No One Is Illegal Tour 2019, Russkaja, am 25.04.2019 in der Hamburger Markthalle

Spacibo Russkaja für Hamburg

Eventname: No One Is Illegal Tour 2019

Headliner: Russkaja

Vorband: Kellerkommando

Ort: Markthalle, Hamburg

Datum: 25.04.2019

Kosten: 25 € VK, 29 € AK

Genre: Polkabeats, Ska Punk, Gypsy Punk, Folk Metal, Pop

Besucher: 900 Besucher

Veranstalter: Markthalle Hamburg

Links: https://www.russkaja.com/
https://markthalle-hamburg.de/
https://www.facebook.com/Kellerkommando/

Setlisten:

Kellerkommando:

  1. Berlin
  2. Nachbar
  3. Vogelfänger
  4. Hejo
  5. UGG
  6. Länder Und Gaaß
  7. Liebe Ist Nice
  8. Königreich
  9. Esmi + Maus
  10. Mondscheinbrüder

Russkaja:

  1. Intro
  2. Kosmopolit
  3. Love Revolution
  4. Hey Road
  5. Change
  6. Traktor
  7. No One Is Illegal
  8. Druschba (You’re Not Alone)
  9. Hometown Polka
  10. Here Is The News (Papa Got A Brand New Pigbag)
  11. Radost Moja
  12. Dobrij Abend
  13. Barada
  14. Wake Me Up (Avicii Cover)

Zugabe:

  1. Otets
  2. Pray (DJ Bobo Cover)
  3. Energia

Heute geht es mal zu Russkaja in die Markthalle. Diese Österreicher stehen für gute Laune Party Musik und deshalb freuen wir uns auf Mia Nova, Georgij Makazaria, Engel Mayr, die Brüder Rainer und H.-G. Gutternigg, Dimitrij Miller und Mario Stübler. Die im Vorprogramm auftretenden Kellerkommando kennen wir nicht, aber haben für neue Bands immer ein offenes Ohr. Die kurzfristigen Einlassprobleme sind schnell überwunden und so geht es in die noch spärlich besetzte Halle.

Pünktlich um 20:00 Uhr legen Kellerkommando los. Da sind wir doch etwas überrascht. Bereits der erste Song Berlin zeigt die Musikrichtung auf. Fränkische Volksmusik gepaart mir urbanen Beats. Sänger und Akkordeonspieler David Saam kann auch etwas rappen und sieht in seiner weiß-schwarzen Zebra Hose, dem schwarzen Hut und der roten Brille eher aus, als wenn er einen Auftritt in einer Comedy Show hat. Dazu die gelbe Quetschkommode, schon gewöhnungsbedürftig. Unterstützt wird er von den beiden Blechbläsern Stefan Schalanda und Ilja Khenkin, die an einigen Stellen mit polkaähnlichen Melodien aufwarten. Für den Rhythmus sind Bassist Sebastian Schubert und Drummer Joachim Leyh zuständig. Das ist ja insgesamt mal nicht so unseres. Die aus Bamberg stammenden Musiker versuchen das Publikum zu motivieren und bei dem Shanty De Hamborger Veermaster, besser bekannt als Banks Of Sacramento, wird auch schon mal mitgesungen. Im Verlaufe des Sets wird es besser und ab und an klappt die Interaktion bei einigen Songs ganz gut. Auch wird auf den Zug der Toleranz und Gleichheit aufgesprungen, welches ja auch das Motto der Russkaja Tour ist und das gilt auch für den armen Kölner Jung in der Band. Die Toleranz wird dann bei einer bayerischen Volksweise demonstriert und die Nachbarn haken sich ein und schunkeln kräftig mit. Das klappt erstaunlich gut. Mit dem Song Mondscheinbrüder, und natürlich auch Schwestern, endet der Support.

Da kaum Umbau notwendig ist, beginnt um 21:00 Uhr das Intro zu Russkaja, Drummer Mario erscheint als erster hinter seinem Kit. Es folgen die anderen Musiker und zunächst wird rein instrumental eröffnet. Dann taucht unter lautem Applaus Mia Nova auf und als Letzter kommt Georgij Makazaria auf die Bühne. Mit Kosmopolit von der aktuellen CD No One Is Illegal geht es los. Das kommt live noch viel besser rüber als auf der Platte. Das Publikum geht bereits gut mit, obwohl der Song noch nicht so prägnant ins Tanzbein geht. Auch bei Love Revolution, ebenfalls ein neuer Song, ist der Bewegungsdrang noch verhalten. Mit Hey Road geht es dann aber ab. Bereits danach entlocken die lauten Russkaja, Russkaja Rufe der Zuschauer Dimitrij ein erstes „Ihr seid verrückt“ von den Lippen. Und ab da ist kein Halten mehr. Es wird getanzt und gesprungen. Georgij versteht es, die Massen mit seiner positiven Art zu begeistern. Immer wieder bedankt er sich für die Unterstützung und das tolle Publikum. Dann kommt der altbewährte Song Traktor. Natürlich gibt es einen Verhaltenskodex und eine Mitte ist auch schnell gefunden. Dann geht es zu dem Polka-Ska Rhythmus rund, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Hier muss die Security genau hinsehen, denn beim Umkreisen der Mitte kann schon mal einer zu Boden gehen, was aber schnell mit Hilfe der anderen im Kreis Rennenden behoben werden soll. Da kommt die Halle schon mal ordentlich ins Schwitzen.

Der etwas an einen russischen Bären erinnernde Georgij hat sich inzwischen seiner Jacke entledigt. Nun wird es etwas politisch und eine gewisse Ernsthaftigkeit hält Einzug. Da die neue Platte auch sozialkritische Töne anspricht, wird hier ebenfalls für ein übergreifendes Miteinander und Toleranz geworben. No One Is illegal spielt auf die Flüchtlingsproblematik und die damit verbundenen Fremdenfeindlichkeiten an. Zum Glück währt dies nur kurz und nach dem thematisch dazu passenden Stück Druschba (You Are Not Alone), geht es mit der Hometown Polka und Here Is The News weiter. Dabei zeigt Georgij, dass er nicht nur russisch, sondern auch in mehreren Sprachen singen kann. Das Publikum wird aufgefordert mitzumachen und das lässt es sich nicht zweimal sagen. Der Frontmann von Russkaja hat seine Menge voll im Griff und die schnellen Geigentöne von Mia und die Bläsereinsätze der Gebrüdern Gutternigg lassen keinen mehr stillstehen. Der Saal dampft und des Sängers rotes Kaputzenshirt ist klitschnass. Immer wieder wird auch Engel Mayr in Szene gesetzt, der das eine oder andere beachtenswerte Solo hinlegt. Seine kuttenähnliche Jeansjacke, mit Iron Maiden und Slayer Patches verziert, lässt seine auch gern härtere musikalische Gesinnung erkennen. Dann darf das Publikum im Kollektiv rudern. So sitzen zig Menschen in der Mitte und ahmen Ruderbewegungen nach. Auch gemeinsames Springen geht und nachdem alle in die Hocke müssen, geht’s aufwärts in den Sprung. Das wird auf der Bühne vorgemacht und man ist verwundert, wie der kräftige Frontmann so leichtfüßig sein kann. Beeindruckend ist auch seine Beweglichkeit bei diversen Sidekicks und sonstigen an Kung Fu erinnernden Moves und Ausfallschritten.

Dobrij Abend und der Song über den Bart, auf Russisch Barrada, werden noch mal zum Anlass genommen wie wild zu Pogen und zu Moshen. Georgij wird es nicht müde zu erwähnen, wie geil das hier in Hamburg ist und das es der Wahnsinn ist, wie alle abgehen. Der charismatische Frontmann verströmt eine eigenartige Faszination, der sich keiner entziehen kann. Dazu die eher zierliche wirkende Mia Nova, die auf ihrer E-Geige für die folkloristischen Momente sorgt. Das ist schon eine gute Mischung. Drummer Mario Stübler und Bassist Dimitrij Miller sind dabei das Fundament, das für den festen Stand sorgt, auf dem sich die restlichen Musiker sicher bewegen. Nun bedankt sich Georgij bei allen Mitwirkenden, wie den Licht- und Tontechnikern auf und vor der Bühne. Die bekommen den wohlverdienten Applaus und Olga von der Wolga darf auch mal mit ins Rampenlicht, bevor das letzte Lied, Avinciis Wake Me Up ertönt. Eigentlich kann das Publikum schon nicht mehr. Es ist bisher eine schweißtreibende Veranstaltung, die aber noch mit den Zugaben Otets, Dj. Bobos Pray und Energia fortgeführt wird. Um 23:45 Uhr geht dann das Licht an.

Fazit: Erste Erkenntnis, auf die diesjährige Vorband hätte man getrost verzichten können. Zweite Erkenntnis, Russkaja sind ein Garant für gute Laune, Party und viel Bewegung. Die fetzigen Turbo Ska Polka Rock Songs, auch mit ernsten Zwischentönen, lassen einen einfach nicht stillstehen. Der Entertainer und Mastermind Georgij hat alle fest im Griff und so ist es kein Wunder, dass hier ein Kollektiv geschmiedet wird, das ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt hat und sich einfach begeistern lässt. Die eindeutige Stärke von Russkaja liegt in der Liveperformance und deshalb sind diese Konzerte immer eine Reise wert.