Künstler: God Is An Astronaut, Jo Quail
Ort: Gebäude 9, Deutz-Muelheimer-Straße 127, 50679 Köln
Datum: 07.03.2025
Kosten: 36 € VVK (plus Gebühren)
Genre: Instrumental Rock, Post Rock, Psychedelic Rock, Avantgarde, Dark Ambient
Veranstalter: Underdog Recordstore, Gebäude 9
Link: https://www.facebook.com/events
Heute geht es nur knapp zwei Wochen nach dem tollen Auftritt von Obscura erneut zum Gebäude 9 nach Köln. Heute Abend steht nicht Death Metal, sondern Post Rock / Instrumental Rock auf dem Programm, der mich in die Doomstadt Köln ins Gebäude 9 zieht.
Wir dürfen heute mit God Is An Astronaut abheben. Mit dabei als Special Guest: Jo Quail. Auf Jo Quail freue ich mich ganz besonders. Das erste Mal bin ich auf diese wundervolle Cellistin bei meinem Review zu Arð – Take Up My Bones gestoßen. Das war dann auch mein Album des Jahres 2022, und ich geriet nicht nur für das Album der Band Arð ins Schwärmen, sondern auch für die Cellistin Jo Quail. Meine Geschichte mit Jo Quail geht allerdings noch weiter, denn ich durfte 2023 noch Reviews zu den Alben The Cartographer (eine Auftragsarbeit für das Roadburn Festival) und Invocation / Supplication, welches am 3. November 2023 erschienen ist, machen.
Arð konnte ich mittlerweile bereits zweimal live genießen, leider immer ohne die Wundercellistin. Jo Quail habe ich ebenfalls zweimal bei ihrer ersten Headlinertour im letzten Jahr in Deutschland gesehen; bei ihren Gigs in Trier und Bochum. Mich kann man getrost als einen Die-Hard-Fan der Dame bezeichnen.
Die international anerkannte Komponistin und Cellistin tritt sowohl solo, mit anderen Bands als auch mit Chor und Orchester auf. Nicht nur ihr Instrument, das Cello, beherrscht sie, sondern auch innovative Looping-Techniken, um ihre Klangwelten für das Publikum zu realisieren. Heute in Köln ist sie Special Guest von God Is An Astronaut, bei denen sie beim letzten Album Emerges (2024) mitgewirkt hat.
Jo Quail kommt unter Applaus auf die Bühne, lächelt und begrüßt das Publikum im ausverkauften Haus. Vor ihr das typische avantgardistisch, apokalyptisch anmutende Cello, hinter dem sie steht. Sie versucht ein paar Worte zu den Fans zu sprechen, fragt, ob man sie hört und bemerkt sofort, dass das Mikrofon keinen Ton abgibt.
Sie streicht über die Saiten ihres Cellos, aber auch da tut sich absolut nichts. Der Tontechniker eilt herbei und auch danach tut sich noch nichts. Die arme Jo Quail, so ganz alleine auf der Bühne, kann einem leidtun. Sie spielt auf ihrem elektrischen Cello, ohne dass man einen Ton über die Anlage hört, vor sich hin. Sie sagt zu ihren Fans, dass sich ein elektrisches Cello ohne Strom nicht so gut anhört. Jo Quail meistert diese außergewöhnliche Situation souverän. Irgendwann, nach etwa einer Viertelstunde, funktioniert es dann doch. Es verbleibt für sie nicht so viel Zeit, wie eigentlich vorgenommen, sie kann allerdings mit ihren Songs das Publikum total überzeugen. Sie erklärt zwischendurch etwas zu der von ihr angewandten Looping Technik. Songs wie White Salt Stag, Rex Infractus oder Embrace entwickeln sich wunderbar und erfüllen das Gebäude 9. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten reißt sie das Publikum im ausverkauften Gebäude 9 mit.
Nach dem Gig gehen wir nach hinten, um etwas an der Bar zu trinken und dann vor Ende der Umbauarbeiten wieder schnell rein, um vorne noch einen Platz zu bekommen, damit ich dort auch genügend Fotos machen kann.
Die Irländer God Is An Astronaut scheinen mit ihrem verträumten Post Rock das Herz und die Seele der Fans zu treffen. Schon lange heißt es hier für das Konzert in Köln: ausverkauft! Das bedeutet dann auch von Anfang bis zum Ende vorne direkt vor der Bühne zu bleiben, denn es ist zu eng, um einfach zwischen den Fans wieder nach hinten zur Bar zu laufen. Gitarrist Torsten Kinsella, der zusammen mit seinem Bruder Niels Kinsella die Band gegründet hat, sucht in den Ansprachen zwischen Songs immer den Kontakt zum Publikum. Er erzählt unter anderem detailreich von seinem schlimmsten Tag, an dem sein Vater verstorben ist. God Is An Astronaut spielen dann in Gedenken an den Vater der Brüder dessen Lieblingssong. Nicht nur dieser Song ist sehr emotional. Torsten Kinsella spricht sogar ein wenig Deutsch. Das hat er von seiner Mutter gelernt, denn die kommt aus Deutschland.
Songs wie Odyssey, Echoes, Falling Leaves oder auch Seance Room und Frozen Twilight wirken cineastisch. Das ist ganz großes Post Rock Kino, das das Trio um die Kinsella Brüder zusammen mit ihrem Schlagzeuger Lloyd Hanney vollführt. Spärliches Licht und großartiger Sound!
Beim vorletzten Song Oscillation ist dann Jo Quail auch wieder auf der Bühne und performt diesen Song an ihrem Cello mit. Das hatte ich persönlich ja gehofft und mir fast gedacht, denn der Ständer des Cellos befand sich während des gesamten Konzertes von God Is An Astronaut vorne am Rand der Bühne. Die Bühne verlässt Jo Quail dann auch nicht mehr, denn auch beim Titelsong des letzten Albums Embers ist sie mit dabei. Dann ist das reguläre Set zu Ende. Jo Quail hockt neben ihrem Cello, Torsten Kinsella meint, man würde jetzt kurz die Bühne verlassen, erstaunt die Zugaberufe der Fans zu hören, um dann wieder auf die Bühne zu kommen. Das ist natürlich witzig. Das Trio schleicht von der Bühne, steht neben der Bühne in Wartestellung und kommt keine zwei Minuten später wieder grinsend zurück. Als Zugabe werden dann mit Fragile und From Dust To The Beyond noch zwei Songs mit Jo Quail am Cello zusammen gespielt. Dann ist wirklich Schluss und das Gebäude 9 leert sich langsam. Man muss zuerst einmal von diesem genialen Post Rock Trip mit God Is An Astronaut wieder auf die Erde zurückkommen.
Auf meinem Weg zum PKW begegne ich dann noch Jo Quail, die mich ebenfalls sofort erkennt. Wir begrüßen uns freudig, tauschen noch ein paar Worte und machen das obligatorische Selfie. Jo meint, das muss unbedingt sein.
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Jo Quail
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