Haste Open Air am 09.09.2022 und 10.09.2022 in Osnabrück-Haste

15. Benefiz-Festival in Osnabrück

Festivalname: Haste Open Air

Bands: Mr. Hurley & Die Pulveraffen, Liederkranz Haste, About Monsters, O‘Reillys And The Paddyhats, Von Grambusch, Itchy, 5Raumfenster, Tyna, Milliarden

Ort: Osnabrück-Haste

Datum: 09.09.2022-10.09.2022

Kosten: Einzelticket ab 21,00 Euro, Kombiticket ab 31,00 Euro

Genre: Rock, Punk

Besucher: ca. 1.500 Besucher

Veranstalter: Haste Open Air Christus König Gemeinde

Link: www.hasteopenair.de

Freitag

Am Freitag, dem 09.09.22, startet das zweitägige Haste Open Air Festival. Pünktlich um 17 Uhr finden wir uns auf dem Gelände an der Kirche ein, um mal zu schauen, was hier seit 2008 auf die Beine gestellt wird. Zu dieser frühen Zeit ist das Parken kein Problem. Direkt vor der Kirche gibt es noch ein paar freie Plätze und mit nur wenigen Schritten sind wir am Eingang. Ich denke, später wird das etwas schwieriger, denn tatsächlich sind wir mitten im Ort. Um 17:15 Uhr eröffnet der Liederkranz Haste das Festival mit Santiano. Es folgen zwei weitere Stücke, in denen der Osnabrücker Kneipenluft und dem Bier gehuldigt wird. Leider ist es die ganze Zeit immer wieder am Tröpfeln und auch als 5raumfenster aus Leipzig um kurz vor 18 Uhr die Bühne stürmen, bremst der Regen das Publikum noch etwas aus. Die Band allerdings ist nicht zu bremsen. Sänger Franzel tobt wie ein Flummi über die Bretter und ist definitiv völlig in seinem Element. Man merkt schon an der Gestik, dass das, was er da macht, einfach seins ist. Und es gibt auch kein langsames Rantasten, sondern direkt Vollgas mit sämtlichen Songs, die ich in Richtung Deutscher Alternative Rock einsortieren würde. Es macht wirklich Spaß, den Jungs zuzusehen, denn ihre Spielfreude ballern sie kraftvoll über das gesamte Gelände. Solch eine Powerband an den Anfang der Veranstaltung zu setzen, kommt uns etwas ungünstig vor, denn was soll da jetzt noch groß passieren? Aber tatsächlich hopst gegen 19 Uhr bereits der nächste Duracell-Hase in Form von Tyna auf die Bühne. Mit unglaublicher Energie knallen sie und ihre Kapelle uns die Songs um die Ohren. Kurz bin ich an diese rotzigen Deutschpunknummern aus den 80ern erinnert, dann wird es wieder frisch und rockig. Ab und zu ist es mir etwas übermotiviert und zu kreischig, aber die meiste Zeit absolut okay und passend durchgeknallt. Ich finde auch die Texte sehr gut formuliert und musikalisch verpackt. Das Publikum rückt nun langsam näher an die Bühne und die eingefleischten Fans lassen sich auch durch den wieder einsetzenden Regen nicht abhalten. Spätestens beim TicTacToe-Cover Ich find Dich Scheiße singen dann alle mit und feiern. Zwischendurch gibt es noch einen kurzen Keyboard-Wettbewerb, Profi gegen Gast mit Plastik-Instrument. Eigentlich finde ich solche Einlagen immer unnütz, aber hier ist es schon irgendwie witzig, da das Mädel aus dem Publikum ebenso Vollgas gibt wie die Band.

Was folgt, ist der Bühnenumbau und für uns der Weg zum Abendessen. Und hier muss ich sagen, könnte ein bisschen mehr gehen. Es gibt Brat- und Currywurst, Pommes und Steakbrötchen. Da wir schon bei der Ankunft eine Mantaplatte verdrückt haben, ist die Auswahl für den zweiten Snack dann sehr eingeschränkt. Und die Damen an den Fritteusen haben alle Hände voll zu tun, weil Fritten irgendwie die erste Wahl sind. Ich hoffe, dass morgen Abend aus dem Nichts noch ein Pizzastand auftaucht, aber mal sehen… Da es ein Benefizfestival ist, hätte man hier über das Essen sicher noch ein bisschen mehr Umsatz machen können, aber vielleicht gibt es ja Gründe. Die Getränkestände sind mit reichlich Zapfwütigen besetzt und es existieren kaum Anstehzeiten, neben Bier und Softdrinks gibt es auch Stoff für die Wein-& Hugo-Fraktion. Gesättigt nehmen wir wieder unseren selbstgebastelten Sitzplatz (Bierbank mit Regenponcho-Überzug gegen den nassen Hintern) ein und zeitgleich füllt sich der Platz deutlich.

Als Milliarden gegen halb neun beginnen, ist die Fancrowd um einiges gewachsen und etliche textsichere Menschen sind im Publikum. Mir ist diese Liedermacher-Rock-Combo bislang entgangen und ich denke im ersten Moment in Richtung Annenmaykantereit, aber so ganz passt die Schublade dann doch nicht. Es ist eine Mischung aus Rock und Singer-Songwriter. Dazu ein etwas überdrehter Keyboarder, der mich an Münchener Freiheit erinnert. Es ist lustig, ihm zuzusehen, fast wie eine Art Ausdruckstanz, mit dem er sein fahrbares Instrument bearbeitet. Das hier ist nicht ganz so wild wie die beiden Vorgänger, aber sehr handfest und gut. Würde ich nicht jeden Tag hören, aber irgendwie passt es einfach gut in dem Moment. Eine Stunde weiter und der Aufbau für Itchy folgt und um halb zehn beginnt dann die letzte Band für Tag eins. Dies ist wieder deutlich punkiger, das Publikum geht jetzt richtig los und die Pogowütigen haben ihren Spaß. Für uns ist es jetzt dann auch genug, durchgefroren aber sehr zufrieden machen wir uns Richtung Heimat auf und freuen uns auf einen hoffentlich trockeneren Tag 2 mit Mr. Hurley & Die Pulveraffen, About Monsters, O‘Reillys And The Paddyhats und Von Grambusch.

Samstag

Tag zwei auf dem Haste Open Air und wir sind wieder pünktlich um 17 Uhr vor Ort. Mit viel Glück haben wir noch einen Parkplatz auf dem Kirchplatz ergattert und somit erneut den Luxus, mit nur wenigen Schritten auf dem Festivalgelände zu sein. An den Getränke- und Speiseplänen hat sich zum Vortag nichts geändert, dafür ist bereits deutlich mehr Publikum da als gestern. Wir treffen Andreas als einen der Veranstalter und erfahren, dass tatsächlich alle Helfer ehrenamtlich arbeiten, und dass es nach 15 Jahren so langsam an der Zeit wäre, dass junge Leute nachrücken, um das Festival am Leben zu halten. Das wäre äußerst wünschenswert, denn der kleine Platz vor der Kirche hat irgendwie was Gemütliches und der gestrige Abend hat wirklich Laune gemacht.

Pünktlich starten dann auch schon Von Grambusch aus Bremen mit rockig-punkigen deutschen Songs. Sie ziehen das Publikum recht schnell vor die Bühne. Spätestens als zwei der Jungs mit ihren Gitarren ein kurzes Akustikstück auf dem Platz anstimmen, ist auch der letzte Zuhörer auf sie aufmerksam geworden. Bei dieser Combo merkt man wieder, wie froh alle sind, endlich wieder performen zu dürfen. Und ich denke, jedem im Publikum geht es nicht anders. Musik verbindet, schaltet den Kopf aus und gibt ein Gefühl von Freiheit. Nachdem dieser wirklich gute Auftritt beendet ist, wird die Bühne für About Monsters umgebaut. Beeindruckt schauen wir zu, wie das jeweilige Schlagzeug einfach auf einem fahrbaren Untergrund rausgefahren und das Nächste reingefahren wird. Gute Lösung und die Umbauzeiten sind dadurch ein Klacks. Leider kann man Sängerin Madeleine beim ersten Stück nicht hören, da das Mikro Probleme macht. Das kann die Powerfrau allerdings nicht bremsen. Als beim zweiten Stück die Technik mitspielt, bekommen wir die komplette Ladung um die Ohren geballert. Englische Songs aus der etwas härteren Alternative-Rock-Ecke knallen über den Platz und lassen einige Tanzwütige näher nach vorne rücken. Gegen 19:30 beenden die Osnabrücker ihren kraftvollen Auftritt und wir sichern uns einen Platz vor der Bühne.

The O’Reillys And The Paddyhats sind für 20 Uhr angekündigt und ich weiß von vorherigen Auftritten, dass es jetzt noch mal richtig super wird. Übrigens hat auch der Wettergott ein Einsehen und beschert uns trockenes T-Shirt-Wetter. Der Auftritt der Irish Folk Punk Truppe beginnt rasant und mit schwenkenden Irland-Flaggen. Das Publikum feiert von Anfang an begeistert mit und ist bei vielen Stücken sehr textsicher. Die gute Laune der Band überträgt sich und spätestens ab der Hälfte des Sets wippt oder springt fast jeder auf dem Platz fröhlich mit. Nach diesem grandiosen Auftritt bin ich dann schon etwas erschöpft, aber da wir ja noch auf Mr. Hurley Und Die Pulveraffen warten, gibt es keine Ausrede, sich auf einen der raren Sitzplätze zurückzuziehen. Lobend zu erwähnen ist auch noch, dass der Timetable unfassbar gut eingehalten wird.

So kommt der Osnabrücker Headliner zackig auf die Bühne, um uns dann mitzuteilen, dass der Auftritt fast geplatzt wäre, da Mr. Hurley leider seine Stimme in Magdeburg vergessen habe. Zum Glück hat Schlagzeuger Morgan den ganzen Tag Texte gebüffelt und kann somit als Sänger einspringen. Und auch hier tobt die Menge von Anfang an mit. Zahlreiche Fans in den entsprechenden Shirts jubeln ihrer Piratenband zu und unterstützen sie mit lautstarkem Gesang. Es ist schon für alle was Besonderes, dass die Combo hier spielt, denn die Bandmitglieder sind sehr mit dem Ort verbunden und waren als Kinder allesamt Messdiener in eben dieser Kirche gewesen. Somit sind auch viele Freunde und Familienmitglieder vor Ort und man merkt der Band wirklich an, wie viel Spaß ihnen dieser Auftritt macht. Bei den letzten Stücken unterstützt dann Dr. Dr. Dräse, der Sänger der Frog Bog Dosenband gesanglich und mit dem typischen Irrsinn. Als dann zum Abschluss der Klassiker Blau Wie Das Meer beginnt, stürmt auch noch Ian McFlannigan von den Paddyhats mit auf die Bühne und das Festival endet in einer einzigen großen Party.

Fazit

Ich muss sagen, dass mir dieses Wochenende richtig gut gefallen hat. Alle acht Bands, die hier von den Organisatoren auf die Bühne geholt wurden, waren gut. Zwar sehr unterschiedliche Musiktypen, aber nichts, was schlecht ist, langweilt oder komplett aus der Rolle fällt. Das ist alles rund und passt super. Ein ganz großes Lob dafür. Es gibt saubere WCs, kaum Wartezeiten bei den Getränken und alle Mitarbeiter sind gut gelaunt und supernett. Ich wurde heute gefragt, warum ich nicht auf dem Toten Hosen Konzert in Minden gewesen sei. Ganz ehrlich, das hier hat mir mehr gegeben, als es so eine Großveranstaltung kann. Alle Bands sind dem Publikum sehr nah, geben Autogramme, trinken noch ein Bier mit den Fans. Alles ist friedlich, jeder hat gute Laune, man kann ohne Gedränge seine Getränke ordern, durchlaufen bis zur Bühne und es ist einfach entspannt. Und ich hab sechs neue Bands kennengelernt und zwei liebgewonnene erneut gesehen. Was will man mehr? Gebt auch den kleinen Veranstaltungen und den etwas unbekannteren Bands eine Chance! Da gibt es noch ganz viel zu entdecken und das macht mega Spaß!