Das Interview im Zuge Keimels Metalldetektor Juni 2017 mit Schlomo von Black Inhale

Artist: Black Inhale

Herkunft: Zillingtal, Donaustadt – Österreich

Genre: Metal

Link: https://www.facebook.com/pg/blackinhale/about/?ref=page_internal

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Raffael Trimmal
Gitarre – David Gludovatz
Bassgitarre – Markus Ziegler
Schlagzeug – Boris Balogh

Time For Metal / Markus Keimel:

In der Band Black Inhale nimmst Du die Position des Sängers, Frontmanns und Songschreibers ein. Dazu spielst Du sogar auch noch Gitarre. Also hast Du definitiv die Position des Führers und Lenkers inne. Denkst Du, dass es für eine Band unerlässlich ist, eine klar strukturierte Hierarchie zu haben, einen Boss zu wissen, oder funktioniert eine Band auch mit vier -sozusagen- gleichwertigen Mitgliedern?

Black Inhale / Schlomo:

Pfuhhh hehe, da muss ich ein wenig ausholen.

1) Kunst bzw. Musik ist meines Erachtens viel zu komplex, um an unumstößlichen Grundregeln für Erfolg festhalten zu können – so etwas existiert nicht. Was für die eine Band funktioniert, führt in anderen Konstellationen ggf. zum Scheitern.

2) Lenker oder Führer kann ich so nicht stehen lassen – denn wir sind alle absolut gleichwertig. Jeder von uns trägt seinen Part bei, gibt sein Bestes – gemeinsam als vier Freunde lenken wir Black Inhale. Klar bin ich besonders gefragt, wenn es ums Songwriten geht…doch ohne unmenschlichen Einsatz von Boris an den Drums, Markus‚ Ruhe beim Fällen von Entscheidungen oder Glutzis – einen Moment bitte, da fällt mir bestimmt auch noch was ein – wären wir nicht so weit gekommen, würden unsere Shows gänzlich anders aussehen. Apropos Shows, auf der Bühne
ist der Glutzi ja ein Unikat.

Ich sehe mich evtl. als derjenige, der die musikalische Basis für unseren Weg schafft und bin derjenige, der darauf achtet, dass keine Hängematten im Proberaum installiert werden 😉

Time For Metal / Markus Keimel:

Was ist für Dich ein gelungener Song? Bist Du ein egoistischer Songwriter, dem es scheißegal ist, wie das Publikum darauf reagiert? Schreibst Du einen Song demnach nur für Dich oder für die Leute beziehungsweise die Bühne!?

Black Inhale / Schlomo:

Mit Egoismus hat das gar nichts zu tun. Um authentisch auf das Publikum zu wirken, kann man nur das machen, was einem selber gefällt. Wenn mich ein Song berührt, dann gilt er für mich selbst als gelungen. Ich bin davon überzeugt, dass ich dadurch automatisch mehr Gefühl bzw. Aggression in einen Song packe – und genau das überträgt sich im besten Fall auch aufs Publikum. Ein guter Song berührt, fordert, beschäftigt, regt an, provoziert, verändert einen.

Time For Metal / Markus Keimel:

Dave Mustaine oder James Hetfield?

Black Inhale / Schlomo:

Ich lehne Vergleiche von Künstlern und Musikern ab. James Hetfield hat mir persönlich mit seiner Musik weit mehr gegeben und beeindruckt mich nach wie vor – ein HAMMER Frontmann, der den Boden unter den Füßen nicht verloren hat!

Time For Metal / Markus Keimel:

Mit Black Inhale spielst Du mittlerweile auf den großen Festivals! Den technischen Background mal außen vorgelassen, was ändert sich für dich hinsichtlich Clubbühne und Open Air Stage?

Black Inhale / Schlomo:

Ich liebe beides ohne Ende. Um ehrlich zu sein möchte ich beides nicht missen – die Abwechslung macht mir bzw. uns allen riesen Spaß. Das Familiäre, die Nähe zu den Fans bei Clubshows bringt das Blut genauso in Wallung wie das Anfeuern einer fetten Nova Rock Crowd!

Time For Metal / Markus Keimel:

Wenn ich Black Inhale höre, erinnert mich diese Band, bei all ihrer Originalität, über weite Strecken an Pantera! Denkst Du, dass Pantera die Zeiten überdauern wird, siehst Du Parallelen in eurer Musik und dieser Band?

Black Inhale / Schlomo:

Hammer Bands wie Pantera sind absolut zeitlos und werden sowohl auf Musiker als auch auf Fans fortwährend Einfluss nehmen.

Die Art wie Pantera Musik lebt hat mich immer beeindruckt – messerscharfe Riffs gespielt mit einer unerreichten Lässigkeit und Freude (in den besten Jahren – Drogen können viel zerstören). Wir vier lieben Pantera, davon lassen wir uns mehr als gerne motivieren und auch beeinflussen – Parallelen sind mit Sicherheit vorhanden…wie zu Metallica, Slayer, Sepultura, Alter Bridge, Lamb of God, Kreator, Testament, Fear Factory, Dream Theater, Machine Head, Maiden, Extreme uvm.

Time For Metal / Markus Keimel:

Wohin steuert der Metal für Dich im Allgemeinen?

Black Inhale / Schlomo:

Das Wichtigste ist, dass er steuert – Bewegung ist das Um und Auf. Während uns gerne die Helden der 80er und 90er noch immer beeinflussen dürfen, sollten wir daran denken, dass tolle junge Musiker längst darauf warten in deren Fußstapfen zu treten, um der Musikwelt auf ihre Art den Stempel aufzudrücken. Bands wie Trivium, Avenged Sevenfold oder Gojira bringen alles mit, um die großen Headliner in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken! Darauf sollten sich Veranstalter und Magazine langsam einstellen.

Time For Metal / Markus Keimel:

Metal ist unabdingbar! Das wissen wir! Was aber hört der Black Inhale Frontman privat?

Black Inhale / Schlomo:

Derzeit hör ich viel Muse und besonders das neue Album „The Stage“ von Avenged Sevenfold auf heavy rotation – einfach grandios. Von Rock bis Metal, von Led Zeppelin bis Morbid Angel hör ich eigentlich alles was mir gefällt, was mich auf irgendeine Art berührt.

Time For Metal / Markus Keimel:

Der großartigste Sänger aller Zeiten ist und weil?

Black Inhale / Schlomo:

Einen kann ich nicht nennen. Es gibt und gab so tolle Persönlichkeiten auf der Bühne, die für ihren Moment auf ihre ganz eigene Art perfekt waren – da wäre es falsch nur einen zu nennen. Eins kann ich spätestens seit letzten Mittwoch jedoch versichern: James Labrie ist es definitiv nicht 😉

Time For Metal / Markus Keimel:

Welches Guitar-Tuning verwendest Du bei Black Inhale und welche Saiten ziehst Du auf welche Gitarre? Welchen Wert misst Du dem Equipment generell bei? Ist es wichtig, wie man etwas spielt, oder eher über welches Equipment man es spielt?

Black Inhale / Schlomo:

Drop Cis Tuning mit 10-52er Elixir. Das Wichtigste am Musizieren ist auf alle Fälle, wie man spielt. Das eigene Spiel und die Art, wie man sein Instrument misshandelt oder darauf einschlägt, macht einen unverkennbar. Equipment kann und wird niemals fokussiertes und konzentriertes Üben ersetzen. Klar kann dich Equipment unterstützen, dich und deinen Stil unterstreichen. Man sollte auf alle Fälle hellhörig und offen für Neues sein, sich moderne Technik zunutze machen. Aber die Musik entspringt immer dem Künstler, nicht dem Equipment.

Ich hab mal ein Interview von Nuno Bettencourt gelesen, der riesen Van Halen Fan ist. Er erzählte, dass es das Größte war, dass er einmal auf die Bühne zu Van Halen gerufen wurde und mit dessen Gitarre über dessen Equipment spielen durfte. So sehr wie er Van Halens Sound liebte, so enttäuscht war er: denn er klang nicht nach Van Halen, er klang genauso wie immer, wie Nuno eben. Das zeigte ihm, dass der Sound bei Gitarristen von den Fingern kommt.

Ich persönlich verschwende nicht viele Gedanken für Equipment. Ich wähle sehr überlegt alle heilen Zeiten eine Axt, auf der ich mich wohl fühle…und mein Diezel Herbert macht mir seit dem ersten Tag riesen Freude – Liebe auf den ersten Blick. Was mich derzeit interessiert wäre evtl. ein Kemper, der das Touren für uns vereinfachen würde, Platz im Auto spart. Auf die Art hätte ich annähernd den Sound meiner großen Liebe Herbert mit im Gepäck und würde gleichzeitig dessen stark frequentierte Röhren etwas schonen…mal sehen.

Time For Metal / Markus Keimel:

Morgenmensch oder Nachteule?

Black Inhale / Schlomo:

Bis in den frühen Morgenmensch 😉

Time For Metal / Markus Keimel:

Du und Naomi Campell stecken in einem…fuck! No! Wird nicht passieren! Du wirst von Dieter Bohlen gebeten bei einem Modern Talking Revival mitzumachen? Was sagst Du?

Black Inhale / Schlomo:

Nadddddddel – Schmäh ohne: nur wenn Thomas mitmacht!

Time For Metal / Markus Keimel:

Bist Du ein politischer Mensch? Inwiefern fließt Politik auch in Black Inhale? Scheust Du davor zurück, das zu trennen oder gibst Du quasi einen Fuck darauf?

Black Inhale / Schlomo:

Politik beeinflusst uns alle – das ist Bestandteil unseres täglichen Lebens und sollte man nicht ignorieren. Ich versuche aber nicht, plakative politische Lyrics zu schreiben, sondern bin bemüht meine Texte allgemein zu halten, damit sich möglichst viele damit identifizieren können. Einzelne Politiker würde ich bspw. niemals angreifen.

Time For Metal / Markus Keimel:

Nenne drei Bands aus Österreich, die es sich lohnt anzuhören!?

Black Inhale / Schlomo:

Boon, Dhark, Eneera.

Time For Metal / Markus Keimel:

Hast du als Sänger eine bestimmte Tonlage in der du dich wohlfühlst?

Black Inhale / Schlomo:

Klar, die selbe wie eine Nachtigall hab Gitarre gelernt, zum Singen wurde ich von den anderen genötigt, das hab ich mir quasi selber durch viel Herumprobieren beigebracht. Irgendwann weiß man dann, was man schafft, in welcher Lage man sich wohlfühlt, was zu hoch und was zu tiefe Passagen für einen sind.

Time For Metal / Markus Keimel:

Wie sehr wird Deine Stimme, also die Stimmbänder eigentlich durch Growls in Mitleidenschaft gezogen? Benötigt es klar definierte Pausen, oder es ist es möglich, dieses Pensum, diese Gewalt regelmäßig zu erzeugen?

Black Inhale / Schlomo:

Das Growlen, Shouten oder Singen ist für meine Stimmbänder überhaupt kein Problem…vielmehr sind es die Aftershowpartys, bei denen es ihnen an den Kragen geht. Lt. eines Gesangstrainers verwende ich beim Growlen instinktiv die richtige Technik, um den Stimmbändern auf Dauer nicht zu schaden. Dieser Zuspruch fehlt mir von Seiten der Ärzte, was die Aftershowpartys betrifft hehe.

Time For Metal / Markus Keimel:

Euer zweiter Longplayer und aktuelles Album A Doctrine Of Vultures ist nun ein gutes Jahr alt. Zurecht hat es der Band einen ziemlichen Hype und unzählige wunderbare Kritiken beschert. Ist es, wie für viele Leute, Fans und Kritiker, auch für Dich der bisher stärkste Output von Euch?

Black Inhale / Schlomo:

Absolut, A Doctrine of Vultures ist das Stärkste was wir vier jemals musikalisch auf den Plan rufen konnten. Das Album zu toppen wird echt hart! Sind mit jedem Ton zufrieden, jeder Song hat für uns eine ganz bestimmte Bedeutung und Berechtigung.

Time For Metal / Markus Keimel:

Was habt Ihr anders gemacht als beim Vorgänger Rule Of Force? Und welches Resümee ziehst Du bis jetzt?

Black Inhale / Schlomo:

Wir haben seit Rule Of Force sehr viel an tollen Erfahrungen sammeln dürfen – das verändert den Zugang zu neuem Material natürlich immens. Des Weiteren haben wir zum ersten Mal mit Boris Songs geschrieben, der mit seinem Drumming dem Album seinen ganz persönlichen Stil mit eingeimpft hat – die Zusammenarbeit war von Beginn an enorm motivierend und fruchtend. Wir haben uns diesmal auch sehr viel Zeit gegönnt, haben jeden Song wachsen lassen und waren so detailverliebt wie noch nie zuvor. Blood, Sweat and double Sweat waren das Motto, das sich letztendlich gelohnt hat.

Time For Metal / Markus Keimel:

Was war Dein persönlicher bisheriger Karrierehighlight mit Black Inhale?

Black Inhale / Schlomo:

Der gesamte Entstehungsprozess von A Doctrine Of Vultures – von der ersten Songwriting Probe mit Boris bis zum gemeinsamen Anhören unseres Babys mit Norbert Leitner im Studio.

Time For Metal / Markus Keimel:

Für den diesjährigen Amadeus Austrian Music Award wart Ihr in der Kategorie „Hard & Heavy“ nominiert, konntet den Preis aber letztlich leider nicht absahnen. Welchen Wert misst Du solchen Auszeichnungen eigentlich bei? Ist es für Dich eine klare Zielsetzung solche Preise zu gewinnen?

Black Inhale / Schlomo:

Preise zu sammeln überlassen wir anderen, das war und wird nie Ziel der Band sein und auch niemals der Beweggrund, warum wir unsere Körper von der Couch lösen um im Proberaum gemeinsam auf die Scheiße zu hauen. Ziel ist das Musizieren an sich. Natürlich haben wir uns über die Nominierung gefreut – es ist schön, wenn man für sein Schaffen Anerkennung erfährt. Allerdings muss ich sagen, dass das Event für mich enttäuschend war, ich habe mich dort absolut fehl am Platz gefühlt. Das ist nicht unsere Welt.

Time For Metal / Markus Keimel:

Herzlichen Dank Schlomo! Wir haben, denke ich, sehr viel von Dir erfahren! Ich danke auch im Sinne einer Premiere – zum ersten Mal in meinem Leben habe ich die Fragen gestellt, nicht auf welche geantwortet!

Black Inhale / Schlomo:

Ich bedanke mich, hat richtig Spaß gemacht Deine Fragen zu beantworten.