Iron Maiden – Nights Of The Dead – Legacy Of The Beast, Live In Mexico City

Es gibt Metalbands und es gibt Iron Maiden

Artist: Iron Maiden

Herkunft: London, England

Album: Nights Of The Dead – Legacy Of The Beast, Live In Mexico City

Spiellänge: 100:58 Minuten

Genre: Heavy Metal, NWOBHM

Release: 20.11.2020

Label: Warner / Parlophone

Link: www.ironmaiden.com

Bandmitglieder:

Gesang – Bruce Dickinson
Gitarre – Adrian Smith
Gitarre – Dave Murray
Gitarre – Janick Gers
Bassgitarre, Keyboard – Steve Harris
Schlagzeug – Nicko McBrain

Tracklist:

  1. Churchill’s Speech
  2. Aces High
  3. Where Eagles Dare
  4. 2 Minutes To Midnight
  5. The Clansman
  6. The Trooper
  7. Revelations
  8. For The Greater Good Of God
  9. The Wicker Man
  10. Sign Of The Cross
  11. Flight Of Icarus
  12. Fear Of The Dark
  13. Iron Maiden
  14. The Number Of The Beast
  15. The Evil That Men Do
  16. Hallowed Be Thy Name
  17. Run To The Hills

Es ist angerichtet: Die größte Heavy Metal Band des Universums serviert uns eine unvergessliche Liveplatte mit dem Titel Nights Of The Dead – Legacy Of The Beast, Live In Mexico City. Die Rede ist natürlich von Iron Maiden – von wem bitte sonst? Bruce Dickinson ist eine lebende Legende und führt sein immer noch wildes Rudel an. Adrian Smith, Dave Murray und Janick Gers, das teuflischste Gitarrentrio aller Zeiten, hat noch immer nicht genug. Mit im Schlepptau: Steve Harris und der immer verrückte Schlagzeuger Nicko McBrain. Wie sehr lieben Iron Maiden Fans dieses Line-Up, welches seit 1999 Gott sei Dank keinen Wechsel mehr vollzogen hat?

In einem Gespräch vor wenigen Tagen hat ein renommierter Metal Redakteur gesagt, wenn er eins bereut, dann zu wenig Fan gewesen zu sein und immer professionell seine Kreise gezogen zu haben. Da hat der Mann absolut recht, nur weil man Nights Of The Dead – Legacy Of The Beast, Live In Mexico City zum Rezensieren vorgelegt bekommt, darf man dann kein ehrlicher Fan sein, der vielleicht noch kritischer das Schaffen seiner Idole begutachtet? Die Spannung steigt, die Hände werden schwitzig, das Intro Churchill’s Speech läuft. Im gleichen Atemzug kommen mir die Gedanken: „Fuck, die Show hätte im Juni auch schon in Bremen laufen sollen.“ Wie lange halten unsere gealterten Idole noch durch und wann verpisst sich dieses Scheiß Corona endlich, damit wir die Sause wenigstens 2021 nachholen können? Egal, weiter im Programm. Nanu, im Anschluss der ersten Klänge klingt Aces High vergleichbar steril zur En Vivo oder Rock In Rio. Mit Where Eagles Dare und 2 Minutes To Midnight verfliegt dieses Gefühl in Windeseile und man hört wie gewohnt die Fans, die wie eine Mauer hinter der Combo stehen. Im Vergleich zur letzten Liveplatte aus dem Jahr 2017 mit dem Titel The Book Of Souls: Live Chapter hat Legacy Of The Beast diverse Punkte im Set umgestellt. Die Evergreens einer jeden Maiden Show bleiben erhalten, keine Panik, anders geht es bei den Briten auch gar nicht. Bei der Hitbreite könnten sie auch 200 Minuten zocken. Die angebotenen 100 Minuten in Mexiko erzeugen permanent Gänsehaut. The Clansman und The Trooper knacken endgültig unsere Freunde in Mexico City. Richtig geil die trabenden Riffs von Revelations, die vom Publikum noch mal gepusht werden. Bruce mit seiner erfolgreich überstanden Kehlkopfkrebs Erkrankung lässt nichts anbrennen. Heiß wie zu seiner ersten Maiden Phase setzt er abermals ganz neue Maßstäbe. For The Greater Good Of God legt steil für The Wicker Man vor. Laut aufgedreht müssen die Nachbarn die himmlischen Klänge wohl ertragen.

Your time will come, your time will come
Your time will come, your time will come

Das geht runter wie Öl, vor allem in dieser schweren Zeit. Unsere Tage werden wiederkommen, wo wir laut dem Heavy Metal huldigen dürfen. Solange haben wir Nights Of The Dead – Legacy Of The Beast! Dem langen Sign Of The Cross folgt das kurze Intermezzo Flight Of Icarus. Es kommt mir vor, als wäre es heute – vor fast zwanzig Jahren, im Alter von gut 15 Jahren, drang das Stück erstmals in meine Ohren. Wer ist das? Mein Kumpel sagt zu mir, das ist Flight Of Icarus von der besten Band der Welt Iron Maiden. Ich meine, der Kerl ist drei Jahre älter, der muss wohl recht haben, dachte ich mir als junger Bengel und er hatte recht. Seitdem begleiten mich die NWOBHM Heros fast jeden Tag.

Die emotionalen Stellschrauben werden weiter gestellt. Fear Of The Dark setzt jeder guten Liveperformance die Krone auf. Wie unglaublich prägnant ist der Anfang, wie treu gehen die Anhänger bei jeder Show dazu ab? Wer es einmal erlebt hat, kann und möchte es nicht mehr missen. Der Sound von Nights Of The Dead wurde perfekt abgemischt, dass eben Stücke wie Fear Of The Dark oder Iron Maiden nur gewinnen können. Die Kombi aus Livefeeling, Klangstruktur der Protagonisten und dem Gesang von Bruce Dickinson macht diese Veröffentlichung zur wohl stärksten Liveplatte. Gegen Rock In Rio möchte ich persönlich sie nicht eintauschen müssen, aber im Vergleich zu En Vivo oder The Book Of Souls: Live Chapter zieht sie nicht den Kürzeren. Erben kann man die siebzehn Klassiker als 2CD-Digipack, 2CD Deluxe Hardcover-Buch oder als Schwarze Heavyweight-Triple-LP. Digital ist ebenso möglich, nur derjenige, der noch was auf’s Auge braucht, wird die Formate DVD und Blu-ray vermissen.

Den Endspurt des Vierergespanns darf The Number Of The Beast einläuten. In meinem Geiste turnt Eddi über die Bühne und geht mit Adrian Smith ins ungleiche Duell. Die Live-Abstinenz in diesem Jahr hinterlässt Spuren. The Evil That Men Do darf niemals fehlen, die Atmosphäre kann man als episch bezeichnen – so auch in Mexiko. Iron Maiden lassen keine Haare trocken, keine Stimmbänder heile und vor allem schieben sie keinen künstlichen Film, sondern zelebrieren den wahren Old School Heavy Metal, wie ich ihn meinem kleinen Sohn schon auf die Ohren drücke. Sein Lieblingssong ist mit schmalen fünf Jahren – nur mal kurz angemerkt – Fear Of The Dark, kein schlechter Anfang. Da kann man als Vater doch stolz mit dem Kopf nicken. Last But Not Least das Gespann Hallowed Be Thy Name und Run To The Hills. Wie bei allen anderen Stücken braucht man über die Magie kein Wort mehr erwähnen: Dreht es laut auf und lasst euch durch diesen Winter tragen. Hoffentlich stehen wir nächstes Jahr gemeinsam bei Iron Maiden in Bremen oder sonst wo auf diesem Kontinent und können das Set live mit Haut und Haaren erleben.

Die letzten Etappen der Legacy Of The Beast European Tour 2021:

11. Juni                  Poge Narodowy, WARSCHAU, PL
13. Juni                Bürgerweide, BREMEN, DE
15. Juni                  Sinobo Stadium, PRAG, CZE
16. Juni                  Stadion Open Air, WIENER NEUSTADT, AT
19. Juni                  Olympic Stadium, BARCELONA, ESP
21. Juni                  Estadio National, LISSABON, PRT
24. Juni                  Sonic Park, BOLOGNA, IT
26. Juni                Mercedes-Benz-Arena, STUTTGART, DE
27. Juni                  Sportpaleis, ANTWERPEN, BEL
30. Juni                Waldbühne, BERLIN, DE
03. Juli                   Ullevi Stadium, GÖTEBORG, SWE
08. Juli                 Rhein-Energie-Stadion, KÖLN, DE
10. Juli                    Gelredome, ARNHEM, NL
11. Juli                     La Defense Arena, PARIS, FRA

Iron Maiden – Nights Of The Dead – Legacy Of The Beast, Live In Mexico City
Fazit
Abschließend ganz nüchtern und distanziert betrachtet, ziehen Iron Maiden nicht blank. Ein schwaches Konzert ist nicht vorstellbar, geschweige denn ein Auftritt, der dann noch für alle Fans in diesem Sonnensystem zugänglich gemacht wird. Emotional kommt es rein vom Klang her an die Rock In Rio heran. Die Qualität, wie schon erwähnt, lässt überhaupt keine Wünsche offen. Ohne lange überlegen zu müssen, dürften die Briten mit Nights Of The Dead - Legacy Of The Beast das Livealbum des Jahres servieren. Wer da 2020 gegen ankommen soll, wäre mir ein Rätsel. Fans mobilisiert eure Familien: Es gibt kein besseres Weihnachtsgeschenk, als diese Aufnahmen aus Mittelamerika. Gut - außer Bruce kommt mit der Band zu euch nach Hause, das dürfte es dann doch noch toppen.

Anspieltipps: Flight Of Icarus, The Evil That Men Do und Run To The Hills
René W.
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