Demoniac – So It Goes

Thrash Metal trifft auf Klassik, Jazz und südamerikanische Mentalität

Artist: Demoniac

Herkunft: Chile

Album: So It Goes

Spiellänge: 42:07 Minuten

Genre: Thrash Metal

Release: 20.10.2020

Label: Dissonant Death Records

Link: https://www.facebook.com/DemoniacChile

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Javier Ortiz
Gitarre – Nicolas Young
Bassgitarre – Vicente Pereira
Schlagzeug – Rodrigo Poblete

Tracklist:

  1. RSV – Fools Coincidence – Testigo
  2. The Trap
  3. Extraviado
  4. Equilibrio Fatal
  5. So It Goes

Vicente und Rodrigo waren früher mal bei Critical Defiace und Trancendencia tätig und gründeten bereits zuvor zusammen mit zwei weiteren Genossen die Band Demoniac. Dieses geschah im Jahre 2011 und diese Band haben sie dann auch aufrechterhalten. Die Burschen kommen aus Chile und aus der südamerikanischen Ecke kommt im Moment echt viel gutes und rohes Zeug. Nach einer EP und einem Demo erschien im Jahre 2017 das Debüt namens Intemperance. 2020 haute man erst einmal ein Livealbum raus und nun liegt mir Album Nummer zwei vor.

Ach ja, die Südamerikaner. Ich bin immer wieder begeistert, wie ungestüm Musiker von dort ans Werk gehen. Welche Intensität. Während der Rest der Welt, sagen wir einmal Europa und die USA, versucht, immer technischer zu werden bzw. im Metalbereich was Neues zu erschaffen, lassen die Südamerikaner einfach ihren Gefühlen freien Lauf und legen los, als wäre der Boshafte höchstpersönlich hinter ihnen her.

So klingt es auch gleich zu Beginn von RSV – Fools Coincidence – Testigo. Es wird losgedroschen, eine wilde Prise Black Metal mit eingebaut. Nichts neues, aber irgendwie klingen sie doch anders als die anderen Chilenen, denn auf einmal zaubern sie ein geiles, melodisches Solo aus dem Hut und zelebrieren dieses. Sehr geil. Dann wird wieder ein thrashiges Riff auf den Markt geworfen und zack, Break. Ein melodischer Groove. Argh, geil. Laune hoch zehn. Und wieder in die Thrashabteilung. Kurze Melodie. Drumsolo mit Bassbegleitung folgt. Echt geil. Wieder ab in den Thrasher und ein wildes Solo. Oha, das klingt mal nach guter Stimmung. Die Vocals klingen ein wenig nach Mille in jungen Jahren. Und es geht immer weiter und weiter. Das Stück geht über sieben Minuten und ist zu keiner Zeit langweilig. So muss das. Ungewöhnlich ist auch der geile Sound, der zwar auf alt und roh getrimmt ist, sich aber klar und differenziert präsentiert. Der Titel klingt zwar nach einem Sportverein, aber wenn dort solche Musik gespielt wird, trete ich sofort dort ein. Okay, lange Anreise für Heimspiel, aber was soll’s.

Spätestens ab dem zweiten Song The Trap wird klar, dass die Burschen zwar ihr südamerikanisches Temperament in die Waagschale werfen und den Thrash lieben, aber sie musikalisch eben nicht nur drauflosdreschen, sondern einiges auf die Pfanne haben und dann eben doch ganz anders klingen als die sonstigen Bands von dem Kontinent. Technisch anspruchsvolle Vorspieler werden mit reinen thrashigen Parts verknüpft und dann holt man ein Solo raus, welches von J.S.Bach stammen könnte. Dieses bauen sie aber gekonnt mit ein und machen einen Demoniac Part daraus. Sehr fett. Und dann gibt es wieder voll auf die zwölf. Von wegen, nicht innovativ. Krass. Auch das sonstige Riffing und das Drumming sind echt geil. Gelungene Mischung aus Trash Metal und klassischen Gitarrenriffs. Respekt!

Extraviado ist der nächste Beweis, dass wir es hier nicht mit einer 08/15 Combo zu tun haben, sondern echt um fähige Musiker, die ein Händchen für’s Songwriting und vor allem Abwechslung haben. Der Song ist ja quasi fast nur jazzig. Ein Ton erklingt, eine Klarinette spielt, alles ganz chillig und entspannt. Der Drummer zaubert jazzige Begleitklänge. Irgendwann setzt die E-Gitarre ein. Dieser Fremdkörper stört aber nicht die Harmonie, denn die Klarinette arbeitet weiter und es wird eine Melodie erzeugt, die einfach nur geil ist. Mal ganz was anderes. Im Hintergrund hört man ein wenig bösartigen Gesang. Stark gemacht!

Equilibrio Fatal kommt dann wieder mit trashigem Riffing und schneller Uftata, und auch hier zeigt man sich von der technischen Seite, ohne aber vertrackt zu klingen oder sich in irgendwelchen Spielereien zu verzetteln. Hier jagt ein Killerriff das nächste und dürfte jedem Thrasher ein Lächeln ins Gesicht zaubern, absolut. Die Soli sind auch allererste Sahne. Was ist hier denn los? Der Song ist vielleicht mit über sechs Minuten ein wenig zu lang, aber ansonsten nur geil.

Nach vier Songs ist man schon geplättet und fragt sich aber, warum das Album eine Spielzeit von über 40 Minuten hat? Ist da irgendwo ein Hidden Track versteckt? Nach 20 Minuten ist man schlauer, denn so lange geht der Song So It Goes. Und was soll man sagen, ein Meisterwerk. Hier legen sie noch einmal alles rein. Und das ist viel. Der Song wird besinnlich aufgebaut. Die Klarinette zaubert wieder. Die Gitarren spielen vor und bieten wieder absolut fettes Riffing. Ein Hammersolo mit deftiger Melodie erklingt, bevor man dann absolut die Thrashkeule rausholt, wobei man das Riffing schon klassisch beeinflusst beschreiben kann. Sehr geil, denn auch normale thrashige Riffs und Parts erklingen. Logo, ist der Song für mich etwas zu lang. Den einen oder anderen Part hätte man kürzer gestalten können, aber man muss sagen, dass das Songwriting sehr ausgetüftelt klingt und die Übergänge durch Breaks oder sonstige Einsätzen absolut passen. Thrash, Klassik, Jazz und Progressivität geben sich hier die Türklinke in die Hand. Diese Elemente zusammenzuführen muss man erst einmal schaffen. Das können sie absolut. Die Leadgitarre und auch der Bass hauen einen echt um. Ein Thrash-Epos Gütesiegel A würde ich mal sagen.

Mein lieber Herr Gesangsverein, das ist mal ein Erstlingswerk!!!

Demoniac – So It Goes
Fazit
Hammerstarkes Debüt von einer Band aus Chile. Thrash Metal der alten Schule, kombiniert mit klassischen, jazzigen und progressiven Klängen. Hierbei schafft man es, diese so zu kombinieren, dass es nie zu verweichlicht klingt. Brett. Da darf man gespannt sein, was da noch kommen mag.

Anspieltipps: RSV - Fools Coincidence - Testigo und Extraviado
Michael E.
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