Décembre Noir – The Renaissance Of Hope

Thüringer Death/Doom auf der Überholspur

Artist: Decémbre Noir

Herkunft: Erfurt, Deutschland

Album: The Renaissance Of Hope

Spiellänge: 48:01 Minuten

Genre: Death Doom Metal

Release: 13.11.2020

Label: Lifeforce Records

Link: www.facebook.com/decembernoir

Bandmitglieder:

Gitarre – Sebastian
Gitarre – Martin
Schlagzeug – Kevin
Gesang – Lars
Bass – Stephan

Tracklist:

  1. A Swan Lake Full Of Tears
  2. Hope / Renaissance
  3. Ritual And Failure
  4. Streets Of Transience
  5. Wings Of Eschaton
  6. Behind The Scenes

Die Thüringer Death Doom Metaller Decémbre Noir legen mit The Renaissance Of Hope am 13.11.2020 ihr neues Album vor. Die Band, die sich seit 2008 dem Death Doom Metal verschrieben hat, legt seit 2014 mit schöner Regelmäßigkeit alle zwei Jahre ein neues Album vor. The Renaissance Of Hope ist somit der vierte Longplayer des Quintetts.

Veröffentlicht wurde das Album erneut von Lifeforce Records. Das Label spendiert den Erfurtern neben der CD-Ausgabe wieder zwei Vinylausgaben. Die Vinylausgaben sind in den Farben Water Blue (150 Stück) und Black (Limitierung unbekannt) erhältlich.

Wieder einmal passend zur düsteren Jahreszeit und getreu ihres Namens kommen die Herbstkönige (Autumn Kings war der Name ihres letzten Albums) mit aller Death/Doom Ungemach zurück. Erst mit dem Album Autumn Kings bin ich auf die Band aufmerksam geworden und durfte damals zu diesem Werk ein Review machen (hier). Umso erfreuter bin ich natürlich, dass ich zu The Renaissance Of Hope ebenfalls ein Review machen kann.

Wie fast auf den Tag genau vor zwei Jahren erneut eine Platte, mit der man sich in der düsteren Jahreszeit verkriechen und auf das Christkind oder auch auf das Satanskind warten kann.

So, wie die Band in aller Beständigkeit seit 2014 alle zwei Jahre ein neues Album herausgibt, so war man bisher auch beständig im Line-Up. Mit der neuen Platte hat es jedoch eine Veränderung am Bass gegeben. Stephan ersetzt mittlerweile Mike am Bass. Dem eingeschlagenen Weg der Death Doom Band tut dies jedoch keinen Abbruch.

Das Album dreht sich um den Begriff der Hoffnung. In diesem Fall konkret um die Renaissance der Hoffnung. Dabei ist die Hoffnung eine individuelle Begebenheit. Die Band dazu im Promosheet zum Album „Was Hoffnung für eine Person ist, kann für andere tiefes Leiden verursachen. Hoffnung hat immer eine persönliche und sehr individuelle Komponente.“ Als Beispiel wird Folgendes genannt: „Denken Sie nur an den sehr sensiblen Gegenstand aktiver Sterbehilfe. Was für ein starkes Verlangen und was Bedingungslosigkeit muss der Hoffnung zugrunde liegen, endlich erlaubt zu werden zu sterben. Und welches Leiden muss die Person erfahren, die diesen Wunsch aus Liebe erfüllt.“

Jetzt zu einem anderen Aspekt der Hoffnung, meiner persönlichen Erwartung an das Album The Renaissance Of Hope. Da war ich nämlich zugleich der Hoffnung, dass die Thüringer erneut so ein starkes Album servieren, wie es Autumn Kings vor zwei Jahren war. Vorab: Diese Hoffnung würde nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. The Renaissance Of Hope ist wesentlich kürzer geraten als der Vorgänger, trotzdem ist es immer noch sehr intensiv. Sechs intensive Songs zelebrieren den Death Doom über 48 Minuten, die den Fan berühren und ihn auf eine ungeheure Reise der Hoffnung mitnehmen. Die Songs sind aus meiner Sicht epische Death Doom Songs, die den Begriff der Hoffnung mit seinen Themen wie des Lebens, des Todes, des Aufstehens, des Fallens, des Begehrens und Abschiednehmens neu aufleben lassen.

Decémbre Noir  zeigen auf The Renaissance Of Hope, dass (Death) Doom nicht nur unbedingt eine Sache des Tempos ist. Nein, Decémbre Noir zeigen, dass Doom aus verschiedenen Tempi bestehen kann und dieser Doom aus der Atmosphäre entsteht. Doom, der nicht unbedingt in reiner Entschleunigung besteht, sondern eher in einem ganz besonderen Soundscape.

Geile Riffs und böses Growlen eröffnen das Album mit dem Song A Swan Lake Full Of Tears. Diesen Schwanenteich voller Tränen kann man sich gut vorstellen. Die Schwäne, die sich in diesem Teich bewegen, sind allesamt schwarz. Spoken Words und eine sehr melodische Phase machen den Song zu etwas ganz Besonderem. Treibend und schleppend zugleich wartet A Swan Lake Full Of Tears mit einer tollen Soundlandschaft auf. Eine Soundlandschaft, die aus meiner Sicht auch die Genregrenzen zumindest übertritt, wenn nicht sogar sprengt. Da hat sich doch eine Menge Post Metal in den Song eingeschlichen.

Der Titelsong The Renaissance Of Hope kommt mit wesentlich mehr massiven Death Metal Attacken daher. Das Tempo wird erhöht. Trotz dieses doch stark erhöhten harten Death Metal Anteils bleibt er sehr melodisch.

Eine Ecke im Tempo zurück rudert Ritual And Failure. Die bösen Growls erzeugen eine ganz besondere Spannung, um die sich die Gitarren fast wie Schlangen bewegen. Das Schlagzeug befeuert den Song unablässig. Hier bringen ein paar Spoken Words noch einmal eine andere Atmosphäre ein.

Streets Of Transience hat schon fast etwas Grooviges, falls es so etwas im Doom geben sollte. Ich komme sogar in Versuchung, leicht mit dem Kopf zu wippen. Da holt mich allerdings ein zwischenzeitlich eintretendes Inferno regelrecht heraus, bevor erneut ein seltsamer Groove einsetzt. Also Abwechslung kann man den Jungs überhaupt nicht absprechen.

Während wir uns auf den gewaltigen und behäbigen Flügeln der Endzeit auf Wings Of Eschaton bewegen, entdecken wir erneut verschiedene Soundscapes, die alle unter diesen Flügelschlägen verblassen. Dieser Song könnte auch der Titeltrack eines Endzeitgames sein. Also Spieleentwickler, wenn ihr auf der Suche seid, wendet euch direkt an Decémbre Noir.

Mit schöner, sauberer Gitarrenarbeit baut sich das abschließende Behind The Scenes langsam auf. Schwerer Riffgewittereinschlag, bevor sich der Song regelrecht erhebt und den vorgegebenen Rahmen von knapp sieben Minuten vollständig ausfüllt. Ein wunderbarer Abschluss des Albums, bei dem ein Funke an Hoffnung bleibt! Um es jedoch noch einmal mit den Ausführungen der Band zu sagen: „Dabei ist die Hoffnung eine individuelle Begebenheit.“

Décembre Noir – The Renaissance Of Hope
Fazit
Starkes Album des Thüringer Death Doom Quintetts Decémbre Noir, welches uns passend zur Jahreszeit erneut ein Werk voller düsterer Soundlandschaften liefert. Im Bereich Death Doom mit sehr viel Melodik geht kein Weg an den Thüringern vorbei. Das Album gehört unbedingt in die Weihnachtstüte!

Anspieltipps: A Swan Lake Full Of Tears,  Hope / Renaissance und Behind The Scenes
Juergen S.
9.8
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