Das Interview mit Marc „Venom“ Debus zum Album „Auf Die Fresse Rock’n’Roll“ der Deutsch Rock, Punk Band Angeekelt

Wir sind nicht die Neuerfindung des Rock 'n' Roll, aber wir geben uns Mühe, ihn am Leben zu halten  

Artist: Angeekelt

Herkunft: Deutschland

Genre: Deutsch Rock, Punk

Link: https://www.facebook.com/Angeekelt

Bandmitglieder:

Bernd „Börnie“ Sommer
Marc „Venom“ Debus

Die beiden verrückten Rocker Bernd „Börnie“ Sommer und Marc „Venom“ Debus haben vor Kurzem zusammen als Angeekelt ihr gemeinsames Album Auf Die Fresse Rock’n’Roll veröffentlicht. Ich hatte die Möglichkeit, mich mit Marc „Venom“ Debus über das Entstehen des Albums und die Angeekelt Geschichte dahinter zu unterhalten.

Time For Metal / Jürgen S.
Hallo Marc, schön mit dir ein Interview machen zu können! Du hast mit deinem Kumpel Bernd „Börnie“ Sommer unter dem Bandnamen Angeekelt das Album Auf Die Fresse Rock‘n‘Roll herausgebracht. Wie lange kennt ihr beide euch schon? Vielleicht stellst du euch beide einmal kurz vor!

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Wie lange kennen wir uns schon… dürften ca. 30 bis 35 Jahre sein, als wir die ersten Partys zusammen gefeiert haben. Das waren noch Zeiten, kann ich dir sagen… aber nun ja. Heute sind wir alt… und zumindest ich haarlos (Marc lacht). Tja… Vorstellung ist im musikalischen Bereich ein wenig umfangreicher. Börnie hat in zig Bands gespielt und als Börnie auch mehrere Scheiben veröffentlicht. Marc hat früher mit Fremdkörper und Schleifstein Punkrock gemacht und vor drei Jahren bei Pure Steel mit der Band Ascheregen das Album Untod nachgelegt.

Time For Metal / Jürgen S.
Was war der Antrieb, das Album gemeinsam zu machen? Wo habt ihr eure (gemeinsamen) musikalischen Wurzeln?

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Tja… das ist nun eigentlich der Punkt. Nach Jahren des Musikmachens (und für Marc auch des Ablichtens als Fotograf), kam bei Marc die Frage auf, „was nun?“ Ascheregen macht düsteren Metal, aber irgendwie fehlten mir dabei die Punkrockwurzeln, die mir sooooo wichtig sind. Das habe ich dann Anne, meiner Freundin, erzählt. Sie fragte mich dann, ob ich jemanden kenne, der so etwas mit mir machen könnte. Meine spontane Antwort war Börnie, den ich aber mindesten zehn Jahre nicht gesehen hatte… sie brachte mir das Telefon und meinte nur: „Anrufen“… und das habe ich dann gemacht. Das Ergebnis kennt ihr – da bin ich ihr wirklich dankbar!!

Time For Metal / Jürgen S.
Angeekelt ist der Bandname. Wovon seid ihr denn ganz besonders Angeekelt und wie kam es zu dem Bandnamen?

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Der Bandname schwirrte mir seit ungefähr 30 Jahren im Kopf rum, und heute passt er wie die Faust aufs Auge. Mich ekelt heutzutage vieles an. Möchtegerntolerante Menschen, die im Internet Andersdenkende anprangern. Politik in einer Demokratie, die man nicht wirklich beeinflussen kann. Menschen, die meinen, mir sagen zu müssen, wie ich zu leben habe, und, und… das können wir sicher beide endlos fortsetzen. Deshalb gibt es Songs wie Ich Brauche Niemand und Ganz Sicher Nicht. Ich würde mich freuen, wenn der zwischenmenschliche Umgang wieder normaler werden würde…man zusammen Spaß haben kann, ohne ständig irgendeinen Schwachsinn zu diskutieren, über den man jeden Tag neue Erkenntnisse hat, ohne sie jemals verifizieren zu können. Dabei meine ich jetzt nicht nur die Coronakrise, sondern Dutzende von anderen Schweinen, die die letzten Jahre durchs Dorf getrieben wurden.

Time For Metal / Jürgen S.
Was hat euch für die Songs inspiriert? Fließen Erfahrungen mit rein und/oder auch Träume?

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Viele Erfahrungen und auch Träume sind in die Songs eingeflossen. Bei Route 666 zum Beispiel ein Trip über die Historic 66 in den USA mit einem schweren Verkehrsunfall meines Kumpels HP, den Börnie auch kennt. Der Unfall war nicht ohne und HP hatte einige gebrochene Knochen und zig Prellungen und Abschürfungen. Trotzdem haben wir den Trip weiter acht Tage fortgesetzt, und es hat sich gelohnt. HP ist halt ein echt harter Hund. Bei vielen anderen Songs war es ähnlich. Irgendetwas hat uns inspiriert und wir haben es dann musikalisch und textlich umgesetzt. Ich denke, man spürt, dass die Songs nicht wild erfunden wurden und ich fühle es beim Singen, weil ich weiß, worum es geht.

Time For Metal / Jürgen S.
War von Anfang an klar, Deutsch Rock / deutsche Texte zu nehmen, oder gab es auch andere Überlegungen?

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Es war von Anfang an klar, dass wir das mit deutschen Texten umsetzen wollen. Es ist meine Muttersprache, in der ich denke und somit auch fühle. Das ist für mich authentisch, weil es meine Welt widerspiegelt. Ich spreche relativ fließend englisch… und wenn ich lange in den USA oder in Asien war, habe ich auch angefangen, in Englisch zu denken… Aber richtig ausdrücken kann ich mich in Deutsch… Das war der Grund.

Time For Metal / Jürgen S.
Wie lange habt ihr an dem Projekt und dem Album gearbeitet? Ich meine so vom ersten Gedanken an Angeekelt bis dann zur Fertigstellung von Auf Die Fresse Rock’n’Roll.

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Bis zum absoluten Ende tatsächlich knapp ein Jahr. Mit der Produktion der 15 Songs, dem Erstellen des Booklets, musikalischen Veränderungen (und auch textlichen)… Brainstormings mit Kumpeln wie Billy, Wolny, Anne, Anja u.a., die sich den Kram anhören mussten, um es zu bewerten. Aber tatsächlich nur ein Jahr… ich bin selbst immer noch erstaunt. Sogar das Mastering von Uwe (LulisBlack Solaris Studios) war da mit drin. Schneller haben wir beide noch nie etwas produziert.

Time For Metal / Jürgen S.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme war Angeekelt ja noch eine Zwei-Mann-Band, also so etwas wie das Nabtal Duo 😉 Habt ihr alle Instrumente selbst eingespielt, oder gab es da von dem einen oder anderen Ghost Musiker noch Hilfestellungen?

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Es gab ein einzelnes Solo, das von jemand anderem eingespielt wurde, weil Börnie mit allen eigenen Versionen unzufrieden war… das war dann eine gute Entscheidung, weil die neue Idee eines Außenstehenden dann schnell die Lösung gebracht hat. Ansonsten war es tatsächlich eine Zwei-Mann-Produktion, die beweist, dass Börnie musikalisch echt was drauf hat. Im Zusammenspiel bei der Produktion kam dann raus, was heute auf der Scheibe ist. Wir haben diskutiert und ausprobiert und ich denke, es hat ein rundes Produkt ergeben… was hoffentlich vielen Leuten Spaß macht, denn dafür wurde es gemacht.

Time For Metal / Jürgen S.
Mittlerweile seid ihr dran, eine Band zusammenzustellen, die dann das Material wohl auch live spielen soll. Steht das Line-Up schon, darf da was verraten werden?

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Das Line-Up steht und die Proben laufen gut…. Die Platte kann also live präsentiert werden. Die ersten Auftritte für 2022 sind geplant. Joschi Neumann spielt das Schlagzeug, Tobias Kretschner die Lead-Gitarre und Marcus Schledorn ist an der Rhythmusgitarre…. Damit ist die Band komplett.

Time For Metal / Jürgen S.
Inwieweit werden sich die Live-Versionen von den Songs unterscheiden, denen Uwe Lulis von den Black Solaris Studios den letzten Schliff verpasst hat? Wie war die Arbeit mit ihm, hat er euch noch zusätzlich Tipps gegeben, welchen Einfluss hatte er letztendlich auf den fertigen Song?

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Uwe hat tatsächlich nur gemastert und mit der Produktion an sich nichts zu tun gehabt. Hier hat er aber eine echt saubere Arbeit geleistet und das Maximum aus der Produktion herausgeholt. Live-Versionen unterscheiden sich nur minimal von der Scheibe. Es wurde alles analog eingespielt, weil es auch live genau so klingen soll. Wir brauchen keinen Rechner für Einspieler oder Backgrounds – back to the roots war und bleibt die Devise. Die Band muss die Songs spielen können, ohne irgendetwas, dass das Ganze von hinten untermauert. Zwei Gitarren, Bass, Drums und Gesang… und fertig!

Time For Metal / Jürgen S.
Wie schwierig ist es gerade jetzt, so ein Projekt zu verwirklichen? Ich denke, die Aufnahmearbeit war/ist das eine, dann aber die Umsetzung, es auch wirklich live zu machen, das ist ja momentan überhaupt nicht kalkulierbar!

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Tja… die sogenannte Live-Krise (ich möchte es mal so nennen), hat ja die gesamte Branche getroffen. Es entstehen neue Konzepte, wie man Musik der Öffentlichkeit präsentieren kann. Ich hatte letztes Jahr zwei Konzerte in meinem Garten mit Paddy Schmitt von Paddy Goes To Holyhead und mit Patrick Steinbach und Günter Bozem. Es waren immer knapp 100 Menschen da und die Künstler waren mit den Hutspenden mehr als zufrieden. Ich denke, Musik wird es immer geben und man wird immer Wege finden, sie zu präsentieren, und das ist gut so.

Time For Metal / Jürgen S.
Verliert man in dieser Zeit nicht mal irgendwann die Motivation, da weiterzumachen. Man will das Ding doch unter die Leute bringen. Dafür sind natürlich Konzerte ganz wichtig. Momentan weiß ja wohl niemand, wann das überhaupt wieder möglich ist.

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Nein, die Motivation haben wir bisher nicht verloren – eher im Gegenteil, wir haben schon die nächsten sechs Songs im Kasten und marschieren einfach auf die zweite Scheibe zu. Das kommt dann dabei raus, wenn man nicht auf einer Bühne stehen kann. Ich freue mich natürlich, wenn das kommt und freue mich noch mehr, wieder echtes Publikum zu sehen.

Time For Metal / Jürgen S.
Wie ist die bisherige Resonanz auf Auf Die Fresse Rock’n’Roll? Ist es das, was ihr euch vorgestellt habt? Wie sieht die Kritik dazu aus, wie wird es von den Fans angenommen?

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Die Resonanz war super bisher. Der Verkauf und die Videos laufen gut und die Bewertungen haben dem entsprochen, was wir uns erhofft haben. Es war immer das Ziel, Musik zu machen, die Leute zum Feiern animiert und Texte zu schreiben, die inhaltlich von vielen Menschen verstanden werden, weil sie Ähnliches erlebt haben dürften. Wir sind nicht die Neuerfindung des Rock ’n‘ Roll, aber wir geben uns Mühe, ihn am Leben zu halten.

Time For Metal / Jürgen S.
Ich hatte eben ja schon mal angesprochen, dass ihr das Album auch live performen wollt und auch schon, dass das momentan ja recht schwierig ist. Seid ihr jetzt davon nun so richtig Angeekelt und sagt euch: Jetzt erst recht und setzt noch was (ein weiteres Album) hinterher oder sagt ihr euch: Jetzt haben wir genug auf die Fresse bekommen und es reicht erst mal? Also anders formuliert: War das jetzt ein einmaliges Konzert, oder geht es weiter mit Angeekelt

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Wie eben schon gesagt, es geht weiter. Wir arbeiten an neuem Material und wir werden das Ganze auf Bühnen bringen. Irgendwo wird es Gelegenheiten geben, das Ganze zu präsentieren und ich hoffe, die Politik zerstört die Branche nicht gänzlich. Die Schließungen und die Probleme, die Kulturtreibende bereitet bekommen, versteht man nicht, wenn man einen Blick in die Fußballstadien wirft. Aber ich denke, diese Thematik wird ausreichend diskutiert.

Time For Metal / Jürgen S.
Ich bedanke mich für die offenen Worte! Hast du noch etwas, was bisher vergessen wurde, oder etwas Wichtiges an eure Fans zu sagen? Das darfst du jetzt abschließend hier machen!

Angeekelt / Marc „Venom“ Debus
Tja…was wir allen Freunden, Fans und Musikbegeisterten nur mitgeben können, ist, nie den Spaß zu verlieren und die Welt weiterhin positiv zu sehen. Wir werden lernen müssen, mit der aktuellen Situation umzugehen… und wir als Band bieten euch Tonträger an, um wieder neue Musik ins Haus zu bekommen. Ich denke, Musik schafft die Möglichkeit, dem Alltag für kurze Zeit zu entfliehen… und das ist ja erst einmal nicht ganz so schlecht… und ein Bier dazu oder einen guten Whisky und schon fängt die eigene kleine Party an. Wer unseren Tonträger noch nicht hat, kann ihn für 12 Euro inklusive Versand über Schreibstark-Verlag@email.de bestellen. Wir würden uns freuen, wenn sich noch ein paar Leute eine Scheibe zulegen… Ansonsten wünschen wir allen eine gute Zeit… PROST