer trifft mit seinem Stil dabei genau den Kern der Musik und reiht sich in eine Folge von wahnsinnig guten Schlagzeugern ein: Technisch und von den Geschwindigkeiten her muss ein Fan hier nichts vermissen und doch weiß Panzer, wann es auch gut ist, mal ein bisschen das Tempo rauszunehmen.

Denn wer Cytotoxin noch nicht kennt, wird schnell feststellen, dass die Musik reichlich fix ist: Blastbeats und Gravitys werden einem um die Ohren gehauen, die Skalen auf den Gitarren und dem Bass fräsen sich in die Gehörgänge und darüber der erbarmungslose Gesang von Grimo rundet das Bild ab, wie Kühltürme ein AKW.

Müsste man einen Vergleich zu einer anderen Band ziehen, würde mir als erstes Beneath The Massacre einfallen: Das technische Niveau und die absurden Tempos sind bei beiden gleich und doch schaffen es Cytotoxin, ihren eigenen Stil zu wahren. Denn die Songs sind, trotz des stark technischen Einschlags, groovig und (ja, man kann es kaum glauben) auch melodisch.

Um mal einen Song zu nennen: Es lohnt sich, in die Single Biographyte reinzuhören (übrigens: geiler Titel geworden!). Die Gitarrenläufe schaffen es immer wieder, die Kurve zu kriegen und eine Melodie zu erzeugen, die sich mit einem Groove paart und im Kopf bleibt. Ausrasten und Headbangen sind vorprogrammiert und die rohe Gewalt ist persistent wie die radioaktive Strahlung, um die es sich immer wieder in den Lyrics handelt. Denn das lyrische Konzept um radioaktive Katastrophen ist das Kernthema der Band und selbst jetzt gibt es immer noch Themen, die genutzt werden können. Auf elf Tracks, von denen zwei instrumentale Stücke bzw. Interludes sind, zeigen schon allein die Titel, dass sich weiterhin kritisch mit dem Thema auseinandergesetzt wird.

Besonders gut gefällt mir der Track Deadzone Desert, der ein instrumentales Stück mit der Akustikgitarre und Windgeräuschen im Hintergrund ist, das das Wüstenflair einfängt und transportiert. Bilder von atomaren Wüsten, wie sie auf dem Cover zu sehen sind, bilden sich in meinem Kopf und lassen mich etwas abschweifen. Aber keine Sorge, es wird nicht schnulzig, denn direkt danach geht es mit dem High-Tempo-Song The Everslave weiter, der wahrscheinlich ebenfalls eine Anspielung auf das Artwork sein soll.

Auch wenn die Platte meiner Meinung nach wieder ein Meisterwerk geworden ist und definitiv die nächsten Wochen hier auf dem Plattenteller drehen wird, etwas Kritik: Die Platte ist mit 47 Minuten verhältnismäßig lang und kann abschreckend sein. Was für den einen negativ ist, ist für den/die andere(n) aber ein Argument, die Platte zu kaufen. Manchmal ist mehr also mehr und man sollte das hier eher als Anmerkung verstehen. Allerdings finde ich die Songreihenfolge auf der Platte etwas untypisch, denn mit Hope Terminator hat man meiner Meinung nach einen der sperrigsten Songs als Opener verwendet. Der Einstieg wird einem also nicht leichtgemacht und ich persönlich hätte mir eher The Everslave als Titel Nummer eins gewünscht. Inwiefern das jetzt aber als Kritikpunkt Gewicht hat, sei mal dahingestellt, denn mir ist bewusst, dass man bei Bands wie Cytotoxin etwas genauer hinhört und Punkte kritisiert, die bei anderen Bands hinten runterfallen.

Cytotoxin – Biographyte
Fazit
Ähnlich wie die Bands Aborted oder Benighted haben Cytotoxin ihren Stil gefunden und so schaffen es die Fünf, immer wieder neue Musik zu kreieren. Zwar bleiben die krassen Sprünge der ersten Platten aus, doch denken die Chemnitzer mehr in Details und arbeiten die Songs immer weiter aus. So entsteht wieder eine Platte, die aus roher Brutalität sowie technischer Finesse besteht und einen Hang zur Melancholie hat. Selbst Neulinge, die noch nie was von Cytotoxin gehört haben, aber Bock auf Tech-Death haben, werden hier ihre Freude haben.

Anspieltipps: Biographyte, The Everslave und From Bitter Rivers
Christian 'Lommer' W.
9.5
Leserbewertung1 Bewertung
9.8
9.5
Punkte