Artist: Hiraes
Herkunft: Deutschland
Album: Dormant
Spiellänge: 45:40 Minuten
Genre: Melodic Death Metal
Release: 26.01.2024
Label: Napalm Records
Link: https://www.facebook.com/hiraes.official/
Bandmitglieder:
Gesang – Britta Görtz
Gitarre – Oliver Kirchner
Gitarre – Lukas Kerk
Bassgitarre – Christian Wüsten
Schlagzeug – Matias Blässe
Tracklist:
1. Through The Storm
2. We Owe No One
3. Undercurrent
4. Chance To Fail
5. About Lies
6. Come Alive
7. Ocean Child
8. Nightflight
9. Red Soil
10. Dormant
Die Geschichte von Hiraes ist im Grunde schnell erzählt. Nach der Auflösung von Dawn Of Disease holte sich die deutsche Kapelle Britta von Critical Mess bzw. Ex-Cripper mit ins Boot und ruderte weiter, nun eben unter anderem Namen. So schrieb man schnell neues Material und brachte dann auch gleich das Album Solitary im Jahre 2021 heraus. Danach ab in den Proberaum und zusammen neue Songs kreieren. Und nun also Album Nummer zwei.
Bei melodischem Death Metal muss man natürlich immer, zumindest ist es bei mir so, an Schweden denken. Diese Art hat ja jahrelang die Szene geprägt und Bands wie In Flames, Dark Tranquility, Gates Of Ishtar oder auch At The Gates hervorgebracht.
Die Instrumentalisten hier sind aber ja mit der Vorgängerband Dawn Of Disease schon andere Wege gegangen, und auch das Vorgängeralbum von Hiraes namens Solitary hat dem melodischen Death Metal andere Einflüsse hinzugefügt.
Der Opener Through The Storm verdeutlicht gleich zu Beginn, dass man diese eingeschlagene Marschrichtung beibehalten möchte. Nach einem kurzen Intro, welches von Synthies erzeugt wurde, legt man sich gleich ordentlich ins Zeug. Nach kurzer Zeit leitet Britta die Geschichte ein und die genrefremden Geräusche werden weiter verwendet. Im Midtempo treibt man vorwärts, um dann einen geilen, melodischen Part zu produzieren. Kurzes Geballer mit einem Solo und da geht er hin. Und so bleibt man absolut bangfähig im melodischen Gewässer. Die Hauptmelodie bleibt absolut hängen. Nach einem Break erschallt ein recht fixer Death-Metal-Part, man lässt ein Solo folgen und man baut den Song so ganz langsam wieder auf. Nun erwartet man einen weiteren melodischen Part. Dieser kommt auch, aber erst später, denn vorher blastet man alles kurz und klein, am Ende ebenfalls kombiniert mit einem fiesen Scream.
We Owe No One folgt und zeigt, dass man dann doch auch in schwedischen Gewässern unterwegs ist. Der Refrain-Part ist sehr eingängig, aber auch hier erreicht man es, sehr eigenständig zu klingen und schafft eine feine Melange zwischen Brutalität und melodischen Elementen. Hinzu kommt der variable Gesang. Am Ende macht man dann auch nicht vor Synthie-Klängen halt und präsentiert sich offen.
Hiraes machen irgendwie ihr eigenes Ding und schaffen zum Beispiel bei Undercurrent auch eine melancholische Grundstimmung. Natürlich steht auch hier die Melodie im Vordergrund bzw. die Melodien. Der Einsatz von cleanem Gesang passt, weil dieser gezielt eingesetzt wird. Nicht unbedingt mein Fall, aber als Gegenpart zum krassen Scream-Gesang ist das schon gut gemacht. Ansonsten groovt und drückt man sich gut durch den Song. Die Drums zwingen einen förmlich dazu, den Kopf rauf und runter zu bewegen. Das groovende, druckvolle und zugleich melodische Ende des Songs ist echt nur geil.
Auch Chance To Fail hat diese schwedische Inspiration. Treibend geht man vorwärts und man fühlt sich ein wenig an die Neunziger erinnert. Ja, das schockt und auch bei Ocean Child oder Nightflight geht man diesen Weg.
Dass Hiraes eine große Bandbreite haben und dann doch eigene Wege beschreiten, hört man gut beim Song Red Soil. Hier stellt man sich sehr breit auf und beginnt sehr bedrückend, verwendet Spoken Words und greift dann mit einem Blast Beat die Gehörgänge an. Ansonsten ist der ganze Song irgendwie beklemmend mit guten Ideen. Zum Beispiel spielt die Klampfe nur auf Anschlag, der Doublebass ballert schnell durch und Britta growlt rhythmisch dazu. Krasser Song, den man durchaus öfter hören sollte. Zwar geht man auch hier melodisch zu Werke, aber das Augenmerk ist dann schon auf die Brutalität gerichtet.
Der Einsatz von elektronischen Samples, wie zum Beispiel bei dem Song Dormant und dann der Übergang zu einem Knüppelpart mit anschließender Melodie ist das, was ihnen immer wieder sehr geil gelingt.
Dormant ist ein intensives und eigenständiges melodisches Ungewitter.