Das Interview mit Dan, Tobi und Flo von Riot In The Attic

Über das Debütalbum, Shows, Tourneen und die Szene an sich

Artist: Riot In The Attic

Herkunft: Köln, Deutschland

Genre: Stoner Rock, Hard Rock

Label: Monkey Road Records

Link: https://www.facebook.com/riotintheattic

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Dan
Bassgitarre – Tobi
Schlagzeug – Flo

 

Für die Veröffentlichung ihres Debütalbums Dawn haben sich die Jungs von Riot In The Attic ausgerechnet Freitag, den 13.11., ausgesucht. Unser Review zu der Scheibe ist ja schon online gegangen, jetzt war es mal an der Zeit, nicht nur eines der fröhlichen Geplänkel zu führen, wie es vor oder nach Shows von Riot In The Attic üblich ist, sondern auch mal ein wenig tiefer zu graben. Ich habe mich sehr gefreut, dass sich tatsächlich alle drei Zeit für meine Fragen genommen haben.

Time For Metal / Heike L.:
Hallo ihr drei, danke, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview genommen habt. Kommen wir auch gleich zur ersten Frage: Gestartet seid ihr, wenn ich es richtig gelesen habe, als Duo. Da fehlte dann für die Debüt-EP noch ein Drummer. Jetzt seid ihr im Grunde vollständig besetzt, wobei es schon einen Wechsel an den Drums gab und Flo den Posten ungefähr vor knapp drei Jahren übernommen hat. Aber eure Songs sind ja sehr gitarrenbetont. Habt ihr denn irgendwann mal überlegt, noch einen zweiten Gitarristen in die Band zu nehmen?

Riot In The Attic / Dan:
Ich hatte anfangs ein Trio im Kopf, als ich Leute gesucht habe, die mit mir diesen Weg gehen wollen. Als ich Tobi traf, wollte er noch als Gitarrist bei uns spielen. Also im Grunde waren wir ganz am Anfang eine 4er-Band mit zwei Gitarristen! (lacht) Es hat sich aber schnell herauskristallisiert, dass es einfach als Trio besser funktioniert und wir uns musikalisch eher austoben können, da jeder für sich mehr Platz im Sound hat.

Riot In The Attic / Flo:
Was, so lange bin ich schon dabei?! (lacht) Tatsächlich kam die Frage schon ein paar Mal auf, allerdings waren wir uns immer einig, dass das nicht unbedingt notwendig ist. Dan spielt ja sowieso schon über 2 Amps, weshalb der Gitarrensound an sich schon sehr fett ist. Außerdem würde es zu viert ja noch komplizierter mit Terminen und Proben werden (lacht).

Time For Metal / Heike L.:
Ihr habt ja auch bei der letzten Show gespielt, die noch im Route 66 stattfinden konnte, bevor der Laden geschlossen werden musste. Habt ihr daran gedacht, als ihr auf der Bühne standet, oder war das für euch eher eine „normale“ Show?

Riot In The Attic / Dan:
Es war schon eine besondere Stimmung an dem Abend. Ein wenig Wehmut, aber auch viele alte Freunde, die sich wiedertrafen. Das habe ich von der Bühne aus auch gemerkt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es wie ein Klassentreffen war, bei dem auf alte Zeiten ein Bier getrunken wurde. Es war auf gewisse Art und Weise schön und traurig zugleich.

Riot In The Attic / Flo:
Auf der Bühne denke ich ehrlich gesagt nicht an so etwas. Tatsächlich denke ich auf der Bühne generell sehr wenig (lacht). Aber vor- und nachher wird da natürlich drüber gesprochen. Wir durften ja öfter dort spielen, und der Georg war immer ein sehr herzlicher Gastgeber, bei dem wir gerne vorbeigekommen sind. Da war es natürlich auch eine gewisse Ehre, bei der letzten Show dabei sein zu dürfen.

Time For Metal / Heike L.:
Wie seid ihr denn überhaupt an diesen Gig gekommen? Hattet ihr vorher schon in der Location gespielt?

Riot In The Attic / Flo:
Ja genau, hatte ich vorhin ja schon erwähnt.

Time For Metal / Heike L.:
Bei der Show hattet ihr bereits angekündigt, dass das Album auch in einer Vinyl-Edition veröffentlicht werden soll. Die Crowdfunding-Aktion war erfolgreich, was war das für ein Gefühl, als das Ergebnis feststand?

Riot In The Attic / Flo:
Da wir alle drei selbst große Musikfans und Vinyl-Sammler sind, stand für uns ziemlich schnell fest, dass unser erstes Album auf Vinyl erscheinen MUSS. Weil eine Plattenpressung aber doch mehr ins Portemonnaie geht als CDs und die Corona-Geschichte uns auch die letzten Einnahmen durch Konzerte gestrichen hat, haben wir uns für die Crowdfunding-Aktion entschieden. Obwohl wir relativ zuversichtlich waren, besteht aber natürlich immer die Gefahr, dass die Aktion scheitert. Deshalb waren wir umso glücklicher, als wir das Ziel dann schlussendlich erreicht und sogar übertroffen haben. Als wir die Platte dann vor Kurzem endlich in den Händen halten konnten, waren die Gefühle vor allem: Dankbarkeit, Stolz und pure Freude (lacht).

Time For Metal / Heike L.:
Wenn ich mich recht entsinne, habt ihr dort auch eure ganz eigene Version des System Of A Down-Songs Aerials präsentiert. Würdet ihr SOAD, und vor allem ihren Mastermind Serj Tankian, als so etwas wie ein Vorbild bezeichnen?

Riot In The Attic / Dan:
Das Line-Up des ersten großen Konzertes, auf dem ich war, waren Slayer, Sepultura und als erste Band, damals völlig unbekannt, SOAD. Und wir standen alle da und dachten: „Was zur Hölle ist das denn?“. (lacht) Also muss man schon sagen, dass sie mich, vor allem in den ersten Jahren, in denen ich ernsthaft Musik gemacht habe, sehr geprägt haben. Vorbilder sind sie trotzdem nicht ganz. Sie sind ihren Weg gegangen, und wir gehen unseren eigenen.

Riot In The Attic / Flo:
Puh… Also den Song spielen wir eigentlich nur, weil wir drei den alle sehr cool finden. Trotzdem sind wir jetzt nicht die allergrößten SOAD-Fans (lacht). Aber klar, die Jungs machen ihre Sache sehr gut, weshalb man die in gewisser Hinsicht schon als Vorbilder sehen kann. Aber von übertriebenem Fantum halte ich persönlich sowieso nicht viel. Die kochen auch nur mit Wasser (lacht).

Time For Metal / Heike L.:
Wenn ich mir eure vergangenen Veranstaltungen so anschaue, seid ihr ja auch des Öfteren auf richtiggehenden Tourneen in ganz Deutschland unterwegs. Wie organisiert man sich denn da? Habt ihr da eine festgelegte Aufgabenverteilung, oder macht jeder im Grunde alles, also auch fahren, ggf. Unterkünfte buchen usw.

Riot In The Attic / Tobi:
Das Booking ist hauptsächlich meine Abteilung. Ich organisiere die Gigs, indem ich Veranstalter anschreibe, bewerbe uns auf Festivals etc. Darunter fällt dann auch die Organisation von Unterkünften, falls wir nicht am selben Abend wieder die Heimreise antreten.

Riot In The Attic / Dan:
Das Fahren wird meist ausgelost. Vor allem das Zurückfahren ist nicht so die beliebteste Aufgabe (lacht).

Time For Metal / Heike L.:
Ihr habt dieses Jahr, wie ja so ziemlich alle Bands, sehr viele Shows ausfallen lassen müssen. Wie nutzt man denn die unverhofft frei gewordene Zeit? Vielleicht schon neue Songs schreiben?

Riot In The Attic / Tobi:
Natürlich ist der Umstand, erst mal keine Konzerte spielen zu können, super deprimierend, da es für uns und natürlich auch für die meisten anderen Bands das Größte ist, unterwegs zu sein und auf der Bühne zu stehen. Aber wir haben beschlossen, das Beste draus zu machen. Dazu gehört, wie du schon erwähnt hast, neue Songs zu schreiben, viel zu proben, aber auch neue Strategien zu entwickeln, wie man in dieser schwierigen Situation auch ohne Live-Gigs präsent bleibt.

Riot In The Attic / Dan:
Natürlich fänden wir es schön, wieder auf der Bühne zu stehen! Uns fehlt es unheimlich. Dennoch bleibt das Motto: Wir müssen stärker aus der Krise herauskommen, als wir reingegangen sind! Deshalb arbeiten wir extrem viel an unserem musikalischen Können und an Möglichkeiten, unsere Musik an die Menschen ranzutragen. Man muss sich den Gegebenheiten leider einfach anpassen, auch wenn Anpassung nicht gerade unser Ding ist (lacht).

Time For Metal / Heike L.:
Ich kenne einige Musiker, die privat was ganz anderes hören, als sie mit ihrer Band spielen. Seid ihr denn auch privat Fans der Musik, die ihr spielt? Und wenn ja, war das der Ausgangspunkt, die Band überhaupt zu gründen?

Riot In The Attic / Dan:
Ich wollte unbedingt eine Band gründen, die genau die Musik vereint, die ich auch höre, obwohl man natürlich immer an irgendwelchen Ecken und Enden abkappen muss. Faith No More gibts schon. Eine zweite Band, die alles macht, wäre nichts originelles mehr (lacht). Aber ja, Tobi und ich hören viel 70er-Rock, ich gehe da auch sehr in die Hard Rock Schiene, aber alle lieben auch härtere Klänge wie Black Sabbath oder Black Label Society. Alles in allem kommt das, was wir machen, wirklich aus dem Herzen, da es einfach die Musik ist, mit der wir jeden Tag leben.

Riot In The Attic / Flo:
Absolut. Ich glaube, wenn du deine Mukke selbst nicht feierst, wird es sehr schwierig, andere Menschen damit zu erreichen (lacht). Jeder von uns dreien hat seine eigenen musikalischen Wurzeln (die zum Teil auch unterschiedlich sind, haha), aber in unserer eigenen Musik kommt dann zusammen, was zusammen gehört.

Time For Metal / Heike L.:
Ihr seid ja nun schon ziemlich lange in der Szene aktiv, und es gibt ja den nicht totzukriegenden Spruch „früher war alles besser“. Ist dem so? Ich habe den Eindruck, dass es so ist, wobei das auch von Genre zu Genre schwankt. Es schließen leider auch viele Locations. In Köln hat es in den letzten Jahren einige getroffen, zum Beispiel das Underground oder den Jungle Club, auch Düsseldorf musste in der Beziehung Federn lassen.

Riot In The Attic / Tobi:
Also, von dem Standpunkt her muss ich auch sagen, dass „früher alles besser war“. Je mehr Locations schließen, desto weniger Auftrittsmöglichkeiten bleiben, die sich viele Bands teilen müssen. Mal ganz abgesehen von der einhergehenden „Auslöschung“ der Kultur. Alteingesessene Clubs/Kneipen/Bars sind ja nicht nur für Musiker wichtig. Aber wir versuchen dennoch, positiv zu bleiben.

Riot In The Attic / Dan:
Ich denke einfach: Die Szene ist die Szene (lacht). Ich meine damit, wenn man selbst nichts macht, darf man sich auch nicht beschweren, wenn die Sachen verschwinden, die früher mal da waren. Rock als Musikrichtung ist leider immer weniger im Mainstream vertreten, dadurch gibt es weniger Nachwuchs, und es ist natürlich, dass viele Leute, die früher oder immer noch diese Musik hören, nicht mehr dreimal die Woche in Musikkneipen rumhängen. Das „normale“ Leben hat viele verändert und in eine andere Richtung mitgenommen. Ich denke also, es ist ein natürlicher Kreislauf, der aber auch wieder in die andere Richtung gehen kann, falls Rock wieder erfolgreicher wird. Dazu kommt, dass, zumindest vor Corona, die Leute total übersättigt zu sein schienen mit Konzerten, Partys etc. So nach dem Motto: Wenn wir heute nicht zu einem Konzert fahren, kommt morgen das nächste, ist doch egal. Genauso sah es auch mit Festivals aus. Man konnte jedes Wochenende von Mai bis September auf mindestens drei verschiedene Festivals fahren. Da ging die Wertschätzung bei vielen verloren, glaube ich. Das wird sich jetzt hoffentlich ändern.

Time For Metal / Heike L.:
Dazu auch gleich noch eine weitere Frage: Auf Facebook habt ihr so um die 5000 Follower, was ja für eine Undergroundband schon relativ viel ist. Trotzdem stehen dann vor der Bühne oft nur 10 oder 20 Leute. Würde man da nicht am liebsten auf dem Absatz umkehren und nach Hause fahren?

Riot In The Attic / Dan:
Naja, man muss die Zahlen ja auch immer mit Vorsicht genießen bzw. einen realistischen Umgang damit haben. Wir haben zwar 5000 Follower auf Facebook und Instagram und ca. 3000 Hörer auf Spotify jeden Monat, aber man darf nicht vergessen, dass diese Zahlen für den ganzen Planeten gelten! In Zeiten von Internet, Social Media und Selbstvermarktung von Bands kann man es relativ leicht, mit den richtigen Werkzeugen, schaffen, dass die eigene Musik weltweit gehört wird. Dass Leute in z.B. Mexiko unsere Musik hören und uns geliked haben, heißt noch lange nicht, dass sie in z.B. Hamburg vor der Bühne stehen. Wir bauen alles allmählich auf, diese Zahlen freuen uns, wir sind uns aber auch bewusst, dass ein langer Weg noch vor uns liegt, bis wirklich 5000 Leute vor unserer Bühne stehen werden. Aber der Tag wird kommen! (lacht)

Riot In The Attic / Flo:
Joa, es wird besser, aber klar: Dieses Gefühl kennt jede*r Musiker*in. Trotzdem ist unsere Devise: Immer 100 %! Selbst wenn nur fünf Leute vor der Bühne stehen, haben die ’ne gute Show verdient. Und uns selbst macht es so auch mehr Spaß, als wenn man die ganze Zeit Trübsal bläst (lacht).

Time For Metal / Heike L.:
Mit Freitag, dem 13.11., habt ihr ja ein ziemlich prominentes Veröffentlichungsdatum gewählt. Abergläubisch seid ihr wohl eher nicht, aber dieser neue Lockdown ist ja wohl so ziemlich das Schlimmste, was passieren konnte, oder?

Riot In The Attic / Tobi:
Nein und ja. Also abergläubisch ist keiner von uns. Natürlich ist es ein Tag wie jeder andere, aber in den Köpfen der Leute hat dieses Datum eben wegen dieses Aberglaubens eine gewisse Bedeutung, ob man nun daran glaubt oder nicht. Es sticht wohl mehr hervor als ein Freitag, der 12. oder 14, (lacht). Und Black Sabbath hatten ihr erstes Album auch an einem Freitag, dem 13., veröffentlicht (lacht).

Time For Metal / Heike L.:
Wenn ich nicht komplett falsch liege, hatte ich irgendwo mal gelesen, dass die Releaseshow in Köln stattfinden sollte, aber dann kam der Lockdown dazwischen. Habt ihr jetzt umgeplant und gibt es schon einen neuen Termin?

Riot In The Attic / Tobi:
Richtig. Die Releaseshow sollte in unserem zweiten Wohnzimmer, dem Blue Shell stattfinden. Aber wegen Corona mussten wir den Termin auf nächstes Jahr verschieben. Der neue Termin ist der 07.05.2021. Also gerne vormerken, falls es dann wieder möglich sein wird.

Time For Metal / Heike L.:
In eurem Merchshop seid ihr ja sehr breit aufgestellt, es gibt neben Shirts und CDs auch Flaschenöffner, einen Button, eine Tasche, Feuerzeug und sogar verschiedene „Fan Packs“. Habt ihr da auf Fanwünsche reagiert? Und wer hat die Designs entworfen und/oder umgesetzt?

Riot In The Attic / Dan:
Die Grafiken für die meisten Merchsachen habe ich gemacht. Wir haben in den letzten Jahren Unterstützung von einem Künstler namens Rimbaraw gekriegt, der für uns unter anderem das Cover des Albums gezeichnet hat. Tatsächlich haben wir uns eher überlegt, was wir so als Musikfans gerne haben würden, wenn wir eine Band gut finden, und das haben wir dann umgesetzt.

Time For Metal / Heike L.:
Und wenn ihr ein kleines Festival organisieren dürftet, mit welchen fünf Bands würdet ihr dann gern die Bühne teilen?

Riot In The Attic / Flo:
Uhh… schwierig. Meine Wahl wäre: Red Fang, Kadavar, Mountain Witch, My Sleeping Karma und Orchid.

Riot In The Attic / Dan:
Das würde sich bei mir wahrscheinlich jede Woche ändern (lacht). Diese Woche würde ich The Riven, Somali Yacht Club, The Brew, Monster Truck und, wenn man einen größeren Headliner auswählen könnte, würde ich mir Slash wünschen, aber nur, wenn er mit mir ein Solo-Duell bei einem Song macht! (lacht)

Riot In The Attic / Tobi:
Das ist allerdings eine schwierige Frage. Die Liste ist lang. Sich da auf fünf zu beschränken ist hart. Aber dann würde ich einfach mal sagen: Rival Sons, Monster Truck, Black Stone Cherry, Kadavar, Foo Fighters.

Time For Metal / Heike L.:
Das wäre es dann auch von meiner Seite. Gibt es denn eine Frage, mit der ihr eigentlich fest gerechnet hattet? Dann dürft ihr euch die jetzt gern selbst stellen und auch beantworten. Oder gibt es vielleicht eine Frage, die ihr gern mal uns bzw. mir stellen möchtet? Dann her damit! Ansonsten dürft ihr auch gern ein paar Worte an eure Fans und unsere Leser richten.

Riot In The Attic / Flo:
Jo dann nutz‘ ich die Gelegenheit, mich einfach noch mal bei allen Unterstützer*innen der Crowdfunding-Aktion zu bedanken! Kann man nicht oft genug machen. Und natürlich danke an dich, Heike, dafür, dass du so viele Bands, besonders aus dem Underground, mit Fotos, Reviews und Interviews unterstützt!

Riot In The Attic / Tobi:
Da kann ich mich Vorredner/Schreiber nur anschließen (lacht). Danke einfach an alle, die uns auf sämtlichen Wegen unterstützen!

Riot In The Attic / Dan:
Ja, danke an die ganze Welt! (grinst) Rock & Roll und Cheers an alle!