Artist: Herbstschatten
Herkunft: Hamburg, Deutschland
Album: Abschaum
Spiellänge: 51:53 Minuten
Genre: Post Black Metal
Release: 02.10.2020
Label: Boersma Records
Link: https://www.facebook.com/Herbstschatten
Bandmitglieder:
Gesang und Gitarre – Michi
Gitarre – Stephan
Bassgitarre – Alex
Schlagzeug – Nici
Tracklist:
- Endzeit
- Seelenschrei
- Der Kutscher
- Sonnenuntergang
- Flammen Der Schuld
- Gletscherbestie
- Thron Der Zorns
- Gabe
- Hingabe
Herbstschatten sind aus ihrer eigenen Dunkelheit hervorgekommen und präsentieren sich mit ihrem jüngsten Werk Abschaum! Die mittlerweile elf Jahre alte Band veröffentliche Anfang Oktober ihr zweites Studioalbum, welches uns eine noch komplett unbekannte Form des Black Metal bietet. Die Jungs rund um den Frontman Michi hat es in die Richtung des Post Black Metals getrieben, was bei Herbstschatten absolut gut funktioniert. Das knapp 52 Minuten lange Album strotz nur so vor klassischen Black Metal Elementen, doch irgendwas ist anders, fangen wir aber mal von vorne an.
Das Intro Endzeit holt einen sofort ab. Tiefe und düstere Klänge, kombiniert mit einer Sprecher-Stimme sowie leidensvolle Schreie erzeugen eine Gänsehautstimmung, die am Anfang nicht vorhersehbar war. Direkt danach merkt man, was Herbstschatten sich haben einfallen lassen. Monotone und sture Blastbeats donnern auf einen ein, die mit klassischen E-Gitarren kombiniert werden, was für den ersten Moment sehr ungewohnt klingt, aber es funktioniert. Seelenschrei strotz nur so vor teutonischen Gesangskünsten, die Michi erbarmungslos niederschreit, was dem Ganzen fast schon eine ängstliche, bedrückende Stimmung verleiht. Aber wir wollen ja nicht melancholisch werden, schließlich handelt es sich hier um eine knallharte Black Metal Platte, bei der die Zügel dauerhaft angezogen werden. Der Kutscher gibt nämlich auch nicht nach, denn er zieht die Zügel stramm und das wird deutlich – der Text verdichtet sich und man merkt vor allem hier, dass die Band auch poetisch was draufhat. Ich persönlich liebe Texte, die verschlüsselte Botschaften haben und auf hohem lyrischem Niveau geschrieben sind. Beachtlich ist auch die Übertragung von Textausdeutung in der Musik selbst. Herbstschatten nehmen sich viel Zeit, Rhythmus und Melodie an den Text anzupassen, um diesen nahezu perfekt ausdeuten zu können. Die Illusion des romantischen Sonnenuntergangs wird zerstört, man wird von derben Basslines und fetten Drums an die Wand gedrückt und mit viel Gefühl wird bewiesen, dass Metal auch wirklich richtig liebevoll sein kann. Das Zwischenspiel unterbricht den Song und man hat nach knapp 18 Minuten endlich mal kurz Zeit durchzuatmen, dieser Bruch ist genial umgesetzt. Mit der Pause wird die Aufmerksamkeit sofort wieder auf die Musik gezogen und man kann gar nicht anders, als auf die Boxen starren und warten, bis diese wieder anfangen zu zittern und Bierkrüge zum Platzen bringen. Flammen Der Schuld kommt mit ungreifbar tiefen Tönen daher und greift von unten an, obwohl sich der Song zum Mitschunkeln anbieten würde. Doch man soll gewarnt sein. Technisch einwandfreien Drums und unglaublich gefühlvolle Panflötenklänge, die mit zärtlichen Gitarren gekoppelt sind, bauen den Song zu einem richtigen Unterweltlied auf. Wo man dann denken könnte, tiefer kann es nicht gehen, wird man eines besseren belehrt, denn Gletscherbestie greift auch aus dem Hinterhalt an und kann in voller Länge überzeugen. Der zweitlängste Track auf dem Album wird fast schon hypnotisierend – Burzum ähnliche Klänge kommen auf einen nieder und eine gewisse Wärme, vielleicht auch eine gewisse Nostalgie macht sich breit. Vor allem bleibt dieser Song einem sofort im Ohr, da er diesen monotonen Filosofem Charakter mit sich bringt. Man muss sich nur darauf gefasst machen, dass der Song kurzfristig eine drastische Stiländerung mit sich bringt. Hier wird am meisten deutlich, was Herbstschatten unter Post Black Metal verstehen. Gitarren, die einen Sprecher begleiten, sind kein typisches Black Metal Element, aber es funktioniert. Es macht den Song zu etwas Besonderem und bringt den Black Metal in eine Richtung, die sich lohnt, erneut neu zu entdecken. Um dem Ganzen jetzt ein rundes Ende zu verleihen, widmen wir uns noch Hingabe. Mit knapp über zehn Minuten ist das der längste Song auf der Scheibe und dieser lohnt, ihn sich noch anzuschauen. Man darf vorwegnehmen, dass der E-Bass hier die bedeutendste Rolle spielt. Unglaublich monotone, aber dennoch kräftige Klänge geben dem Lied die nötige Struktur. Bass Liebhaber kommen hier also voll auf ihre Kosten, ebenso wie Drum-Fans. Nici und Alex liefern hier ein unglaubliches Zusammenspiel, was einen einfach nur in die Knie zwingt. Da stellt sich jetzt nur die Frage, wie viele Drumsticks dabei ihr Leben gelassen haben oder welche Saiten nun in Ruhe ihren Frieden suchen, denn so wie gespielt wird, was einfach bewundernswert ist, kann das kein gutes Ende gefunden haben. Es geht nach dem Motto: Wenn nicht heute, wann dann? Jegliche restliche Energie wird in dieses Lied gesteckt. Technisch auf höchstem Niveau wird gezeigt, das Black Metal auch viel Technik bedeutet und mehr ist als nur die Preisung Satans.