Evergrey – The Storm Within

“Kein laues Lüftchen“

Artist: Evergrey

Herkunft: Göteborg, Schweden

Album: The Storm Within

Spiellänge: 58:28 Minuten

Genre: Dark Melodic Metal

Release: 09.09.2016

Label: AFM Records

Link: https://www.facebook.com/Evergrey

Produktion: von Jacob Hansen (Mix und Mastering)

Bandmitglieder:

Gesang und Rhythmusgitarre – Tom S. Englund
Leadgitarre – Henrik Danhage
Bassgitarre – Johan Niemann
Keyboard – Rikard Zander
Schlagzeug – Jonas Ekdahl

Tracklist:

  1. Distance
  2. Passing Through
  3. Someday
  4. Astray
  5. The Impossible
  6. My Allied Ocean
  7. In Orbit (feat. Floor Jansen)
  8. The Lonely Monarch
  9. The Paradox Of The Flame (feat. Carina Englund)
  10. Disconnect
  11. The Storm Within

Evergrey - The Storm Within

 

Die Band Evergrey kann in diesem Jahr ein Jubiläum feiern, denn seit 20 Jahren existiert sie jetzt mittlerweile. Das erste Album The Dark Discovery erschien im Jahr 1998, von den damaligen Bandmitgliedern ist allerdings nur noch Tom S. Englund übrig geblieben. Unter den Gastmusikern stand damals auch eine gewisse Carina Kjellberg die für „all female vocals“ zuständig war. Wenn man die Discographie auf der bandeigenen Homepage dann so nachverfolgt – sehr interessant auch die jeweiligen Bandfotos – kann man feststellen, dass der Name Kjellberg beim Album Recreation Day aus 2008 zum letzten Mal erscheint und beim Album The Inner Circle dann daraus Carina Englund geworden ist. So war also auch sie von der ersten Stunde an dabei, und hat sich mit der Ballade For Every Tear That Falls auf dem ersten Album im Duett mit Tom gleich in die Herzen der Fans gesungen. Mittlerweile haben Evergrey insgesamt neun Alben sowie das grandiose Live-Album A Night To Remember veröffentlicht, am 09.09.2016 erscheint über AFM Records mit The Storm Within das zehnte im Band-Katalog.

Nach einigen verhaltenen Keyboard-Tönen hauen Evergrey mit Distance gleich mal das erste grandiose Werk dieses Albums raus und weisen damit auch den weiteren Weg durch den inneren Sturm, der in der kommenden Stunde toben wird. Beim dazugehörigen Video, das wieder in Zusammenarbeit mit Patric Ullaeus (Revolver Film) produziert wurde, ist das auch, wie für Patric üblich, in hervorragender Weise umgesetzt worden.

Wo ich dann bei diesem so grandiosen Album anfangen und wo aufhören soll mit den Versuchen, die Schönheit, die teilweise so tieftraurig, teilweise aber auch so erhebend und niemals hoffnungslos ist, zu beschreiben, weiß ich einfach nicht. Das erinnert mich teilweise an die ganz alten Alben, wie Solitude – Dominance – Tragedy, Recreation Day oder auch The Inner Circle, aber natürlich haben sich Evergrey weiterentwickelt und auch ihr Zusammenspiel verfeinert. Das ist scheinbar kurz vor der Hälfte des Songs Someday ein wenig gestört, es klingt so, als ob alles aus dem Takt gerät, definitiv ein interessanter Effekt. Bei The Impossible beschränkt sich das Zusammenspiel nur auf Tom und Rikard, denn dieser schöne Song wartet nur mit Gesang und Keyboard auf. Direkt danach folgt mit My Allied Ocean der wohl schnellste Evergrey-Song ever, hier ist ausgiebiges Headbanging angesagt.

So, wie Tom ja auch schon auf verschiedenen Alben als Gastsänger zu hören war, so zum Beispiel beim letzten hervorragenden Album der italienischen Band DGM, gibt es auch auf diesem Evergrey-Album eine Gastsängerin. Bei In Orbit darf Floor Jansen zeigen, dass sie gesangstechnisch gut zu Tom passt, der Song hat für mich allerdings wenig Tiefgang und dümpelt eher in flachen Gewässern vor sich hin. Mag an der durchaus vorhandenen Radiotauglichkeit liegen, die eigentlich nur von Toms Geschreddere „gestört“ wird.

Genauso, wie The Impossible von zwei sich komplett absetzenden Songs eingerahmt wird, ist es auch mit den folgenden drei Songs. The Lonely Monarch, im Uptempo gehalten, kommt mit einem sehr schönen Keyboardspiel daher, auch der längste Song Disconnect bewegt sich, abgesehen von einem sehr ruhigen Klavierpart, eher im oberen Tempobereich. Und genau zwischen diesen beiden Tracks findet sich die Ballade des Albums. Ich hatte ja im ersten Absatz schon etwas zu For Every Tear That Falls geschrieben, und auch bei The Paradox Of The Flame tritt Carina mit ins Rampenlicht. Auch zu diesem Song gibt es ein Video, das die Stimmung des Songs in wunderbaren Bildern transportiert. Mit dem Titeltrack The Storm Within schließt das Album dann auch schon ab, noch nicht ganz Ballade, vielleicht eher als Power-Ballade oder gar als Hymne zu bezeichnen.

Die alte neue (oder neue alte?) Besetzung, die seit dem letzten Album Hymns For The Broken wieder beisammen ist, zeigt hier, dass das hier genau die richtige Besetzung für Evergrey ist. Da wäre zum einen natürlich der unverwechselbare Gesang von Tom S. Englund, aber auch sein ganz eigenes Gitarrenspiel höre sogar ich überall raus. Henrik Danhage an der Leadgitarre ist sein kongenialer Partner, der sich im Grunde in allen Songs mit sehr schönen Soli hervortun darf, aber auch im Zusammenspiel mit Tom sein ganzes Können unter Beweis stellen kann. Unbeirrbar und unablässig zupft Johan Niemann die dicken Saiten des Basses, während Rikard Zander immer wieder an den Tasten zaubert. Last but not least Jonas Ekdahl hinter seinen Drums, der sich auf diesem Album mal nicht nur mit den Sticks sondern auch an den Pedalen richtig austoben darf. Und alle zusammen haben dieses Album eingespielt, in dem es um Verlust, um Neuorientierung und um neue Wege geht. In diesen Phasen tobt dann der Sturm ganz tief innen drin…

Hier könnt Ihr das Video zum ersten Track des Albums, Distance, sehen:

 

 

Fazit: Ich war ja eine der wenigen bzw. vielleicht sogar die Einzige, die das letzte Album Hymns For The Broken nicht als Meisterwerk bezeichnet hat und es als ziemlich "seelenlos" empfand. Aber mit The Storm Within hat mich meine Lieblingsband wieder begeistern können. Dieses Album hat alles, wofür Evergrey stehen: Grandiose Melodien, der Gänsehaut erzeugende Gesang von Tom und hymnenartige Songs, die so tief gehen aber doch jeden Hörer so hoch empor heben, dass einem manchmal der Atem stocken könnte. Die Aufzählung ist sicherlich unvollständig, aber das kann gern jeder für sich selbst ergänzen. Das Album ist in seinem Genre definitiv Anwärter auf das Album des Jahres!

Anspieltipps: Hier müsste ich eigentlich schreiben "alle, bis auf…", aber ich nehme mal Distance, Passing Through, My Allied Ocean, Disconnect und The Storm Within
Heike L.
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