Artist: Letzte Instanz
Herkunft: Deutschland
Album: Ehrenwort
Spiellänge: 49:28 Minuten
Genre: Brachialromantik, Deutschrock
Release: 29.10.2021
Label: AFM Records
Link: https://www.letzte-instanz.de/
Bandmitglieder:
Gesang – Holly Loose
Gitarre – Bernie Geef
Violine – M. Stolz
Bassgitarre – Michael Ende
Cello – Benni Cellini
Schlagzeug – Andy Horst
Tracklist:
- Ehrenwort
- Entzündet Die Feuer
- Du Bist Nicht Verloren
- Unsere Fahnen
- In Deiner Spur
- Illusion
- Retter Der Träume
- Meine Welt
- Santa Aurelia
- Vogelfrei
- Fels In Der Brandung
- Bis Zum Letzten Tag
- Zeig Uns Dein Licht
Lange ist es her, dass ich mich mit der Letzten Instanz beschäftigt habe. Tatsächlich habe ich bei meiner Recherche zum neuen Album gemerkt, dass ich seit Götter Auf Abruf aus 2003 diese Band gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Nun habe ich beschlossen, dieses Review zu schreiben und mich mal wieder mit alten Bekannten zu beschäftigen. Wohl wissend, dass wir alle älter geworden sind und uns auch garantiert verändert haben.
Jetzt könnte man meinen, ich vergleiche einfach die alten Sachen mit diesem neuen Material. Mancher würde dann die „Früher war alles besser“-Karte ziehen und sagen, das neue Material klinge nicht mehr nach der alten Band. Das Risiko besteht leider schnell, wenn man sich so lange nicht mit einer Kapelle beschäftigt hat. Das habe ich bewusst versucht zu vermeiden und habe mich von den alten Scheiben ferngehalten und nur die Neue gehört.
Mein Interesse stieg rasant an, als ich den Song Entzündet Die Feuer hörte und die Folge 44 unseres Time For Metal Podcasts: Leise War Gestern. Da war Rico (M.Stolz) zu Gast und gab ein paar schöne Einblicke aus seiner Perspektive auf die Band und das neue Album (hier nachzuhören).
Aber fangen wir doch mal mit dem Album selbst an. Gleich zu Beginn kommt mit Ehrenwort ein recht ordentliches Brett um die Ecke. Für den Nostalgiker in mir muss ich sagen, dass ich mich sehr über den starken Einsatz der Violine gefreut habe. Der Refrain geht auch gleich richtig ins Ohr und möchte dort am liebsten lange wohnen bleiben.
Und dann gleich der nächste starke Song hinterher. Entzündet Die Feuer war, wie gesagt, der Song, der mich neugierig gemacht hat. Auch hier finden sich alle Elemente, die für mich Letzte Instanz Songs früher ausgemacht haben, aber auch jede Menge Neues und hier sollen die Vergleiche von früher mit heute nun aber auch enden.
Du Bist Nicht verloren macht dann auch wieder Tempo, bevor dann Unsere Fahnen etwas Tempo rausnimmt. Ich finde, gerade bei diesen beiden Songs kommt eines der Kernthemen des Albums besonders gut zur Geltung. Zusammenhalt, der leider in unserer heutigen Gesellschaft etwas zu kurz kommt. Auch In Deiner Spur schlägt in diese Kerbe und wird dabei in meinen Augen zu einer wunderschönen, brachialromantischen Ballade.
Generell wird das Tempo ab diesem Punkt anders. Zwar nicht übermäßig langsam, aber schon deutlich ruhiger. Illusion und Retter Der Träume haben irgendwie ein eigenes Tempo.
Meine Welt öffnet dann mit einem Chor. Man kann sich streiten, ob so was in den Metal- und Rockbereich gehört, aber ich finde, es ist ein schönes Element, um in diesen nachdenklich machenden Song einzusteigen.
Santa Aurelia und Vogelfrei lassen die Verwandtschaft zu eher mittelalterlichen Bands erkennen. Und das, ohne den eigenen Stil irgendwie abzuschwächen.
Fels In Der Brandung geht gleich wieder in eine andere, eher klassische Rockrichtung und zeigt auf beeindruckende Art und Weise, wie wandelbar eine Band nach so langer Zeit noch sein kann, oder vielleicht auch eher, weil es sie schon so lange gibt?!
Bis Zum Letzten Tag macht dann noch mal richtig melancholisch, aber auch irgendwie hoffnungsvoll. Dieser Song ist für mich einer der kraftvollsten auf dem ganzen Album. Wenn er auch bestimmt nicht zur Hitsingle taugen würde. Da ist Zeig Uns Dein Licht bestimmt besser geeignet. Der letzte Song dieses Albums geht noch mal mehr nach vorne, auch wenn die Melancholie nicht ganz verschwindet.
Am Ende bleiben ein gutes Gefühl und ein wenig Melancholie übrig. Und für den geneigten Hörer eine kleine Frage. Ist das noch Metal im weitesten Sinne oder schon fast ein bisschen nah an Popmusik? Deutschsprachige Musik hat es da oft schon etwas schwieriger, die Grenzen klar zu definieren und spätestens, seitdem Bands wie Unheilig sehr erfolgreich wurden, muss man sich mit dem Gedanken beschäftigen. Und nun vergleiche ich mal mit früher. Ich habe das Gefühl, dass die Letzte Instanz es geschafft hat, deutschsprachige Ohrwürmer zu schreiben, die bestimmt auch außerhalb der Szene gut ankommen können. Aber ich sehe hier ganz klar immer noch die gleiche, großartige Musik meiner Jugend in den neuen Songs. Wenn der Härtegrad auch etwas sanfter ist als bei manch anderem, so ist es immer noch gute, ehrliche Musik.