Das Interview mit der Band Eis über ihr neues Album Bannstein und ihre gerade beendete Tour

Artist: Eis

Herkunft: Deutschland

Genre: Black Metal

Label: Lupus Lounge

Link: http://www.facebook.com/eis.official

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Bass – Alboin
Gitarre – Abarus
Keyboard – Satyrus.S
Schlagzeug – Marlek

Eis - Bannstein

Time For Metal / Gordon E.:
Hallo Eis,
nachdem ich letzte Woche sowohl Euer sehr gelungenes neues Album hören und Euch in Oberhausen live sehen konnte, habe ich jetzt noch die Ehre, ein Interview mit Euch zu führen. Fangen wir doch ganz klassisch an: Wärt Ihr so freundlich, Euch für unsere Leser vorzustellen?
Eis:
Moin! Wir sind fünf Leute aus Nord-West-Deutschland, die leidlich ihre jeweiligen Instrumente spielen und im Rahmen einer Band versuchen, auf möglichst sinnvolle Weise  damit melodischen Black Metal zu spielen. Auf fünf Alben haben wir das bis jetzt probiert,  zuletzt auf dem Bannstein-Album Anfang Oktober, und wenn man dem Glauben schenken darf, was man so liest, scheint das mit unserem Vorhaben ganz gut geklappt zu  haben, hehe. Den ganzen Sermon aus zehn Jahren Bandgeschichte kann man wunderbar auf unserer Internetpräsenz the-eis-reich.de nachlesen.
Time For Metal / Gordon E.:
Euch gibt es ja nun auch schon ein paar Jahre, wenn auch unter anderem Namen. Zwei der drei Alben, die Ihr unter dem Namen Geist veröffentlicht habt, finden sich auch in Eurer aktuellen Discographie wieder. Wenn mich nicht alles täuscht, habt Ihr aber auch das Lied „Galeere“ live gespielt. Habt Ihr nach dem Rechtsstreit mit der Band, die Euch zwar überhaupt nicht ähnlich klingt, aber trotzdem Angst zu haben schien, dass Ihr von ihrem Weltstar-Status unerhörterweise profitieren könntet, Euch auch neu ausgerichtet, oder habt Ihr da weitergemacht, wo Ihr aufgehört habt?
Eis:
Die alten Alben haben wir mittlerweile allesamt unter dem Namen Eis wiederveröffentlicht,  ja – ist auch ein gutes Gefühl, das alles unter einem Hut zu haben. Geändert hat sich für mich persönlich nichts, ich mache dieselbe Musik, spiele dieselben Lieder live, mir sind immer noch dieselben Dinge wichtig. Namen, oder besser noch: Marken mögen zwar in einer zunehmend oberflächlichen Welt sehr wichtig sein, für mich ist der Bandname allerdings immer noch „nur“ eine Bezeichnung. Das, was dahinter steht, ist ungleich wichtiger und vor allem überzeugender. Ich nehme an, die Kölner Herren werden das sicherlich auch noch bemerken, har har.
Time For Metal / Gordon E.:
 Euer aktuelles Album hat mich persönlich positiv überrascht: Zwar mochte ich auch die Vorgänger, aber das neue Werk hat eingängigere Lieder. Live mischt Ihr neues und altes Material in einem guten Verhältnis. Ohne die Texte in schriftlicher Form vorliegen zu haben, ist es allerdings schwierig, der Geschichte zu folgen, obgleich der Gesang für den Black Metal-Sektor gut zu verstehen ist. Worum geht es auf Bannstein genau?
Eis:
Dankeschön. Bannstein ist ein Album über verschiedene Dinge, die mich persönlich über die Jahre immer wieder beschäftigt haben. Flucht, Ankommen, Heimat, Abgründe, Veränderung, Bösartigkeit, Schlechtigkeit, Unabwendbarkeit und vieles mehr. Das Album erzählt von einer Gruppe von Menschen, die aus der beengenden Umgebung einer düsteren, expressionistisch gefärbten Stadt flüchten wollen, hinaus in eine helle, herbstliche, warme und friedvolle Umgebung. Wie ich schon schrieb, thematisiert das Album aber auch allerhand düstere Facetten der menschlichen Spezies, die damit einhergehen. Alles weitere muss man sich als Hörer und Leser selbst erschließen, denke ich.
Time For Metal / Gordon E.:
Der Liveauftritt im Helvete wirkte recht aufwändig: Ihr habt, pünktlich zur Veröffentlichung Eures neuen Albums, eine neue Flagge am Start und auch ansonsten alles auf den neusten Stand gebracht. Ist das Projekt nach den vielen Jahren ertragreich, oder eher ein kostspieliges Hobby?
Eis:
Ein Mittelding aus beidem, würde ich sagen. Natürlich kannst du von einer Band unserer Größenordnung nicht erwarten, dass sie echte Erträge abwirft. Auf der anderen Seite haben wir hohe Kosten für verschiedenste Dinge, an die man als reiner Hörer gar nicht
denkt (Proberaum, Instrumentenanschaffung und -pflege, Server, Shop, Bühnendekoration und -kleidung, Investition in Tonträger und Merchandising usw. usf.), die eine Band meinem Verständnis nach mindestens größtenteils auch selbst tragen können sollte. Das klappt zum Teil, zum Teil aber auch nicht. Instrumente müssen wir beispielsweise immer noch selbst anschaffen und investieren zum Teil viel Geld darin. Dinge wie Bühnenoutfits und -dekoration halten wir für sehr wichtig, weil sie ungemein zu
einem stimmigen Gesamtbild einer Band auf der Bühne beitragen. Das mag aufwändig erscheinen, allerdings ist das nach drei Jahren mit derselben Show auch relativ.
Time For Metal / Gordon E.:
Als ich Euch auf dem Ragnarök gesehen habe, hattet Ihr, wenn mich mein Gedächtnis nicht vollständig täuscht, Seuche von Fäulnis als Gastmusiker dabei. Arbeitet Ihr häufiger mit Gastmusikern live und wenn ja, mit welchen? Wen würdet Ihr Euch gerne bei einem Eurer Liveauftritte auf Eurer Bühne wünschen?
Eis:
Das war eine gute Gelegenheit damals, mehr eigentlich nicht. Ich arbeite gerne mit Gastmusikern, aber eher auf Aufnahmen als auf der Bühne. Ganz gelegentlich, wenn mir oder dem Gast das persönlich etwas bedeutet, ist das aber eine schöne Sache. Unheimlich gerne würde ich einmal mit verschiedenen Sängern arbeiten, die ich sehr schätze – etwas in dieser Art haben wir ja auf dem aktuellen Bonus-Album schon gemacht. Live ist das nicht so einfach – aber das würde ich gerne einmal umsetzen. Mit einem nüchternen Ics Vortex würde ich das ebenfalls gerne einmal tun, oder mit Lars von Borknagar und vielen weiteren, bei deren Gesang ich Gänsehaut bekomme.
Time For Metal / Gordon E.:
Passt Ihr Eure Setliste pro Auftritt an, oder spielt Ihr ein vor der Tour zurechtgelegtes Paket?
Eis:
Zu Konzerten entwickeln wir schon eine individuelle Setlist, je nachdem, wie lange wir spielen, mit wem wir spielen und auch wo wir spielen. Es gibt Regionen, da musst du dauerhaft den Knüppel auspacken, weil die Leute darauf stehen, woanders ist wieder das Gegenteil der Fall. Auf der Tour wiederum haben wir ein festes Set gehabt, auch aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit, das wir nur minimal variiert haben und das auch gut funktioniert hat.
Time For Metal / Gordon E.:
Auch wenn Ihr aktuell mit Eurem neusten Werk gut ausgelastet seid: wie sehen Eure Zukunftspläne aus? Veröffentlicht Ihr weiter strikt Alben, oder steht vielleicht eine Split-CD in Aussicht?
Eis:
Das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht, ich brauche nach der Tour und dem in sehr kurzer Zeit entstandenen Album erstmal ein wenig Abstand. Ein paar lose Ideen für die Zukunft habe ich bereits, aber was daraus wird, kann ich noch nicht sagen. Ich persönlich bin kein Freund von Split-Alben oder EPs, weil das meinem Wahn, ein geschlossenes Konzept für eine Aufnahme zu erschaffen, entgegensteht, aber in Ausnahmefällen, wenn das auch stilistisch gerechtfertigt ist, kann das trotzdem reizvoll sein. Vielleicht ergibt sich ja etwas in dieser Richtung, mal gucken.
Time For Metal / Gordon E.:
Laut meinen Unterlagen habt Ihr mit Eismalsott letztes Jahr eine neue EP veröffentlicht. Das Projekt gilt als eine Art „Vorläufer“ von Geist. Werdet Ihr die Aktivitäten mit diesem Projekt ebenfalls verstärken, und was sind die Gründe, die Musik, die unter diesem Namen veröffentlicht wird, auszulagern?
Eis:
Wenn ich meinen Kalender so durchschaue, muss ich dir zustimmen, haha! Eismalsott ist tatsächlich der Vorläufer der aktuellen Band – wir haben uns vor rund zehn Jahren aus verschiedenen Gründen getrennt und erst vor etwa zwei Jahren wieder zusammengefunden. Der Unterschied besteht zum einen in der Ästhetik. Eismalsott ist sehr viel spontaner und roher, aggressiver als Eis. Der größere Unterschied aber ist, dass Musik und Texte bei Eismalsott nicht von mir geschrieben werden, sondern von Aínvar, der in London lebt. Deshalb ist mit Eismalsott eine geregelte Bandarbeit nicht möglich und es passiert dann etwas, wenn etwas passiert. Wir haben Pläne im Hinblick auf ein Album, aber noch gibt es dazu nichts Konkretes zu sagen.
Time For Metal / Gordon E.:
Kommen wir zur letzten Frage: Gibt es eine Frage, die Euch bisher noch nicht gestellt wurde, die Ihr aber unbedingt schon einmal beantworten wolltet? Wenn ja, fühlt Euch frei, dies jetzt zu tun! Ansonsten bedanke ich mich für Eure Zeit – die letzten Worte gehören Euch!
Eis:
Guuuut, dass du die Frage stellst! Ich wollte schon immer mal gerne gefragt werden, ob ich nicht noch ein paar alte Spielkonsolen und Spiele (Sega, Nintendo, Atari, Sony, NeoGeo…) suche, die eure Leser in ihren alten Kinderzimmern, auf Dachböden und in
muffigen Kellerräumen herumfliegen haben und die sie mir gerne vermachen möchten. Und weißt du, was ich antworten würde? ABER KLAR DOCH!
Danke dir für die Unterstützung!