Laibach – The Sound Of Music Tour 2019 – am 27.02.2019 im Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt am Main

„Laibach – The Sound Of Music Tour 2019 – am 27.02.2019 im Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt am Main“

Band: Laibach

Ort: Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, 60316 Frankfurt am Main

Datum: 27.02.2019

Kosten: 40,50 Euro, 42 Euro AK

Genre: Techno, EBM, Post Industrial, Post Punk, Avantgarde

Besucher: ca. 450

Veranstalter: Mousonturm Frankfurt am Main (https://www.mousonturm.de)

Link: https://www.mousonturm.de/events/laibach/

Setliste:

Act 1: The Sound Of Music

1. The Sound Of Music
2. Climb Ev’ry Mountain
3. Do-Re-Mi
4. Edelweiss
5. My Favorite Things
6. The Lonely Goatherd
7. Sixteen Going On Seventeen
8. So Long, Farewell
9. Maria/Korea
10. Arirang

Intermission

Act 2: Laibach Revisited

1. Mi Kujemo Bodočnost
2. Smrt Za Smrt
3. Nova Akropola
4. Vier Personen
5. Krvava Gruda – Plodna Zemlja
6. Ti, Ki Izzivaš
7. Sympathy For The Devil (Zugabe)
8. The Coming Race (Zugabe)
9. Surfing Through The Galaxy (Zugabe)

Heute steht für mich etwas ganz Besonderes an: Laibach!!! Laibach, das avantgardistische Künstlerkollektiv aus Slowenien steht schon ewig auf meiner To Do Liste! Meist habe ich sie verpasst, weil ich erst erfuhr, dass sie in meiner Nähe unterwegs sind, als sie schon durch waren.

Laibach repräsentieren den musikalischen Teil des interdisziplinären Kunstkollektivs Neue Slowenische Kunst (NSK), welches sie 1984 gemeinsam mit der Malergruppe IRWIN und der Theatergruppe Gledališče Sester Scipion Nasice (später: NOORDUNG) begründeten.

Mit dem Namen Laibach, welcher der deutsche Name des im titoistischen Jugoslawien unerwünschten Namens der slowenischen Hauptstadt Ljubljana ist, und dem gleichzeitigen provokanten Gebrauch unterschiedlichster ideologischer, politischer und religiöser Symbolik schufen die Musiker bewusst Reibungspunkte mit der Politik. Auch heute spalten / irritieren / provozieren sie noch ungemein.

Dieses Mal verpasse ich Laibach nicht! Früh genug um die Akkreditierung gekümmert und heute ab nach Frankfurt. Im Künstlerhaus Mousonturm war ich vorher noch nie. Das Mousonturm ist ein toll hergerichtetes Künstlerhaus, welches sich der speziellen Kunst / dem Theater widmet. Heute Abend ist es die Avantgardegruppe von Laibach, die hier im Mousonturm einen würdigen Veranstaltungsort findet.

Früh genug angekommen bleibt noch genügend Zeit mit Kumpel Josef ein Erfrischungsgetränk im toll hergerichteten Vorraum zu nehmen. Die Türen zur Venue sind noch verschlossen. Wir schauen uns schon einmal am Merchstand um, der allerlei zu bieten hat. Die Fans, teilweise Laibach like uniformiert und jeder Altersklasse angehörig, decken sich am heutigen Abend gut am Merchstand ein.

Auch ich muss unbedingt das am Stand liegende goldene Vinyl mitnehmen und bekomme es auf meine Bitte hin von der Band noch signiert!!! Ganz tolle Fannähe. Vielen Dank noch an das nette Mädel am Merchstand, die dies mit der Band arrangiert hat.

Zudem bekomme ich einen Stempel in mein Laibach Parteibuch, welches ich bei der limited Edition von Spectre (Mein Gott, das ist ja auch schon von 2013) damals dazubekam. Ich bin jetzt stolzes und offizielles Partisanen Mitglied. Am Merchstand kann man dieses Parteibuch ebenfalls für 10 Euro erwerben. Ich treffe dort auf einige Parteimitglieder, die teilweise bereits eine Menge Stempel (Konzertbesuche) in ihrem Parteibuch haben.

Bei der aktuellen Tour handelt es sich um die The Sound Of Music Tour, einer Musik Adaption des gleichnamigen Filmmusicals von 1965 der Komponisten Rodgers / Hammerstein. Mit diesem Opus haben Laibach bereits im August 2015 den Imperator von Nordkorea Kim Jong-Un und ein ausgewähltes Publikum beglücken dürfen.

Kurz vor acht Uhr dürfen wir dann vom Vorraum in den Innenraum, der sich recht gut füllt. Wegen der Fotos nehme ich direkt vor der Bühne Stellung. Einen Fotograben gibt es nicht. Die Fans sind alle sehr gut drauf und so gibt es keine Probleme, dass ich von ganz vorne Fotos machen kann. Trotz meiner fast 2 Meter beschwert sich niemand. Das Blöken von Schafen, das Muhen von Kühen und Geräusche anderer Tiere ist vom Band zu vernehmen, bevor ein Streicherintro das Erscheinen der Band ankündigt.

Die Musiker von Laibach betreten unter großem Applaus die Bühne. Die schwedische Sängerin Marina Mårtensson, die den weiblichen Part ebenfalls auf dem Tonträger von The Sound Of Music übernommen hat, wird von den Scheinwerfern angestrahlt. Irgendwie erstrahlt sie regelrecht, während sie die Songs mit ihrer tollen, butterweichen und hellen Stimme anstimmt. Sänger Milan Fras erscheint als Letzter auf der Bühne, heute in einem langen weißen Gewand zur Kopfhaube. Sein tiefer, brummender Sprechgesang ist völlig konträr zur hellen Stimme von Marina Mårtensson. Diese Kombination ist wirklich ein Wahnsinnserlebnis.

  

Die erste Dreiviertelstunde steht ganz im Zeichen des Albums. Marina Mårtensson steht dort oben züchtig, tüchtig in einer bis zum Halse verschlossenen Tracht. Sie wirkt unnahbar und gibt ihr Allerbestes zu Songs, nein ich sage jetzt einmal Liedgut wie Edelweis, My Favorite Things oder Do-Re-Mi, während Milan Fras gekonnt dazu brummt und sich einem vor Verzückung die Nackenhaare sträuben. Am Schluss des ersten Teils sehen wir beim koreanischen Traditional Arirang auf der Videowand im Hintergrund eingespielt Boris Benko, der ebenfalls auf der Albumaufnahme von The Sound Of Music zu hören ist. Während der ersten fünfundvierzig Minuten sehen wir auf der Videoleinwand während der Performance der Songs Naturaufnahmen und koreanische Szenen inklusive einer Aufnahme der Volksarmee Nord Koreas.

  

Dann ist erst einmal Pause. Wir können noch mal in den Vorraum und ein Getränk kosten. Die Pause wird fünfzehn Minuten dauern, das zeigt auf jeden Fall der rückwärts laufende Timer auf der Videowand auf der Bühne an.
Waren die ersten fünfundvierzig Minuten der leichten, beschwingten Musik zugeneigt, so wird es nun in der zweiten Hälfte des Konzertes richtig heftig. Denn es sind Werke aus der Frühphase von Laibach angesagt. Das ist schon ein irrer Kontrast.

  

Heftiger Industrialsound ist angesagt. Songs wie Mi Kujemo Bodočnost, Nova Akropola oder Ti, Ki Izzivaš aus den Frühwerken werden dargeboten. Die Fans sind jetzt schlichtweg aus dem Häuschen. Vor mir tickt eine mir unbekannte rothaarige Dame regelrecht aus. Sie ist total happy vor lauter Freude. Sie drückt mich und gibt mir einen dicken Kuss auf die Wange mit den Worten: „Das ist so geil hier – Wahnsinn!“ Ja, stimmt auf jeden Fall!

Bei den Songs des zweiten Teils der Setlist laufen auf der Videowand Sequenzen ab, die den Schrecken von Krieg und Gewaltherrschaft zeigen. Bei dem Song Vier Personen erscheinen zwischen den apokalyptischen Reitern Philosophen und Staatsführer aus Geschichte und Gegenwart auf der Videoleinwand.

  

Als Zugabe gibt es das Rolling Stones Cover Sympathy For The Devil. Putin, der russische Präsident, lächelt uns bei diesem Cover von der Videowand aus an. Ich denke einmal, dies nur stellvertretend, denn da hätten uns noch einige andere Trumpeltiere anlächeln können. Marina Mårtensson, die beim zweiten Teil logischerweise nicht auf der Bühne war, kommt wieder auf die Bühne und gibt zum Song das Ihre dazu. Extrem geil! Sie hat nun auch nicht mehr die Haare streng zusammengefasst, sondern trägt eine sexy ausufernde Lockenpracht.

Sie performt anschließend The Coming Race vom Iron Sky Soundtrack, als wäre sie die jüngere Schwester von Shirley Bassey. Sex pur, die Fans können es kaum fassen!

  

Zum Schluss der drei Zugaben gibt es noch die Country Nummer Surfing Through The Galaxy. Milan Fras trägt dabei einen großen weißen Cowboyhut über seinem Tuch. Milan Fras hat übrigens während des zweiten Teils des Konzertes den weißen Kittel gegen einen grauen Anzug getauscht. Marina Mårtensson spielt eine akustische Gitarre während Surfing Through The Galaxy. Jetzt will sie wohl Dolly Parton Konkurrenz machen.
Mit „Make Earth Great Again“ in Anspielung auf Trumps „Make American Great Again“ verabschiedet sich Milan Fras mit den anderen Musikern von Laibach beim Frankfurter Publikum.

  

Fazit: Das war mehr als Great! Kein reines Konzert sondern Video- und Audiokunst auf allerhöchstem Niveau, einer Band, die Ihresgleichen sucht! Laibach muss man unbedingt mal live erlebt haben! Nein, falsch – die werde ich mir immer wieder anschauen, wenn sie in meiner Nähe sind! Make Laibach great again – quatsch: Laibach, the Greatest!!!