Live! Child In Time, Deep Purple Cover Band, am 26.04.2019 in der Kieler Räucherei

Eventname: Live! Child In Time

Band: Child In Time

Ort: Räucherei, Kiel

Datum: 26.04.2019

Kosten: 10 € VK, 15 € AK

Genre: Hard Rock

Besucher: ca. 60 Besucher

Veranstalter: Räucherei Kiel

Links: http://www.childintime.de/band.html
https://www.facebook.com/citkiel/
https://www.raeucherei.org/

Setliste:

  1. Stormbringer
  2. Black Night
  3. Burn
  4. Maybe I’m A Leo
  5. Perfect Stran
  6. When A Blind Man Cries
  7. Pictures Of Home
  8. Any Fool You Know
  9. Never Before
  10. Child In Time
  11. Smoke On The Water
  12. Strange Kind Of Woman
  13. Lazy
  14. Into The Fire (Whole Lotta Love/Kashmir, Led Zeppelin Cover)
  15. Highway Star

Zugabe:

  1. Speed King
  2. Sometimes I Fell Like Screeming

Der heutige Abend gehört einer lokalen Band. Relativ kurzfristig haben wir uns entschieden, in der guten alten Räucherei Child In Time, wie der Name es vermuten lässt eine Deep Purple Tribute Band, zu besuchen. Der erst gestern eingeleitete Versuch eine Akkreditierung zu beantragen war erfolgreich und so stehen wir auf der Gästeliste. Bei der Ankunft sind zunächst nur wenige Gäste da und in der immerhin bis zu 500 People fassenden Location ist noch viel Platz. Ein Blick auf die Set list verheißt aber Gutes und so sind wir auch frohen Mutes. Auf der Bühne steht eine Hammond Orgel, die auch, das erfahren wir erst später, 2009 von Jon Lord im Kieler Schloss bei einem seiner letzten Konzerte gespielt wurde. Nostalgie pur.

Wie immer sind die Preise in der Räucherei moderat und nach dem Getränkefassen wird ein Platz an der Bühne eingenommen. Der Rundumblick zeigt doch eher gestandenes Publikum, das mit den Herren Gillan, Lord, Blackmore, Paice und Glover groß geworden sein dürfte. Um 20:20 Uhr betreten dann die fünf Musiker die Bühne und zeigen durch ihr Bühnenoutfit zumindest in einigen Fällen den Bezug zu den frühen Deep Purple. Es geht gleich mit Stormbringer los, und die ersten Takte versprechen schon einiges. Danach muss noch etwas an den Monitor-Boxen nachjustiert werden und als zweiter Song folgt Black Night. Über die Qualitäten der Songauswahl muss nicht allzu viel gesagt werden. Nach Burn, wie auch Stormbringer von der Mark III Ära, kommt mit Maybe I‘m A Leo ein erstes blueslastiges Stück. Der Sound ist jetzt auch gut und so können wir uns auch mehr um die Akteure auf der Bühne kümmern.

Im Hintergrund sitzt Nils Dawert an den Drums und spielt in bester Ian Paice Manier. Sein wuchtiges Spiel liefert mit Bassist Ufo Becker die notwendige Basis, auf der Gitarrist Matze Orliz zu glänzen weiß. An der Hammond Orgel sitzt Christian Muuß, der mit flinken Fingern den typischen Sound hervorruft. Dann ist da noch Arne Danklefsen, der mit seiner Stimme absolut überzeugt. Die anfänglichen Tonprobleme sind weg und so liefert er eine glänzende Performance. Man merkt allen den Spaß an dem Auftritt an und auch spieltechnisch ist da nichts auszusetzen. So kommen Perfect Strangers und Bloodsucker gut zur Geltung. Bei der Ballade When A Blind Man Cries beweist Arne, dass er nicht nur die schnellen und lauten Stücke beherrscht, sondern dass er auch sehr gefühlvoll singen kann. Das kommt gut an und wenn man die Augen zu macht, sieht man Ian Gillan förmlich vor sich. Nach dem folgenden rasanten Pictures Of Home wird eine Pause eingelegt. Was bis dato auffällt, ist die illusionäre Spielweise der fünf Akteure, die sich sehr nah am Original bewegt. Ab und an wird eine eigene Interpretation eingebunden, die aber durchweg passend ist. Immer wieder zeigt Matze an seiner weißen Stratocaster das Gefühl für die Stücke, und brilliert so an diesem Instrument. Der noch junge Sänger Arne zeigt dabei ein besonderes Gespür für die richtigen Töne und nur bei den Ansagen kommt der Kieler Slang deutlich zum Tragen. Das macht aber den Auftritt authentisch und rund.

Nach der Pause kommt ein eher unbekanntes Stück. Any Fool Know That von Abandon hat den Weg auf die Setlist geschafft. Nicht eins der besten Sachen von Deep Purple – aber so what. Das Hauptaugenmerk liegt zum Glück deutlich auf der Mark II Ära, als Werke wie In Rock, Machine Head oder Fireball entstanden. Nun wird das Bandnamen gebende Stück eingeläutet. Child In Time zeigen, dass sie Child In Time können. Das als Protestsong zum Vietnamkrieg geschriebene Stück wird hier in seiner dramaturgischen Komplexibilität präsentiert. Arne beherrscht die für diesen Song typischen hohen Schreie mühelos und demonstriert seine stimmliche Bandbreite. Was Gillan damals so unverwechselbar machte, erlebt hier eine Renaissance. Dazu kommt das hervorragende Duell zwischen Gitarre und Hammond Orgel, welches in orgiastischen Klangkaskaden endet und macht das zu dem Highlight des Abends. Leider spielt das Original diesen Titel schon seit Jahren nicht mehr, da verständlicherweise Ian Gillan nicht mehr so hoch singen kann. Hier wird es nun entsprechend zelebriert. Toll.

Es folgt eines der wohl berühmtesten Riffs ever und läutet den erfolgreichsten Song von DP ein. Smoke On The Water. Auch das anschließende Strange Kind Of Woman stammt aus dieser schöpferisch, so wertvollen Mark II Phase und nochmals können die Protagonisten voll überzeugen. Vor allem das Wechselspiel zwischen den hohen Gesangstönen und der Gitarre ist überzeugend. Eindeutig ist Matze an der Gitarre, wie damals der Mann in schwarz, Ritchie Blackmore, die initiale Kraft auf der Bühne. Aber auch Gegenspieler Christian liefert immer wieder beeindruckende Läufe auf der Hammond  Orgel ab. Das rundet das Gesamtbild gekonnt ab und lässt einen fast vergessen machen, dass es sich um eine Tribute-, bzw. Coverband handelt. Bei Lazy fangen zunächst nur die Instrumentalisten an. Arne ruht sich aus und erst später kommt sein Einsatz, der dann aber auch mit dem dazugehörigen Mundharmonikapart einhergeht.

So langsam nähert sich das Ende. Into The Fire, mit gelungenem Whole Lotta Love/Kashmir (Led Leppelin) Abstecher. Das können sie also auch, vielleicht mal über Led Zep Tribute nachdenken? Als Abschluss kommt nun das Höchstgeschwindigkeitsstück schlechthin. Highway Star, mit irren schnellen Fingern von Matze auf der Stratocaster, fährt nochmals alles auf, was Deep Purple so unverwechselbar machte. Damit endet der reguläre Teil. Das Kieler Publikum ist, sofern man das bei Kieler Publikum sagen kann, außer Rand und Band und fordert lautstark eine Zugabe. Diese wird mit Speed King und dem abschließenden Sometimes I Feel Like Screeming auch noch gern gegeben. Top.

Fazit: Child In Time ist eine würdige Deep Purple Cover Band, die dem Original sehr nahekommt. An der einen oder anderen Stelle werden eigene Interpretationen eingebunden, die aber immer passend sind. Die fünf Musiker haben Spaß an dem, was sie da fabrizieren und das merkt man. So muss eine Tribute Band rüberkommen, damit die heute leider nicht so zahlreichen Zuschauer super unterhalten werden. Hier wird für den schmalen Eintrittspreis ein ultimatives Liveerlebnis geboten. Das kann man sich ohne Abstriche immer wieder antun und die nächsten Auftritte sind bereits vermerkt. Nähere Infos dazu gibt’s auf der Homepage von Child In Time. Auf der diesjährigen Kieler Woche sind sie ebenfalls zu bewundern und dürften noch viel mehr Menschen erreichen. Prädikat: lohnenswert.