Letzte Instanz – Ewig

“Brachial-Romantik meldet sich zurück“

Artist: Letzte Instanz

Album: Ewig

Spiellänge: 61:21 Minuten

Genre: Gothic/ Folk/ Rock

Release: 31.08.2012

Label: Drakkar Records

Link: http://www.letzte-instanz.de

Bandmitglieder:

Holly (Rainer Stefan Loose) – Gesang
Holly D. (Holger Lieberenz) – Gesang, Akustikgitarre
Oli (Oliver Schmidt) – Elektrogitarre
M. Stolz (Rico Schwibs) – Violine
Benni Cellini (Benni Gerlach) – Cello
Michael Ende – Bass
David Pätsch – Schlagzeug

Trackliste:

  1. Aeternitas
  2. Ewig
  3. Nur für uns
  4. Blind
  5. Regenbogen
  6. Wieder einmal rot
  7. Tausendschön
  8. Schwarzer Sand
  9. Et in arcadia ego
  10. Von Anfang an
  11. Wo das Meer….
  12. Schuld
  13. Unterwegs
  14. Sing!
  15. Mein Kind
LetzteInstanz-Ewig-cover-2012

Die Dresdner Formation Letzte Instanz beendet nach den bereits 2009 und 2010 erschienenen Alben Schuldig und Heilig nun ihre Trilogie von den dunklen und hellen Mächten, die sich auf dem Weg zur Liebe stets aneinander reiben. Der neue Silberling trägt dabei den vielsagenden Titel Ewig. Nach der vorausgegangenen Akustik-Scheibe Das weiße Lied wartet die gesamte Trilogie wieder verstärkt mit Rockelementen auf, obwohl alle drei Veröffentlichungen insgesamt textlastiger und ruhiger daherkommen als die früheren Werke von Letzte Instanz. Ewig kommt dabei jedoch am intensivsten rüber.

Bereits während des Openers Aeternitas wird die Verknüpfung der drei benannten Alben zu einer konzeptionellen Einheit mehr als deutlich. Das Stück beginnt zunächst sehr ruhig, mit nahezu kosmischen Klängen, wobei durch den Einsatz von Trommeln eine gehörige Spannung erzeugt wird. Das einzige Textelement ist ein dreifach rezitiertes – leicht abgewandeltes – Zitat von Oscar Wilde: „Jeder Schuldige hat eine Zukunft, jeder Heilige eine Vergangenheit … und das wird ewig so sein.“, wodurch die Thematik der Trilogie prägnant umrissen und die Neugier am Album geweckt wird.

Nahtlos geht das Ganze in den Titelsong Ewig über. Dieser präsentiert sich zunächst als traurige Ballade, was durch den Einsatz der Streicher unterstützt wird, entwickelt sich dann aber zu einer zunehmend kraft- und druckvollen Nummer, welche die Angst vor dem Tod thematisiert und dabei – philosophisch interessant – von einer Endlichkeit der Ewigkeit ausgeht.

Streicher und Akustikgitarre eröffnen bei Nur für uns einen mit treibendem Rhythmus versehenen, energiegeladenen Song, der durchaus zum Tanzen und aufgrund seines eingängigen Refrains zum Mitsingen einlädt. Damit ist es dem Produzententeam, bestehend aus Bandgitarrist Oliver Schmidt und Subway to Sally – Drummer Simon Michael, gelungen, den Livequalitäten von Letzte Instanz gerecht zu werden und diese angemessen auf CD einzufangen. Als ebenso erdige und tanzbare Rocknummern entpuppen sich Regenbogen, bei welchem die Streicher etwas hintergründiger bleiben, und Wieder einmal rot, welches gesanglich doch sehr stark an Eric Fish mit seinem Soloprojekt erinnert.

Etwas deplaziert inmitten dieses rockigen Dreiers wirkt hier Blind, welches zwar ebenfalls sehr druckvoll ausfällt aber aufgrund des Duettcharakters nicht über eine Pop-Rock-Nummer hinaus kommt. Der weibliche Gesangspart wird hier von Sotiria „Ria“ Schenk, der Frontfrau von Eisblume, beigesteuert.

Tausendschön ist – trotz des etwas melancholischen Themas – ebenfalls sehr druckvoll eingespielt und auch Holly Looses klarer, bestechender Gesang weiß zu überzeugen. Besonders gelungen ist hier außerdem die Verbindung von Streichern und nahezu brachialen Gitarren. Noch deutlich übertroffen wird das Ganze – zumindest, was die Wucht angeht – vom folgenden Schwarzer Sand. Dabei handelt es sich um eine eingängige, stampfende Gothic Metal-Nummer, bei welcher geniale Tieftöner zum Einsatz kommen, wodurch der Song sofort zum Moshen einlädt und deshalb unbedingt ins Liveprogramm aufgenommen werden sollte.

Mit Et in arcadia ego hat es sogar ein sehr düster gehaltenes, rein instrumentales Stück auf die Platte geschafft. Losgelöst von Holly Looses sonst recht dominantem Gesang durfte sich hier neben der Streicherfraktion auch David hinter der Schießbude so richtig austoben. Gefolgt wird dieses Stück von zwei balladesken Songs. Während es sich bei Von Anfang an um eine recht poppige Softrockballade handelt, die auch der Feder von Unheilig entsprungen sein könnte und die vor allem mit einem sehr einprägsamen Refrain ihre Radiotauglichkeit unterstreicht, ist Wo das Meer…. ein romantisch-melancholischer Song, der vor allem von schönen Akustikgitarren- und Streichermelodien getragen wird und gegen Ende durch deutlich kraftvollere Gitarren sogar noch an Dramatik zunimmt.

Bei den drei sich anschließenden Nummern geht es wieder vernehmlich rockiger zur Sache. Schuld ist ein unmissverständliches Statement gegen Krieg, was nicht nur textlich sehr eindringlich ist, sondern auch musikalisch regelrecht aufwühlt. Ebenso temporeich weht Unterwegs aus den Boxen, was angesichts der Thematik – das rastlose Suchen nach neuen Zielen auf dem Weg zu sich selbst – auch nicht verwundern kann. Beendet wird dieser Dreier von Sing!, einer krachenden Tanznummer, welche nicht nur Gothic-Fans begeistern dürfte.

Sehr melancholische Klänge einer Akustikgitarre unterstützt von schwermütigen Streichern leiten den Abschluss des Albums ein. Mein Kind ist eine wunderschön traurige Ballade, welche uns – gerade im Kontrast zu den vorangegangenen Songs – nochmals die enorme Vielschichtigkeit von Letzte Instanz beweist, auch wenn der Gesang hier erneut an Unheilig erinnert.

#

Fazit: Zwar fehlt Letzte Instanz auch beim letzten Teil ihrer Trilogie über weite Strecken die Unbeschwertheit und zum Teil auch die Spritzigkeit der frühen Alben, aber dennoch weiß Ewig zu überzeugen. Die Texte sind tiefgründig, die Gitarren klingen voller, der Gesang energiegeladener und auch die Streicher treten wieder mehr in den Vordergrund. Wunderbare, sanfte Melodien und harte Klänge wechseln sich ebenso ab, wie die diversen Genres (z.B. Rock, Folk, Gothic und Pop), die hier bedient werden. Vor allem aber überzeugt das gekonnte Zusammenspiel zwischen facettenreichen Streichern und brachialen Gitarren, sodass Letzte Instanz zu Recht eine eigene Genrebezeichnung für sich beanspruchen. Brachial-Romantik! Anspieltipps: Ewig, Schwarzer Sand, Sing!
Christian G.
8
8