Headliner: Der Weg Einer Freiheit
Vorbands: Phantom Winter, The Devil’s Trade
Ort: Kesselhaus im Schlachthof Wiesbaden, Murnaustraße 1, 65189 Wiesbaden
Datum: 13.04.2019
Kosten: 20 € VK, 24 € AK
Genre: Black Metal, Post Metal, Doom Metal, Noise und Drone, Singer – Songwriter, Folk
Besucher: ca. 300 Besucher
Veranstalter: Schlachthof Wiesbaden
Link: https://www.schlachthof-wiesbaden.de/programmdetails/items/der-weg-einer-freiheit.html
Setlisten:
The Devil’s Trade
1. Pusztinai Nagy Hegy Alatt
2. St. James Hospital
3. I Can Slown Down Time
4. 12 To Die 6 To Rise
5. No One Here
6. No Arrival
Phantom Winter
1. The Initiation Of Darkness
2. Bombing The Witches
3. Avalanche Cities
4. Frost Coven
5. Wintercvlt
Der Weg Einer Freiheit
1. Ewigkeit
2. Spätsommer
3. Frei
4. Aurora
5. Zum Abschied
6. Welk
7. Neubeginn
8. Ruhe
9. Ein Letzter Tanz
10. Requiem
11. Lichtmenschl
12. Idyll
Heute Abend gibt es nur einen Weg für mich – Wiesbaden! Dort spielen im Kesselhaus die deutschen Post Black Metaler von Der Weg Einer Freiheit auf. Da geht überhaupt kein Weg dran vorbei, gerade auch, weil ich vor Kurzem ein Review zu deren live LP Live In Berlin (hier geht es zum Review) gemacht habe. Live in Berlin hat mich doch ziemlich beeindruckt. Also heute Abend Live in Wiesbaden!
Rechtzeitig mit Kollege Josef ab nach Wiesbaden und pünktlich zum Einlass angekommen. Es füllt sich bereits ordentlich. Heute Abend werden Der Weg Einer Freiheit von The Devil’s Trade und von Phantom Winter supportet.
Pünktlich beginnt The Devil’s Trade. The Devil’s Trade ist im eigentlichen Sinne keine Band. The Devil’s Trade ist Dávid Makó aus Ungarn. Dávid Makó verbindet auf ganz eigene Weise Rock und traditionelle ungarische Folklore, wobei Doom- und Stoneranleihen nicht abzusprechen sind. Seine Performance beginnt mit Pusztinai Nagy Hegy Alatt. Er sitzt auf der Bühne und hat den Klangkörper eines Banjos vor Gesicht und Mund gehalten, dabei singt er den Song. Seine Stimme kommt dadurch etwas verfremdet rüber. Eine etwas seltsam anmutende Situation, auf jeden Fall ergreifend. Er hat eine Menge Fans unter den hier Anwesenden. Das merkt man am Applaus. Die restlichen Songs stammen alle vom neuen 2018er-Album What Happened To The Little Blind Crow. Er begleitet seine tiefe, raue und melancholische Stimme mit elektrisch verstärkter Akustikgitarre. Irgendwie erscheint seine Musik wie ein unwirklicher Trip. Man muss sich auf jeden Fall darauf einlassen können, sonst geht sie komplett an einem vorbei. Die Songs liegen alle zwischen Intimität, Verzweiflung und Hoffnung. Wenn man sich auf diese Musik einlässt, hypnotisiert sie bestimmt. Das merke ich bei ein paar Fans vor der Bühne, die regelrecht weg sind. Die Performance hat etwas Schamanisches und wirkt seltsam abgeschieden. Mit No Arrival endet die Setlist von The Devil’s Trade. Ich weiß nun nicht, wie viele angekommen sind, auf jeden Fall füllt sich die Location immer mehr.
Weiter geht es mit Phantom Winter hier im Frühjahr im Kesselhaus in Wiesbaden. Die Band aus Würzburg, 2014 entstanden aus der Asche von Omega Massif, hat sich in der Szene mit ihrer unglaublichen Mischung aus Doom, Black Metal, Noise und Drone etabliert. In ihrer Spielweise sind die Songs unglaublich finster und recht bedrohlich. Mittlerweile haben Sie mit Cvlt (2015), Sundown Pleasures (2016) und Into Dark Science (2018) bereits drei Alben herausgebracht. Bei dem kurzen Soundcheck vor ihrem Gig vernehme ich eine Vereinbarung zwischen Gitarristen und Sänger: „Wir spielen heute ohne Licht.“ Da gilt es für mich noch schnell, während des Soundchecks, Fotos zu schießen. Und tatsächlich bleibt während ihres Gigs das Licht komplett aus. Lediglich auf dem Boden schimmert ein schwaches bläuliches Neonlicht. Auf der Internetseite eines Mags, welches von dem Abend ausschließlich Fotos gemacht hat, sehe ich dann zwei Ordner mit Bildern von The Devil’s Trade und Der Weg Einer Freiheit. Zu Phantom Winter steht dort: „Wegen unzureichender Lichtverhältnisse gibt es keine Fotoaufnahmen zu Phantom Winter.“ Da habe ich ja echt Glück gehabt und ein paar blaue Handyaufnahmen gibt es von mir auch noch dazu. „Jungs, da habe ich euch aber überlistet!“
Phantom Winter zeugen in ihren Songs Wut und Härte und Depression – ein Moloch von Finsternis, welche durch das Weglassen des Lichtes noch unterstrichen wird. Brachiale Doom / Sludge Riffs werden in das Publikum hinein geschleudert. Auf der Bühne tut sich regelrecht ein Abgrund auf. Keifender Gesang und böse, tiefe Growls unterstreichen dieses Soundinferno, was leider nur aus fünf Songs der bisher erschienenen Alben besteht. Das muss ich mir doch bei einem weiteren Live Event mal mehr reinziehen. Phantom Winter haben mich auf jeden Fall stark beeindruckt.
Kommen wir jetzt zu dem Headliner des heutigen Abends. Der Weg Einer Freiheit, ebenfalls aus Würzburg, ist für mich sowas wie das Beste, was man sich momentan im Post Black Metal antun kann.
2009 als Zweimannprojekt von Nikita Kamprad (Gitarre, Bass, Drumprogramming) und Tobias Jaschinsky (Voices) gestartet, wuchs das Duo bereits 2012 zu einem Quartett mit echtem Schlagzeug heran. Im gleichen Jahr schied Tobias Jaschinsky bereits aus der Band aus. Nikita Kamprad übernahm fortan den Gesang.
Vor Kurzem durfte ich ein Review zur genialen Liveplatte Live In Berlin von Der Weg Einer Freiheit machen. Das Ding hat mich regelrecht umgehauen. Da es eine nur bei der Band erhältliche rote Vinylversion von Live In Berlin gibt, habe ich mit Nikita im Vorfeld bereits Kontakt aufgenommen. Das Ding will ich unbedingt haben, wenn es geht, auch noch signiert. Alles klar, Nikita sagt, ich solle mich an den Mann am Merch wenden. Das mache ich vor dem Gig auch, alles perfekt.
Live In Berlin ist von der Tour aus 2017, auf der Finisterre promotet wurde. Bei der aktuellen Tour handelt es sich um die 10 Years Anniversary Tour. Die Setlist beginnt heute mit Ewigkeit. Ewigkeit ist der erste Song, den die Band je veröffentlicht hat. Nikita Kamprad konzentriert sich ganz auf die musikalische Seite. Es kommen keine selbstgefälligen Ansagen, nur hier und da eine Überleitung zum nächsten Song, genauso wie auf der Live In Berlin. Hier wird nicht viel erzählt, nur kurze Ansagen. Dabei erfahren wir auch direkt, dass heute das komplette erste Album gespielt wird. Wie geil ist das denn!!!
Auch bei Der Weg Einer Freiheit herrscht von den Lichtverhältnissen eher Düsternis, dies jedoch nicht vollkommen im Dunklen, sondern mit atmosphärischen Farbveränderungen und auch Blitzeinschlägen. Dies passt ausgesprochen gut zur atmosphärischen Dichte der Musik dieser Ausnahme Black Metal Band. Genau das gibt sie in ihrer Großartigkeit wieder.
Heute gibt es also keine Werkschau, sondern das komplette erste Album und das ist mega. Quasi als Zugabe gibt es dann doch noch einzelne Songs von Finisterre, Unstille und Stellar.
Wie hatte ich bereits in meinem Review geschrieben? Die Songs von Der Weg Einer Freiheit bedienen einfach alles, was den Black Metal so ausmacht. Neben epischen und atmosphärischen Ausflügen münden diese in eine wilde Raserei, oder auch umgekehrt. Die Songs laden ein, sich in eine atmosphärische und behütete Traumwelt zu begeben, nur um dies zugleich als Scheinwelt zu entlarven. Brachiale Gewalt wird dich aus deinen dir vorgegaukelten wohligen Gedanken sofort wieder entreißen und dir mit aller Macht so zusetzen, sodass dir das Atmen schwerfällt.
Heute Abend ist alles Live! Ein mehr als großartiges Erlebnis, was noch lange anhalten wird! Nach dem Gig treffen wir noch Bandmitglieder von Phantom Winter und auch Nikita Kamprad steht noch für einen kurzen Plausch zur Verfügung. Ich bedanke mich bei ihm, dass das mit dem roten Vinyl Album alles so gut geklappt hat!
Fazit: Ein kaum zu übertreffendes Konzerterlebnis, welches Der Weg Einer Freiheit hier vollführt haben. Phantom Winter hatten mich zuvor auch gepackt. The Devil’s Trade ist sicherlich nicht jedermanns Sache, hatte aber auch seine Fans am Start!