Ian Gillan – Ian Gillan & The Javelins

“Hier wird Zeitgeschichte erhörbar gemacht!“

Artist: Ian Gillan & The Javelins

Herkunft: London, England

Album: Ian Gillan & The Javelins

Spiellänge:  44:26 Minuten

Genre: Boogie Woogie, Pop, Soul, Country Rock’n’Roll

Release: 31.08.2018

Label: earMusic

Links: http://www.gillan.com
http://www.ear-music.net

Bandmitglieder:

Gesang – Ian Gillan
Gitarre – Gordon Fairminer
Gitarre – Tony Tacon
Bass – Tony Whitefield
Schlagzeug – Keith Roach
Piano – Don Airey (Gast)

Tracklist:

  1. Do You Love Me
  2. Drem Baby (How Long Must I Dream)
  3. Mamphis, Tennessee
  4. Little Egypt (Ying-Yang)
  5. High School Confidential
  6. It’s So Easy!
  7. Save The Last Dance For Me
  8. Rock And Roll Music
  9. Chains
  10. Another Saturday Night
  11. You’re Gonna Ruin Me baby
  12. Smokestack Lightnin’
  13. Hallelujah I Love Her So
  14. Heartbeat
  15. What I’d Say
  16. Mona (I need You Baby)

Wer kennt ihn nicht, Ian Gillan, den Sänger der erfolgreichsten Hard Rock Band Deep Purple, der sich mit Child In Time, Smoke On The Water, Strange Kind Of Woman, als Jesus Christ Superstar oder mit Black Sabbath unsterblich machte? Da dürfte es nicht viele geben. Vielleicht ist nicht jedem der Name bekannt – aber wenn die Stimme ertönt, dann ist sofort das „Ah ja, der“-Gefühl da. Nun hat dieser Ausnahmesänger bereits seinen 73. Geburtstag hinter sich gebracht und vielen dürften die Wurzeln von Ian Gillan unbekannt sein. Aufgewachsen in einer musikalischen Familie, fand er schon früh bei den Moonshiners einen Platz. Das hielt aber nur kurz und so wechselte er zu den professionelleren The Javelins. Wie es damals so üblich war, wurden die großen amerikanischen Stars nachgesungen aber mit eigenen Interpretationen. Heute nennt man das covern. So spielten die Javelins neben Songs von Chuck Berry, Buddy Holly und Sam Cooke auch Stücke von Howlin‘ Wolf den Drifters oder auch Jerry Lee Lewis – eben alles, was die Jugend hören wollte und zum Tanzen animierte. In dieser Zeit lernte Ian Gillan seine Stimme kennen, und als dann 1969 der Wechsel zu Deep Purple anstand, war diese dann so geformt, wie die Anhänger sie lieben. Über die Zeit bei Deep Purple wollen wir hier aber nicht näher eingehen, denn die dürfte relativ bekannt sein, zumindest ab der klassischen Mark II Konstellation.

Die nun hier vorliegende Platte beinhaltet eine Setlist der Javelins, wie sie in den frühen 60ern, genauer gesagt aus 1963, gespielt haben. Das Besondere ist auch, dass alle hier vertretenen Musiker, bis auf Don Airey, die Originalrecken der damaligen The Javelins sind. Nun haben sich die Karrieren der Einzelnen unterschiedlich entwickelt, und nicht alle sind so erfolgreich geworden wie Ian Gillan. Als dann die Idee reifte eine neue alte Platte zu machen, waren alle begeistert. So kann der Spirit der frühen 60er wiederbelebt werden. In nur vier Tagen wurden dann die Aufnahmen in Deutschland durchgezogen und erlaubt waren nur Mikrofone, Instrumente, Texte und die Erinnerungen an die alten Zeiten. Was daraus geworden ist, kann sich hören lassen. Es handelt sich nicht um eine nostalgische, sentimentale Verherrlichung der frühen Sechziger, sondern schon um eine Darstellung dessen, was die Javliners damals waren. Eine Band, die Spaß an dem hatte, was sie gemacht und verkörpert hat und genau dieses Gefühl können sie hier transportieren.

Es ist müßig, sich hier über die Qualität der einzelnen Songs auszulassen. Was hier abgeliefert wird, ist weder Hard Rock, noch Rock, geschweige denn Metal. Es wird der Zeitgeist der Early Sixties und ein nicht unerhebliches Kapitel in der Vita von Ian Gillan transportiert. Deshalb gehe ich auch nicht auf die einzelnen Songs ein, sondern betrachte nur das Gesamtwerk und das, was damit erreicht werden soll.

Ich bin seit 1971 Fan von Deep Purple und beschäftige mich auch gern mit deren Wurzeln. So sammele ich viele Dinge, die aus der vor Purple Zeit stammen, und versuche auch immer frühe Werke der einzelnen Mitglieder zu bekommen. Das ist nicht immer leicht, da viele Tonträger nicht mehr erhältlich sind (es gab oftmals nicht mal welche) oder zu horrenden Preisen gehandelt werden. Sowieso wurden Platten in der damaligen Zeit nur selten aufgenommen, da die kleinen Bands sich ihre Lorbeeren mühsam live erspielten. Und da es nun diese Aufnahmen der Javelins gibt, auch wenn sie erst vor Kurzem eingespielt wurden, freue ich mich auf diese Scheibe, die es glücklicherweise auch als Vinyl Edition geben wird.

Nun ist es aber nicht die erste Scheibe der The Javelins, denn bereits 1994 wurde eine Platte produziert, die einen Querschnitt über das Schaffen der Javelins, auch ohne Gillan aufzeigen sollte. Die Jetzige ist sozusagen die Fortsetzung von Sole Agency And Representation, so der Titel der ersten Platte.

Dass diese jetzt erscheinende CD überhaupt realisiert werden konnte, ist auch der Plattenfirma earMusic zu verdanken, die dieses Stück musikalische Zeitgeschichte ermöglicht haben. Hier wird wohl eher eine kleinere Interessengemeinschaft bedient und nicht die breite Masse, die dann auch für volle Kassen sorgt.

Fazit: Wer hier technische Spielereien erwartet oder auch musikalisches Neuland von Ian Gillan, der wird enttäuscht. Wer hier ein Stück Vergangenheit und die frühen Jahre der Entstehung eines Ausnahmesängers erwartet, wird belohnt. Wer sich für die Roots einzelner Musiker interessiert, dürfte hier fündig werden. Da es sich hier um Coverversíonen handelt, ist man musikalisch mit den originalen Interpreten natürlich besser bedient.

Anspieltipp: Alle
kay l.
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